Wenn wir schon beim vorherigen Eintrag beim Thema Jugend und Kinder gelandet sind, dann werden die folgenden Bilder wohl passend sein.
Wie ich schon erwähnt habe, leben im Gusch Etzion, eine Gegend mit ca. 22.000 Einwohnern, sowie in ganz Judäa sehr viele Kinder und Jugendliche – überdurchschnittlich viele innerhalb der jüdischen Bevölkerung, und erst recht innerhalb der arabischen.
Die jüdische Gesellschaft in den Siedlungen legt besonderen Wert auf Kindererziehung, auf Freizeitbeschäftigung, Bildung und vor allem Sozialisierung. Beinahe jeder der 19 Siedlungen im Ballungsraum Gusch Etzion (Ost und West) hat ein Jugendzentrum und mindestens eine Jugendgruppe für verschiedene Altersgruppen von Kindern und Jugendlichen. Nachmittagsaktivitäten innerhalb von Hobbygruppen sind populär wie Zeichnen, Gymnastik, Tanz, Ballett, und auch in Rahmen des Unterrichts werden viele Projekte veranstaltet, die die Kinder und Jugendlichen aus der Klasse in die Umgebung befördern – Wandern, Freiwilligenarbeit, Gestaltungsprojekte.
Nun habe ich bei einem meiner täglichen Gänge zur Arbeit einige Werke zweifellos junger Künstler entdeckt, dort, wo sie zweifellos eher weniger zu erwarten wären: Auf den Betonschutzwällen und Armeewachpunkten an der großen zentralen Verkehrskreuzung. Die Betonaden, wie sie bei uns heißen, stehen vor den Haltestellen und an der Kreuzung aus der bitteren Notwendigkeit heraus, die Wartenden vor Autoattentaten zu schützen, wie sie leider vor allem in der letzten Zeit die Fußgänger und Reisende betroffen haben. Die Armeewachpunkte dienen als Schutzstand für Soldaten für den Fall, dass sich ein größeres Attentat ereignet und es beispielsweise zu Schusswechsel kommt.
Diese Bilder, die ich weiter unten zeige, sind eine kleine Illustration dessen, wie man Leben auch in schweren Bedingungen lebenswert gestalten kann. Nicht nur der berühmte und berühmt gemachte britische Wandkünstler Banksy weiß, wie man Bilder auf die palästinensische Seite der Sicherheitsmauer in Bet Lehem malt – aber diese Bilder werden wohl kaum die internationale Presse erreichen.

„Gusch Etzion – Haus Israels“, eins der Slogans der Regionalverwaltung.
Ein Zitat aus dem Buch Jeshayahu/Jesaja, Kap.2 Vers 4, die Prophezeihung für die Menschheit in der Endzeit: „Und sie werden ihre Schwerter zu Spaten umschmieden und ihre Speere zu Baumscheren (und kein Volk wird gegen ein anderes in den Kampf ziehen und man wird keinen Krieg mehr lernen).“

„Lächel mal – alles ist zum Guten“, bekannter und beliebter Spruch in ganz Israel.

„Noch ist unsere Hoffnung nicht verloren.“ Zitat aus der israelischen Nationalhymne (geschrieben von Naftali Herz Imber).
Zitat des 22-jährigen Offiziers Uriel Peretz sel.A., welcher 1998 im Südlibanon bei einem Überfall von Terroristen getötet wurde. In seinem Notizblock im Offizierskurs schrieb er:
„Aus all den Dornen, die mir in den Körper eingedrungen sind, könnte man eine quadratmetergroße Rasenfläche anlegen, aber das sind nicht einfach nur Dornen. Das sind Dornen Israels. Wer in diesem Land lebt, muss auch seine Dornen mit Liebe annehmen können.“ Ein Teil dieser Notiz steht auf dem Betonwall.
„Einigkeit“. Daneben – eine Israelkarte, wie man sie sich wünscht – ohne die Waffenstillstandsgrenzen von 1948.
„Am Israel Chai“ – „Ich lebe, mein Vater lebt noch, das jüdische Volk lebt“, Paraphrasierung auf den Ausspruch von Josef, dem Sohn des Vorvaters Ja’akov. Daneben: „Unsere Herzen werden wie ein Herz weiterschlagen“.
Es gibt ein Sprichwort im Hebräischen, das heißt „Es gibt zwei Arten, eine Lage zu beschreiben. Einmal kann man sagen: Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos. Oder man kann sagen: Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst.“
Meine Hebräischlehrerin aus Köln, gebürtige Israelin, pflegte zu sagen: „Der erste Satz gilt für die Deutschen, und der zweite für die Israelis.“
Liebe Chaya,
es gibt noch eine dritte Variante: Die Lage ist hoffnungslos und wird schon lange nicht mehr ernst genommen…
Ansonsten wieder ein sehr interessanter Blick in euren Alltag
Shalom aus Hamburg
Friedrich
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Hallo Chaya. Hallo Herr Friedrich. Der Blogbeitrag stimmt mich ehr nachdenklich. Wenn man die Bilder sieht dann dokumentieren diese, wie festgefahren die Situation in den israelischen Siedlungsgebieten ist. Ein politische Bearbeitung des Problems findet von beiden Seiten nicht statt. Zur Zeit beschäftigt mich das Buch Macht und Gewalt von Hannah Arendt. Ihren Gedanken folgend ziehe ich aus den Bildern von Chaya den Schluss das es Israel an Macht fehlt. Oder besser gesagt Israel steht ohnmächtig in den Siedlungsgebieten, weil die Verhältnisse zwischen den Israelis und den Paläsinensern nicht geregelt sind! Beide Seiten versuchen mit Gewalt der anderen Seite das gewünschte Verhalten aufzuzwingen. Aber das wird nicht funktionieren. Beide Seiten müssen die Verhältnisse untereinander legitimieren. Im Moment sehe ich nicht das es von irgendeiner Seite ernsthafte Versuche gibt die vielen Probleme politisch zu lösen.
Aber ohne Hoffnung? Neee!
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