Archiv der Kategorie: Israel

Datteln, das Friedenshindernis

Die Filiale der Denn’s Biomarkt-Kette in der Dürener Straße in Köln ist ein friedlicher Ort mit Waren aus der ganzen Welt, nach Qualitätsvorschriften ausgewählt und in Hülle und Fülle angeboten. Stiftung Warentest sagt gut (2,1), Verpackung wird gespart und jeden Freitag kann man kostenlos Produkte probieren. Die Facebook-Seite der Biomarkt-Kette in Köln nicht sehr aktiv, und in der Info steht:

„denn’s Biomarkt ist ein Ort, an dem sich der Kunde beim Einkaufen wohl fühlen darf und Kommunikation gelebt wird. (…) Produkte mit Geschichte und für besondere Ernährungsformen. Auf den ersten Blick erkennen Sie Ursprung und Anbaumethode der zertifizierten Verbände. “

So weit, so gut. Doch eines Tages füllt sich die Bewertungsliste der Kölner Zweigstelle innerhalb von weniger als 48 Stunden mit über 60 1-Stern-Bewertungen mit etwa dem folgenden Charakter:

Der erste Supermarkt, der sich aussenpolitische Kompetenz anmaßt. Verkauft Datteln und nicht Eure Meinung. (Elio Adler)

„Wenn sich ein Lebensmittelgeschäft in die Politik einmischt, hat es verloren.“ (Robert Baranj)

Datteln aus „besetze pal. Gebiete“? Ernsthaft. Macht Ihr jetzt Außenpolitik? (Gerd Buurmann)

Früchte mit politischer Botschaft; demnächst liefern Sie auch schlesische Pflaumen aus den deutschen besetzten Gebieten? (Salco Spanjaard)

Was ist da passiert?

Die Etikette im Denn’s Biomarkt. Foto: Privat

Zurück geht der Bewertungs-„Shitstorm“ auf ein Foto einer Bekannten aus Köln, das sie vor zwei Tagen wütend in einem deutschsprachigen Aktivistenforum geteilt hatte. Auf diesem Bild ist das Preis- und Herkunftsschild von einer 100g-Packung der bekannten und beliebten israelischen Medjoul-Datteln abgebildet. Für 2.29 Euro kann man 100g Datteln aus dem Ursprungsland bes.paläst.Geb  kaufen.

Bes.paläst.Geb?

Was zum… , dachte sich meine Bekannte, und viele weitere auch, die durch das Foto auf die fragliche Initiative des Biomarkts, politische Verhältnisse im Ausland in drei willkürliche Abkürzungen zu fassen, aufmerksam wurden. Offenbar sei das besagte „Ursprungsland“ auf Etiketten derselben Marktkette in anderen Städten nicht gesichtet worden – so berichteten zumindest Käufer/-innen aus Berlin und Oldenburg. Was aber hat es mit dem vermeintlichen Ursprungsland in der Kölner Filiale an sich? Was für „besetzte palästinensische Gebiete“ sind hier gemeint und welche Interessen stehen hinter dieser Bezeichnung?


Die beliebte (und umstrittene?) israelische Medjoul-Dattel. Quelle: Oren Farm

Zum besseren Verständnis:  Medjoul-Datteln stellen die beliebteste und meistverkaufte Sorte Datteln auf dem Weltmarkt dar. Dabei liefert Israel etwa 65-75% aller Medjoul-Dattelexporte, insbesondere nach Europa (Quelle: The Marker). Andere größere Exportländer sind der Iran und Ägypten. Die Ursprünge der Dattelsorte liegen in Marokko, die Pflanze gelangte erst 1989 nach Israel, über Amerika. Innerhalb von knapp 30 Jahren übernahm Israel die Führung bei dem Dattelexport dieser Sorte auf dem Weltmarkt. Die Plantagen selbst befinden sich in mehreren Gebieten in Israel: im Norden, angefangen am See Kineret (Genezareth) bis hinunter ins Jordantal an der jordanischen Grenze und um Jericho herum (C-Gebiet, unter israelischer Militärverwaltung entsp. den Oslo-Abkommen von 1994); und im Südosten, in der Arava-Wüste (offizielles isr.Staatsgebiet), ebenso an der jordanischen Grenze. Die Landwirte, die sich dem Anbau der Medjoul-Dattelpalme im Jordantal und der Arava-Wüste widmen, unterstehen einer Dachorganisation namens „Dattel-Tisch“, die sie ihrerseits im nationalen Landwirtschaftsverband vertritt. Firmen, deren Datteln in Vertriebe von organischen Produkten exportiert werden, besitzen nationale Organwirtschaft-Auszeichungen und müssen internationale Vorschriften für organische Bewirtschaftung erfüllen.

Unternehmen wie „The Golden Date תמר הזהב“ und „Oren Farm משק אורן“ besitzen Plantagen im Jordantal; andere, wie „Sea Gal“ bei Idan und in der Ortschaft En Yahav vertreiben Datteln aus der Arava. Von insgesamt ca.20.000 Dunam Dattelplantagen in ganz Israel ist die Plantagenfläche in der Arava von 4000 Dunam in 2014 auf 7023 Dunam in 2017 angewachsen und erstmals werden auch größere Mengen nach China und Indien geliefert, um abseits von Europa und den USA einen neuen Markt auszunutzen. (Quellen: Isr.Landwirtschaftsportal, INN)

Gilad Dotan, Plantagenleiter aus der Arava-Wüste. Quelle: The Marker

Warum man dem europäischen Markt beginnt, den Rücken zu kehren? Gilad Dotan, Plantagenleiter in En Yahav (Arava-Wüste):

„Es gibt Anzeichen eines Boykotts auf israelische Waren.“

Ein weiterer Plantagenbesitzer bekundete:

„Vor zwei Jahren  (nach einer Obstmesse in Europa in 2014, Anm.DS)  kam man zu uns angerannt, heute hält man sich vom israelischen Export fern. Es ist ein stiller Boykott. Die Vertreiber bestellen die Produkte nicht, denn sie wollen Provokationen seitens der Israelgegner vermeiden.“ (The Marker, 01.03.16)

Dabei würden Marktketten, die aus politischen Gründen keine Produkte aus dem Jordantal importieren wollen, die Datteln aus der Arava erhalten.


Vielleicht ist jetzt die Lage, nach dieser kurzen Einführung oben, etwas leichter zu verstehen – und wird dadurch noch empörender:

Weshalb bezeichnet ein Biomarkt seine Produkte in verschiedenen Filialen anders, zudem noch mit Bezeichnungen, die alles andere als den politischen Kontext und die gesetzliche Lage vor Ort widerspiegeln? Am 11.11.2015 hatte die EU-Kommission nach Abstimmung die Kennzeichnungspflicht für Produkte aus Judäa und Samaria bzw. „von Israel seit 1967 besetzten Gebieten“ eingeführt. In meinem Beitrag habe ich darüber ausführlich berichtet, u.a. auch darüber, dass schon seit 2003 Produkte von jenseits der „Grünen Linie“ anderen Zahlencode als restliche israelische Produkte hatten.

Das alles macht aber das Ursprungsland der Medjoul-Datteln noch immer nicht zu „bes.paläst.Geb“! Denn:

  • Hell-/dunkelrosa: C-Gebiete. Quelle: Wikipedia

    Die Tatsache, dass ein Teil (!) des Jordantals  (südlich von Bet She’an bis nördlich von En Gedi) nicht offizielles Staatsgebiet Israels ist, sondern entsprechend den palästinensisch-israelischen Abkommen von 1994 unter demnach legaler israelischer Verwaltung steht (C-Gebiet), macht diese Territorien nicht zu „palästinensischen“! Das letztere ist eine politische Interpretation von nichtzutreffenden Zuständen und Schlussfolgerungen aus nichtstattfindenen Verhandlungen, und ein Lebensmittelmarkt hat keine Befugnis, diese in seine Bezeichnungen einfliessen zu lassen!

  • 90% der Dattelernte, die in der Arava-Wüste gesammelt wird, weit weg von etwaigen Palästinensern und ihren mutmaßlichen Gebieten, wird ins Ausland, mehrheitlich nach Europa, exportiert. Wie kann ich mich auf einen Biomarkt, der eigene politische Ansichten (möglicherweise basierendauf den Nahostkenntnisen des Filialleiters, der diese aus den öffentlich-rechtlichen Medien bezieht) auf Etiketten druckt, verlassen, dass dieser tatsächlich Datteln aus dem Jordantal und nicht Datteln aus der Arava als „palästinensisch“ etikettiert hat?
  • Wenn sich gesetztestreue deutsche Marktvertreiber seit 2015 nun mit einem Mal an Kennzeichnungspflichten für jüdische Produkte halten möchten, dann wäre die Bezeichnung „Westjordanland – israelische Siedlung“, wie sie 2015 im EU-Kommittee vorgelegt worden war, in diesem Sinne treffender. Aber, mit Verlaub, seit wann werden Dattelplantagen in Siedlungen angebaut? Die Plantagen umfassen tausende von Dunam an der jordanischen Grenze abseits fester Wohnpunkte (arabischer und jüdischer zugleich), und  das – wie schon oben erwähnt – in einem als unter israelischer Kontrolle vereinbartem Gebiet.

Der Filialleiter aus der Dürener Straße wurde von meiner Bekannten auf die Bezeichnung auf der Etikette angesprochen, sah sich aber im Recht, beteuerte, politisch korrekt gewesen zu sein und verwies an die Zentrale, von welcher die Schilder an den Laden zugeschickt worden waren. Alles zusammen schaut die Leitlinie in diesem Fall so aus, wie sie schon 2015 die stellvertretende Außenministerin Tzipi Hotovely kommentierte: „Es riecht nach Boykott“, und nach Informationsvergabe à la „Wisset, dass ihr beim Juden kauft“ . Und sorgt dafür, dass sich Boykott- und Hetzkampagnen von propalästinensischen Extremisten wie BDS durch einen solchen Kniefall vor wirtschaftlicher Ausgrenzung bestärkt fühlen.

Den palästinensisch-arabischen Bauern und der sonstigen Bevölkerung bringt es selbstverständlich nichts, außer Likes von ideologisch erregten Jugendlichen und leeren Geldbörsen bei ihren von der Arbeit entlassenen Vätern, wenn eine solche Firma sich entscheidet, ihren Vertriebsort in weniger umstrittene Gebiete zu verlegen. Aber wann stand das Wohl der einfachen arabischen Bevölkerung jemals auf der Agenda der Israelgegner?…

Ob der „Shitstorm“ der Bewertungen auf der Facebook-Seite etwas bringt, wird sich zeigen. Ansonsten kann man sich vor Ort sehen lassen oder aber an die besagte Zentrale schreiben und dabei einige meiner Informationen und Argumente verwenden, die ich angeführt habe. Vielleicht hilft es ja, oder aber wird wenigstens darauf aufmerksam gemacht werden, dass sich manche Verbraucher nicht zu politischen Narren machen lassen.


denn’s Biomarkt GmbH

Hofer Str. 11
D – 95183 Töpen
Telefon: (+49) 09295-18 – 5000
Telefax: (+49) 09295-9141 – 5000
E-Mail: info@denns.de

Vertretungsberechtigter Geschäftsführer: Thomas Greim

denn’s Biomarkt Köln

Dürener Straße 160-162, 50931 Köln

+49 221 4065935

NEWS: Attacke auf Sicherheitsmann

Ein Attentäter aus der arabischen Stadt Halhul bei Hevron gelangte gestern frühmorgens (07.02) per Auto an die Einfahrt der jüdischen Kleinsiedlung Karmey Tzur in Gush Etzion und griff bei der Einfahrt, die wie bei anderen jüdischen Ortschaften in Judäa und Samaria von

Auf der Karte

Sicherheitsmännern bewacht wird, einen der sich dort befindenden Sicherheitsmann mit einem Messer an. Der Mann wurde relativ leicht an der Hand verletzt, sein Kollege reagierte schnell und schoss den Attentäter nieder, der noch am Tatort starb.

Der Regionalvorsitzende von Gush Etzion, Shlomo Ne’eman, zur Tat:

Erst gestern haben wir unseren Freund Rabbi Itamar Ben Gal in Har Bracha verabschiedet. Dieses Ereignis war wie durch ein Wunder beendet worden, dank des Mutes unserer Sicherheitsmänner. Der Kampf um das Land wird noch immer weitergeführt und wir werden mit dem Bau und dem Wachstum mit dem Ziel einer vollständigen Souveränität über jedes Gebiet in unserem Heimatland fortfahren.“

(Quellen: Channel 2, Channel 20)

Auswärtiges Amt meldet sich zu Wort

Nach dem hinterhältigen Mord durch einen arabischen Israeli an Rabbi Itamar Ben Gal aus Har Bracha am 05.02., veröffentlichte das Auswärtige Amt (ausnahmsweise) eine Pressemitteilung, in der es mit deutlichen Worten das Attentat verurteilte, Mitleid bekundete und ebenso den Mord an Rabbi Raziel Shevach am 09.01.18 erwähnte.

Äußerst erfreulich natürlich. Ich – und auch die israelische Öffentlichkeit – haben es schon aufgegeben, auf ausländische Verurteilungen von Morden und Angriffen auf Israelis durch palästinensisch-arabische Terroristen zu warten, daher ist dies eine angenehme Überraschung. Leider konnte sich das Auswärtige Amt nicht leisten, Ariel als Stadt und nicht als „Siedlung“ zu bezeichnen, und ebenso „besetzes“ Westjordanland wegzulassen, obwohl das erste der Stadt selbst nicht gerecht wird (unabhängig von ihrem Status) und das zweite unnötige politisch gefärbte Information darstellt. Auch ist der Urheber des Attentats – der palästinensisch-arabische Terrorist – nicht als solcher erwähnt. Aber das ist gerade nicht so schmerzlich, wenn man bedenkt, dass selbst bei den Stellungsnahmen und Pressemitteilungen zu Attentaten in Europa es „Lastwagen“ und „Autos“ sind, die in Menschenmengen rasen, und keine religiös motivierten Attentäter…

Hier die Pressemitteilung:

Die Pressemitteilung des Auswärtigen Amtes vom 05.02.18

https://www.auswaertiges-amt.de/de/newsroom/-/1434900 

Danke an Ulrich Sahm für den Tipp.

NEWS: Erstochen an der Haltestelle – Rab. Itamar Ben Gal

Nur einen knappen Monat nach dem Attentat auf Rabbiner Raziel Shevach aus Havat Gilad in Samaria, folgt ein weiterer fataler Angriff auf einen jüdischen Einwohner in Samaria, diesmal bei hellem Tageslicht an der Einfahrt zur Stadt Ariel.

Rabbi Itamar Ben Gal und Ehefrau Miriam. Quelle: Ynet

Gestern nachmittag (05.02) erstach ein Attentäter den an einer Bushaltestelle an der Einfahrt zur Stadt Ariel (Samaria/Westjordanland) wartenden Rabbiner Itamar Ben Gal, 29,aus der Ortschaft Har Bracha (Samaria).  Der Terrorist, ein arabischer Israeli aus Jaffo, stieg aus einem öffentliche palästinensischen Taxi, das neben der Haltestelle vorbeifuhr, aus,

Attentatsort auf der Karte

überquerte die Straße zum alleine auf einen Anhalter wartenden Ben Gal, beschleunigte seine Schritte und stieß ihn ein Messer in den Rücken, sobald er nah an sein Opfer herangekommen war.  Ben Gal floh vor dem Attentäter, der zunächst seinen Rucksack auf die Straße abwarf und anschließend ebenso in Richtung des Opfers rannte.

Die Attacke, auf Videoscreenshot. Quelle: 0404

Die Attacke wurde von den über der Straße stationierten Überwachungskameras gefilmt.

Rabbi Ben Gal wurde mit schwerer Körperverletzung und nach Wiederbelebungsversuchen von Passanten und hinzugekommenen Notfallkräften ins nahegelegene Krankenhaus eingeliefert, wo er jedoch bald an seiner Verletzung verstarb. Nach dem Täter wurde eine Fahndung ausgerufen, jedoch ist bis jetzt (06.02) der Terrorist noch immer auf der Flucht, obwohl seine Identität festgestellt worden ist.

Rabbi Ben Gal mit Familie

Rabbi Itamar Ben Gal war verheiratet und lebte mit Ehefrau Miriam und vier kleinen Kindern in der Ortschaft Har Bracha, nahe Shchem/Nablus. Zum Zeitpunkt des  Attentats befand er sich auf dem Weg zur Beschneidungszeremonie seines Neffen in Har Bracha.

Nach dem Attentat wurde ein Photo in den Medien veröffentlicht, das Rabbi Itamar und Rabbi Raziel auf einem gemeinsamen Bild zeigt; beide hatten einander gekannt. Ya’el, die Witwe von Rabbi Raziel Shevach, veröffentlichte auf Facebook:

„Ich hätte niemals gedacht, dass ich einmal fühlen würde, dass mir  eine Schwester geboren ist. Liebste Miriam, ich umarme dich. Wir werden es durchstehen. Gemeinsam. Allein.“

Neue Landstraße(n)

Die Infrastruktur im Gebiet Judäas und Samarias ist in den letzten Jahren effizient ausgebaut und verbessert worden – Straßen, Verkehrsknotenpunkte, Strom- und Wasserleitungen, öffentliche Einrichtungen, Industriezonen. Dennoch ist die Situation oftmals nicht mit dem Standard der Infrastruktur im „kleinen Israel“ innerhalb der „Grünen Linie“ zu vergleichen. Das gilt vor allem für Straßen und Stromleitungen. Zufahrtsstraßen zu abgeschotteten Ortschaften sind in schlechtem Zustand, Bergstraßen haben wenige bis keine Sicherheitsvorkehrungen, Beleuchtung ist selbst auf manchen Abschnitten zentraler Landstraßen nicht vorhanden, es mangelt an Ampeln und Bürgersteigen. Die Vernachlässigung hat verschiedene Gründe, meist politischer und bürokratischer Natur:  entweder gibt es kein ausreichendes Budget für den Ausbau der Landstraßen, oder ein auf politischer Ebene verhängter Baustopp verhindert Erweiterungen von Straßen; eine zeitaufwendige und unflexible Bürokratie der Zivilverwaltung von Judäa und Samaria (COGAT), die viele notwendige Prozesse über Jahre hinweg auf Warteschleife setzt, fehlende Abstimmung oder Bereitschaft zur Abstimmung seitens der palästinensischen Autonomiebehörde und mehr. Und wie bei der Errichtung mancher neuer Wohnpunkte, sind es auch hier tragische Ereignisse, die die israelischen Organe im Endeffekt nach gesellschaftlichem und politischem Druck dazu bringen, Veränderungen zu vollbringen.

So war es im Falle eines schweren Autounfalls, der sich an der Einfahrt zur jüdischen Ortschaft Elazar (Gush Etzion) im Jahr 2015 ereignete, wobei ein Lastwagen mit einem Kleinfahrzeug zusammenstiess, da es zwischen der Schnellstraße 60 und der Ausfahrt zum Tor von Elazar weder einen Kreisverkehr noch eine Ampel gegeben hatte. Der Fahrer des Kleinfahrzeugs und seine Frau starben noch am Unfallort. Das Ereignis soll enorm zur endgültigen Durchsetzung des Baus von Ampeln bei Elazar und dem nahegelegenen Neve Daniel beigetragen haben, die vor etwa 2 Jahren fertiggestellt worden sind.

So ist es ebenso in Samaria gewesen, wo am 12.Januar 2018 eine neue Schnellstraßenstrecke eingeweiht worden ist.  Es handelt sich um die Eröffnung der ersten von insgesamt 5 geplanten

Landstraße 55 Nabi Eliyas – Karte

Erweiterungsstrecken, deren Hauptziel das Umfahren von arabischen Ortschaften ist, aber auch die Ermöglichung einer kürzeren Streckenverbindung. Die neue Strecke, eine Erweiterung der Landstrasse 55 (die zwischen Westssamaria (Karney Shomron, Ma’ale Shomron, Zofim) und der Stadt Kfar Saba und der Autobahn 6 verbindet), umfährtdas arabische Dorf Nabi Eliyas, durch welches die alte Strecke führte, und bietet den Autofahrern eine direkte und

Die neue Strecke. Links: Yossi Dagan, Vorsitzender der Regionalverwaltung Samaria. Quelle: Ynet

schnelle, modern eingerichtete Verbindung. Die Straße ist für israelische und palästinensische Autofahrer offen, ihr Hauptzweck aber besteht darin, israelische Autofahrer vor Attacken der Einwohner von Nabi Eliyas zu schützen, durch welches die israelischen Autos tagtäglich durchfahren mussten und dabei u.a. mit Steinen angegriffen wurden. Nunmehr wird die Durchfahrt durch Nabi Eliyas nicht mehr notwendig sein und es so ein Gefahrenpunkt weniger werden.

Umleitung bei Huwara, Samaria

Dasselbe wird auch an vier weiteren Strecken geplant, bei denen tägliche Reibungen zwischen arabischen Ortsbewohnern und israelischen Autofahrern passieren und diese attackiert werden – so auf der Strecke der Landstraße 60 in Samaria, die durch den Ort Huwara durchführt und bei der es vor einiger Zeit einen beinahe-Lynch an einem israelischen Autofahrer gegeben hatte; und auf der Strecke der Landstraße 60 bei El-Aroub in Gush Etzion, wo ebenso mindestens einmal pro Woche

Umleitung bei Aroub (Gush Etzion, Judäa)

Steinewürfe und gewalttätige Zusammenstöße zwischen Bewohnern des sich dort befindenden Flüchtlingsviertels und der Armeeposten an der Landstraße gibt. Auch dort sollen Umfahrten ausgebaut werden, die schnelle und sichere Verbindungen abseits der Wohnviertel für den täglichen Verkehrsstrom garantieren und auch Stau reduzieren sollen, da es sich bei beiden Strecken um die Hauptverkehrsader der Region handelt (die Landstraße 60 durchschneidet Judäa und Samaria von Jenin im Norden bis Be’ev Sheva im Süden), die von tausenden, Israelis und Palästinensern, täglich benutzt wird.

Ynet berichtet, dass in die neue 55-Strecke, die insgesamt 5 Kilometer misst, 60 Millionen Schekel investiert worden sind. Der Ausbau hatte vor knapp 2 Jahren begonnen, nach langem politischen Kampf und Druck seitens der Vorstände der Regionalverwaltungen von Judäa und Samaria zusammen mit den Hinterbliebenen einiger Attentatsopfer, die auf den Straßen in Judäa und Samaria getötet worden waren – darunter die Verwandten des Ehepaares Eytam und Na’ama Henkin , die im Herbst 2015 von Terroristen aus einem vorbeifahrenden Auto erschossen worden waren, und die Witwe des Polizisten Baruch Mizrahi, der in 2014 aus einem Hinterhalt von einem Terroristen auf der Landstraße 60 nahe Kiryat Arba/Hevron erschossen wurde, und auch Ayala Shapiro, das Mädchen, das durch ein Brandbombenattentat auf ihr Auto in 2014 schwerverletzt worden war. Damals, nach dem Attentat auf das Ehepaar Henkin baute der Vorsitzende der Regionalverwaltung Yossi Dagan ein Protestzelt neben der Residenz des Premierministers auf und forderte von der Regierung Budget für neue Straßen; ihm schlossen sich Familien von Terroropfern und die Minister Eli Ben Dahan und Yisrael Katz an. Jetzt, knapp 2 Jahre später, wurde nicht nur die Straße eingeweiht, sondern weitere 600 Millionen Shekel von der Regierung in einem entgültigen Abkommen für den Ausbau der Infrastruktur und weitere Straßen in Judäa und Samaria bereitgestellt. Damit soll ebenso die von den Koalitionsparteien „Likud „und „Jüdisches Heim“ ins Leben gerufene Kampagne – 1 Million jüdischer Einwohner in Judäa und Samaria – gestärkt werden.

 

Quellen: 93fm, Ynet (2018), Ynet (2016) 

Unabhängigkeitstag – Videos

Heute hat Israel seinen 69,Unabhängigkeitstag gefeiert – mit Festlichkeiten im ganzen Land, viel Musik, Reden, Feuerwerk, Tänze, Barbeque und Flaggen, Flaggen, Flaggen. „Flagge zeigen“ ist hier das ganze Jahr über in, aber am Unabhängigkeitstag insbesondere wird es rundum noch viel blau-weißer.

An diesem Unabhängigkeitstag war ich im Kibbutz Kfar Etzion; ich wollte an einer Wanderung auf den Spuren der jüdischen Hilfskonvois im Krieg 1948 teilnehmen, die von der Feldschule Kfar Etzion organisiert worden war. Ich kam leider zu spät zum Beginn und musste mich daraufhin mit einer lokalen Gemeinschaftsfeier und dem Festgebet in der Hauptsynagoge des Kibbutzes zufriedengeben – was allerdings sehr schön gewesen ist. Bei der Gemeinschaftsfeier waren Bewohner, Gäste und Kinder verschiedenen Alters anwesend; die Kinder hatten eine Tanzshow für die Zuschauer vorbereitet und führten diese zum tosenden Applaus auf. Anschließend gab es ein beeindruckendes Feuerwerk.

Kurzer Ausschnitt:

In der Hauptsynagoge versammelten sich hunderte von Leuten und ein Festgebet wurde ebenso mit Gesang und Tanz und sogar Musikinstrumenten durchgeführt. Die nationalreligiöse Gemeinschaft (vor allem sie) sieht den Unabhängigkeitstag und im Allgemeinen die Entstehung des Staates Israel als ein göttliches Zeichen für die Beendigung des 2000-jährigen jüdischen Exils aus dem Land Israel an. Israel wird dabei als „der erste Spross unserer Erlösung“ bezeichnet – so im offiziellen Gebet für den Staat Israel, das heute nicht nur von den Juden der nationalreligiösen Strömung, sondern auch sonst weltweit in hunderten von jüdischen Gemeinden gesagt wird (ich persönlich habe es in der jüdischen Gemeinde von Köln kennengelernt).

Kurzer Ausschnitt:

Anschließend ging ich zum Festessen, das ebenso die Feldschule Kfar Etzion veranstaltet hatte, und dem darauffolgenden Gesangsabend mit der bekannten israelischen Sängerin Shuli Natan, die das noch bekanntere Lied „Jerusalem aus Gold“ (Yerushalaim Shel Zahav), geschrieben in 1967 von Naomi Shemer, und weitere andere ihrer Lieder aufführte und wir mit ihr gemeinsam sangen. (Ein Video von Shuli Natan aus dem Jahr 1968 bei der Aufführung des Liedes in Frankreich.) Ein schöner Ausklang für diesen Abend, der uns nach einem zermürbenden Tag des Gedenkens der gefallenen Soldaten und Terroropfer erreichte.

Die israelische Realität erinnert insbesondere in der Zeit der drei Nationalfeiertage – dem Holocaust-Gedenktag, dem Gedenktag der Gefallenen und Terroropfer und dem direkt darauffolgenden Unabhängigkeitstag – an eine Achterbahn der Ereignisse und Gefühle, die auf einer wilden Fahrt durch die Geschichte hindurch den Menschen mit sich reisst, und ohne ihm eine Atempause zu gönnen, vom Tiefpunkt bis zum Höhepunkt schleudert und weiterrast. Trauer und Freude vermischen sich, wie schon immer in der jüdischen Geschichte, und alles zusammen ergibt eine komplizierte und aufwühlende, und doch faszinierende Wirklichkeit.

Karikatur von Shai Tcharka

 

Aus für die Häuser in Ofra

Nachdem gestern Abrissbenachrichtigungen an die Bewohner der als illegal auf Privatgelände stehenden 9 Häuser in der Ortschaft Ofra (Binyamin-Region) ausgeteilt worden waren,  erfolgt heute die Räumung der Gebäude undAusweisung der Bewohner .  Im Anschluss darauf werden sie bis zum kommenden Sonntag zerstört werden. Zu diesem Zweck wurde ein Großaufgebot an Polizeikräften nach Ofra entsandt, wo die betroffenen Einwohner

Ofra auf der Karte
Ofra auf der Karte

ihre Gemeindemitglieder und andere dazu aufgerufen hatten, ihnen an diesem Tag beizustehen. Allerdings bestätigten sie ihre vorherigen Versprechen, sie würden keine aktiven Widerstand leisten; Bilder aus Amona werden sich nicht wiederholen, sagten sie.

Jugendliche, welche von der Polizei als „problematisch“ eingestuft worden waren, wurden vor der Räumung festgenommen bzw.nicht zum Gelände durchgelassen. Momentan wird nur eins von neun Gebäuden von Jugendlichen besetzt, die sich der Räumung

Die Protestierenden in Ofra. Quelle: Haaretz
Die Protestierenden in Ofra. Quelle: Haaretz

verweigern.
Der Abriss wurde von Obersten Gerichtshof als einzige Lösung für die auf als Privatland eingestuftem Grundstück errichteten Gebäude angenommen. Der Widerstand der

Die betroffenen Haueser in Ofra. Quelle: Facebook Ofra

Bewohner und der Abrissgegner wandte sich dabei vor allem gegen die offensichtliche Sinnlosigkeit des tatsächlichen Abrisses, bei welchem ein Grundstück inmitten eines Wohnviertels brachliegen wird und somit niemandem nutzen wird – weder dem Grundstuecksbesitzer noch einem anderen.

Tatsächlich hatte sich der Gerichtshof weder für eine finanzielle

Eins der Haeuser in Ofra, vor der Raeumung. Quelle: INN
Eins der Haeuser in Ofra, vor der Raeumung. Quelle: INN

noch fuer eine physische Art der Kompensation eingesetzt (beispielsweise Vergabe eines alternativen Grundstücks oder finanzieller Entschädigung oder Mietszahlung). Andererseits ist es unklar (Anm: ich bin kein Rechtsexperte), ob die gegenwärtige Situation der Rechtslage in Judäa und Samaria Alternativen zulässt. Das Regulierungsgesetz, welches vor einigen Wochen von der Knesset angenommen worden war und solche Fälle genau verhindern soll, konnte auf den Fall Ofra nicht angewandt werden.

Die Journalistin von „Yediot Aharonot“ und „Makor Rishon“, Yifat Erlich, selbst aus Ofra, kommentierte die Raeumungsaktion auf INN:

„Es ist (vor Ort) ein legitimer Protest und ich hoffe, dass die Grenzen gewahrt bleiben und wir zu keinen extremen Vorfaellen kommen, denn es haengt viel Anspannung in der L:uft. Es ist ein sehr schwerer Tag mit viel Frustration, denn hier wird Zerstoerung um der Zerstoerung willen betrieben, die niemandem einen Nutzen bringen wird und nur grossen Schaden fuer die Menschen anrichten wird, die hier acht bis zehn Jahre gewohnt haben. Es ist traurig, dass der Oberste Gerichtshof keine Gerechtigkeit uebt und keine Moral anerkennt. (…) Hier stehen neun Gebaeude im Zentrum der Siedlung, unmittelbar nahe Kindergaerten; man haette die Haeuser versiegeln koennen, bis eine komplette Regelung gefunden werden wuerdeץ Aber auch das hatte der Gerichtshof verweigert.“

„Es ist nicht moeglich, auf Dauer in einem Ort zu leben, dessen Status nicht geregelt ist. Die Siedlungsbewegung wusste 40 Jahre lang zu bauen, aber konnte keine Institution hervorbringen, die die Besiedlung schuetzen wuerde. Zwar brauchen die meisten Orte keinen Schutz, denn sie wurden auf Staatsland errichtet, aber es gibt einige wenige Siedlungen mit Problemstellen und daher haette man es schon laengst regeln sollen.“

 

Kurzes Video der israelischen Polizei vom Raeumungsareal:

https://twitter.com/i/videos/tweet/836532708163665920?

 

Souveränität im Gespräch

In der letzten Zeit sind innerhalb der israelischen Öffentlichkeit verschiedene Ideen bezüglich einer Lösung des arabisch-palästinensisch-israelischen Konflikts an die Oberfläche gelangt, welche sich mit anderen Vorschlägen als dermittlerweile „im Sterben liegenden“ Oslo-Version und der Zweistaatenlösung befassen. Es scheint, als beginne nun endlich eine erweiterte Diskussion über die Möglichkeit einer israelischen Souveränität über Judäa und Samaria (Westjordanland; Gazastreifen möglicherweise inklusive), welche, so kann man hoffen, in einem größeren Rahmen und mit der Unterstützung und Teilname wichtiger Persönlichkeiten aus dem israelischen öffentlichen Leben geführt werden wird. So hat vor einigen Tagen der berühmte israelische Schriftsteller A.B.Yehoshua, der sich als links identifiziert, in einem Interview des Radiosenders Galatz sich gegen die Zweistaatenlösung geäußert und sich stattdessen für die Vergabe vollständiger Staatsangehörigkeit oder Einwohnerstatusses für die im C-Gebiet lebenden arabischen Bewohner ausgesprochen, um damit „die Auswirkungen der Besatzung zu mildern“ und für diese „ihren Status zu verbessern“, was soziale Rechte und Einkommen betrifft (Forward, Galatz 19.01.17).

Momentan kommen zwei Kongresse auf, welche das Gespräch um professors-for-strong-israel-0001die Annexierung und Souveränitätsvergabe fördern wollen. Der erste findet heute (24.01.17, Hebräisch)) in den Räumen der Bar-Ilan Universität in Ramat Gan statt; ihr Name lautet „Das Ende der ‚Besatzung“ – einnationaler Plan“. Initiiert wurde diese Konferenz von der 11249306_856148104504302_8957043096567288362_nOrganisation „Professoren für ein starkes und ökonomisch gesichertes Israel“ (Professors for a strong Israel), einer 1988 gegründeten Vereinigung von zumeist politisch rechts/kapitalistisch orientierten Akademikern in Israel. Heute heißt die Vereinigung „Das akademische Kollegium für nationale Strategie“ (The Academic Council for National Policy) Zu ihren Mitgliedern zählen

Flugblatt der Konferenz "Das Ende der 'Besatzung'"
Flugblatt der Konferenz „Das Ende der ‚Besatzung'“

der Islamwissenschaftler Dr.Motti Kedar, Dr.Arye Eldad, der Nobelpreisträger Eliav Shochetman und Dr.Hillel Weiß. Auf dem Programm der Konferenz sind u.a. Themen wie „Souveränität – politische und rechtliche Herausforderungen“, „Der Energiemarkt in Judäa und Samaria und sein Potenzial in der Region“ und „Nahöstliche Herangehensweise an ein nahöstliches Problem“.

 

 

Der zweite Kongress, betitelt als der „4.Souveränitätskongress“, steht unter der Schirmherrschaft der Organisaton „Frauen in Grün“ (Women in Green) aus der Siedlerbewegung sowie einigen Regionalverwaltungen und

denzionistfoundationillogo NGOs „Zionist Foundation for Israel“ und „Im Tirtzu“. Sie findet am 12.02.17 im Hotel %d7%a0%d7%a9%d7%99%d7%9d%d7%91%d7%99%d7%a8%d7%95%d7%a7%d7%9c%d7%95%d7%92%d7%95Crown Plaza in Jerusalem statt (Hebräisch mit englischer Simultanübersetzung) und wird Sprecher aus der nationalreligiösen Szene, aus der Siedlerbewegung sowie einige andere auf der

Logo der NGO "Im Tirtzu - Aufbau einer zionistischen Gesellschaft"
Logo der NGO „Im Tirtzu – Aufbau einer zionistischen Gesellschaft“

Bühne haben. Themen, die besprochen werden sollen, sind unter anderem: „Antirassismus und der Segen Abrahams“, „Analyse des Falls Golanhöhen – Souveränität in einem Schritt“, „Was wird der Status der Araber nach der Annexierung sein“. Sprecher, die auftreten sollen, sind Knessetabgeordnete und Minister, Journalisten wie Emanuel Shiloh (BeSheva) und Caroline Glick (Jerusalem Post) und der Präsident der Bar-Ilan Universität Prof.Dr.Daniel Hershkowitz.

Flyer des "4.Souveränitatskongresses" in Englisch

Flyer des "4.Souveränitatskongresses" in Englisch
Flyer des „4.Souveränitatskongresses“ in Englisch

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

12.02.16

Die 4.Souveräniätskonferenz von Women in Green in Jerusalem, 12.02.16
Die 4.Souveräniätskonferenz von Women in Green in Jerusalem, 12.02.16
4.Souveränitätskonferenz (Flyer in Hebräisch)
4.Souveränitätskonferenz (Flyer in Hebräisch)

NEWS: UN-Sicherheitsrat mag keine Siedler

Es ist zwar keine News mehr und die Überschrift ist auch eher zynisch zu betrachten, aber dennoch möchte ich es hier erwähnen (die Newsmeldung habe ich zuvor auf der Facebook-Seite des Blogs veröffentlicht): 

rolesc_pan01Der UN-Sicherheitsrat hat am 23.12.16 in einer besonderen Sitzung eine Resolution (Nr.2334) verabschiedet, in welcher er den Bau von „Siedlungen“ in Judäa und Samaria/Westjordanland durch Israel verurteilt und diese insgesamt für offiziell illegal erklärt. Unter „illegalem Siedlungsbau“ versteht der UN-Sicherheitsrat in dieser (sowie in vorherigen) Resolution auch den Bau in den neuen, hinter der „Grünen Linie“ liegenden Teilen Jerusalems; auch die israelische Präsenz und Souveränität in der Altstadt und auf den heiligsten jüdischen Stätten wie dem Tempelberg und der Klagemauer wird somit als „illegal“ und nicht mit dem internationalen Recht konform be- und verurteilt.

Die USA, welche bisher bei speziell gegen Israel gerichteten Resolutionsentwürfen gegen den Rest der Mitglieder des Sicherheitsrates ein Veto einlegten, enthielten sich dieses Mal vom Veto und von der Abstimmung, und so wurde die Resolution mit 14 von 15 Stimmen angenommen. Mitglieder des UN-Sicherheitsrates sind: USA, China, Frankreich, Großbritannien, Russland (ständige Mitglieder); Angola, Malaysia, Neuseeland, Spanien, Venezuela (bis Ende 2016); Ägypten, Japan, Senegal, Uruguay, Ukraine (bis 2017).

Der Text der Resolution besagt unter anderem:

„(Der UN-Sicherheitsrat) verurteilt alle Maßnahmen, die einer Veränderung der demographischen Verteilung, des Charakters und Statuses der Palästinensischen Gebiete, besetzt seit 1967, dienen, inklusive Ostjerusalem, inklusive u.a. den Bau und die Erweiterung von Siedlungen, Transfer von israelischen Siedlern, Beschlagnahmung von Land, Zerstörung von Häusern und Vertreibung palästinensischer Zivilisten, bei Verletzung des internationalen Menschenrechts und der relevanten Resolutionen;
zeigt große Besorgnis darüber, dass angehende israelische Siedlungsaktivitäten die Realisierbarkeit einer Zweistaatenlösung, basierend auf den Grenzen von 1967, ausdrücklich gefährden (…).“
(Resolutionstext hier auf Englisch, inklusive Protokoll der Sitzung)

Die Resolution ist als solche ein symbolischer Akt und juristisch nicht verbindlich; allerdings könnte sie ein Ausgangspunkt für weitere politische und juristische Schritte seitens der Palästinensischen Autonomiebehörde oder anderer Staaten gegen Israel werden. Außerdem, so heißt es vor allem in der israelischen Presse, würde nun die Gefahr von offiziell begründetem und so einfacher durchführbarem Boykott auf Güter aus Judäa und Smaaria höher werden, ebenso wie Klagen gegen Politiker und hohe Armeeoffiziere vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag. Wirtschaftliche und juristische Sanktionen gegen Israel würden durch die Resolution einen Freipass bekommen.

Premierminister Benyamin Netanyahu reagierte den Tag darauf auf die Resolution, nannte sie „unverschämt“ und „unfair“ Er beschuldigte insbesondere Präsident Obama, welcher entgegen der vorherigen US-Politik kein Veto gegen die Resolution eingelegt hatte, mit dem UN-Sicherheitsrat „gemeinsame Sache gegen Israel“ zu machen und erklärte, Israel würde dieser Resolution keine Folge leisten. Auch andere israelische Politiker, gleichermaßen aus Koalition und Opposition – wie der Oppositionsführer Yitzhak Herzog und der ehemalige Finanzminister und Oppositionsmitglied Yair Lapid – verurteilten die einseitige und scharf formulierte Resolution.

Diplomatische Folgen

Am selben Tag veröffentlichte das Büro des Premierministers die ersten diplomatischen Schritte, welche Israel gegen die die Resolution unterstützenden Länder vornehmen werde. Zunächst nahm sich Netanyahu Senegal, Neuseeland und Ukraine vor, von welchen zwei auf eine Abstimmung zur Resolution gedrängt hatten gefordert  (Senegal und Neuseeland), nachdem Ägypten diese vorgelegt und nach israelischem Druck auf spätere Zeit verlegt hatte. Ukraine hatte bei der Abstimmung ihre Stimme der Resolution gegeben. Netanyahu sagte darauffolgend Besuche von Botschaftern aus Senegal und Neuseeland ab, holte aus den beiden Ländern die israelischen Botschafter heim, sagte ebenso den Besuch des senegalesischen Außenministers und des ukrainischen Premierministers ab und ordnete an, geplante Hilfsleistungen an Senegal zu stoppen. (Die weiteren zwei Länder, die auf die Resolutionsabstimmung gedrängt hatten, waren Malaysia und Venezuela, zu welchen Israel keine diplomatischen Beziehungen unterhält.)

Desweiteren folgten am Sonntag und Montag, 25-26.12.16, Vorladungen der Botschafter von insgesamt 12 der 15 Länder ins Außenministerium. Der US-Botschafter Dan Shapiro wurde laut CNN zu einem direkten Gespräch vorgeladen, die restlichen Botschafter nur ins Ministerium bestellt. Der israelische Botschafter Ron Dermer äußerte sich dazu bei CNN, „die USA sind das einzige Land, von dem wir tatsächlich erwarten können, uns in der UNO beizustehen“.  Netanyahu ordnete an, diplomatische Beziehungen  mit den Botschaftern diesen 12 vorerst zu minimieren – darunter fallen auch Großbritannien, Russland, Frankreich und Spanien. Desweiteren stoppte Netanyahu die Zahlungen an fünf UN-Institutionen in Israel und sagte ebenso, Israel würde ihre Beziehungen zur UNO „nochmals überdenken“ müssen (Reuters). Auch für die nächsten Monate setzte sich der Premier „auf Diät“ und wird, so Times of Israel, keine Treffen mit der Premierministerin von Großbritannien und dem Präsidenten von China wahrnehmen.

Riyad Mansour, Ständiger Palästinensischer Beobachter in der UN, klatscht nach der Abstimmung der Resolution 2334. Quelle: Vos iz Neias
Riyad Mansour, Ständiger Palästinensischer Beobachter in der UN, klatscht nach der Abstimmung der Resolution 2334. Quelle: Vos iz Neias

Der Verteidigungsminister Avigdor Liebermann wies die Armee und die für die Zusammenarbeit mit der Palästinensischen Autonomiebehörde verantwortlichen Einheiten an, soziale und wirtschaftliche Beziehungen bis auf Weiteres abzubrechen und es nur auf sicherheitstechnische zu limitieren; dies aufgrund der offenen Unterstützung der PA für die Resolution und den Druck, welchen ihre Mitglieder auf die Mitglieder der Sicherheitsrates ausgeübt hatten.

Israelische Politiker der „nationalen Einheit“ wie Erziehungsminister Naftali Bennet und Justizministerin Ayelet Shaked stellten die Entscheidung des Sicherheitsrates als einen Aufruf für Israel dar, sich endlich für einen klaren Kurs in Sachen Palästinenserstaat entscheiden zu müssen, ebenso wie eine Gelegenheit für einen historischen Wandel. Bennett (Ynet, 25.12.16):

Wir stehen vor einem historischen Tag, welcher sowohl eine Gefahr als auch eine Gelegenheit in sich birgt und ich möchte die Gelegenheit darin sehen. (…) Entweder gehörst du zum nationalen Lager und stellst dich gegen die Errichtung eines Staates Palästina, oder du akzeptierst die Entscheidungen der UNO gegen uns. Es gibt keine Mitte, es gibt entweder Unterwerfung oder Souveränität. Die Unterwerfung und die Aufgabe haben wir schon 25 Jahre lang ausprobiert, es wird Zeit für die Souveränität. Daher werden wir uns schon in der nächsten Zeit an die Arbeit machen, um die israelische Souveränität auf Ma’ale Adumim (nordöstlich von Jerusalem) und auf die C-Gebiete von Judäa und Samaria auszuweiten. Es wird Zeit, den Ball in unsere Hände zu nehmen.“

Dem gegenüber äußerte sich der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier am 23.12.16:

Der Sicherheitsrat hat heute noch einmal bestätigt, was schon lange die Position der Bundesregierung ist: Siedlungsbau in den besetzten Gebieten behindern die Möglichkeit eines Friedensprozesses und gefährden die Grundlagen der Zwei-Staaten-Lösung.

Ich bin der festen und tiefen Überzeugung, dass nur eine verhandelte Zwei-Staaten-Lösung dauerhaft Frieden bringen und dem legitimen Streben beider Parteien gerecht werden kann.

(Da kann man nur froh sein, dass Deutschland kein Mitglied des UN-Sicherheitsrates ist; ansonsten müssten auch hier die diplomatischen Beziehungen suspendiert werden und was würde dann aus der gewünschten Sicherheitszusammenarbeit zwischen Israel und Deutschland zum Schutz vor Terrorattacken werden?…)

(Quellen: Reuters, CNN, Independent, Times Of Israel, Ynet, Walla, UN)


Mein Kommentar dazu?

Quelle: AP
Quelle: AP

In Israel, sowohl in den Medien, bei den Politikern und auf der Straße (von den sozialen Netzwerken ganz zu schweigen) stürtze die gesamte Zornesflut über die Abstimmung im Sicherheitsrat auf Noch-U.S.-Präsident Obama nieder. Ungeachtet der Stimmen der restlichen 14 Länder, wird Obama hierzulande, um es verallgemeinert auszudrücken, als der Hauptdrahtzieher der Aktion gesehen, als derjenige, der den „Dolch in den Rücken Israels“ gestoßen habe (Abgeordneter Tzachi Hanegbi), als letzten Racheakt gegen Netanyahu und den deutlichsten Ausdruck der unverhohlenen Abneigung von Obama gegenüber dem israelischen Premier. Als Erlöser, der den „feindlichen“ Obama vom Feld fegen soll, wird durchgehend Donald Trump gesehen und auf ihn werden – zumindest öffentlich geäußert – die Hoffnungen gesetzt. Trotz der Dementierungen der U.S.-Regierung wird die Schuld nahezu Obama allein zugeschrieben.

Mich persönlich interessiert Obama viel weniger. Seine Rolle hinter der Resolution und das nichtvorhandene Veto spielen in meinen Augen eine viel geringere Rolle, als man ihnen zumisst. In meinen Augen ist es viel wichtiger, zu sehen, was PM Netanyahu nach der Resolution und außer der diplomatischen Strenge und den harten Worten tatsächlich zu tun gedenkt. Alle wissen mittlerweile, dass Netanyahu die richtigen Worte wählen kann und auch internationalem Druck standhalten kann; wird er aber in der Lage sein, einen neuen Weg einzuschlagen und sich tatsächlich für eine klare politische Linie entscheiden können? Wird er nach den trotzigen Reden tatsächlich den Mut und die Strategie haben, den gegenwärtigen Status Quo bezüglich Jerusalem und Judäa und Samaria zu brechen? Wird er, den Worten von Naftali Bennett nach, die Gelegenheit erkennen, irgendeinen Fortschritt in die Wege zu leiten? Die UNO hat gesprochen, was werden Netanyahu und die Knesset tun? Das fordere ich von meiner Regierung und ich warte darauf. Ich hoffe, es wird nicht weitere 25 Jahre brauchen; aber es scheint mir, dass die Dinge in letzter Zeit einen schnelleren Lauf nehmen als bisher, und daher werden wohl einige Überraschungen auf uns alle zukommen.

Vielleicht ist die Zeit des Feiertages Chanukka die passendste, um hier das folgende Zitat aus dem Buch der Makkabäer 1, Kapitel 15, Vers 9-10 anhzubringen – die Antwort von Shimon dem Hasmonäer auf die Forderung des griechisch-syrischen Besatzerkönigs Antiochus VII, die von den Makkabäern eroberten Gebiete in Judäa abzugeben und Bußgeld zu zahlen:

„Es ist kein fremdes Land, das wir genommen haben, und kein fremdes Eigentum, über welches wir regierten, sondern es it das Erbe unserer Väter, welches von unseren Feinden zu einer bestimmten Zeit rechtlos erobert worden ist; und als unsere Zeit gekommen ist, haben wir das Erbe unserer Väter zurückgeholt.“

Und das im 2.Jahrhundert vor der modernen Zeitrechnung. Was für ein starrhalsiges Volk die Juden doch sind.

Ort der Zerstörung: Großbrand in Halamish (Neve Tzuf)

Schon mehr als Woche ist seit Beginn der verheerenden Brandwelle in Israel vergangen. Auch in den internationalen und deutschsprachigen Medien fand  man Meldungen ueber die Flammenwelle, allerdings weniger dramatisch und mit weniger Betonung auf den Verdacht auf Brandstiftung. Die Berichte wurden erst annaehernd dem Ausmaß der Katastrophe gerecht, als das Feuer auch in der Großstadt Haifa zu brennen begann. Wenige werden wahrscheinlich wissen, dass viele kleine Gemeinden im Norden und im Umkreis Jerusalems unter Braenden gelitten haben. Auch juedische Ortschaften in Judaea und Samaria waren von Feuer betroffen; vor allem in diese Faellen geht man aus Erfahrung der vorherigen Jahre von Brandstiftung aus, die Umstaende werden allerdings weiterhi untersucht. Insgesamt mussten ueber 1770 Brandherde innerhalb der letzten anderthalb Wochen geloescht werden (Walla).

Talmon, Dolev, Halamish/Neve Tzuf - und der Flughafen
Talmon, Dolev, Halamish/Neve Tzuf – und der Flughafen

Betroffen waren insbesondere die Ortschaften in Suedwestsamaria, oder auch Binyamin-Region genannt: Dolev, Talmon, Neve Tzuf (Halamish), aber auch andere wie Karney Shomron, Alfei Menashe und Mevo Horon . Das Feuer bei Dolev entwickelte sich schon am spaeten Dienstag, 22.11, und griff auf die Nachbarsiedlung Talmon über. Die Nacht auf Mittwoch, den 23.11. hindurch, waren Feuerwehrleute damit beschaeftigt, den Brand in

Feuer in Dole. Quelle: Facebook
Feuer in Dolev. Quelle: Facebook

Schach zu halten. Das Feuer gelangte ueber den Ortszaun in die Ortschaft hinein. Die Bilanz nach dem Einsatz, welcher 21 Feuerwehrteams bedrufte – drei Gebaeude wurden beschaedigt, etwa 20 Haeuser mussten evakuiert werden. Im benachbarten Talmon brannten zwei Haeuser nieder. Die Armeebasis Neve Ya’ir, auch diese im Umkreis von Talmon und Dolev, musste evakuiert werden. Laut Berichten des INN wird der Verdacht ueberprueft, dass der Brand durch eine versehentlich weggeworfene Zigarette eines Soldaten entstanden sein konnte, aber bisher wird mehrheitlich nach Brandstiftern gefahndet.

Neve Tzuf vor dem Brand. Foto: Larry Ackerman
Neve Tzuf vor dem Brand. Foto: Larry Ackerman

Die groesste Zerstoerung aber traf die Siedlung Halamish, auch bekannt als Neve Tzuf. (Ueber Neve Tzuf habe ich bei meiner Wanderung hier berichtet.) Die etwa 2000 Einwohner (350 Familien) zaehlende Ortschaft wurde am Freitagabend  (25.11.16) mit einem sich schnell entwickelnden und sich ausbreitenden Feuerwall konfrontiert, nachdem die meisten Familien ihr Abendessen beendet und sich zur Ruhe begeben hatten. Der Abend war windig; Neve Tzuf liegt auf mehreren hundert Metern ueber dem Meeresspiegel und auch in Samaria war das Wetter trocken. Der Wind wurde den Einwohnern zum Verhaengnis – vor allem im alten Teil, wo die alteingesessenen Familien wohnten, einige von ihnen besassen aus Holz gebaute Haeuser. Am selben Freitagabend feierte der Sohn eines der Einwohner, der 13-jaehrige Nevo, seine Barmitzwa; viele Gaeste, auch aus dem Ausland, waren gekommen.

Um etwa 10 Uhr abends gingen die Meldungen ueber sich ausbreitende Flammen beim Notrufteam von Neve Tzuf ein und sofort wurden Leute ausgeschickt, um die Einwohner aus den Haeusern zu holen – die Anweisung von Feuerwehr und Armee war eindeutig – sofortige Evakuierung. Yoav Dilion, Einwohner von Neve Tzuf und Sprecher bei der Radiostation „Kol Hai“, berichtete der Zeitung Ma’ariv:

„Um etwa halb 11 klopften Leute aus dem Notrufteam an die Haustuer und sagten, dass wir das Haus verlassen sollen. Wir setzten uns ins Auto und fuhren weg, ohne etwas mitzunehmen. Ich trug eine Trainingsanzug, Flip-Flops und ein Triko. Ich hatte noch geschafft, meine Tasche mitzunehmen und als ich aus dem Haus hinausging, sah ich

Neve Tzuf. Foto: Mako
Neve Tzuf. Foto: Mako

Sodom und Gomorra vor mir, alles war voller Rauch. Du siehst 50 Meter von dir Flammen aufsteigen und verbrannte Stromkabel, aus denen Funken kommen. Du siehst das Ganze, wie es immer naeher an dich herankommt und du haust ab, die ganze Siedlung wurde evakuiert, an die 300 Familien. Alle bekamen die Anweisung, aus dem Ortsgebiet herauszukommen. Als ich aus der Siedlung herausgelangt war, schaute ich hinter mir und sah, wie alles brannte, Flammen und Feuer bis zum Himmel.“ 

Rachel Creeger aus Grossbritannien, die Cousine des Vaters von Nevo, welche an diesem Wochenende zu Gast bei der Familie des Jungen war, beschrieb das Erlebte auf ihrer Facebookseite:

„Wir (ihre Gastgeberin und sie) kamen heraus und trafen uns am Hauseingang; ploetzlich kam eine Windboehe und wir sahen die Flammen zum Haus aufsteigen. Wir rannten auf dem Gehweg zwischen den den Haeusern und schrien den Nachbarn zu, sie sollen rauskommen (…).

Der Himmel was voll mit orangefarbener Asche von seltsamer Schoenheit, dann ploetzlich war dort ein furchtbarer Rauchgestank. Wir begannen, zur Synagoge zu laufen, die als Notfalltreffpunkt festgelegt worden war, doch da erinnerte sich eine der Toechter an ein aelteres

Neve Tzuf. Quell: Ma'ariv
Neve Tzuf. Quell: Ma’ariv

Paar, welches moeglicherweise nichts vom Chaos mitbekommen hatte, also rannten mein Gastgeber und seine Frau die Strasse hoch, um nach ihnen zu schauen und befahlen den Toechtern, mit mir zu bleiben. Ich fragte die Maedchen, wo das Haus sei, wo meine Verwandten untergebracht waren und sie zeigten darauf und meinten, es wuerden sicherlich schon alle evakuiert worden sein. In diesem Moment sah ich eine Gestalt sich hinter der Gardine bewegen und realisierte, dass sie noch immer drinnen waren. 

Die Maedchen rannten hinein, um sie zum Rausgehen zu rufen; da kam wieder eine Windboehe und was ich sah, kann ich nur als eine Feuerwand beschreiben, die sich weiter die Strasse hinunter bewegte. Ich fing an zu schreien, ‚das Feuer ist hier, raus, rennt!‘ Meine Verwandten und ihre Gastgeber rannten hinaus in Pyjamas, Schuhen und Jacken, es gab keine Zeit, etwas mitzunehmen.  Wir waren unterwegs zur Synagoge, aber der Wind wurde staerker und dort war es nicht mehr sicher. Wir rannten also weiter, Richtung Ortsausfahrt, wortwoertlich um die Flammen und den Rauch zu ueberholen. Diejenigen, die es geschafft hatten, das Auto mitzunehmen, hielten an und nahmen so viele es geht mit. Andere riefen nach ihren Kindern oder Partnern. (…) „

Neve Tzuf (Halamish). Foto: Avi Abelow
Neve Tzuf (Halamish). Foto: Avi Abelow

Das Feuer musste die gesamte Nacht bis zum Morgen hindurch bekaempft werden; sechs Loeschflugzeuge wurden eingesetzt, und selbst zum Samstagmittag hin waren noch nicht alle Brandherde vollstaendig entschaedigt. Einer der Feuerwehrmaenner, Ron Nachmani, welcher auch beim Einsatz in Dolev und einer anderen Siedlung, Mevo Horon, gewesen war, berichtete:

„Ich und mein Einsatzleiter Maor Daburi kamen an und der Ort war ein Abbild einer Katastrophe. Keine Einwohner in Sicht, sie hatten sich selbst evakuiert, Haeuser brennen, eins nach dem anderen faengt Feuer wie beim Domino, kein Strom, schwerer Rauch liegt in der Luft.“

Der Ausmass der Brandkatastrophe, der nach den Loescharbeiten eingeschaetzt werden konnte, war hoch: 15 Haeuser brannten gaenzlich nieder, 25 weitere wurden beschaedigt. Hinzu kamen verbrannte Autos und Gaerten.

Ein Video der Regionalverwaltung Binyamin zeigt die Schaeden, die fuer die Ortschaft entstanden sind.

Yehudit Ben Nun, eine der langjaehrigen Bewohner von Neve Tzuf, dessen Mann den Feuerwehrkraeften beim Einsatz behilflich gewesen war, erzaehlte (Walla):

„Es handelt sich um ein grosses Unglueck, auch wenn es hierbei ums Eigentum geht und es keine Opfer gibt. Alle Erinnerungen, alles, was man ueber die Jahre hinweg

Neve Tzuf, nach dem Brand. Quelle: Ma'ariv
Neve Tzuf, nach dem Brand. Quelle: Ma’ariv

sammelt. Bilder, persoenliche Erinnerungen. Fuer meine Schwiegereltern, die schon an die 80 Jahre alt sind, ist es nicht leicht. Vor allem, wenn man weiss, dass es sich um Brandstiftung handelt. Es hat hier schon Brandanschlaege gegeben, aber diesmal hat auch das Wetter uns uebel mitgespielt.“

Dem Sprecher der Feuereinsatzkraefte von Judaea und Samaria, Asaf Abers, zufolge, stuerzten die brennenden Haeuse „wie im Dominoeffekt ein“: „Bei Tageslicht sieht man, was sich abgespielt hat. Mein Herz ist mit den Einwohnern“ (Mako).

Am Samstagabend besuchte der Minister fuer innere Sicherheit, Gilad Erdan, den Ort des Geschehens und sah sich die Zerstoerung von Nahem an. Auch Erziehungsminister Bennett besuchte Neve Tzuf. Beide sprachen von Terror. Gilad Erdan in Walla:

Minister Gilad Erdan in Neve Tzuf (Halamish). Quelle: Ma'ariv
Minister Gilad Erdan in Neve Tzuf (Halamish). Quelle: Ma’ariv

„Ich bin entsetzt, wenn ich daran denken muss, was für Tiere es gewesen sind, die eine ganze Ortschaft mitsamt ihrer Einwohner niederbrennen wollten. Was fuer ein Hass fuer das juedische Volk und den Staat Israel; der Brandstiftungsterror basiert auf Hass und Aufhetzung. Die Einwohner hier sind wunderbar, wir werden staerken und sie (die Terroristen) werden uns auf keine Weise besiegen. Ich solidarisiere mich mit dem Schmerz.“ 

Laut Berichten, so auch in der palaestinensisch-arabischen Presse, sollen auch Feuerwehrbrigaden der PA an der Loeschung des Feuers bei Neve Tzuf mitgewirkt haben. Ein Bekannter von mir aus Betlehem erzaehlte, die palaestinensischen Feuerwehrleute seien anschliessend nach dem Einsatz von den Einwohnern als Dank mit Essen versorgt worden.

Waehrend des Brandes fluechtete ein Teil der Bewohner von Neve Tzuf in das benachbarte Ateret und in andere juedische Siedlungen, in weIchen sie mit offenen Armen aufgenommen wurden, Im Laufe der naechsten Tage wurden im ganzen Land fuer die Betroffenen der Brandwelle von Haifa bis Neve Tzuf Schnellsammelstellen fuer Materialspenden eingerichtet, und diejenigen, deren Haeuser vom Brand nicht getroffen wurden, halfen den Nachbarn, welche ihr Hab und Gut in der Freitagnacht verloren hatten.

Nachbarn in Neve Tzuf (Halamish) nach dem Brand. Quelle: The Marker
Nachbarn in Neve Tzuf (Halamish) nach dem Brand. Quelle: The Marker

In ihren Reaktionen auf den Grossbrand fanden die Einwohner von Neve Tzuf auch positive Worte – ueber das Wohlbehalten aller, dass niemand in den Flammen verletzt oder gar umgekommen war, und ueber den Zusammenhalt der Gemeinschaft. So aeusserte sich ein Verwandter einer Familie, deren Haus bis an die Grundfesten verbrannt worden war:

„Am Freitagabend gehen in einem religioesen Ort die Menschen frueh schlafen. Die palaestinensischen Terroristen wollten tausend Leute in ihrem Schlaf umbringen, und die gesamte Ortschaft konnte diesem ohne Menschenverluste entkommen, dank dem gemeinschaftlichen Zusamenhalt. Niemand hier dachte an sein Eigentum, jeder sorgte sich darum, dass niemand zurueckbleiben sollte. Niemand schaute auf sich selbst, sondern nur auf das Wohl der Gemeinschaft.“

Die Ursachen des Brandes werden weiterhin ermittelt. Laut Presseberichten wie in TOI wurden bisher bis zu 30 Verdaechtige festgenommen, davon eine Mehrheit Araber aus den palaestinensischen Autonomiegebieten. Am 29.11 berichtete die Wirtschaftszeitung The Marker, dass die Landessteuerbehoerde denjenigen Geschaedigten, bei welchen der Verdacht der Polizei bzw. der Feuereinsatzkraefte, es handele sich um Brandstiftung, nachgewiesen  wird, entsprechend den Regelung fuer Terrorgeschaedigte zahlen wird. Heute (30.11.16) wurde bei Channel 2 wiederum erwaehnt, dass die Regierung die Nationalversicherung die Entschaedigungssummen fuer betroffene Menschen unabhaengig davon, in welchen Faellen es sich um Brandstiftung handelt, voll auszahlen lassen will. Durch Zusammenarbeit mit der Regionalverwaltung Binyamin und dem

Die Notunterkuenfte in Neve Tzuf (Halamish). Foto: INN
Die Notunterkuenfte in Neve Tzuf (Halamish). Foto: INN

Landwirtschaftsminister Uri Ariel konnten 7 Wohncontainer fuer die obdachlosen Familien in Neve Tzuf bereitgestellt werden und diesen eine Notwohnung bieten. Minister Ariel nannte den Brand „ein Ereignis von nationaler Tragweite“.


Zu guter Letzt moechte ich nach allem Gesagten und Wiedergegebenen euer Augenmerk auf die Schlagzeile der Tagesschau-Nachrichten vom 26.11., dem Tag des Grossbrandes, welcher ueber die 2000 Einwohner von Neve Tzuf hereinbrach, richten. Ohne Worte.

26.11.16
26.11.16