Archiv der Kategorie: Israel

Neues Jahr 5779 – neue Anfänge

Liebe Freunde und Follower,

das Neue Jahr (Rosh Hashana 5779) steht schon ganz vor der Tür und will auch hinein, und ich bin Gott sei Dank wohlauf daheim in Israel und in Gush Etzion angekommen, voller neuer Erfahrungen und willkommener Erinnerungen an die Gastfreundschaft all meiner GastgeberInnen während dieser spannenden (und meiner ersten!) Vortragsreise im Rahmen meines Blogs DieSiedlerin.net.

Ich habe mich überaus gefreut, viele wunderbare neue Menschen kennenzulernen, und werde dies mit Freuden in das nächste Jahr mit hineinnehmen. Ich hoffe sehr, dass das nächste Jahr uns Frieden und Gesundheit und Zufriedenheit bringt, viel Kraft für neue Ideen und Pläne und Inspiration für gute Taten!

Shana tova, mögen wir alle ins Buch des Lebens eingeschrieben werden!

In Freundschaft,
Chaya

NEWS: Terrorattacke in Adam, Yotam Ovadia getötet

Am 26.07, spätabends, ereignete sich ein Terroranschlag in der jüdischen Großsiedlung Adam (Geva Binyamin) in Südsamaria, die neben dem Viertel Pisgat Ze’ev in Jerusalem und nahe der palästinensischen Stadt Ramallah, an der Autobahn 60, liegt. Der Attentäter, ein 17-Jähriger aus dem Dorf Kubar, ebenso in Südsamaria, sprang über den Zaun der Ortschaft und machte sich den Berichten zufolge, mit einem Messer bewaffnet, auf die Suche nach Passanten, die er angreifen konnte. Ihm kam ein 58-jähriger unwissender Einwohner entgegen, den der Terrorist angriff und als Resultat mittelschwer verletzte. Ein weiterer war Yotam Ovadia, 31, der den Terroristen entdeckte und diesen mehrfach angriff und zu überwältigen versuchte, hatte aber keinen Erfolg und wurde mehrmals von Messerstichen getroffen und lebensgefährlich verletzt. Ein weiterer Einwohner, der den Geräuschen auf der Straße folgend hinauskam und meinte, es würde sich um eine Rauferei handeln, wurde leicht verletzt, als er ebenso angegriffen worden war, konnte aber mit der Pistole, die er an sich trug, den Attentäter unschädlich machen. Ein der Attacke beiwohnender Autofahrer fuhr den Täter an, ein weiterer schoss ihn schließlich nieder, sodass dieser noch am Tatort verstarb. (Jpost)

Das am schwersten verletzte Opfer der Attacke, Yotam Ovadia, 31 Jahre alt und Vater von zwei Kindern, wurde ins Hadassah-Hospital evakuiert, allerdings verschlechterte sich der Zustand von Ovadia schnell und er verstarb an seinen Wunden im Krankenhaus.

Der Notfalldienst und die Sicherheitskräfte der Ortschaft, der Polizei und der Armee wurden kurze Zeit nach dem Attentat informiert, gelangten allerdings erst zum Tatort, als der Attentäter schon erschossen worden war. Da es zum Zeitpunkt der Angriffs unbekannt gewesen war, ob sich weitere Terroristen in der Ortschaft befanden, wurden die Einwohner von der Armee angewiesen, sich in ihren Häusern zu verschließen, bis Soldaten jedes Haus nach seinen Einwohnern und ihrem Wohlergehen geprüft hatten.

Der Terrorist selbst gelangte nach Adam mit seinem Auto aus dem Dorf Kubar. Aus demselben Dorf stammte der 19-jährige Attentäter, der vor fast exakt einem Jahr das Massaker an der Familie Solomon  im benachbarten Halamish/Neve Tzuf durchgeführt hatte und mit einem Messer 3 Familienmitglieder (Vater Elad, Tochter Chaya und Sohn Elad Solomon) am Shabbattisch erstochen und zwei weitere verletzt hatte. Er wurde am 15.02 zu viermal lebenslänglich und einer Geldstrafe von 1.8 Millionen Shekel verurteilt. Es ist gut möglich, dass der neue jugendliche Terrorist sich ein Beispiel an dem Attentäter vor einem Jahr genommen hatte und die Attacke am Datum des Attentats vor einem Jahr ausrichten wollte.

In verschiedenen Medien (Jerusalem Post, Ha’aretz) wurde berichtet, dass der Terrorist vor der Attacke in Adam an einem nahegelegenen Beduinendorf vorbeigefahren und den anwesenden Beduinen mitgeteilt habe, er würde Juden angreifen wollen. Diese hätten daraufhin per Telefon den Wachposten der Siedlung informiert, allerdings gelangte die Information zu spät an und der Attentäter war bereits innerhalb des Geländes von Adam.

Nach dem Angriff beschwerten sich die Einwohner von Adam, dass der Sicherheitszaun um die Ortschaft herum nicht genügend schützend sei; so soll er schon über ein Jahrzehnt nicht mehr erneuert worden sein, und würde leicht zu passieren sein, da keine elektronischen Sensoren angebracht seien und daher ein Überqueren des Zauns, wie es der Attentäter getan hatte, nicht zu ermitteln seien. (Soweit mir bekannt ist, besitzt die Mehrheit der von einem Sicherheitszaun beschützten Siedlungen diese Sensoren, die an ein zentrales Warnsystem angeschlossen sind und relevante Berührungen mit Fremdkörpern an die Zentrale vermitteln.)

Yotam Ovadia, der bei der Attacke ermordet worden war, war mit Tali verheiratet und lebte mit ihr und zwei kleinen Söhnen, Harel und Itai, in Adam, ebenso wie seine Eltern. Er war bei der Geldsicherheitsfirma Brinks angestellt und arbeitete dort als Techniker in der Jerusalemer Filiale. Noch am Abend vor seinem Mord, dem Vorabend des „Tages der Liebe“ (der 15. des hebräischen Monats Aw) hatte er seiner Frau bei seinem Heimkommen einen Blumenstrauß und Schokolade gebracht. In einem Video der lokalen Sicherheitskamera, über das die Nachrichtenseite Ynet geschrieben (aber nach Bitte der Familie nicht veröffentlicht hatte), konnte im Nachhinein gesehen werden, dass Yotam Ovadia vom Terroristen angegriffen wurde, sich aber wehren konnte und ihn mehrmals zu überwältigen versuchte, bis er entgültig niedergestochen wurde. Am vergangenen Donnerstag (27.07) wurde er in Jerusalem beigesetzt. Seine Frau, Tal, sprach zu Ynet über ihren Ehemann:

„Er war ein Arbeitsmensch, fair, bescheiden und anständig. Er liebte mich und die Kinder auf eine Art, die ich noch nie gesehen hatte. Alles, was er tat, tat er für uns. Er sorgte immer dafür, dass es allen gut ging. Er dachte an sich immer als letztes. (…) Alles, was ich wollte und worum ich bat, tat er für mich und liebte mich auf eine Weise, die es gar nicht gibt. Er erfüllte mir jeden Traum. Ich sagte ihm immer, ‚du bist der Eine, der Einzige und der Besondere für mich‘.“ (Ynet, 29.07.18)

Der Leiter der Polizeistelle der Binyamin-Region, der den Polizeieinsatz rund um das Attentat leitete, war Eli Ovadia, ein Cousin von Yotam. Erst an Ort und Stelle erfuhr er, dass es sich bei dem Schwerverletzten um seinen Cousin handelte, und zwei Stunden später wurde er von seinem Tod informiert.

„Ich bin dort angekommen und einer der Nachbarn erzählte mir sofort, dass Yotam der Verletzte sein. Es war ein absoluter Schock. Ich explodierte fast innerlich, ich fühlte, als würde mir der Bauch zerreissen. (…) Wie sehr ich auch gedacht habe, dass ich widerstandsfähig bin, wenn es deine Familie ist, dann dreht sich dir der Magen um. Du weißt, dass du auf der Arbeit bist und nicht nach dem Gefühl handeln darfst, aber innerlich tobt es in dir. Ein schwerer Moment.“ (ibid.)

 

(Quellen: Mako, Ynet, Channel 2)

 

 

Rebloggt: Ausflüge nach Samaria und mit Siedlern reden

Habe den Beitrag erst jetzt gefunden und finde ihn sehr informativ und interessant. David Ha’Ivri aus der Ortschaft Tapu’ach in Samaria kenne ich persönlich als einen professionellen und klugen Mann und begeisterten Aktivisten. Bei der Blogger-Tour in Samaria war ich noch nicht gewesen, aber werde es sicherlich noch nachholen.
Hier ist der Erfahrungsbericht der Bloggerin Sheri Oz (israeldiaries.com) vom 28.06.2018 für euch zum Lesen, übersetzt ins Deutsche auf „abseits vom mainstream“ (Herbert).
Das Zitat eines der Veranstalter, David Hermelin, kann ich persönlich unterschreiben, denn es gilt auch für meinen Blog:

„Du kannst nicht beurteilen, ob ich das Recht habe in meinem eigenen Land zu leben. Mich kümmert es wirklich nicht, was du von mir denkst und ich werde nicht versuchen dich von irgendetwas zu überzeugen. Aber wenn du wissen willst, wie meine Erfahrungen aussehen, dann werde ich sie gerne mit dir diskutieren.“

abseits vom mainstream - heplev

Sheri Oz, Israel Diaries, 28. Juni 2018

Was würden Sie erwarten auf einer Tour durch Samaria zu sehen? Was würden Sie erwarten, wie Siedler sind?

Eine ganz kleines Bisschen Hintergrund

Samaria ist der klassische Name der Region, der auf den Namen dessen gründet, was einst eine Hauptstadt des nördlichen Königreichs Israel war. Der hebräische Name lautet „Schomron“. Nach der jordanischen Besatzung der Region westlich des Jordan ab 1948 wurde sie unter dem Namen „Westbank“ subsummiert. International und leider auch in Israel ist das der für die Region am häufigsten verwendete Name, während mit der Zeit immer mehr Israelis sie Judäa und Samaria oder Yehuda we-Schomron nennen.

Im Krieg von 1967 gewann Israel die Kontrolle über Judäa und Samaria (J&S) zurück, gab aber einiges davon ab, als es die Olso-Vereinbarungen mit der PLO unterschrieb, eine Vereinbarung, die zur Schaffung der palästinensischen Autonomiebehörde führte. Es wird heute so eine Art Krieg um…

Ursprünglichen Post anzeigen 1.454 weitere Wörter

NEWS: Sammeltaxis nach Judäa und Samaria

Medienberichten zufolge hat das Verkehrsministerium mit einer Reform des Sammeltaxisystems begonnen, das nun das ganze Land umspannen und bis zu 110 neue Linien („Moniot Sherut“ auf Hebräisch) bereitstellen soll. Die Taxis sollen in bis zu 20  landesweit verteilten Knotenpunkten für die Öffentlichkeit bereitgestellt werden – darunter auch in Judäa und Samaria, in deren Fall beispielsweise Jerusalem durch die Sammeltaxis mit der Gush Etzion-Region verbunden werden soll und dadurch eine schnelle Anbindung und eine Alternative zum Anhalterfahren bieten kann. Fahrgäste würden, wie in regulären Bussen, mit der „Rav Kav“-Magnetkarte zahlen und 90 Minuten freie Umstiegszeit nutzen können; ebenso würden auch in den Taxis die Vergünstigungen für Studenten, Pensionäre und Behinderte gelten.

Bisher sollten Israelbesuchern die Sammeltaxis vor allem aus Tel Aviv oder auch dem Ben Gurion-Flughafen bekannt sein. Auch in Tel Aviv sollen neue Taxilinien hinzukommen. (Zwischen dem Ben Gurion-Flughafen und Jerusalem wurde allerdings seit einiger Zeit eine umgekehrte Reform in Kraft gesetzt – es gibt eine wesentlich günstigere und einfacher zu erreichbare Buslinie.) Ob die neuen Linien auch am Shabbat und jüdischen Feiertagen verkehren werden, ist unbekannt.

(Quellen: TheMarker, Kikar Hashabat)


Als ich die Nachricht gelesen habe, ist mir etwas Amüsantes eingefallen: Die Hauptverkehrsmittel der palästinensischen Einwohner von Judäa und Samaria stellen gelbe/orangefarbene Sammeltaxis mit grünen Nummernschildern dar, die zwischen Dörfern und Städten verkehren, sehr billig sind und ebenso nach Anhalteprinzip (ohne feste Haltestellen) funktionieren. Sowohl die palästinensischen als auch die israelischen Sammeltaxis haben ähnliche Farben und Fahrzeugtypen und, was die israelischen angeht, viele arabische Fahrer.

Was also, wenn die israelischen Sammeltaxis bei uns eingesetzt werden würden und man anfinge, zwischen den beiden zu verwechseln?… 🙂

Landwirtschaftlicher Terror überall

Zum Stand der Dinge: Es ist nichts Neues. Angriffe auf Felder, Erntediebstähle, Beschädigung von Arbeitsgeräten, drohende Graffitis, die als „Gruß“ von den Tätern hinterlassen werden – all das gehört seit eh und je zur Realität in Judäa und Samaria (und ebenso außerhalb, aber das ist ein anderes Feld). Ob es Olivenbäume oder Weintrauben, Kirschen- oder Aprikosenbäume sind – wenn die Lust nach Hass und Vandalismus wütet, dann fällt dieser alles zum Opfer. Und man muss zugeben, beide Seiten nehmen daran teil. Ich kann mit Gewissheit sagen, dass die jüdischen Bewohner von Judäa und Samaria in ihrer absoluten Mehrheit solche Taten nicht begrüßen, ich kann allerdings nicht abstreiten, dass sie daran keinen Anteil haben. Insbesondere im letzten Jahrzehnt ist die Aktivität der sogenannten „Preisschild“ (Price Tag)-Aktionen, die von radikalisierten Jugendlichen und jungen Erwachsenen, der sogenannten „Hügeljugend“, durchgeführt werden – dazu gehören Vandalismus und Beschädigung arabischen Eigentums, Angriffe auf arabische Felder, Attacken auf Moscheen und offenbar (= gerichtlich noch nicht bestätigt) auch das letzte große Verbrechen – das Attentat auf die Familie Dawabshe in Duma – angestiegen. Bestimmte Regionen innerhalb des gesamten Gebietes von Yatir im Süden bis Jenin im Norden sind besonders durch die „Preisschild“-Attacken „gefährdet“, und zwar in Umgebungen von bekannten Außenposten und Siedlungen eher radikaler Natur.

Auf der anderen Seite ereignen sich regelmäßige Diebstahle von Ernte der jüdischen Felder und Plantagen rund um das Jahr in der gesamten Region, und ebenso Angriffe auf jüdische Felder seitens Bewohnern der arabischen Nachbarsorte; dabei werden Felder mit brennenden Objekten angegriffen, Planzungen niedergeschnitten und Waldstücke angezündet, die in unmittelbarer Nähe der Ortschaften liegen; davon abgesehen werden in regelmäßigen Abständen Molotow-Cocktails gegen die Schutzzäune der Siedlungen geworfen. Langweilig ist es bei uns keinesfalls. Die Polizei, die Zivilverwaltung und die Armee sowie der innere Geheimdienst (Shabak) zeichnen sich nicht besonders im Verfolgen und Verhindern der Verbrechen aus, zumindest wirkt es so nach außen und manche der jüdischen Landwirte sehen sich gezwungen, private Sicherheitsmänner anzuheuern, um ihre Felder zu schützen.

Berichte über Vandalismus und Zerstörung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen tauchen eher in der lokalen palästinensischen Presse, heute zumeist auf Facebook, und in den Berichten der internationalen propalästinensischen Organisationen auf, als in der israelischen Presse, es sei denn, es handelt sich um großflächigen Schaden. Leider mischen sich unter diese tatsächlichen Angriffe auch solche, die absichtlich von palästinensischer Seite durchgeführt wurden, um dadurch jüdische Bewohner zu belasten. Internationale sowie palästinensische Presse und Organisationen berichten kaum bis gar nicht über arabischen Vandalismus von jüdischem Eigentum und Landwirtschaft.


Jetzt hat sich der Alltag aber dramatisch verändert. In den letzten Wochen und Monaten scheint es, als würde sich die Zerstörungsaktivität in diesem Jahr primär auf die Landwirtschaft und Privateigentum fokussieren. Der offizielle Terminus lautet heute noch immer „landwirtschaftliche Verbrechen“, aber immer mehr wird der Begriff „landwirtschaftlicher Terror“ genannt, und das auch begründet, denn die Zahl der der Öffentlichkeit bekannten Attacken – von arabischer sowie jüdischer Seite aus – ist drastisch angestiegen. Allein im letzten Monat tauchten Berichte von 10 solcher Attacken auf, und das in verschiedenen Gebieten – Samaria und Judäa gleichermaßen – inklusive in dieser und vorheriger Woche! Davon abgesehen werden an der Grenze zum Gazastreifen hunderte von Dunam der israelischen Felder, die den lokalen Kibbutzim angehören, durch über den Zaun hinübergeschicke, mit Brandsätzen beladene Drachen verbrannt. Es kann gut sein, dass sich die aktuelle Angriffswelle ihre Inspiration von den Aktivitäten im Süden geholt hat.

Hier eine Auflistung der (mir bekannten) Vorfälle des landwirtschaftlichen Terrors der letzten vier Wochen. Untersuchungsergebnisse sind mir nicht bekannt:

  • Beschädigte Weinstöcke in Shiloh. Quelle: Yigal Dilmoni

    gestern (27.05): Bis zu 1000 Weinstöcke auf einem jüdischen Weinfeld im Shiloh-Tal (Südsamaria) wurden abgeschnitten. Laut Armeeangaben führen die Spuren ins arabische Dorf Kusra.

  • 25.05: insgesamt 60 Aprikosenbäume und Weinstöcke wurden auf einem arabischen Feld bei Alon Shvut (Gush Etzion) abgeschnitten.
    Abgeholzte Aprikosenbäume bei Alon Shvut. Quelle: Eliaz Cohen
  • 25.05: Ein Feuer war im Waldstück beim Kibbutz Kfar Etzion, ebenso Gush Etzion, ausgebrochen, Hauptvermutung ist Brandstiftung durch Einwohner von Bet Ummar. Video vom Brand. Quelle: Yaron Rosental
    Der brennende Wald bei Kfar Etzion. Quelle: Elyashiv Kimchi
  • 24.05: Brennende Reifen wurden von den umgebenden Hügeln des arabischen Dorfes Bet Ummar aus auf die Kirschplantagen von Kfar Etzion hinuntergerollt und verbrannten mehrere Kirschbäume.
    Verbrannte Kirschbäume bei Kfar Etzion. Quelle: Yaron Rozental
  • 23.05: Brennende Reifen wurden auf die Kirschplantagen von Kfar Etzion von einem nahegelegenen Hügel aus heruntergerollt und verbrannten mehrere Kirschbäume. Aufnahmen der verbrannten Bäume
  • 23.05: Zwei Weintraubenäcker arabischer Bauern in Halhul/Hevron wurden attackiert und bis zu 400 Weinstöcke abgeschnitten. Daneben war ein drohendes Graffiti zu finden – „wir werden überall hinkommen“ – auf Hebärisch.
  • 22.05: Ein arabisches Weizenfeld in Ad-Deirat bei Hevron wurde
    Hassgraffiti bei Ad-Deirat. „Genug des Landwirtschaftsterrors! Wir werden überall hinkommen“. Quelle: ToI

    in Brand gesetzt; daneben wurde auf einem Gebäude ein Graffiti auf Hebräisch mit den Worten „Genug des Landwirtschafts-Terrors“ und „Wir werden überall hinkommen“ gefunden.

  • 01.05: Bericht bei Mako über die Festnahme von vier verdächtigen Palästinensern, die für die letzteren größeren Kirschdiebstähle in Kfar Etzion verantwortlich gewesen sein sollen.
  • 25.04: Bis zu 150 Weinstöcke wurden einem Landwirt bei Tomer, einer jüdischen Ortschaft im Jordantal, abgeschnitten.
    Abgeschnittene Weinstöcke bei Tomer, Jordantal. Quelle: Mako
    Quelle: Ha’aretz
  • Eine Karte bei Ha’aretz verweist auf 13 Attacken auf arabisches Eigentum (inkl.Felder, Autos und Moscheen) zwischen dem 17. und dem 29.April (ohne Verweis auf Attacken auf jüdisches Eigentum).
  • 13.04: Versuchtes Anzünden einer Moschee im Dorf Aqraba bei Nablus/Schchem.
    Die Moschee bei Aqraba. Quelle: Middle East Eye

Dazu sollten auch die nicht dokumentierten Vorfälle gerechnet werden, aber ich habe sie nicht vorliegen.

Einer unserer lokalen Aktivisten in Gush Etzion namens Elyashiv Kimhi, der auch den Oz veGaon-Park und lokale Outdoor-Erlebnisaktivitäten betreut, engagiert sich momentan dafür, eine Art Schutzbrigade aus Freiwilligen zusammenzustellen, um von Attacken und Diebstählen bedrohte Felder über Nacht zu bewachen, da ihm (und nicht nur ihm) die lokale Bewachung als nicht effektiv genug erscheint. Gesucht werden Freiwillige mit Wehrdiensterfahrung in Kampfeinheiten und mit Waffenschein. Ob sich eine Gruppe organisieren wird oder die lokalen Sicherheitseinheiten sich etwas anderes überlegen, ist noch ungewiss.

Quellen: Jerusalem Post, Times of Israel, Middle East Eye, Ynet, Ha’aretz, Mako, Channel 20, Yaron Rozental, Elyashiv Kimhi, Eliaz Cohen, privat

500 Kinder aus Samaria singen zum Unabhängigkeitstag

Der 5te Iyar 5778 ist das hebräische Datum für den Unabhängigkeitstag Israel. Wenn der 5te Iyar wie in diesem Jahr auf einen Freitag fällt, werden die Feierlichkeiten um einen Tag nach hinten verschoben.

In diesem Jahr ist der Staat 70 Jahre alt geworden und daher fielen die Festlichkeiten besonders aufwendig und beeindruckend statt. Da die jüdische Bevölkerung von Judäa und Samaria besonders israelverbunden und zionistisch zu charakterisieren ist, wurde in jeder jüdischen Ortschaft die Zeremonie zum Unabhängigkeitstag mit viel Effort durchgeführt.

Ein Projekt war in diesem Jahr besonders zu Ehren der 70 Jahre organisiert worden: 500 Kinder aus Samaria im Kindergartenalter wurden dazu ausgewählt, das Lied „Tfila/Gebet“ der israelischen und internationalen, im Jahr 2000 tragisch verstorbenen Sängerin Ofra Haza gemeinsam aufzuführen. Das Projekt wurde von dem Regionalvorsitzenden von Samaria, Yossi Dagan, initiiert. Das Lied wurde von den Kindern im Kindergartenalter eine Woche lang nach verschiedenen Stimmen (!) einstudiert und schließlich an verschiedenen Stellen im Samaria-Gebiet sowie bei einem gemeinsamem Gesang auf dem Kabir-Berg aufgeführt.

Und so sah das Resultat aus: (Quelle: Ynet)

 

Der Liedtext lautet:

„Er, der dort oben in den Höhen sitzt, Er, der alle Kranken heilt

Er, der den Kindern die Freude gibt, Er, der Der richtet

Er, der im Himmel ist, Er, der Einzige,

Er, der Große und Ehrfürchtige

Er, der uns vor jeder Not beschützt!

Refrain: 

Oh, Gott

Schütze uns alle wie Kinder, schütze uns und verlasse uns nicht

Gib uns Licht und Jugendfreude, gib uns immer und immer wieder Kraft

Oh Gott

Schütze uns alle wie Kinder, schütze uns und verlasse uns nicht

Gib uns Licht und Jugendfreude, und gibt uns die Möglichkeit zu lieben!

Was bleibt uns übrig von all den Tagen, was bleibt uns von jedem Tag

Sonne der Freude, viele Blicke, Tage und Nächte voller Träume

Er, der im Himmel ist, Er, der Einzige,

Er, der Große und Ehrfürchtige

Er, der uns vor jeder Not beschützt!

Refrain

(Lyrics: Bezalel Aloni, Musik: Henry Bratter)

Yom haShoah Holocaust-Gedenktag

Quelle: Internet

Heute findet der jüdische Holocaust-Gedenktag, Yom haShoah, statt und wird in Israel und der gesamten jüdischen Welt begangen. Das jüdische Volk wird seine Opfer nicht vergessen, seinen Mördern nicht vergeben, und von den nachfolgenden Generationen erwarten,Verantwortung für die Vergangenheit zu zeigen und eine Lektion daraus für die Zukunft zu ziehen.

***

Die Einwohner von Alon Shvut, Gush Etzion (meinem Wohnort), nehmen an diesem Tag am landesweit organisierten Projekt „Gedenken im Wohnzimmer“ (Zikaron baSalon) teil, das sich zum Ziel gesetzt hat, aktives Gedenken an die Shoah zu üben, indem man der Öffentlichkeit die Möglichkeit gibt, ein persönliches Gespräch mit einem/r Überlebenden in einer vertrauten Atmosphäre zu führen, seine/ihre Geschichte zu hören und Fragen stellen zu können. Dabei können Einzelne, Gruppen und Vereine eine solche Begegnung organisieren, mit Überlebenden der Shoah und ihren Kindern. Auch Gruppendiskussionen zum Thema werden veranstaltet und geführt.

Das Projekt existiert seit 2010 und tausende von Menschen nehmen jedes Jahr daran teil.

In diesem Jahr fanden am Vorabend, dem 11.04, zwei Gespräche und eine Diskussion statt: Mit Rivka König, einer Überlebenden von Auschwitz und Bergen-Belsen und Jeremy Kornitz, einem Sohn von

Das VEranstaltungsprogramm von Alon Shvut

Überlebenden (der „zweiten Generation“, wie es genannt wird). Eine Diskussion mit dem Thema „Wo sind die Juden, die wir so geliebt haben, zu hassen?“ über die Verhältnisse zwischen Juden und Polen nach Kriegsende bis heute, führte der Rabbiner Rafi Ostroff.

Heute (12.04) werden laut Programm zwei Gespräche stattfinden, mit Esti Gutmann, „Bilder von Papa“, und Sara Pollak, „Meine Familienmitglieder“.

Möge das Andenken der Shoah-Opfer gesegnet sein.

NEWS: Erste Gebäude im neuen Ort Amichai

Erinnert ihr euch noch an Amona?

Vor etwa einem Jahr und einem Monat, am 01.Februar 2017, wurde die kleine Siedlung Amona, von etwa 40 Familien bewohnt, am Rande der jüdischen Ortschaft Ofra (Samaria, unweit von Ramallah), komplett abgerissen, nachdem Grundstücksbesitzer aus dem benachbarten arabischen Dorf Silwad vor dem Obersten Gerichtshof gegen die Bewohner von Amona geklagt hatten, dass

Amona. Quelle: Tomriko/Ynet

diese auf ihrem Privatland bauen würden. In 2016 wurde der Prozess entgültig zugunsten der Kläger entschieden  und der Abriss wurde auf Dezember 2016 festgelegt. Im Laufe der Monate wurde zwischen den Familien von Amona, der Regionalverwaltung Südsamarias, Politikern und dem Gerichtshof ein harter Kampf um die Zukunft der Leute Amonas ausgetragen, wobei verschiedene Kompromisslösungen auf den Tisch kamen und von diesem geräumt wurden, Berufungsanträge angenommen und abgewiesen worden waren und die Abrissdeadline immer wieder verschoben worden war. Es wurde um die Anzahl der abzureißenden Häuser gefeilscht, um das Ersatzgrundstück, um Entschädigungszahlungen und provisorische Unterkünfte. Im Endeffekt wurde von der Regierung die Schaffung einer Alternative für die Gemeinde versprochen; unterdessen sollten die Familien in einer Jugendherberge in Ofra unterkommen; das für eine neue Ortschaft festgelegte Grundstück sollte vorbereitet werden; dafür würden die Bewohner ohne Widerstand Amona selbst räumen. Am Tag der Räumung selbst (ich war erst am Abend dazugekommen) verschanzten sich zumeist Jugendliche in den Häusern und boten physischen Widerstand gegen die Sicherheitskräfte; die Familien verließen die Häuser friedlich. Amona wurde abgerissen und der Großteil der Familien musste notgedrungen in der Jugendherberge in Ofra samt Hab und Gut verweilen und auf das Erfüllen der Versprechen seitens der Politiker abwarten. (Nachzulesen auf Der Countdown läuft 1Der Countdown läuft 2 und Amona – das Ende. Ende? )

Lange Rede, kurzer Sinn:

Am 21.02.18 berichteten INN, Kipa.co.il und 0404 (ebenso eine knappe Meldung bei Ynet) über das Errichten der ersten provisorischen Bauten (sogenannte Karavillas, größer als der reguläre Karavan) für die ausgewiesenen Familien auf einem von der

Die Gegend auf der Karte.

Regierung festgelegten, geprüften und dafür vorbereiteten neuen Grundstück. Die neuentstehende Ortschaft „Amichai“ (übersetzt: Mein Volk lebt, auch als Vorname gängig) befindet sich in Südsamaria (Binyamin), zwischen Shiloh und Shevut Rachel. Die Nachrichtenseiten berichten, dass die ersten 36 Bauten auf dem Grundstück stehen würden und der Einzug der ersten Familien etwa Ende März zu erwarten wäre.

Der Vorsitzende der Binyamin-Regionalverwaltung Avi Roeh zur Entwicklung:

„Zum ersten Mal seit dem Beginn der Siedlerbewegung werden wir Zeugen der Gründung einer neuen Gemeinde auf offiziellem Wege, basierend auf der Initiative der Regierung und der Regionalverwaltung.“ (INN, 21.02.18)

Der Innenminister Arye Deri kommentierte bei seinem offiziellen Besuch nach der Errichtung der Bauten:

„Mein großer Respekt gilt den Mitarbeitern des Innenministeriums. Trotz all der Probleme, die im Weg standen, nahmen sie sich vollkommen der Sache an und taten alles, um Lösungen zu finden. Sie sahen darin  eine große Berufung und führten es aus. Auch die Regionalverwaltung von Binyamin hat ihren Teil an der erhabenen Aufgabe und erwirkte das Unmögliche und sie verdient unsere Anerkennung. Am Wichtigsten sind die Einwohner; sie haben das Leid und die vielen Monate der Erwartung mitmachen müssen. Sie haben [durch die von ihnen erwirkte Entstehung einer Siedlung, Anm. DS] einen großen Verdienst erworben und haben ebenso den Obersten Gerichtshof daran teilhaben lassen, dass eine neue Gemeinde gegründet wird. So Gott will werden wir alles daran setzen, dass es schnell vorangehen wird. “ (INN, 27.02.18)

 

 

NEWS: Mord an Familie Salomon: Viermal Lebenslänglich

Der „lächelnde Mörder“ wandert entgültig hinter Gitter:

Das Militärgericht verurteilte am Donnerstag (15.02.18) den Terrorist, der am 22. Juli 2017 drei Mitglieder der Familie Solomon, wohnhaft in der jüdischen Ortschaft Neve Tzuf (Halamish) mit einem Messer ermordet hatte. Elad (35), Chaya (46) und ihr Vater

Chaya, Yosef und Elad Solomon hy“d. Quelle: Ynet

Yosef (70) wurden am Abend am Shabat-Festtisch der Familie angegriffen, als sie die Geburt eines Enkels feiern wollten, und brutal erstochen. Die Mutter Tova Solomon wurde dabei lebensgefährlich verletzt, und befindet sich noch immer in Rehabilitation. Die Ehefrau Elads Michal schaffte es, ihre Kinder vor dem Terroristen zu verstecken. Ein Soldat, der sich im Nachbarhaus befand, hörte die Schreie aus dem Wohnhaus der Familie, rannte herbei und konnte den Attentäter neutralisieren, allerdings nicht töten. Sicherheitskräfte verhafteten den Täter.

Der Mörder stammte aus dem nahegelegenen Dorf Kubar. Vor seinem Tod hatte er auf Facebook eine religiös begründete Glorifizierung des „Märtyrdoms“ der „Kämpfer für die Al-Aqsa-

Karte von Neve Tzuf (Halamish) und Kubar

Moschee“ veröffentlicht und kurz darauf brach er auf, um in die Siedlung einzubrechen; sein Eindringen über den Sicherheitszaun wurde von den örtlichen Sicherheitskräften als Fehlalarm interpretiert und so konnte der Terrorist ungehindert in den Ort eindringen und ins Haus der Familie gelangen.

Der Vater der Familie des Attentäters stritt ein Beiwissen der Tat oder ihre Unterstützung ab; nichtsdestotrotz entschied das Militärgericht, dass sein Haus zerstört werden sollte. Diese Praktik wird als Abschreckungsmethode für palästinensische Terroristen genutzt. Kritik erhielt die Armee, nachdem nur ein Stockwerk des besagten Hauses zerstört worden war. Momentan wird Druck ausgeübt, dass auch der Rest des Hauses niedergerissen werden soll.

Nach dem Mord plädierten zahlreiche Politiker, allen voran der Verteidigungsminister Avigdor Liebermann, für deine Todesstrafe für den Attentäter, angesichts der barbarischen Tat. Die Ehefrau von Elad und ihr Vater sprachen sich ebenso dafür aus, ebenso für eine harte Bestrafung und Mithelfer und Mitwisser. Michal kommentierte im Verlauf der Gerichtsverhandlung (bei welcher sie nicht anwesend gewesen war, um das Gesicht des Mörders nicht ansehen zu müssen, wie sie angab):

Leider mussten seit damals bis heute weitere gute Menschen auf die Liste der Ermordeten und Verletzten von Terrorattacken gesetzt werden und weitere Familien wurden von der Wolke des Schmerzes umhüllt. Erst in der letzten Zeit haben wir wunderbare Erzieher verloren [Rabbiner Raziel Shevach und Rabbiner Itamar Ben Gal, Anm. DS], die Generationen von Schülern voller Werde und Kultur heranziehen konnten. Der Staat Israel steht der Palästinensischen Autnomiebehörde gegenüber, die offen mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln zum Töten von Juden aufruft. Sie hat eine absurde Situation geschaffen, in der der Mord an Juden als leichtes Mittel für ein finanzielles Einkommen und Lösung von persönlichen und sozialen Problemen gilt.“ (Ynet, 15.02.18)

Die Richter des Militärgerichtes stimmten im Endeffekt in der Mehrheit für das viermal lebenslängliche Urteil, ebenso für eine Kompensation der Familie von insgesamt 1.8 Millionen Shekel. Wo der Attentäter und seine Familie die Summe hernehmen werden, ist unklar.

Seit dem Anschlag wurden die Stimmen nach einer Todesstrafe für Terroristen in extremen Fällen lauter. Am 03.01.18 wurde der Gesetzesvorschlag der Todesstrafe für Morde in Zusammenhang mit Terrorismus, vorgelegt von den Knessetmitgliedern Robert Iltov, Oded Furer und Julia Melinkovsky (Partei „Israel ist unser Haus/Israel Beytenu“ von Avigdor Liebermann), in der Vorabstimmung der Knesset mit 52 Fürstimmen bestätigt. Weitere 3 Abstimmungen liegen vor dem Gesetzesvorschlag. Momentan befindet er sich auf der Ausarbeitungsliste des Verfassungsausschusses. (Quelle: Knesset.gov.il)

Generell neige ich nicht dazu, Namen und Fotos von Attentätern zu veröffentlichen. In diesem Fall möchte ich allerdings, dass ihr euch das Bild des Terroristen aus Kubar anschaut. Bei jeder dokumentierten Gerichtsverhandlung, auch bei der Urteilsverkündung,hatte der Mörder entspannt, sogar stolz gelächelt, als würde er sich bewusst sein, das Richtige getan zu haben. Es kann höchstwahrscheinlich sein, dass in seiner Weltanschauung er tatsächlich von der Richtigkeit seiner Tat überzeugt ist. Das zeigt uns nur, wie abgrundtief pervers und menschenhassend diese Weltanschauung aussieht und wie schwierig es ist, dieser entgegendzutreten.

Der Mörder der Familienmitglieder Solomon. Quelle: Ynet)

(Quellen: Mako, Ynet, Knesset.gov.il, Israel heute)

Datteln: Denn’s meldet sich

Im vorausgehenden Artikel „Datteln, das Friedenshindernis“ am 11.02., habe ich über die Affäre der Etikettierung der populären Medjoul-Datteln aus Israel beim denn’s Biomarkt in Köln berichtet, und dabei gegen die falsche Ursprungsbezeichnung (bes.paläst,Geb) geschrieben und dies mit einigen Fakten untermauert – u.a. die politisch inkorrekte Bezeichnung, die zweifelhafte Bestimmung der ursprünglichen Ernteregion (Jordantal vs. Aravawüste) und die Einmischung in außenpolitische Angelegenheiten seitens eines Verkaufsunternehmens.

Ein aktiver Leser von mir hat den Biomarkt angeschrieben und bekam am 12.02. – sehr schnell, vielleicht durch die Aufmerksamkeit, die der Artikel (über 1200 Views auf meiner Facebookseite) oder die zahlreichen negativen Bewertungen auf der Facebookseite des Ldanes) auf sich gezogen haben, die folgende Antwort:

Sehr geehrter Herr (Name mir bekannt, Anm.DS)

vielen Dank für Ihre Email, in der Sie uns Ihre Beobachtung, wie wir Ware aus dem Westjordanland kennzeichnen, schildern.

Diese haben wir zum Anlass genommen, unsere Kennzeichnung erneut genau zu prüfen und dabei neben der rechtlichen Vorgabe natürlich auch Ihre Gedanken zu berücksichtigen.

Als Fachhändler für Bioprodukte konzentrieren wir uns darauf, die biologische Lebensweise und den Öko-Landbau in Deutschland voranzubringen. Vor diesem Hintergrund pflegen wir weltweit Partnerschaften zu Lieferanten und Produzenten von Bio-Lebensmitteln und sind über den biologischen Gedanken miteinander verbunden.

Bei der Kennzeichnung unserer Datteln aus dem Westjordanland haben wir uns an der 2015 von der EU vorgelegten „Mitteilung zu Auslegungsfragen über die Ursprungsbezeichnung von Waren“ orientiert. Diese besagt, dass Ware aus den West Banks mit „Herkunft aus dem Westjordanland (israelische Siedlung)“ gekennzeichnet werden sollte. Dank Ihres Hinweises wissen wir nun, dass die daraus resultierende stark verkürzte Kennzeichnung „bes. paläst. Geb.“ zu Unklarheit führt und vermuten lässt, dass wir uns politische positionieren wollen würden. Um dieser Annahme entgegenzuwirken haben wir uns dazu entschlossen, die EU-Vorgabe wie folgt abzubilden: WB, israel. Siedl. Die Abkürzungen sind der Tatsache geschuldet, dass unsere Etiketten technisch lediglich 16 Zeichen zulassen.

Wir möchten uns noch einmal bei Ihnen für Ihre Email bedanken und hoffen, mit der angepassten Kennzeichnung deutlich zu machen, dass es um den biologischen Gedanken und nicht um eine politische Positionierung geht.

Leider haben einige unserer denn`s Biomärkte die Etiketten noch nicht neu ausgedruckt, diese werden umgehend informiert, dies nachzuholen.

Mit freundlichen Grüßen

Karina Pechmann

Leitung Kundendialog


Die Antwort ist ausführlich und der Vorgang begründet. Die „Mitteilung zu Auslegungsfragen über die Ursprungsbezeichnung von Waren“ bezieht sich auf die Entscheidung der EU-Kommission vom11.11.2015, über die ich in NEWS: Illegale Juden-Produkte offiziell gebrandmarkt berichtet habe und hier auch über die Bezeichnung: „Westbank, isr.Siedlung“ informiert habe. Frau Pechmann hat also entsprechend der EU-Empfehlung gehandelt.

In der Antwort jedoch stellen sich mir zwei Fragen.

1) Wenn, wie Frau Pechmann schreibt, die Ware lediglich „gekennzeichnet werden sollte“, wieso hat der Biomarkt es sich dann zur offiziellen Doktrin gemacht und diese Version übernommen? Zumal schon verschiedene Käufer aus anderen Städten berichtet haben, in ihren Filialen werde es so nicht gehandhabt.

2) Was hat der „biologische Gedanke“, auf den die Kundendialog-Leiterin mehrmals verweist, mit der politischen Situation in Israel zu tun? Die Medjoul-Datteln werden auf allen Plantagen, die nach Europa exportieren, nach hohen organischen Standards gezüchtet und folgen internationalen Richtlinien. Die Qualität wird hoch bewertet, der biologische Gedanke korrekt befolgt. Wenn Erzeugnisse aus palästinensisch geführten Plantagen importiert werden und ebenso organisch gezüchtet wurden (so wie die Firma „Königsdatteln“ mit Medjoul-Datteln aus „Palästina“ von sich behauptet), ist es wunderbar, steht aber in keinster Weise im Widerspruch zum „biologischen Gedanken“ der israelischen Produkte und braucht auch nicht mit diesen zu konkurrieren, was es auch faktisch nicht tut. Wieso? Anhand israelischer Innenpolitik und wirtschaftlichem Mismanagement der Palästinensischen Autonomiebehörde.

All das geht denn’s Biomarkt nicht an. Die „israelischen Siedlungen“ sind für diesen irrelevant, und wie gesagt, sollte denn’s Biomarkt ein Problem mit der Bezeichnung „Israel“ für Datteln aus dem Jordantal haben, könnte er sie auch aus der Arava-Wüste importieren. Ich habe leider den Eindruck, dass es den Importeuren wichtiger ist, „Westbank, israelische Siedlung“ zu drucken, anstatt, „Israel“ auf dem Schild zu lassen und die Waren ganz nach „biologischem Gedanken“ (und fraglicher Politkorrektheit) aus der Arava zu importieren. Vorausgesetzt, sie wissen, natürlich, wo die Arava liegt.

Oder aber es ist ihnen gänzlich egal. Und dann trifft die Schuld für den Misstand um diese Brandmarkung eindeutig die EU. Aber was kann man von der EU schon erwarten

Und was meint ihr?