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Tu BiShvat – das Land- und Pflanzfest der Jugend

Das im Talmud erwähnte „Neujahr der Bäume“ im Land Israel, ab welchem ein neuer Lebenszyklus von Bäumen gerechnet wird, fällt im jüdischen Kalender auf den 15. des Wintermonats Shvat (auf Hebräisch – Tu BiShvat). Im Laufe der Exilzeit wurde es von den jüdischen Mystikern als besonderes Datum gehandelt, hatte allerdings keine besondere Bedeutung für die im Exil lebenden und mit dem Heiligen Land physisch nicht verbundenen Juden.

Naturbewusstsein bei Kindern entwickeln. Illustration (E.Kimhi)
Naturbewusstsein bei Kindern entwickeln. Illustration (E.Kimhi)

Vor etwa 100 Jahren wurde dieses Datum speziell von der zionistischen Bewegung aufgewertet und zu einem praktischen Fest der Bäume erklärt, welches dank der stetig steigenden Anzahl von rückkehrenden Juden in das Land eine neue Bedeutung erhielt – die Neubeflanzung des Landes Israel. Es ist bekannt, dass die natürlichen Wälder des Landes zum 19. und 20.Jahrhundert hin aufgrund von verstärkter Nutzung von Holz für Zugverkehr, Schiffbau und Heizmaterial fast vollständig verschwunden waren. Der Jüdische Nationalfonds (JNF/KKL), welcher auch für massiven Landkauf im Land vor der Staatsgründung verantwortlich gewesen war, initiierte Beflanzungen, speziell an Tu BiShvat, und das im ganzen Land. Dazu wurde in den Diasporagemeinden und im Land selbst Spendergeld in den sogenannten „blauen Büchsen“  gesammelt und anschließend in die Bäume investiert, welche gepflanzt wurden.  Auch wenn heute immer mehr Umweltexperten

und Historiker kritisieren, dass der JNF in seinen Bemühungen um Aufforsterung sich mehr auf die Besetzung von Land mit Pflanzen und die Verbreitung von für die lokale Natur unpassenden europäischen Baumsorten konzentrierte, um Land vor Wegnahme durch  Araber zu verhindern und eine europäische Vorstellung von bewaldetem Land zu verwurzeln, gilt der JNF dennoch als einer der Hauptfaktoren bei der Begrünung des Landes bis heute.  Mehr darüber in Bildern kann man hier finden, zu Tu BiShvat in Kürze hier.


Die Feldschule von Kfar-Etzion, die erste  Feldschule in Judäa und Samaria zur Forschung, Fortbildung, Umweltschutz und Erhaltung des Kulturerbes in Gush Etzion nach dem Sechstagekrieg 1967, ist landesweit und auch mittlerweile im Ausland für ihre Weiterbildungsprogramme im Forschungsfeld der Archäologie und Geschichte sowie Wanderungen für alle Altersstufen auf den zahllosen Pfaden im Bereich von Nordjudäa bekannt und geschätzt. Die Feldschule, von den Rückkehrern in den 1948 zerstörten Kibbutz Kfar Etzion nach 1967 gegründet, unterhält hunderte von Wanderungsprogrammen, Ausgrabungsprojekten, veranstaltet Informationskonferenzen und beschäftigt sich auch mit Ausweitung der Natur- und Geschichtskenntnis von Kindern und Jugendlichen.  (Kleiner Bericht hier).

Yaron Rosental
Yaron Rosental

Yaron Rosental  ist seit mehr als 10 Jahren Direktor der Feldschule und ist für seine praktische Herangehensweise zur Durchführung lokaler Projekte, sein ökologisches Bewusstsein, seine geschichtliche Wertschätzung, die Sorge um die archäologischen Schätze in Gush Etzion und auch seinen Einsatz für friedliches Zusammenleben von Arabern und Juden der Region bekannt. (Hier ein Bericht mit Yaron Rosental)

Passend zum Tu BiShvat-Fest hin organisierten Yaron und sein Team von der Feldschule ein Projekt, welches er als „eins der größten der letzten Jahre in Gush Etzion“ bezeichnete: 7000 Jugendliche der  Jugendbewegung „Ezra“ wurden eingeladen, um im

Bei den Vorbereitungen.
Felsen markiert.

ganzen Bereich der westlichen Etzion-Region Wandertouren vorzunehmen und mit Hacke und Spaten neue Wanderwege freizulegen. An speziell dafür vorbereiteten Stellen durften sie auch Bäume pflanzen. Daraufhin hatten Yaron und sein Team lange gewartet und die Aktivitäten mehrere Wochen lang vorbereitet – Festlegung der für neue Wanderwege geeigneten Orte, Markierungen, Probepflanzungen und mehr.

Yaron pflanzt schon mal vor.
Yaron pflanzt schon mal vor.
Bei den Vorbereitungen.
Bei den Vorbereitungen.
Bei den Vorbereitungen.
Bei den Vorbereitungen.

 

Am letzten Donnerstag, dem 09.02. , war es dann soweit: Die Kinder kamen mit über hundert Reisebussen aus dem ganzen Land nach Gush Etzion und dank dem sonnigen und relativ warmen Wetter konnten sie die geplanten Aktivitäten durchführen. Yaron 16486888_10154333469548597_6177113876590206900_oentschuldigte sich auf Facebook mit einem Zwinkern für die entstandenen Staus und veröffentlichte dutzende Bilder der jungen Teilnehmer und Teilnehmerinnen, welche in farbigen Pullis, Jeans und Röcken die Erde bearbeiteten und den westlichen Gush durchforsteten. Die zentralen Punkte beinhalteten den Naturpark Oz veGaon (in welchem ich selbst vor zweieinhalb Jahren mit Hacke und Spaten meinen Weg im Gush Etzion begonnen habe), Wadi Sadjme, die Arbiya-Höhlen (bei El Arub), Livne-Bach, Etziona-Bach, Oz-Aussichtspunkt und andere. Die Bäume, die gepflanzt worden waren, wurden aus den 16486818_10154333470273597_1625585356103277624_oSorten des natürlichen Waldes der Region ausgewählt – solche wie lokale Eichensorten, Terebinthen, Erdbeer- und Olivenbäume. Das 16665748_10154333471418597_2201696226374299674_oProjekt verlief im Angesicht seines Ausmaßes sehr erfolgreich und viele junge Menschen hatten dadurch mehr die Chance, mit der lokalen Natur und ihren Besonderheiten in Berührung zu kommen und selbst zu ihrem Wohlergehen beizutragen.

Neta Karniel
Neta Karniel

Eine Veröffentlichung widmete Yaron auf seiner Facebookseite einem kleinen Mädchen namens Neta Karniel: Auch sie war zum Pflanzen im Gush Etzion gekommen, und zwar nicht ohne Grund: einer der Urgroßväter von Neta, Shlomo Rozen, war einer der Pioniere des Kibbutzes Kfar Etzion vor der Staatsgründung und ist im Unabhängigkeitskrieg 1948 beim Fall des Kibbutz in die Hände der jordanischen Kämpfer getötet worden; ein weiterer Urgroßvater, Shalom Karniel, war einer der Truppenmitglieder, die einen Hilfskonvoi ins besetzte Gush Etzion im Frühjahr 1948 brachten und dabei getötet worden waren. Ihre Kinder und Enkel kamen zurück in den Gush. Urenkelin Neta ist der lebende Beweis für die wiederkehrende jüdische Existenz in Gush Etzion und Judäa im Allgemeinen.

Hier kommen einige Bilder vom „Ezra“-Projekt. Fotos: Yaron Rosental.

 

 

 

 

Price Tag und Polizeigewalt

Dieses verstoerende Video (oben) und die nachfolgenden Screenshots wurden am 12.09.16 in der Ortschaft Nahliel (Westsamaria) aufgenommen; darauf sieht man einen Teenager, der offensichtlich zusammengepruegelt wurde und nun von der Polizei verhaftet wird.

Quelle: INN (Yosef Frisman)
Quelle: INN (Yosef Frisman)

Den Augenzeugen zufolge, sowie auch einem Bericht darueber bei INN, wurden an diesem Montag vier Jugendliche, Schueler einer Yeshiva (religioesen Jungenschule) in der Ortschaft Nahliel, bei einer Razzia der Polizei in der Schule verhaftet, vor den Augen

Nahliel in Westsamaria
Nahliel in Westsamaria

ihrer Mitschueler. Ein Polizist soll dabei, wie im Video zu sehen, mindestens einen der Jungen verpruegelt haben, bevor er ihn abfuehrte. Dabei soll er und seine Kameraden dafuer verdaechtigt werden, Sabotage an palaestinensischen Wasseranlagen waehrend eines Ausflugs getaetigt zu haben – also einen als „Price Tag“ bekannten Vandalismusakt.

Die Jugendlichen, allesamt minderjaehrig, sind momentan inhaftiert. Die Organisation „Honenu“ (ich hatte sie hier schon einmal erwaehnt), welche sich speziell fuer die Rechte minderjaehriger juedischer Verdaechtigten einsetzt, berichtete ebenso, dass dem verpruegelten Jugendlichen mehrere Stunden lang kein Anwalt zur Verfuegung gestellt worden war.

Quelle: INN/Honenu
Quelle: INN/Honenu

Der verletzte Teenager wurde nach seiner Inhaftierung ins Krankenhaus eingeliefert und dort behandelt. Er erlitt mehrere Verletzungen im Gesicht.

Auch wenn dieser Jugendliche und seine Kameraden einen tatsaechlich einen nationalistisch motivierten Vandalismusakt gegen arabisches Eigentum ausgefuehrt haben sollten und dafuer verurteilt werden muessen – meines Erachtens, und man muesste sich sehr bemuehen, um mich vom Gegenteil zu ueberzeugen – ist eine solche Form von Polizeigewalt, insbesondere gegen Minderjaehrige nicht akzeptabel. Sollte sich der Minderjaehrige gewehrt haben oder auch von den Polizisten weggelaufen sein, wie einige weitere Augenzeugen berichten, ist es ebenso nicht zu akzeptieren. Im Moment der Verhaftung ging keine Gefahr und kein Schaden von den Jugendlichen aus, und Pruegel und Schlaege als Festnahmemethode – insbesondere bei Teenagern, und auch noch vor den Augen der Klassenkameraden – ist zu verurteilen. Ausserdem hat es keinesfalls Abschreckungspotenzial, sondern die respektlose und gewalttaetige Behandlung der Verdaechtigen wird bei den Teenagern noch mehr Ablehnung und Hass gegen die offiziellen Organe schueren. Leider bekomme ich immer wieder Berichte von solcher und aehnlicher Anwendung von Gewalt mit, insbesondere nach dem Duma-Attentat im Juli 2015, aber auch schon zuvor.

Und sollte sich jemand dies fragen – meine Meinung gilt auch fuer die Verhaftung von minderjaehrigen palaestinensisch-arabischen Jugendlichen durch die Armee. Insbesondere, wenn es sich dabei nicht um Mord oder versuchten Mord handelt.

(Quellen: INN, Natan Epstein, privat)

Beton und Farben

Wenn wir schon beim vorherigen Eintrag beim Thema Jugend und Kinder gelandet sind, dann werden die folgenden Bilder wohl passend sein.
Wie ich schon erwähnt habe, leben im Gusch Etzion, eine Gegend mit ca. 22.000 Einwohnern, sowie in ganz Judäa sehr viele Kinder und Jugendliche – überdurchschnittlich viele innerhalb der jüdischen Bevölkerung, und erst recht innerhalb der arabischen.

Die jüdische Gesellschaft in den Siedlungen legt besonderen Wert auf Kindererziehung, auf Freizeitbeschäftigung, Bildung und vor allem Sozialisierung. Beinahe jeder der 19 Siedlungen im Ballungsraum Gusch Etzion (Ost und West) hat ein Jugendzentrum und mindestens eine Jugendgruppe für verschiedene Altersgruppen von Kindern und Jugendlichen. Nachmittagsaktivitäten innerhalb von Hobbygruppen sind populär wie Zeichnen, Gymnastik, Tanz, Ballett, und auch in Rahmen des Unterrichts werden viele Projekte veranstaltet, die die Kinder und Jugendlichen aus der Klasse in die Umgebung befördern – Wandern, Freiwilligenarbeit, Gestaltungsprojekte.

Nun habe ich bei einem meiner täglichen Gänge zur Arbeit einige Werke zweifellos junger Künstler entdeckt, dort, wo sie zweifellos eher weniger zu erwarten wären: Auf den Betonschutzwällen und Armeewachpunkten an der großen zentralen Verkehrskreuzung. Die Betonaden, wie sie bei uns heißen, stehen vor den Haltestellen und an der Kreuzung aus der bitteren Notwendigkeit heraus, die Wartenden vor Autoattentaten zu schützen, wie sie leider vor allem in der letzten Zeit die Fußgänger und Reisende betroffen haben. Die Armeewachpunkte dienen als Schutzstand für Soldaten für den Fall, dass sich ein größeres Attentat ereignet und es beispielsweise zu Schusswechsel kommt.

Diese Bilder, die ich weiter unten zeige, sind eine kleine Illustration dessen, wie man Leben auch in schweren Bedingungen lebenswert gestalten kann. Nicht nur der berühmte und berühmt gemachte britische Wandkünstler Banksy weiß, wie man Bilder auf die palästinensische Seite der Sicherheitsmauer in Bet Lehem malt – aber diese Bilder werden wohl kaum die internationale Presse erreichen.

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Soldaten-Wachpunkt. Dahinter: Haltestelle Richtung Hevron.

„Gusch Etzion – Haus Israels“, eins der Slogans der Regionalverwaltung.

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Soldatenwachpunkt. Dahinter - Haltestelle Richtung Hevron.

Ein Zitat aus dem Buch Jeshayahu/Jesaja, Kap.2 Vers 4, die Prophezeihung für die Menschheit in der Endzeit: „Und sie werden ihre Schwerter zu Spaten umschmieden und ihre Speere zu Baumscheren (und kein Volk wird gegen ein anderes in den Kampf ziehen und man wird keinen Krieg mehr lernen).“

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Soldatenwachpunkt, Haltestelle Richtung Jerusalem

„Lächel mal – alles ist zum Guten“, bekannter und beliebter Spruch in ganz Israel.

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Soldatenwachpunkt und Haltestelle Richtung Jerusalem

„Noch ist unsere Hoffnung nicht verloren.“ Zitat aus der israelischen Nationalhymne (geschrieben von Naftali Herz Imber).

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Betonschutzwälle.

Zitat des 22-jährigen Offiziers Uriel Peretz sel.A., welcher 1998 im Südlibanon bei einem Überfall von Terroristen getötet wurde. In seinem Notizblock im Offizierskurs schrieb er:
„Aus all den Dornen, die mir in den Körper eingedrungen sind, könnte man eine quadratmetergroße Rasenfläche anlegen, aber das sind nicht einfach nur Dornen. Das sind Dornen Israels. Wer in diesem Land lebt, muss auch seine Dornen mit Liebe annehmen können.“ Ein Teil dieser Notiz steht auf dem Betonwall.

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„Einigkeit“. Daneben – eine Israelkarte, wie man sie sich wünscht – ohne die Waffenstillstandsgrenzen von 1948.

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„Am Israel Chai“ – „Ich lebe, mein Vater lebt noch, das jüdische Volk lebt“, Paraphrasierung auf den Ausspruch von Josef, dem Sohn des Vorvaters Ja’akov. Daneben: „Unsere Herzen werden wie ein Herz weiterschlagen“.

Es gibt ein Sprichwort im Hebräischen, das heißt „Es gibt zwei Arten, eine Lage zu beschreiben. Einmal kann man sagen: Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos. Oder man kann sagen: Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst.“
Meine Hebräischlehrerin aus Köln, gebürtige Israelin, pflegte zu sagen: „Der erste Satz gilt für die Deutschen, und der zweite für die Israelis.“

Auch Siedler feiern!

Der Frühling ist zu Ende, der Sommer kommt und mit ihm das gute Wetter, die Ferien (für wen sie gelten), die Freizeit und die gute Laune.

Natürlich sind die warmen Abende, der Sternenhimmel, die frische Luft und die Freunde ein Grund, sich öfter zusammenzusetzen, etwas gemeinsam zu unternehmen, und wenn man noch jung ist und sich jung schätzt, dann geht man auch mal feiern.

Und auch die „Siedler“ wissen, wie man feiert – und durchaus nicht nur Hochzeiten, Beschneidungen von neugeborenen Jungs und Bar Mitzwas. Nein, in Judäa und Samaria lebt eine beeindruckende Menge an jungen Leuten mit viel Energie und Lust am Leben, und die regionalen Verwaltungen, Klubs und Gemeindezentren haben seit einigen Jahren die Notwendigkeit erkannt, auch in der Heimumgebung Events zu veranstalten und nicht nur die Leute nach Jerusalem ausreisen zu lassen, um Spaß zu haben.

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Foto: Gush Etzion Tourist Association.

So gibt es seit etlichen Jahren Veranstaltungen in Gush Etzion, Judäa und auch in Samaria von ganz verschiedener Art und für alle Altersgruppen: Theaterstücke, Stand-Up-Comedy, Marathons und Sportwettbewerbe, Konzerte bekannter israelischer Künstler, Musikfestivals, Bierfestivals, Erntefestivals und mehr – und das im gesamten Gebiet von

Judäa (südlich von Jerusalem bis zum Yattir-Wald, inkl.Hevron und Bet Lehem)

Samaria (bis zum Tal von Bet She’an, inklusive Jenin) und

Südsamaria/Binyamin (nördlicher von Jerusalem bis Ariel, inkl.Ramallah und Jericho).

Wollt ihr Beispiele? Gerne! So gab es im letzten halben Jahr speziell für junge Leute:

  • Das 9.Rennmarathon in Karney Shomron, Samaria, in Gedenken an Capt.Benaya Rein, ebenso durch Mithilfe von „Real Timing“, am 05.12.2014.
  • Bierfestival und Party in einem der größten Vergnügungsparks von Judäa und Samaria, der „Farm ‚Das Land der Hirsche„, im Zuge des Purim-Festes, am 05.03.2015. Die Farm – mit Restaurant und Vergnügungspark inklusive Riesen-Omega quer durch das Bergtal veranstaltet regelmäßig beliebte Abendparties.
  • Das 4.Rennmarathon in Samaria in Gedenken an Gilad Zar, organisiert vom Gemeindezentrum Shomron und der Sportvereinigung „Real Timing“ (und gestützt durch das israelische Gesundheitsministerium und andere), am 20.03.2015.
  • Das erste Kirschenfestival in der Region des südlichen Hevron-Gebirges, in der Siedlung Ma’on und dem nahegelegenen Yatir-Wald, am 03.06.2015.
  • Die Europameisterschaft wurde fleißig von allen geschaut, entweder daheim, bei Freunden, in Restaurants oder auf öffentlichen Plätzen, so zum Beispiel am 06.06.2015 in der Siedlung Bet Arieh im südlichen Samaria/Binyamin.
  • Das alljährliche Kirschenfestival im Kibbutz Rosch Tzurim am 12.06.2015, für geringen Eintritt, mit Musik, Essen, vielen Attraktionen – und Hauptsache – Kirschen soviel man will, frisch vom Baum!
  • Konzerte lokaler und landesbekannter Künstler wie Rami Kleinstein im Gemeindezentrum Kiryat Arba-Hevron, und Pe’er Tassi in einem Open-Air-Konzert im Rahmen einer Straßen-Party in Ma’ale Adumim bei Jerusalem.

 

Und was erwartet uns im Sommer? Hier einige bunten Beispiele:

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Bierfestival in Teko’a
  • am 23.06.15 tritt eine der berühmtesten Sängerinnen Israels – RITA – im Country Club in Sha’arey Tikva, Westsamaria, im Rahmen eines Festivals für Frauen auf.

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    Rita kommt nach Sha’arey Tikva
  • am 02.07.15 ein Bierfestival in der Stadt Teko’a im Osten Gusch Etzions – mit lokalem und bekanntem Bier den Sommer eröffnen!
  • am 22.06.15 ein Riesen-Happening „Sommereröffnung“ für Jugendliche – Beduinenzelt,
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    Sommereröffnung für Teenies

    Flugsimulator, Graffiti-Wand, Henna-Tattoos, Karaoke, Süßes & Getränke + Acoustic-Konzert des Sängers Yishai Ribo aus seinem neuen Album – im „Land der Hirsche“. Ein ähnliches Festival findet auch in Karney Shomron, Westsamaria, statt.

  • Ensemble „Piyut“ mit nordafrikanisch-jüdischen Gesängen in neuer Auflage + Nir Abukasis, Kelterei „Amos“ in Teko’a, am 25.06.15
  • am 17.07.15 in der Kelterei /Restaurant/Eventhalle „Nahalat Binyamin“, südliches Samaria: Künstler- und Bauernmarkt mit künstlerischen Werken aus der Region.
  • am 22.08.15, ebenso in der Eventhalle „Nahalat Binyamin“ – Konzert der israelischen Band „ALMA“ .

Und dazwischen noch viele Wanderungen, Traktor-Fahrten, Führungen, lokale Sommerverkäufe, Musikabende und mehr.

Auf so einem schönen Fleck Land muss man schließlich wissen, wie man das Leben genießen soll!

Wer sind wir? Siedler über sich – 1. Orli

Wer sind wir, die Siedler, und was wollen wir? Warum leben wir dort, wo wir leben? Wo kommen wir her, wer sind unsere Eltern, was machen unsere Partner und Kinder? Wer von uns war vorher ein Großstadtkind, wer ist einer Idee nachgelaufen, wer hat mit der Siedlung einen Kindheitstraum erfüllt und wer hätte niemals daran gedacht, in eine zu ziehen? Sehen wir uns in einem Krieg, oder träumen wir von einer „dritten Lösung“? Was denken wir wirklich über den Friedensprozess, sehen wir eine Zukunft in der Siedlungsbewegung und ist Olivenhain-Verwüstung und Graffiti-Sprayen wirklich unser liebstes Hobby?

Lest und hört, was Israelis aus jüdischen Siedlungen in Judäa und Samaria euch aus erster Hand zu erzählen haben. Trefft junge Frauen wie Orli, den 18-jährigen Daniel und seine Freunde, den ehemaligen Vizevorstand von Judäa und Samaria Yigal Dimoni, einen älteren Kibbutznik aus Migdal Oz, Asher – den Sohn amerikanisch-russischer Einwanderer, der kurz vor dem Armeeeinzug steht; den „starken Mann“ Yossi aus den Bergen von Samaria, die „Frauen in Grün“ – und viele mehr.

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Wo liegt Ma’ale Michmash? Klick aufs Bild!

 

Wir beginnen mit Orli, 26, aus der Siedlung Ma’ale Michmash im Regionalkreis „Binjamin“, nördlich von Jerusalem. 

Kommentare zum besseren Verständnis der Begriffe sind mit „z.E.“ (zur Ergänzung) und mit Klammern versehen.

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Orli

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Ich komme aus Jerusalem und bis zu meiner Hochzeit wohnte ich dort mit meinen Eltern. Nach der Heirat sind wir nach Ma’ale Michmash umgezogen. Wirhleben hier an die 7 Monate. Ich bin in der Sozialarbeit tätig und mache eine Ausbildung zur Reiseleiterin. Ich habe in einer Ulpana (religiöse Mädchenschule, z.E.) für Künste gelernt und nach 2 Jahren Zivildienst habe ich auch in „Machon Ora“ (einem Institut für jüdische Religion und Philosophie, z.E.) gelernt. Sozialarbeit habe ich in drei Jahren in einer orthodoxen Akademie studiert.

‚Warum seid ihr nach Michmash gezogen?‘

Wir haben ein gemeinschaftlich-religiöses Kollektiv in der Nähe von Jerusalem gesucht.

‚Kennst du ein wenig die Geschichte von Michmash – aus früherer und moderner Zeit?‘

Ich kenne mich nicht genug aus, aber ich weiß, dass Michmash in den Heiligen Schriften als eine der Ansiedlungen bekannt ist, zu der Jonathan, der Sohn König Shauls, gelangt, und es gibt weitere Nennungen. Die moderne Siedlung wurde in den 80er Jahren gegründet, soweit ich es weiß, als Teil des Siedlungsprogrammes des Landes Israel. Die Gebiete wurden im Sechstagekrieg 1967 befreit, und darunter fallen auch die Gebiete von Samaria und Binjamin (südlicher Teil des Samaria-Gebiets, nördlich von Jerusalem, z.E.). Das folgte einem Aufruf von Rabbiner Zwi Jehuda Kuk.

‚Was hat das Leben in Michmash für dich für eine Bedeutung? Hast du dich schon gut akklimatisiert?‘

Wir werden noch als relativ neu hier gesehen, und wir freuen uns, dass wir hierhergekommen sind. Das sind einige der Gründe:

  • Wir haben das Privileg, das Gebot der Besiedlung des Landes Israel zu erfüllen, und einen Ort zu stärken, der leider momentan, dem Konsens zufolge, nicht als Teil der jüdischen Geschichte wahrgenommen wird.
  • Von dem sozialen Aspekt her ist die Siedlung wunderbar – die Menschen sind sehr freundlich, interessieren sich, laden uns ein und helfen, wo sie können. Es gibt viele Aktivitäten, und ein Gefühl von Gemeinschaftlichkeit und echter Solidarität.
  • Wir haben wunderschöne Aussicht auf die Berge von Binjamin.
  • Der Karavan, in dem wir leben, ist vergleichsweise neu, gut gehalten und angenehm, und unserer Meinung nach kann man als junges Paar, das noch ganz am Anfang ist, gar nicht mehr verlangen. Dazu kommt, dass die Wohnpreise hier relativ niedrig sind. Und trotz des Umzugs haben wir uns gar nicht so sehr von Jerusalem entfernt – es sind nur 15 Minuten Fahrt bis dorthin. Und neben uns gibt es ein sehr entwickeltes Industriegebiet, sehr bequem. Wir haben kein Auto, aber von der Flexibilität her ist es nicht so schlimm – es gibt einen Bus zur Siedlung und viele Tramp-Möglichkeiten.

    Im Inneren von Orlis Karavan
  • Die Gemeindeverwaltung kümmert sich um die Belangen der Einwohner – Einkaufsladen, Synagogen, Kindergärten, Schulen, Spielplätze, Mikwe (rituelles Tauchbad, z.E.), andererseits lässt sie aber auch genug Platz für ein Gefühl von familiärer und intimer Atmosphäre.

‚Was sind für dich die Hauptunterschiede zwischen dem Leben in einer Großstadt und einer Siedlung?‘

Der zentrale Unterschied, meiner Meinung nach, zwischen den beiden ist die Lebensqualität: Hier gibt Ruhe und Aussicht den ganzen Tag lang, was in einer Stadt selten zu finden ist, und es gibt eine große Solidarität unter den Bewohnern; auch das findet man eher seltener in einer Stadt.

Am liebsten mag ich es, die Jalousien am Morgen hochzuheben und auf die Berge zu schauen, die sich mir direkt vor den Füßen ausbreiten, und kaum zu glauben, dass das hier mein Heim ist. Das Gefühl ist, als würde ich im Urlaub wohnen.

‚Hast du irgendwelche Bedenken gegen das Wohnen hier? Was die Sicherheitssituation anbetrifft, zum Beispiel?‘

Was Sicherheit angeht, so muss man wachsam und vorsichtig sein, aber es gibt Überwachung in der Siedlung selbst und wir fühlen uns nicht permanent in Angst versetzt.

‚Wie empfindest du die Gesellschaft, in der du lebst? Erzähl mir ein wenig über sie.‘

Die Gemeinschaft hier, wie gesagt, ist sehr solidarisch. Fast alle Einwohner kennen einander. Es gibt viele gemeinsame Aktivitäten  – Tora-Unterricht, Hobby-Gruppen und anderes mehr. Man hilft viel untereinander. Die Siedlung selbst ist sehr heterogen vom religiösen Aspekt her. Es gibt hier ein breites Spektrum an religiösem Lebenswandel. Es gibt nicht das Gefühl, dass die Gemeinschaft irgendwie erdrückend auf dich wirkt oder in deine Privatsphäre eindringt.

‚Gibt es irgendwelchen Kontakt zwischen euch und den Arabern, die in der Umgebung wohnen?‘

Soweit ich weiß, gibt es keinen. Manchmal kommen hierher arabische Arbeiter, die auf dem Bau tätig sind. Aber das wird nur unter Überwachung getan.

‚Würdest du es empfehlen, in einer Siedlung zu wohnen?‘

Auf jeden Fall. Außer des Gebotes, das Land Israel zu besiedeln, gibt es hier wirkliche Lebensqualität. Die Wohnungspreise sind erschwinglich und es gibt warmherzige Menschen, die einen umarmen. Aber meines Erachtens gibt es viele Orte, an denen es wichtig ist, zu wohnen, und jeder soll sich seine Aufgabe suchen.

‚Siehst du eine Zukunft für die jüdische Siedlerbewegung in Judäa und Samaria?‘

Definitiv. Trotz aller Androhungen, den Bau einzufrieren und trotz der Abrisse floriert die eigentliche Siedlungsaktivität, und mehr und mehr Dörfer weiten sich aus; auch in Michmash baut man. Immer mehr Attraktionen und Services werden für die Bewohner hier eröffnet, und die Infrastruktur entwickelt sich weiter. Gott sei Dank ist die Besiedlung ein Fakt, den man nicht ignorieren kann, und so Gott will, wird sie immer weiter wachsen. Hauptsache, dass wir uns daran erinnern, dass dies das Land unserer Vorfahren ist, wir haben es niemandem weggenommen, und es gehört uns nicht weniger als Tel Aviv, Nahariya oder Dimona.

©2015 Chaya Tal. Ohne ausdrückliche Genehmigung darf keins der Bilder oder Ausschnitte aus dem Interview in welchem Format auch immer veröffentlicht werden,