Archiv der Kategorie: Motivation

Hallel-Ensemble: Liedtexte

Nach dem Veröffentlichen meines Beitrags über das Hallel-Frauenensemble wurde ich gebeten, die Liedtexte der dort angeführten Lieder zu übersetzen – eine gute Idee, an die ich nicht gedacht hatte. Ich führe hier die Übersetzung der zwei Lieder, die ich im Beitrag erwähnt habe, zusammen mit den entsprechenden Videos, an. (Für das Video auf den Liedtitel klicken)


Moda(e) Ani (Ich danke)

(Text: Avi Ochayon, Musik: Asaf Tzeruya. Original: Omer Adam)

Ich danke jeden Morgen
Dass Du mir meine Seele zurückgegeben hast
Ich danke für das Kleid
Das Du mir auf den Körper gelegt hast
Damit ich nicht friere, denn Du gibst auf mich Acht

Ich danke jeden Morgen
Für das Licht, für mein ganzes Sein
Ich danke für das Brot
Das Du mir auf den Tisch gelegt hast
Dass ich nicht hungere, dass ich keinen Schmerz weiß
Für mein unendlich vieles Lächeln danke ich
Für alle meine Talente, für alle meine Lieder
All sie werde ich Dir widmen
Wisse, wisse, dass ich Dir danke

Refrain:

Ich rufe zu Dir, Dein Name ist groß, Dir rufe ich zu, Y-A
Deins ist mein Leben, Deins ist mein Herz und mein Dank
Dir rufe ich zu, Y-A, Dir rufe ich zu, Y-A

Ich danke jeden Morgen
Für meine Kraft, meinen Vater und meine Mutter
Ich danke für den Regen,
Den Du auf meine Felder gegeben hast,
Dass Du für die, die mich lieben, sorgst und mir mein Leben gabst
Für den Ruhetag danke ich
Für die Fülle, für den Segen und die Familie
Alles, was ich bin, bin ich dank Dir
Wisse, wisse, dass ich Dir danke

Refrain

"Lasst uns gehen und dem Herrn singen, voller Freuden dem Felsen unserer Errettung zurufen, Ihn mit Dank empfangen, mit Gesängen zurufen" (Psalm 95)

Für all meine Misserfolge danke ich
Für meine Enttäuschungen, Ängste und Herausforderungen
All sie sind zu meinem Besten
Es gibt keinen anderen in meinem Herzen,
Nur Dir danke ich

 


„Mashehu Chadash Matchil“ (Etwas Neues fängt an)

Text: Ilil Tamir, Musik: Dani Rubas. Original: Dani Rubas)

Etwas beginnt und rollt die Straßen entlang
Etwas anderes steigt die Treppen hinunter
Etwas geschieht, ich fange es am Schwanz
Etwas Neues fängt bei mir an
Jemand Bekanntes steht und schaut
In der Straßenmitte isst jemand
So viele Geräusche verwandeln sich in einen Rhythmus
Etwas Neues fängt bei mir an

Refrain:

Dinge geschehen immer zur rechten Zeit
Sie kommen und gehen inmitten der Menge
Du wirst meine Augen sehen, eine zufällige Berührung
Wunder geschehen, alles ist noch möglich
Vielleicht kommst du vorbei?

Wieder steigt der Abend auf die beschäftigte Stadt nieder
Die Dunkelheit schleicht sich heran, ein Taxi wartet drüben
Ein kleinen Straßenkater verendet hungernd
Etwas Neues fängt bei mir an
Ein süßer Geruch zieht aus dem Fenster
In der Ferne sieht man schon das erste Licht
Ein Straßenabschnitt verbeugt sich vor ihm
Etwas Neues fängt bei mir an 

Refrain

Alle Punkte verbinden sich zu einer Linie
Etwas Neues fängt bei mir an

Refrain

Ein Moment der Ruhe, ich stehe hier noch immer allein
Ein junges Paar geht vorbei, Hand in Hand
Hinter der Ecke, ein Gesicht, ein breites Lächeln
Etwas Neues fängt bei mir an

Das Hallel-Ensemble – Frauen von Samaria singen

Aufmerksam geworden bin ich auf sie durch eine-Cover-Interpretation vom Lied „Mode Ani“ (Ich danke Dir) des bekannten israelischen Popsängers Omer Adam. Eine zarte, mehrstimmige women-only Version, gesungen von Frauen in bunten Kopftüchern nach national-religiöser Art, im Hintergrund des Videoclips atemberaubende Aufnahmen der Berge von Samaria. Ich dachte an eine einmalige Performance von einer Frauengruppe speziell für dieses Lied, aber es stellte sich heraus, dass es sich um ein schon 11 Jahre lang aktives Ensemble von Sängerinnen aus der ganzen Samaria-Region handelt .

Das Logo von „Hallel“

Das Ensemble trägt den Namen „Hallel“ (Lobpreisung, der Name eines Gebets an Feiertagen und Neumonaten) und besteht nur aus Frauen aus der Region Samarias. 15 Frauen singen im Ensemble, das von Meyrav Brenner geleitet wird und nur vor einem weiblichen Publikum auftritt (allerdings können ihre Lieder auch über Youtube angehört werden). Sie existieren schon seit 2007 und haben bisher zwei Alben hervorgebracht, das erste („Zu Dir bete ich“) in 2008 und das zweite („Hallel mit Kaffee und Kuchen“) in 2012. Das Repertoire besteht aus original komponierten Liedern und neu aufgenommenen Variationen zu schon existierenden Liedern anderer Interpreten bzw. traditionellen Gesangsstücken, beispielsweise aus der Liturgie. Unterstützt wird das Ensemble-Projekt durch die Regionalverwaltung Samarias und deren Freizeitzentrum. Einmal pro Woche treffen sich die Sängerinnen, um zu üben.

 

Meyrav Brenner. Foto: Facebook

Meyrav Brenner, die Leiterin des Ensembles, ist selbst Komponistin und Sängerin, und ist als Leiterin von Musikprojekten an einer religiösen Schule für Jungen, die nicht in reguläre schulische Einrichtungen zugelassen wurden. Sie lebt in der Siedlung Har Bracha nahe Schchem/Nablus. Die anderen Ensemblemitglieder – allesamt verheiratete Frauen – sind teilweise berufstätig (so ist eine Sängerin auch selbstständige Kosmetikerin, eine andere leitet das Büro des Direktoriums der Partei „Jüdisches Heim“, und eine dritte ist parallel auch selbstständige Schauspielerin) und teilweise Hausfrauen. Ihre Webseite (leider nur in Hebräisch) hat Verweise zu einigen der Lieder, auf einer anderen Webseite, die Frauengesang gewidmet ist, lassen sich (fast) alle Titel des letzten Albums mit Liedtext und Video finden. Wie gesagt, sind alle Lieder auch auf Youtube anseh- und anhörbar.  Die „Hallel“-Sängerinnen

Foto: Facebook

treten bei verschiedenen Veranstaltungen auf – auf Kongressen, Abschlussfeiern von Schulen oder Vortragsabenden und haben auch eigene Gesangsabende, all das nicht nur in Samaria, sondern im ganzen Land.

Die Entscheidung, entsprechend dem jüdischen Gesetz nur vor und für Frauen zu singen, erklärte die Chorleiterin Brenner in einem Interview Anfang 2013 so:

„Wir sind in es hineingeboren,die Halacha [das jüdische Gesetz, Anm.DS] ist ein Teil von uns, und so hatten wir auch niemals Zweifel gehabt. Wir sind ein Frauenensemble, das für Frauen singt. Von Anfang an haben wir das Ensemble ins Leben gerufen, um für Frauen zu singen. Es liegt etwas Besonderes in einem Auftritt von Frauen vor Frauen. Es ist schwer, es zu charakterisieren, aber die Atmosphäre ist anders, die Selbstmitteilung und das Gefühl von Befreiung, wenn Frauen miteinander singen – es ist eine ganz andere Form von Stärke.“


Hier habe ich euch zwei Videos verlinkt, das erste davon „Moda Ani/Ich danke Dir“ mit einem wunderschönen Videoclip, der die samarischen Berge in all ihrer Pracht zeigt; das zweite ist von einem gemeinsamen Gesangsevent des Ensembles mit jungen Mädchen und Frauen aus ganz Samaria mit dem Lied „Mashehu Hadash Matchil/Etwas Neues beginnt“ – auch hier ein schön arrangierter Videoclip, in dem die ganze Vielfalt der jüdischen Einwohnerinnen der Region zur Geltung kommt.  Hier findet ihr die Übersetzungen der beiden Liedtexte. Weitere Lieder kann man sich auf dem Videokanal von Meyrav Brenner auf Youtube anhören. Viel Vergnügen!

„Moda Ani/Ich danke Dir“

 

„Mashehu Hadash Matchil/Etwas Neues beginnt“

 

 

500 Kinder aus Samaria singen zum Unabhängigkeitstag

Der 5te Iyar 5778 ist das hebräische Datum für den Unabhängigkeitstag Israel. Wenn der 5te Iyar wie in diesem Jahr auf einen Freitag fällt, werden die Feierlichkeiten um einen Tag nach hinten verschoben.

In diesem Jahr ist der Staat 70 Jahre alt geworden und daher fielen die Festlichkeiten besonders aufwendig und beeindruckend statt. Da die jüdische Bevölkerung von Judäa und Samaria besonders israelverbunden und zionistisch zu charakterisieren ist, wurde in jeder jüdischen Ortschaft die Zeremonie zum Unabhängigkeitstag mit viel Effort durchgeführt.

Ein Projekt war in diesem Jahr besonders zu Ehren der 70 Jahre organisiert worden: 500 Kinder aus Samaria im Kindergartenalter wurden dazu ausgewählt, das Lied „Tfila/Gebet“ der israelischen und internationalen, im Jahr 2000 tragisch verstorbenen Sängerin Ofra Haza gemeinsam aufzuführen. Das Projekt wurde von dem Regionalvorsitzenden von Samaria, Yossi Dagan, initiiert. Das Lied wurde von den Kindern im Kindergartenalter eine Woche lang nach verschiedenen Stimmen (!) einstudiert und schließlich an verschiedenen Stellen im Samaria-Gebiet sowie bei einem gemeinsamem Gesang auf dem Kabir-Berg aufgeführt.

Und so sah das Resultat aus: (Quelle: Ynet)

 

Der Liedtext lautet:

„Er, der dort oben in den Höhen sitzt, Er, der alle Kranken heilt

Er, der den Kindern die Freude gibt, Er, der Der richtet

Er, der im Himmel ist, Er, der Einzige,

Er, der Große und Ehrfürchtige

Er, der uns vor jeder Not beschützt!

Refrain: 

Oh, Gott

Schütze uns alle wie Kinder, schütze uns und verlasse uns nicht

Gib uns Licht und Jugendfreude, gib uns immer und immer wieder Kraft

Oh Gott

Schütze uns alle wie Kinder, schütze uns und verlasse uns nicht

Gib uns Licht und Jugendfreude, und gibt uns die Möglichkeit zu lieben!

Was bleibt uns übrig von all den Tagen, was bleibt uns von jedem Tag

Sonne der Freude, viele Blicke, Tage und Nächte voller Träume

Er, der im Himmel ist, Er, der Einzige,

Er, der Große und Ehrfürchtige

Er, der uns vor jeder Not beschützt!

Refrain

(Lyrics: Bezalel Aloni, Musik: Henry Bratter)

Unabhängigkeitstag – Videos

Heute hat Israel seinen 69,Unabhängigkeitstag gefeiert – mit Festlichkeiten im ganzen Land, viel Musik, Reden, Feuerwerk, Tänze, Barbeque und Flaggen, Flaggen, Flaggen. „Flagge zeigen“ ist hier das ganze Jahr über in, aber am Unabhängigkeitstag insbesondere wird es rundum noch viel blau-weißer.

An diesem Unabhängigkeitstag war ich im Kibbutz Kfar Etzion; ich wollte an einer Wanderung auf den Spuren der jüdischen Hilfskonvois im Krieg 1948 teilnehmen, die von der Feldschule Kfar Etzion organisiert worden war. Ich kam leider zu spät zum Beginn und musste mich daraufhin mit einer lokalen Gemeinschaftsfeier und dem Festgebet in der Hauptsynagoge des Kibbutzes zufriedengeben – was allerdings sehr schön gewesen ist. Bei der Gemeinschaftsfeier waren Bewohner, Gäste und Kinder verschiedenen Alters anwesend; die Kinder hatten eine Tanzshow für die Zuschauer vorbereitet und führten diese zum tosenden Applaus auf. Anschließend gab es ein beeindruckendes Feuerwerk.

Kurzer Ausschnitt:

In der Hauptsynagoge versammelten sich hunderte von Leuten und ein Festgebet wurde ebenso mit Gesang und Tanz und sogar Musikinstrumenten durchgeführt. Die nationalreligiöse Gemeinschaft (vor allem sie) sieht den Unabhängigkeitstag und im Allgemeinen die Entstehung des Staates Israel als ein göttliches Zeichen für die Beendigung des 2000-jährigen jüdischen Exils aus dem Land Israel an. Israel wird dabei als „der erste Spross unserer Erlösung“ bezeichnet – so im offiziellen Gebet für den Staat Israel, das heute nicht nur von den Juden der nationalreligiösen Strömung, sondern auch sonst weltweit in hunderten von jüdischen Gemeinden gesagt wird (ich persönlich habe es in der jüdischen Gemeinde von Köln kennengelernt).

Kurzer Ausschnitt:

Anschließend ging ich zum Festessen, das ebenso die Feldschule Kfar Etzion veranstaltet hatte, und dem darauffolgenden Gesangsabend mit der bekannten israelischen Sängerin Shuli Natan, die das noch bekanntere Lied „Jerusalem aus Gold“ (Yerushalaim Shel Zahav), geschrieben in 1967 von Naomi Shemer, und weitere andere ihrer Lieder aufführte und wir mit ihr gemeinsam sangen. (Ein Video von Shuli Natan aus dem Jahr 1968 bei der Aufführung des Liedes in Frankreich.) Ein schöner Ausklang für diesen Abend, der uns nach einem zermürbenden Tag des Gedenkens der gefallenen Soldaten und Terroropfer erreichte.

Die israelische Realität erinnert insbesondere in der Zeit der drei Nationalfeiertage – dem Holocaust-Gedenktag, dem Gedenktag der Gefallenen und Terroropfer und dem direkt darauffolgenden Unabhängigkeitstag – an eine Achterbahn der Ereignisse und Gefühle, die auf einer wilden Fahrt durch die Geschichte hindurch den Menschen mit sich reisst, und ohne ihm eine Atempause zu gönnen, vom Tiefpunkt bis zum Höhepunkt schleudert und weiterrast. Trauer und Freude vermischen sich, wie schon immer in der jüdischen Geschichte, und alles zusammen ergibt eine komplizierte und aufwühlende, und doch faszinierende Wirklichkeit.

Karikatur von Shai Tcharka

 

Dieses Jahr an Purim – Party in Teko’a

Jedes Purim-Fest wird etwas anders gefeiert. Das Fest der Rettung der jüdischen Diaspora im Persischen Reich durch die jüdische Königin Esther und ihren Onkel Mordechai, die Schicksalswandlung für die Juden in Persien und Midien und der Hauptstadt Shushan (Shosh) und die Abwehr ihrer Feinde nach dem Auffliegen des Vernichtungsplans von Großvisier und Judenfeind Haman  – heute, viele Generationen später, hat Purim viele zusätzliche praktische und geistige Elemente als Feiertag erhalten, spirituelle Erzählungen und Erklärungen haben sich darum gesammelt, Bräuche wie selbstvergessenes Trinken und Verkleidungsumzüge füllen diesen überaus fröhlichen und sozialen Feiertag. Im ganzen Land Israel und in der Diaspora feiern alle Juden gemeinsam – außer den Bewohnern von Jerusalem und seiner unmittelbaren Umgebung. Diese feiern, der Tradition und der Niederschrift in der Esther-Rolle entsprechend, einen Tag danach – etwas, was sich bis heute hält!

Jedes Purim verbringe ich anders. Das vorletzte Jahr war ich, als Pippi Langstrumpf verkleidet, in Hevron bei der jüdischen Gemeinde und habe hier darüber berichtet – und auch über die Bräuche und meine persönlichen Erlebnisse an diesem Tag. Das letzte Jahr verbrachte ich bei einer Ladies Night Party in unserem nahegelegenen Vergnügungspark „Eretz Ha’Ayalim“ und hatte mich, in einer Hommage an meine Lieblingshaustiere, als Katze verkleidet (leider finde ich keinen Bericht dazu).

Natürlich auch mit Tamburin. In der lokalen Synagoge in Alon Shevut

Dieses Jahr wollte ich, infolge meiner Wissenserweiterungen bezüglich des Arabischen und der arabisch-palästinensischen Bevölkerung, etwas Ausgefalleneres als Kostüm wählen und auch diesmal wollte ich feiern gehen. Also fuhr ich, nach einiger Beratung mit lokalen Freunden, nach Bethlehem und handelte mir dort mithilfe eines Freundes ein nicht allzu teueres, aber qualitatives traditionelles Kleid einer arabischen Dorfbewohnerin aus der Gegend von Bethlehem aus. Das sogenannte „Thob Falastini“ wird usprünglich per Hand mit einem jeweils ortstypischen Dekorationsmuster, „Tatreez“ genannt, verziert (in meinem Fall natürlich maschinell…sonst müsste man über ganz andere Preise sprechen) und dazu gehören generell noch ein Schal und eine Kopfdekoration. Ich habe dabei die Kopftuchalternative „Hijab“ (einfaches muslimisches Kopftuch) gewählt und den Gürtel auf Empfehlung der Verkäuferinnen in der Bethlehemer Einkaufsmeile zu einem Kopfschmuck umfunktioniert und das Ganze dann mit Stecknadeln auf dem Kopf zusammengebastelt.

In der Synagoge vor dem Lesen

Der Effekt war ganz ansehnlich. In der Synagoge, am Abend, beim Lesen der Esther-Rolle, waren die Reaktionen zumeist als „Begeisterung“ zu deuten; viele waren überrascht, denn wenn sich bei uns jemand als „Araber“ verkleidet (und das taten in diesem Jahr bei uns und generell im ganzen Land sehr viele), dann ist meistens die Keffiyah das Hauptkleiderstück, und dann natürlich die Beduinenroben, aber

In der Synagoge vor dem Rolle-Lesen

keine „palästinensische Nationaltracht“. Ich denke, im Allgemeinen kann man alle Reaktionen zusammengezählt (frühmorgens in der Siedlung;in der Synagoge; auf der Bushaltestelle; bei der Party; bei Freunden; auf Facebook) als „Faszination“ beschreiben. In meinen Augen auf jeden Fall etwas Positives – trotz zusammenstoßender politischer Narrative und Realitäten sollte Traditionen Respekt gebühren. Und wann sonst kann man als festlich gekleidete arabische Bauernfrau in einer Siedlung herumlaufen, wenn nicht an Purim? 😉

Das Feiern erledigte ich dann in Teko’a, einem Großort (die größte Ortschaft der Regionalverwaltung Gush Etzion mit ca.3700 Einwohnern) im Osten der Gush Etzion-Region, an der Grenze zur Judäischen Wüste. Teko’a ist bekannt für seine gemischte, sprich säkular-religiöse Einwohnerschaft, für  interessante und kontroverse Persönlichkeiten wie der Rabbiner Menachem Fruman, für seine Musik- und Bierfestivals – und für Parties. Neben allen

Netta und ich

möglichen anderen Veranstaltungen am Samstagabend (11.03) wurden zwei Ladies Only Feiern organisiert, zwischen denen ich mit meiner Freundin Netta aus Bat Ayin (Gush Etzion) bis etwa zwei Uhr morgens pendelten. „Ladies Only“, das heißt natürlich Zutritt für Männer verboten, aber es heißt keinesfalls Langeweile.  Eine DJ unterhielt eine der Parties, die einer verrückten Disco-Nacht für Mädels zwischen 15 und 55 ähnelte, mit einem beeindruckenden Mix aus neuesten Charthits aus Israel und der Welt, hebräischen Folksongs und religiös adaptierten Schlagern; es gab Henna-Malerei auf Hände und Füße und künstlerische Gesichtsschminke und eine Menge Alkohol im Angebot. Auf der zweiten Party gab es eine etwas „heimischere“ Atmosphäre und dort wurden Wein und Gemüse mit Tahini-Sauce umsonst angeboten – Musik natürlich inklusive (aber keine künstlerischen Extras). Um etwa Mitternacht formierte sich ein Kreis aus den tanzenden Frauen und gemeinsam summten und sangen wir eine Weile umarmt; die einen beteten, die anderen drehten Piruetten im Raum und wieder andere standen still und ließen den Feiertag in ihre Seele hineinsinken.

Fellaha (Dorfbewohnerin) oder nicht? 😉

Das Feiern ging bis in die frühen Morgenstunden hinein und Netta und ich hatten irgendwann beschlossen, heimzufahren. Zu schlafen schaffte ich es nicht mehr – am Morgen musste zum zweiten Mal die Esther-Rolle gelesen und dann die Geschenke verteilt werden, ein Festmahl musste auch gegessen werden – und dann konnte man sich etwas ausruhen. Das Wetter war nicht sonderlich fröhlich – kalt und windig und ein Staubsturm fegte an diesem Tag durchs Land. Aber alles in Allem war die Stimmung überall positiv und festlich.

Leider habe ich aus Teko’a keine besonders gut gelungenen Bilder, aber solltet ihr euch eine Vorstellung von der Purim-Feier und Festumzug in der jüdischen Gemeinde in Hevron machen wollen – fernab der hässlichen Schlagzeilen und Verleumdungen, mit welchen die internationale Presse die Juden Hevrons regelmäßig bedenkt – dann schaut in die Galerie meines Freundes Shmuel Mushnik, eines Malers und Touristenführers aus Hevron, hinein – hier. Ein paar Beispiele aus der Galerie findet ihr nachfolgend. (Achtet auf das Bild mit den Mädels in Keffiya neben dem im Kopftuch mit roter Jacke – diese hatten sich als „europäische Friedensaktivistinnen“ in Hevron plus verkleidet, die regelmäßig den schon recht angespannten Alltag durcheinanderbringen und die Bewohner provozieren.)

Auf dass auch nächstes Jahr es ein so ausgelassenes Purim-Fest gibt!

Siedler für Syrer

Die internationalen Medien haben jahrelang über die medizinische Hilfe berichtet, welche der Staat Israel über die israelische Armee über 2600 syrischen Verletzten, welche über die israelisch-syrische Grenze in teilweise waghalsigen Manövern geschmuggelt werden mussten, in den israelischen Krankenhäusern erwiesen hat. Der syrische Bürgerkrieg wütet nun schon seit fast 6 Jahren im Nachbarland und in den letzten Jahren nahmen die Gewaltverbrechen an der Zivilbevölkerung nur noch weiter zu. Das offizielle Israel enthielt sich bisher der militärischen oder diplomatischen Einmischung in die blutigen Auseinandersetzungen, reagierte hier und dort mit Antwortschüssen auf Waffenstellungen, wenn Mörsergranaten oder Schüsse aufs eigene Territorium gelangten und griff lediglich bei Waffentransporten der Hisbollah, unabhängig von den Kämpfen innerhalb Syriens, mithilfe der Luftwaffe an. (So ungefähr lässt es sich zusammenfassen; für die Genauigkeit der militärischen Details will ich keine Garantie übernehmen.)

In der letzten Zeit, vor allem nach der erschütternden Belagerung von Aleppo (Haleb), aber auch schon zuvor, regten sich soziale Initiativen innerhalb Israels, die massiv die Bevölkerung zum Spenden für syrische Flüchtlinge anregen sollten. Hilfsgruppen wie IsrAid waren schon lange Zeit zuvor in den Flüchtlingslagern für Syrer im Einsatz, beispielsweise in Griechenland, und Spenden gelangten zumeist dorthin, oder aber über private Aktivisten nach Syrien und in die Türkei.

Angeregt durch die akute Not in Aleppo in November/Dezember des vergangenen Jahres und, wenn man will, dem „Ruf der Stunde“ folgend, bahnte sich am 16.12.2016 eine Massenspenden-Initiative

Das Logo der Kampagne "Die Syrer sind amZaun/Just beyond your border" (Klicken zur Kampagne selbst)
Das Logo der Kampagne „Die Syrer sind amZaun/Just beyond our border“ (Klicken zur Kampagne selbst)

namens „Die Syrer sind am Zaun – Just Beyond Our Border“ ihren Weg. Das Ziel dieses Crowdfunding-Projektes – 600.000 Schekel (etwa 155.000 Euro) die über die Hilfsorganisation „Israeli Flying Aid“ vor allen Dingen an Kinder in Syrien gelangen sollten. Unter den Initatoren des Projekts, welcher auch im israelischen Fernsehen dazu interviewt worden ist, ist ein junger Mann namens Shivi Fruman. Shivi ist der Sohn des verstorbenen Rabbiners Menachem Fruman aus der Siedlung Teko’a im östlichen Gush Etzion, eine Legende seiner Art – Rabbiner Fruman förderte die Vision eines

Shivi Fruman und seine Frau Michal. Quelle: Facebook
Shivi Fruman und seine Frau Michal. Quelle: Facebook

Friedens zwischen Juden und Arabern in Judäa und Samaria und war der geistige Anführer dieser Idee. Shivi, ebenso in Teko’a ansässig und mit Michal verheiratet (die am 18.01.2016 einen Terroranschlag überlebt hatte), widmet sich ebenso verschiedenen Projekten, die Koexistenz und Spiritualität fördern sollen. Seine Mutter Hadassah Fruman leitet heute den „Fruman Fonds“ (???) und ist eine zentrale Figur in lokalen Initiativen für Zusammenarbeit zwischen palästinensischen Arabern und Juden, so beispielsweise in der Organisation „Roots/Shorashim/Judur“ (mehr dazu zum Beispiel hier).

Shivi  und die anderen Aktivisten begannen die Kampagne  mit dem Ziel, 600.000 Schekel zu sammeln. Innerhalb von 2 Tagen stieß sie auf enormes Interesse und zog  tausende Spender und Spenderinnen aus ganz Israel mit sich – es waren über 400.000 Schekel gesammelt worden. Die Kampagne lief weiter; innerhalb einigerTage waren über 800.000 Schekel gesammelt worden, was das gesetzte Ziel sprengte.  Obwohl die geplante Summe längst überschritten worden ist, läuft die Spendekampagne online – erst gestern hatte eine Frau namens Marcela eine Spende überwiesen. Insgesamt haben bis heute 7224 Menschen in die Kampagne investiert und zu einer stattlichen Spendesumme von 1.346.728 Schekel (etwa 351.691 Euro) verholfen. Gal Luski, eine Verantwortliche für die Übergabe der Spenden vor Ort, berichtet an Ynet (18.12.16) über die Reaktion syrischer Ärzte auf die Spendenaktion:

„Sie waren den Tränen nahe und sagten zu mir, ’sag deinem Volk Israel, dass es überhaupt nicht wichtig ist, wieviel Geld sie geben werden, die Hauptsache ist, dass wir es bis in ihr Herz geschafft haben.“ 

Über die Aktion wurde in den internationalen Medien so gut wie überhaupt nicht berichtet (wenn man von Ynetnews, Times of Israel und Ha’aretz in Englisch absieht).


Eine weitere, weniger bekannte Aktion an Materialspenden starteten zwei Frauen namens Ruti Doron und Lilach Cohen,

ebenso aus Teko’a. Ihren Spendenaufruf „We cannot be silent anymore“ richteten sie an Einwohner von Gush Etzion, Jerusalem und anschließend auch ans ganze Land, organisierten Sammelstellen und Kontaktpersonen in beinahe jeder Ortschaft, stellten Listen für benötigten Spendeartikel zusammen und

Ruti Doron. Foto: Facebook
Ruti Doron. Foto: Facebook

versandten diese über Sammelmails. Ruti Doron sammelte gezielt Materialspenden, und zwar Hygieneartikel für Frauen und Kinder

 

Lilach Cohen. Foto: Facebook
Lilach Cohen. Foto: Facebook

und Windelpackungen verschiedener Größen.  Die Spendeartikel wurden bei den Kontaktpersonen abgelegt und an Ruti weitergegeben. Diese hatte über die israelische Hilfsorganisation „Amaliah“ Kontakt zu syrischen Hilfsstellen innerhalb des Kriegsgebiets aufgenommen und überwies die Artikel mit ihrer Hilfe an die Bedürftigen. Da Syrien wohlbemerkt in einem Kriegsstatus mit Israel liegt und als Feindesland klassifiziert wird, wurde der Versand nach Syrien auf Umwegen und ohne große Bekanntmachung durchgeführt. Fotos durften vor Ort nicht gemacht werden.

Die Kampagne "We cannot be silent anymore" von Ruti Doron und Lilach Cohen
Die Kampagne „We cannot be silent anymore“ von Ruti Doron und Lilach Cohen

Die Sammelaktion hatte mehrere Durchläufe; eine davon war mit einem „Notruf“ gekommen – Spendeartikel sollten innerhalb eines Tages abgeliefert und überwiesen sein; die Reaktion in Gush Etzion war positiv und viele Artikel landeten bei Ruti im Haus.

So beschrieb die Gruppe unter der Leitung von Ruti und Lilach ihre Motivation auf Facebook:

Diese Gruppe ist eine Privatinitiative von einigen Frauen aus Jerusalem und Umgebung, die sich zusammengeschlossen haben, um humanitäre Hilfe für Frauen und Kinder in den Flüchtlingslagern in Syrien zu überbringen, aus dem einfachen Grund, dass wir nicht mehr an der Seite stehen und zuschauen, schweigen und stillhalten konnten, während nur 8 Stunden Autofahrt von Tel Aviv entfernt ein Völkermord betrieben wird. 

Die letzte Mail erhielt ich vor einigen Wochen und in ihr richtete Ruti Doron den Dank an diejenigen aus, die bei den Spendenaktionen mitgeholfen hatten – diesmal waren auch Orte und Gruppen aus dem ganzen Süden und Norden Israels dabei.

Fotos von der Aktion – Ruti Doron:

Es mag sein, dass auch in Zukunft solche Projekte mit und von Leuten aus Gush Etzion oder anderen Regionen in Judäa und Samaria laufen werden. Trotz großer mentaler Ferne und nationaler Feindschaft, waren Shivi, Ruti und ihre Helfer und Unterstützer der Not der leidtragenden Menschen in Syrien nicht fremd. Auch die international so gewohnte Verteufelung der jüdischen Einwohner von Judäa und Samaria spielte hier weder eine Bedeutung noch hatte sie etwas mit den Menschen vor Ort gemeinsam. Gutes Tun und Nächstenliebe sind kein fremder Begriff in unserer Region und es ist sehr gut so. Nur über die wenigsten Fälle werden reißerische Schlagzeilen veröffentlicht. Damit ihr auch von solchen Aktivitäten erfährt, wollte ich diesen kurzen Beitrag darüber schreiben. Weiterhin viel Erfolg an Shivi Fruman, Ruti Doron, Lilach Cohen und Co.

 

(Wer sich jetzt fragt, weshalb ich nicht schon früher darüber geschrieben habe – mea culpa, aber besser später als nie…)

Tu BiShvat – das Land- und Pflanzfest der Jugend

Das im Talmud erwähnte „Neujahr der Bäume“ im Land Israel, ab welchem ein neuer Lebenszyklus von Bäumen gerechnet wird, fällt im jüdischen Kalender auf den 15. des Wintermonats Shvat (auf Hebräisch – Tu BiShvat). Im Laufe der Exilzeit wurde es von den jüdischen Mystikern als besonderes Datum gehandelt, hatte allerdings keine besondere Bedeutung für die im Exil lebenden und mit dem Heiligen Land physisch nicht verbundenen Juden.

Naturbewusstsein bei Kindern entwickeln. Illustration (E.Kimhi)
Naturbewusstsein bei Kindern entwickeln. Illustration (E.Kimhi)

Vor etwa 100 Jahren wurde dieses Datum speziell von der zionistischen Bewegung aufgewertet und zu einem praktischen Fest der Bäume erklärt, welches dank der stetig steigenden Anzahl von rückkehrenden Juden in das Land eine neue Bedeutung erhielt – die Neubeflanzung des Landes Israel. Es ist bekannt, dass die natürlichen Wälder des Landes zum 19. und 20.Jahrhundert hin aufgrund von verstärkter Nutzung von Holz für Zugverkehr, Schiffbau und Heizmaterial fast vollständig verschwunden waren. Der Jüdische Nationalfonds (JNF/KKL), welcher auch für massiven Landkauf im Land vor der Staatsgründung verantwortlich gewesen war, initiierte Beflanzungen, speziell an Tu BiShvat, und das im ganzen Land. Dazu wurde in den Diasporagemeinden und im Land selbst Spendergeld in den sogenannten „blauen Büchsen“  gesammelt und anschließend in die Bäume investiert, welche gepflanzt wurden.  Auch wenn heute immer mehr Umweltexperten

und Historiker kritisieren, dass der JNF in seinen Bemühungen um Aufforsterung sich mehr auf die Besetzung von Land mit Pflanzen und die Verbreitung von für die lokale Natur unpassenden europäischen Baumsorten konzentrierte, um Land vor Wegnahme durch  Araber zu verhindern und eine europäische Vorstellung von bewaldetem Land zu verwurzeln, gilt der JNF dennoch als einer der Hauptfaktoren bei der Begrünung des Landes bis heute.  Mehr darüber in Bildern kann man hier finden, zu Tu BiShvat in Kürze hier.


Die Feldschule von Kfar-Etzion, die erste  Feldschule in Judäa und Samaria zur Forschung, Fortbildung, Umweltschutz und Erhaltung des Kulturerbes in Gush Etzion nach dem Sechstagekrieg 1967, ist landesweit und auch mittlerweile im Ausland für ihre Weiterbildungsprogramme im Forschungsfeld der Archäologie und Geschichte sowie Wanderungen für alle Altersstufen auf den zahllosen Pfaden im Bereich von Nordjudäa bekannt und geschätzt. Die Feldschule, von den Rückkehrern in den 1948 zerstörten Kibbutz Kfar Etzion nach 1967 gegründet, unterhält hunderte von Wanderungsprogrammen, Ausgrabungsprojekten, veranstaltet Informationskonferenzen und beschäftigt sich auch mit Ausweitung der Natur- und Geschichtskenntnis von Kindern und Jugendlichen.  (Kleiner Bericht hier).

Yaron Rosental
Yaron Rosental

Yaron Rosental  ist seit mehr als 10 Jahren Direktor der Feldschule und ist für seine praktische Herangehensweise zur Durchführung lokaler Projekte, sein ökologisches Bewusstsein, seine geschichtliche Wertschätzung, die Sorge um die archäologischen Schätze in Gush Etzion und auch seinen Einsatz für friedliches Zusammenleben von Arabern und Juden der Region bekannt. (Hier ein Bericht mit Yaron Rosental)

Passend zum Tu BiShvat-Fest hin organisierten Yaron und sein Team von der Feldschule ein Projekt, welches er als „eins der größten der letzten Jahre in Gush Etzion“ bezeichnete: 7000 Jugendliche der  Jugendbewegung „Ezra“ wurden eingeladen, um im

Bei den Vorbereitungen.
Felsen markiert.

ganzen Bereich der westlichen Etzion-Region Wandertouren vorzunehmen und mit Hacke und Spaten neue Wanderwege freizulegen. An speziell dafür vorbereiteten Stellen durften sie auch Bäume pflanzen. Daraufhin hatten Yaron und sein Team lange gewartet und die Aktivitäten mehrere Wochen lang vorbereitet – Festlegung der für neue Wanderwege geeigneten Orte, Markierungen, Probepflanzungen und mehr.

Yaron pflanzt schon mal vor.
Yaron pflanzt schon mal vor.
Bei den Vorbereitungen.
Bei den Vorbereitungen.
Bei den Vorbereitungen.
Bei den Vorbereitungen.

 

Am letzten Donnerstag, dem 09.02. , war es dann soweit: Die Kinder kamen mit über hundert Reisebussen aus dem ganzen Land nach Gush Etzion und dank dem sonnigen und relativ warmen Wetter konnten sie die geplanten Aktivitäten durchführen. Yaron 16486888_10154333469548597_6177113876590206900_oentschuldigte sich auf Facebook mit einem Zwinkern für die entstandenen Staus und veröffentlichte dutzende Bilder der jungen Teilnehmer und Teilnehmerinnen, welche in farbigen Pullis, Jeans und Röcken die Erde bearbeiteten und den westlichen Gush durchforsteten. Die zentralen Punkte beinhalteten den Naturpark Oz veGaon (in welchem ich selbst vor zweieinhalb Jahren mit Hacke und Spaten meinen Weg im Gush Etzion begonnen habe), Wadi Sadjme, die Arbiya-Höhlen (bei El Arub), Livne-Bach, Etziona-Bach, Oz-Aussichtspunkt und andere. Die Bäume, die gepflanzt worden waren, wurden aus den 16486818_10154333470273597_1625585356103277624_oSorten des natürlichen Waldes der Region ausgewählt – solche wie lokale Eichensorten, Terebinthen, Erdbeer- und Olivenbäume. Das 16665748_10154333471418597_2201696226374299674_oProjekt verlief im Angesicht seines Ausmaßes sehr erfolgreich und viele junge Menschen hatten dadurch mehr die Chance, mit der lokalen Natur und ihren Besonderheiten in Berührung zu kommen und selbst zu ihrem Wohlergehen beizutragen.

Neta Karniel
Neta Karniel

Eine Veröffentlichung widmete Yaron auf seiner Facebookseite einem kleinen Mädchen namens Neta Karniel: Auch sie war zum Pflanzen im Gush Etzion gekommen, und zwar nicht ohne Grund: einer der Urgroßväter von Neta, Shlomo Rozen, war einer der Pioniere des Kibbutzes Kfar Etzion vor der Staatsgründung und ist im Unabhängigkeitskrieg 1948 beim Fall des Kibbutz in die Hände der jordanischen Kämpfer getötet worden; ein weiterer Urgroßvater, Shalom Karniel, war einer der Truppenmitglieder, die einen Hilfskonvoi ins besetzte Gush Etzion im Frühjahr 1948 brachten und dabei getötet worden waren. Ihre Kinder und Enkel kamen zurück in den Gush. Urenkelin Neta ist der lebende Beweis für die wiederkehrende jüdische Existenz in Gush Etzion und Judäa im Allgemeinen.

Hier kommen einige Bilder vom „Ezra“-Projekt. Fotos: Yaron Rosental.

 

 

 

 

Musikabend in Bat Ayin

Wieder etwas still gewesen um mich… Studium und Bürokratie füllen den Alltag und es bleibt weniger Zeit zum Schreiben. Und wenn dann das Wochenende kommt – ist es bei uns recht kurz, ein halber Freitag und ein im Winter nicht allzu langer Shabbat – dann kommt die ersehnte Ruhe.

Den Shabbat – Tradition und Gesetz entsprechend – verbringe ich häufig daheim und werde bei meinen Nachbarn zum Essen eingeladen. Manchmal mache ich aber auch einen kleinen Abstecher zu Freunden, die etwas weiter wohnen.

Den vergangenen Shabbat (21.01) verbrachte ich in der kleinen Gemeinde Bat Ayin in Gush Etzion verbracht. Bat Ayin hat etwa 1400 Einwohner und ist auf einem Hügel auf dem Berghang des Hebroner Bergmassivs verstreut. Bat Ayins Bewohner lassen sich zumeist religiös bis sehr religiös einordnen, zum großen Teil Anhänger des Rabbiners Nachman von Bratzlav (Breslever Chassiden); die Bevölkerung ist zumeist jung und die Familien kinderreich.

Sicht auf Bat Ayin
Sicht auf Bat Ayin

Bat Ayin gilt als eine eher abgeschottete Gemeinde; auch was den Lebensstil angeht, so sind die Bat Ayiner Bewohner eine Gemeinschaft für sich – Kleidermode und Baustil sind keinem westlichen Mainstream, sondern eher einer „alternativen Mode“ einzuordnen; Rückbesinnung auf Religion (viele der Einwohner kommen ursprünglich aus säkularen Elternhäusern und suchen ihren Weg zur Religion), Naturbezogenheit (kleine Farmen, Privatzucht, Gärten, selbstgebaute Häuser), Vegetarismus und Umweltbewustsein sind dort hoch im Kurs; es gibt einen gemeinschaftlichen Kleiderspendeladen. Mädchen und Frauen lassen sich meist an wallenden, bunten Kleidern, Kopftüchern und

Bat Ayin
Bat Ayin

Schals mit fernöstlichen Einflüssen erkennen; die Männer sind eher Arbeitshosen und langen Hemden unterwegs, haben die Gebetsfäden (Tzitzit) und Haare, auf jeden Fall aber die Schläfenlocken offen. Viele Einwohner sind Musiker. In der Gemeinde selbst gibt es einige religiöse Einrichtungen, Kindergarten, Grundschule, Krankenkasse, kleinen Supermarkt und einige Synagogen. Es gibt ebenso ein Aufnahmezentrum für schwererziehbare Jugendliche, um welche sich die Gemeinde und der Initiator des Projekts sorgen. Der Großteil von Bat Ayin ist von keinem Zaun umgeben, aus ideologischen Gründen; die Bewohner von Bat Ayin haben eine lange Auseinandersetzung mit der Armee hinter sich, welche darauf besteht, die Siedlung mit einem Sicherheitszaun zu umgeben, die Bewohner sich jedoch gegen eine Einschränkung und Eingrenzung der Gebiete um sie herum weigern.

Die Häuser des Dorfes Zurif
Die Häuser des Dorfes Zurif

Bisher hat nur ein Teil der Ortschaft einen kurzen Zaun, und zwar auf der Südseite, welche in unmittelbarer Nähe zum arabischen Dorf Zurif liegt. Bat Ayin ist auch bekannt für seine Auseinandersetzungen mit den Bewohnern von Zurif undG’eba, zwei arabischen Nachbardörfern, welche sich gegenseitige Abneigung zollen. Im Februar 2007 wurde ein Bewohner von Bat Ayin, Erez Levanon sel.A. von arabischen Terroristen aus der Gegend von Zurif getötet.  In 2002, im Laufe der 2.Intifada, geriet Bat Ayin ins Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit, als Mitglieder der sogenannten „Bat Ayin Untergrundorganisation“, einer Terrorgruppierung, von den israelischen Sicherheitskräften gefasst wurden, als sie dabei waren, einen großangelegten Terroranschlag gegen eine arabische Schule in Ostjerusalem auszuführen.

Die Natur um Bat Ayin herum ist üppig – ehemals vom Jüdischen Nationalfonds und früheren Bewohnern von Gush Etzion gepflanzter Wald, drei Wasserquellen, Hügellandschaft und eine Aussicht über das israelische Flachland, welche bei klarem Wetter einen Blick bis zu den Küstenstädten Ashdod und Ashkelon erlaubt.


Das Wetter am Shabbat war kühl, aber ansonsten ausgezeichnet – strahlende Sonne, wenig Wind und frische Luft. Die Bewohner und Bewohnerinnen beteten, statteten einander Besuche ab, gingen spazieren; einige gingen dem Ortsbrauch entsprechend zu den Wasserquellen, um dort einzutauchen. Nach Shabbat-Ausgang (Samstagabends, nach dem Sonnenuntergang) lud mich meine Freundin zu einem musikalischen Ausklang des Shabbats ein, bei einer Familie namens Levy. Familie Levy – Ariel und Elia, beide in

Rechts: Ariel Levy am Saxophon, Elia auf der Gitarre, Sa'ar Tuvia (Freund) an der Trommel, unten: die Kinder Na'ama (älteste), Miriam und Baby Rachel
Links: Ariel Levy am Saxophon, Elia auf der Gitarre, in der Mitte: die Kinder Na’ama (älteste), Miriam und Baby Rachel

ihren Dreißigern – waren erst vor wenigen Monaten aus Jerusalem in das imposante, mit Holz verzierte Haus gezogen, hatten aber schon in dieser Zeit geschafft, eine Tradition zu etablieren: Jeden Samstagabend versammeln sich in ihrem geräumigen Wohnzimmer Nachbarn und Gäste, um gemeinsam

Eine Fülle an gutem Essen ist auch dabei
Eine Fülle an gutem Essen ist auch dabei

zu musizieren. Dazu werden hauseigene Suppe, Salate und Kuchen serviert; jeder Gast bring auch meistens etwas zu essen mit.

Ariel Levy, selbst Saxophonist, nimmt die Musikabende auf und strahlt sie auf Youtube oder auch live über Facebook aus. Zwischen dem Musizieren hält er einen Vortrag über die Tora und verschiedene Ideen des jüdischen Glaubens. Auch diese lassen

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Elia an der Gitarre, Avi am Tamburin, Sa’ar-Tuvia an der Trommel

sich im Internet finden, unter dem Nicknamen „The Emunah Home“ (Haus des Glaubens), welcher für die gesamte Familie Levy steht. Ihre fünf Kinder, die jüngste darunter erst drei Monate alt, sind beim Musizieren dabei. Die älteren gehen nicht in den Kindergarten oder die Schule, sondern werden daheim unterrichtet.

Zumeist spielen Ariel und Elia, die ihn auf Gitarre begleitet, osteuropäisch-jüdische Melodien, aber es gibt auch orientalische Einflüsse. Die beiden selbst haben unmittelbare Wurzeln im Nahen Osten: Elia ist syrisch-türkischen Ursprungs, Ariel persisch-bulgarisch.

20170121_223048Auch an diesem Abend tauchten nach und nach viele Besucher auf, nahmen Platz, aßen etwas und nutzten einige der Instrumente, die zur Verfügung standen. Inmitten der Jam Session erzählte Ariel ein wenig über seine letzten Gedanken über den Zusammenhalt des jüdischen Volkes, basiert auf der Lehre von Rabbi Nachman; anschließend musizierten wir mit verstärkten Kräften weiter. Die 20170121_211227Anwesenden waren verschiedenen Alters – junge Mädchen, einige ältere Frauen, Jungs im Teenager-Alter und auch weit darüber hinaus, die Kinder von Ariel und Elia und andere.

Das Video vom Abend lud Ariel auf seine Facebook-Webseite, es kann man sich hier ansehen:

Hier eine weitere, sehr schöne instrumentale Aufnahme eines bekannten chassidischen Liedes, dem „Lied der Gräser“, gespielt von Ariel und Elia Levy.  Mehr gibt es auf ihrem Youtube-Kanal.

2014-16: Rückblick, Highlights, Statistik

15826473_10155083192996842_3649844503837951327_nFrohes neues Kalenderjahr 2017! Heute ist der 01.01.2017 und für den Blog „Ich, die Siedlerin“ ist es der richtige Zeitpunkt, eine Bilanz der letzten zwei Jahre zu ziehen und euch einige Statistiken zu offenbaren, die Highlights unter den Beiträgen und Events noch einmal zu verdeutlichen -und dann ein erfolgreiches, gesundes und frohes neues Jahr zu wünschen.  Auf geht’s!


Etwas Statistik

  • 170.949 Mal wurde die Seite in den letzten Jahren  – Dezember 2014 bis Dezember 2016 – aufgerufen, davon 6.043 Mal im Dezember 2016! Im Dezember 2016 war der Tag mit den meisten Aufrufen der 19.Dezember mit 381 Aufrufen.

    statistik-14-16
    Quelle: WordPress
  • Besucher – sprich, in die Tiefe gehende Leser, welche mehrere Beiträge aufgerufen haben, gab es im Jahr 2016 ganze 24.588 – im Vergleich zu 2015 – da waren es 19.489 Besucher. Insgesamt hatte die Seite 44.579 Besucher abbekommen.
  • 1.782 Kommentare (inklusive meiner) hat es in den Kommentarspalten der Beitrage zwischen 2014-16 geregnet (allein 31 davon im Dezember 2014!). Das Jahr 2015 war das kommentarreichste Jahr.
  • 242 Beiträge wurden bisher auf „Ich, die Siedlerin“ veröffentlicht (diesen mit eingerechnet). Wieder war das Jahr 2015 das beitragsreichste Jahr. Insgesamt haben alle Beiträge 1029 Likes von euch bekommen!
  • Das bisher beste Aufrufergebnis laut WordPressder 25.Februar 2016 – ganze 2.692 Aufrufe habe ich an einem Tag bekommen. Warum? Am 25.02.16 wurde der Beitrag „Die Siedlerin: Warum eine deutsche Jüdin im Westjordanland lebt“ auf Spiegel Online/bento veröffentlicht. Ich hatte am 25.02 selbst über den Tod von Eliav Gelman bei einem tödlichen Schusswechsel mit einem Terroristen an der Etzion-Kreuzung geschrieben und erst einen Tag später den Artikel von bento rezensiert. Trotz der recht zweifelhaften Reportage hat sich das Interview für bento also gelohnt.
  • „Ich, die Siedlerin“ hat ganze stolze 209 Abonnenten!siedlerlogo
  • Die meistaufgerufenen Schlagwörter sind – wie zu erwarten – „Siedler“ (499 Mal) und „siedler“ (451 Mal, mit Kleinbuchstaben).  Auf dem zehnten Platz steht „illegal“ (216), direkt hinter „netanyahu“ (219).
  • Der beliebteste Aufruftag ist offenbar der Donnerstag, und zwar um 19 Uhr. Da ist wohl gerade Feierabend in Deutschland, und unsereiner macht sich gemütlich ans Lesen…?
  • Was Länder angeht, so kommen natürlich die meisten Aufrufe im statistiklaenderJahr 2016 aus Deutschland – 72.294. Auf dem zweiten, dritten und vierten Platz sind Israel, die Schweiz und Österreich, wobei Israel fast 5000 Aufrufe hat, die Schweiz fast 4000 und Österreich knapp über 3000.   Aus den palästinensischen Autonomiegebieten kommen allerdings ganze 234 Aufrufe in diesem Jahr! (Interessant, ob meine dabei mitgerechnet werden 😉 ). Aufrufe aus exotischen Ländern habe ich auch – Südafrika (97), Saudi-Arabien (30!!), Indien (21), Ägypten (13), Singapur (8), Angola (2), Benin (2). Ich wusste gar nicht, dass man meine Seite aus Saudi-Arabien heraus aufrufen kann (und dass dort Leute Deutsch lesen können!). Kenia, Iran, Irak, Katar, Pakistan, Myanmar, Vereinigte Arabische Emirate, Oman, Madagaskar und Georgien haben jeweils nur eine/n Besucher/in hervorgebracht; und es gibt noch weitere Länder.

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Populäre Beiträge – die Charts:

2014: 

  1. wMarke : Siedlerauto (141 Aufrufe)
  2. News: Ayala und die Brandbombe (101 Aufrufe)
  3. In den Hügeln – Wanderung (88 Aufrufe)

 

 

2015: 

  1. News: Der Bus-Skandal (1482 Aufrufe)
  2. Deutsche Medienwortwahl der letzten Tage (1138 Aufrufe)
  3. tagesschau-logo-grossDie Tagesschau hat wieder zugeschlagen (872 Aufrufe)

 

2016:

  1. "Warum eine deutsche Jüdin im Westjordanland lebt", bento, 25.02.16SPIEGEL ONLINE/bento: Chaya ist das Problem (1566 Aufrufe)
  2. ARD’s Wasserdilemma in Palästina, Folge Zwei (1180 Aufrufe)
  3. News: 13-Jährige ermordet. Hallels letzter Tanz (1168 Aufrufe)

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Die Highlights

In den letzten zwei Jahren hat sich viel Dramatisches sowohl um Judäa und Samaria und ihre Juden, als auch um meinen Blog abgespielt. Welche Highlights haben besonders die jüdische Bevölkerung und welche meinen Blogalltag geprägt?

Highlights – Ereignisse

Februar 2015: „EU – die illegalen Siedler“! Ein Dokument der NGO „Regavim“ offenbart den Bau illegaler, von der EU (also auch von Deutschland) finanzierter Strukturen auf von Israel verwaltetem Gebiet. Netanyahu lässt es sich nicht lange gefallen und lässt diese abreißen. Das Dokument von „Regavim“ gibt das Startsignal für verstärkte Überprüfung der EU-Tätigkeit im C-Gebiet und weitere Abrisse. Mehr dazu hier.

17.03.15 – die Wahlen zur 20.Knesset in Israel. Aus diesen Wahlen ist wohl die „rechteste“ Regierung Israels in den letzten Jahrzehnten hervorgegangen. Gut für die „Siedler?“ Mein Bericht dazu hat es auch in die Jüdische Rundschau geschafft. Der Beitrag – hier.

Juli 2015: 10 Jahre Vertreibung aus Gush Katif/Gaza-Räumung (seit 2005). Geplant war, eine Serie aus Beiträgen zum Thema zu starten, weit bin ich damit nicht gekommen. Wohl aber habe ich eine Eröffnung zu dem Thema geschrieben; Teil davon wurde auch das „Ssanur-Tagebuch“, in welchem ich den Aufstieg einer Aktivistengruppe auf die Ruinen der ehemaligen Siedlung Ssanur beschrieb.

31.07.15: Terroranschlag in Duma. Das Attentat, bei welchem die Familie Dawabshe aus dem arabischen Dorf Duma nahezu ausgelöscht worden war, erschütterte Israel und warf viele Fragen auf bezüglich der Aktivität radikaler jüdischer Kreise in Judäa und Samaria und ihre Überwachung bzw.Schadenspotenzial. Bis heute wurde kein eindeutiges Urteil gesprochen; der Hauptverdächtige sitzt in Haft, dutzende wurden verhaftet, befragt und freigelassen. Die Duma-Affäre habe ich ausführlich im Blog verfolgt, so bei „Aktuelle Einblicke I“ und „Fragen des Ausgangspunktes II“. Die letzten Nachrichten über Duma habe ich Anfang Januar 2016 veröffentlicht – die ersten Anklageschriften.

Oktober 2015: Beginn der neuesten Terrorwelle mit dem Mord am Ehepaar Henkin. Die Terrorwelle wurde im Laufe der Zeit mal als „Einzelgänger-Intifada“, „Messerintifada“ oder manchmal auch als Vorläufer für eine „dritte Intifada“ bezeichnet. Fakt ist, dass sich die Sicherheitssituation in Israel sehr verschärfte und sich Todesopfer häuften – und das nicht nur in Jerusalem und Judäa und Samaria.

November 2015: Offizielle Einführung der „Kennzeichnungspflicht“ für Produkte aus „von Israel in 1967 besetzten Gebieten“ in der EU. Die Kommission beschloss es, die PA begrüßte es – und ausbaden werden es offensichtlich nicht nur die israelischen Firmen, sondern auch ihre palästinensischen Araber. Bericht dazu bei „Illegale Juden-Produkte offiziell gebrandmarkt“ .

13.11.15: Der Mord an Yakov Litman und seinem Sohn Netanel aus Kiryat Arba, dokumentiert in meinem Beitrag „Eine Geschichte von Liebe und Finsternis“, und die darauffolgende „Hochzeit des Jahres“ von Litmans Tochter Sarah – die Hochzeit, die ganz Israel berührte.

Januar 2016: Attentat – Dafna Me’ir, eine Krankenschwester aus der Ortschaft Otni’el bei Hevron, wird an ihrem Hauseingang vor den Augen ihrer Tochter von einem jugendlichen Terroristen erstochen. Dafna wird zu einem Symbol von Zuwendung, weiblicher Stärke und Koexistenz, nachdem über ihre Tätigkeit als Fruchtbarkeitshelferin, ihre Vergangenheit im Kinderheim, die Adoption zweier Kinder und Freundschaft mit arabischen Patienten und Kollegen berichtet wird.

Juni 2016: Attentat – Hallel Ariel, eine 13-Jährige aus Kiryat Arba, wird früh am Morgen in ihrem Bett von einem 17-jährigen Attentäter erstochen. Der Mord am schlafenden Kind hallt lange in Israel nach und löst Entsetzen aus – auch innerhalb der palästinensischen Gesellschaft. Bericht dazu hier.

Juli 2016: Wieder ein Mord, diesmal an Michael (Michi) Mark aus Otni’el, der auf der Autobahn 60 erschossen wird. Seine Frau und zwei der Kinder werden von vorbeifahrenden palästinensischen Arabern gerettet, welche später zum Trauersitzen der Familie nach Otni’el kommen. Später wird mindestens einer von ihnen Probleme mit der PA bekommen.

09.11.16 – Donald J.Trump wurde zum 45.Präsidenten der USA gewählt. „Was sagen die Siedler?“ verrät mehr über die Ansichten verschiedener Persönlichkeiten aus der Siedlerbewegung.

November 2016: Stichwort Waldbrände. Hunderte Brände plagten ganz Israel kreuz und quer im Land; die Untersuchungen zur vorsätzlichen Brandstiftung sollen noch immer laufen, viele seien noch nicht nachgewiesen. Das Feuer traf in Samaria am schwersten die Ortschaft Halamish/Neve Tzuf – 15 Häuser brannten nieder, weitere 25 wurden beschädigt. Mein Beitrag zum Thema hat auch ein Video nach der Brandkatastrophe.

Dezember 2016: Die Amona-Krise. Der Name der 45 Familien starken, zum Abriss verurteilten Siedlung geisterte durch die gesamte israelische Presse; die Bewohner von Amona legten sich mit der Regierung und dem eigenen Lager an, um ihre Häuser und das Prinzip der Besiedlung des Landes Israel zu verteidigen. Am Ende fand man einen Kompromiss, welcher allerdings nicht alles zu lösen vermögen wird. Zum Thema: Coundown 1, Countdown 2, Entwurf angenommen und Gedanken.

23.12.16: Resolution Nr.2334 des UN-Sicherheitsrates zum illegalen Status von israelischer Anwesenheit in Judäa, Samaria, Ostjerusalem und Jerusalemer Altstadt. Die Abneigung der Weltgemeinschaft gegenüber israelisch-jüdischer Präsenz in den genannten Regionen war zwar nichts Neues, dennoch empfand man die Enthaltung der USA bei der Abstimmung als die „letzte Ohrfeige“ von Präsident Obama vor seinem Abdanken am 20.Januar 2017. Was aus der Resolution folgt? Gute Frage.

Highlights im Blog

Mai 2015 – das Projekt „Tacheles“, nachzulesen im Beitrag „Die ARD und ich“, gewidmet den 50 Jahren der diplomatischen Beziehungen zwischen Israel und Deutschland. Das Projekt, in welchem junge Israelis, Deutsche und Palästinenser interviewt worden sind, wurde im BR veröffentlicht, hinzu auch ein weiterer kurzer Film, „Zwei Juden, zwei Welten“. Damit hatte es der Blog zum ersten Mal ins öffentlich-rechtliche deutsche Fernsehen geschafft. Mir hat’s gefallen.

September 2015: Als Referentin durfte ich bei den ersten ACHAVA-Festspielen (der Erfurter Version der Berliner „Jüdischen Kulturtage“ auftreten, zusammen mit dem Journalisten Ulrich Sahm und dem Vorsitzenden des Ausländerbeirates Ayman Qasarwa. Es war ein festliches Ereignis mit vielen Besuchern und einer spannenden Podiumsdiskussion. Das volle Video lässt sich auch auf Projekte und Events aufrufen. Dort findet sich auch ein Bericht über bestimmte Eigenheiten meines Diskussionsteilnehmers Qasarwa…

Dezember 2015: Meine erste deutsche Reisegruppe (Israelreise.de/Keshet) ist in Alon Shevut angekommen und ich hatte die Ehre, sie in der Ortschaft herumzuführen und mehr über das Leben in Judäa und Samaria zu erzählen. Zahlreiche weitere sollten folgen.

Februar 2016: SPIEGEL ONLINE / Jugendmagazin „bento“ berichtet über „Ich, die Siedlerin“, bringen dem Blog die meisten Aufrufe der letzten Monate und lösen einen Sturm an Diskussionen und Feedbacks aus. Der Artikel von Jennifer Bligh, auch wenn offenbar von der Redaktion des Magazins in etwas „radikalerer Form“ nachredaktiert, fördert die Popularität des Blogs- dank ihm kommt „Ich, die Siedlerin“ nunmehr auf 100.000 Aufrufe!

Mai 2016: Einladung zur 20.Sächsischen Israelkonferenz der „Sächsischen Israelfreunde“, ein wunderbares Wochenende in Glauchau, Vortrag, neue Gesichter und viel Unterstützung. Ein Rückblick dazu hier.

24.Dezember 2016: Dreifacher Feiertag! Für die Juden Chanukkah, für die Christen Weihnachten und für „Ich, die Siedlerin“ zwei Jahre Existenz!
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Soviel zur Übersicht der letzten zwei aufregenden Jahre für den Blog „Ich, die Siedlerin – eine jüdische Stimme aus Judäa“ und für mich, eine Zeitspanne mit vielen neuen Erfahrungen, Erlebnissen, Aktivitätsansporn und der Verwirklichung vieler Träume durch die mit dem Blog zusammenhängende Arbeit. „Ich, die Siedlerin“ ist vor allen Dingen ein Lernprojekt, für euch und für mich und eine Reise in eine besondere und noch immer kaum bekannte Welt, über welche viel geschrieben und gesprochen wird, mit welcher aber nur wenige wählen, zu kommunizieren. Dafür existiert dieser Blog und das wird auch weiterhin meine Absicht sein – die Juden von Judäa und Samaria und ihre Vielfältigkeit in möglichst authentischer und menschlicher Art und Weise darzustellen und ihre Ideen und ihren Alltag dem außenstehenden Beobachter näherzubringen.

Ich möchte von ganzem Herzen allen meinen großzügigen Spender/innen danken, welche mich immer wieder bei der Arbeit unterstützen und mir viel Kraft zum Weitermachen geben – es ist alles andere als selbstverständlich!

Ebenso danke ich allen Kommentator/innen für rege Diskussionen, allen Leser/innen und Abonennt/innen – kurzum, euch allen, und hoffe auf ein weiteres fruchtbares Jahr 2017!

Eure Chaya

Auf die Plätze, fertig, los! (Quelle: Oficinaempleo)
Auf die Plätze, fertig, los!
(Quelle: Oficinaempleo)

 

 

 

Ein Weinberg für Hallel

Hallel Yaffa Ariel. Quelle: Internet
Hallel Yaffa Ariel. Quelle: Internet

Hallel Yafa Ariel, 13 Jahre alt aus der Ortschaft Kiryat Arba bei Hevron, existiert seit dem 30. Juni dieses Jahres nur noch in den Erinnerungen und den Bildern der Familie Ariel, ihrer Freunde und Bekannten, und derjenigen, die von ihr erfahren haben – leider erst nach ihrem Tod. Am Morgen des 30.Juni wurde Hallel von einem 17-jährigen Terroristen in ihrem Bett ermordet. Das ganze Land beweinte die 13-Jährige, auch im Ausland erfuhr man vom tragischen Schicksal von Hallel. Über Hallel habe ich hier berichtet.

Jetzt gab es verschiedene Aktionen, die zu ihrem Gedenken von der Familie unternommen wurden. Die Mutter Hallels, Rina, ist eine

Hallel mit ihren Eltern Amichai und Rina und mit juengeren Geschwistern bei einem Besuch auf dem Tempelberg. Quelle: Nana
Hallel mit ihren Eltern Amichai und Rina und mit juengeren Geschwistern bei einem Besuch auf dem Tempelberg. Quelle: Nana

Aktivistin in der Frauenbewegung für den Tempelberg. Kurz nach den sieben Trauertagen riefen die Eltern Bereitwillige in ganz Israel dazu auf, gemeinsam über die Mughrabi-Brücke zum einzigen für Juden erlaubten Zugangstor zum Tempelberg, der heiligsten jüdischen Stätte, aufzusteigen und in einer Zeremonie die Brücke und das Tor selbst in „Hallel-Tor“ umzubenennen („Hallel“ heißt übersetzt Lobpreisung). Tatsächlich waren mehrere Dutzend Unterstützer erschienen, inklusive Knessetabgeordneter.

Eine weitere Initiative startete die Familie erst vor Kurzem und diese besitzt eine andere Natur. Der Vater Hallels, Amichai Ariel, besitzt seit dem Jahr 2000 ein Weingut bei Kiryat Arba, in welchem er eigenständig Weinbau betreibt und Wein produziert. Hallel, so In berichten die Eltern, hatte immer gerne dem Vater bei den Pflanzungen und der Ernte mitgeholfen, hatte eigenhändig Weinflaschen abgefüllt und den Vater bei der Arbeit unterstützt. Sie war sehr dem Weingut verbunden und verbrachte viele Stunden und leistete für ihr Alter harte Arbeit zugunsten des Weingutes ihres Vaters.

Die neue Initiative soll einem Besucherzentrum im Ariel-Weingut zugute kommen. Das Besucherzentrum soll die Geschichte des jüdischen Volkes in Judäa und des  Weinbergs der Ariel-Familie aufzeigen, über Weinbau in den Judäa-Bergen aufklären – und natürlich die Geschichte von Hallel, der das Besucherzentrum gewidmet wird, erzählen. Um dieses Projekt wahr werden zu lassen, haben Rina und Amichai Ariel eine Headstart-Spendenaktion gestartet, in welcher sie die Öffentlichkeit darum bitten, sie bei dem Kostenaufwand zu unterstützen und selbst auch Teil an der Entstehung des Besucherzentrums teilzuhaben.

„Der Kostenaufwand ist enorm groß, wir haben es so nicht geplant“, erzählt Rina im Begleitvideo auf der Webseite des Headstart-Aufrufs. „Der Mord traf uns sehr hart. Es ist ein Alptraum jeder Eltern. Es hat uns in einen tiefen Abgrund geworfen, ich wusste zuvor nicht, dass es solch tiefe Abgründe gibt. Es ist so einfach, daran zu zerbrechen. Daher halten wir uns fest an der Idee des Weinbergs, am Weinbau im Land, an einem Horizont, an etwas Bedeutendem, es gibt uns die Kraft, nicht zusammenzubrechen.“

„Hallel wusste, wie wertvoll es ist, Teil etwas Großen zu sein; sie kannte den Wert von Arbeit, von Kreativität. Ich rufe alle auf, Partner in der Erfüllung dieses Traumes zu werden.“

Mittlerweile sind 74% vom Zielbeitrag (450.000 Shekel) gespendet worden. Es bleiben nur noch 12 Tage, um das restliche Geld einzuzahlen, damit das Projekt tatsächlich seinen Lauf nehmen kann.

Wer die Familie Ariel unterstützen möchte, kann auf diesen Link klicken – es erscheinen Begleittexte in Englisch und man kann sich eine bestimmte Summe aussuchen. Bei festgelegten Summen bekommt man jeweils das eine oder andere Dankeschön, aber man kann die Summe auch selbst eingeben. Die Spende wird über eine Kreditkartenzahlung abgewickelt.

⇒ Hier zum Headstart-Projekt für Familie Ariel