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NEWS: Terrorattacke in Adam, Yotam Ovadia getötet

Am 26.07, spätabends, ereignete sich ein Terroranschlag in der jüdischen Großsiedlung Adam (Geva Binyamin) in Südsamaria, die neben dem Viertel Pisgat Ze’ev in Jerusalem und nahe der palästinensischen Stadt Ramallah, an der Autobahn 60, liegt. Der Attentäter, ein 17-Jähriger aus dem Dorf Kubar, ebenso in Südsamaria, sprang über den Zaun der Ortschaft und machte sich den Berichten zufolge, mit einem Messer bewaffnet, auf die Suche nach Passanten, die er angreifen konnte. Ihm kam ein 58-jähriger unwissender Einwohner entgegen, den der Terrorist angriff und als Resultat mittelschwer verletzte. Ein weiterer war Yotam Ovadia, 31, der den Terroristen entdeckte und diesen mehrfach angriff und zu überwältigen versuchte, hatte aber keinen Erfolg und wurde mehrmals von Messerstichen getroffen und lebensgefährlich verletzt. Ein weiterer Einwohner, der den Geräuschen auf der Straße folgend hinauskam und meinte, es würde sich um eine Rauferei handeln, wurde leicht verletzt, als er ebenso angegriffen worden war, konnte aber mit der Pistole, die er an sich trug, den Attentäter unschädlich machen. Ein der Attacke beiwohnender Autofahrer fuhr den Täter an, ein weiterer schoss ihn schließlich nieder, sodass dieser noch am Tatort verstarb. (Jpost)

Das am schwersten verletzte Opfer der Attacke, Yotam Ovadia, 31 Jahre alt und Vater von zwei Kindern, wurde ins Hadassah-Hospital evakuiert, allerdings verschlechterte sich der Zustand von Ovadia schnell und er verstarb an seinen Wunden im Krankenhaus.

Der Notfalldienst und die Sicherheitskräfte der Ortschaft, der Polizei und der Armee wurden kurze Zeit nach dem Attentat informiert, gelangten allerdings erst zum Tatort, als der Attentäter schon erschossen worden war. Da es zum Zeitpunkt der Angriffs unbekannt gewesen war, ob sich weitere Terroristen in der Ortschaft befanden, wurden die Einwohner von der Armee angewiesen, sich in ihren Häusern zu verschließen, bis Soldaten jedes Haus nach seinen Einwohnern und ihrem Wohlergehen geprüft hatten.

Der Terrorist selbst gelangte nach Adam mit seinem Auto aus dem Dorf Kubar. Aus demselben Dorf stammte der 19-jährige Attentäter, der vor fast exakt einem Jahr das Massaker an der Familie Solomon  im benachbarten Halamish/Neve Tzuf durchgeführt hatte und mit einem Messer 3 Familienmitglieder (Vater Elad, Tochter Chaya und Sohn Elad Solomon) am Shabbattisch erstochen und zwei weitere verletzt hatte. Er wurde am 15.02 zu viermal lebenslänglich und einer Geldstrafe von 1.8 Millionen Shekel verurteilt. Es ist gut möglich, dass der neue jugendliche Terrorist sich ein Beispiel an dem Attentäter vor einem Jahr genommen hatte und die Attacke am Datum des Attentats vor einem Jahr ausrichten wollte.

In verschiedenen Medien (Jerusalem Post, Ha’aretz) wurde berichtet, dass der Terrorist vor der Attacke in Adam an einem nahegelegenen Beduinendorf vorbeigefahren und den anwesenden Beduinen mitgeteilt habe, er würde Juden angreifen wollen. Diese hätten daraufhin per Telefon den Wachposten der Siedlung informiert, allerdings gelangte die Information zu spät an und der Attentäter war bereits innerhalb des Geländes von Adam.

Nach dem Angriff beschwerten sich die Einwohner von Adam, dass der Sicherheitszaun um die Ortschaft herum nicht genügend schützend sei; so soll er schon über ein Jahrzehnt nicht mehr erneuert worden sein, und würde leicht zu passieren sein, da keine elektronischen Sensoren angebracht seien und daher ein Überqueren des Zauns, wie es der Attentäter getan hatte, nicht zu ermitteln seien. (Soweit mir bekannt ist, besitzt die Mehrheit der von einem Sicherheitszaun beschützten Siedlungen diese Sensoren, die an ein zentrales Warnsystem angeschlossen sind und relevante Berührungen mit Fremdkörpern an die Zentrale vermitteln.)

Yotam Ovadia, der bei der Attacke ermordet worden war, war mit Tali verheiratet und lebte mit ihr und zwei kleinen Söhnen, Harel und Itai, in Adam, ebenso wie seine Eltern. Er war bei der Geldsicherheitsfirma Brinks angestellt und arbeitete dort als Techniker in der Jerusalemer Filiale. Noch am Abend vor seinem Mord, dem Vorabend des „Tages der Liebe“ (der 15. des hebräischen Monats Aw) hatte er seiner Frau bei seinem Heimkommen einen Blumenstrauß und Schokolade gebracht. In einem Video der lokalen Sicherheitskamera, über das die Nachrichtenseite Ynet geschrieben (aber nach Bitte der Familie nicht veröffentlicht hatte), konnte im Nachhinein gesehen werden, dass Yotam Ovadia vom Terroristen angegriffen wurde, sich aber wehren konnte und ihn mehrmals zu überwältigen versuchte, bis er entgültig niedergestochen wurde. Am vergangenen Donnerstag (27.07) wurde er in Jerusalem beigesetzt. Seine Frau, Tal, sprach zu Ynet über ihren Ehemann:

„Er war ein Arbeitsmensch, fair, bescheiden und anständig. Er liebte mich und die Kinder auf eine Art, die ich noch nie gesehen hatte. Alles, was er tat, tat er für uns. Er sorgte immer dafür, dass es allen gut ging. Er dachte an sich immer als letztes. (…) Alles, was ich wollte und worum ich bat, tat er für mich und liebte mich auf eine Weise, die es gar nicht gibt. Er erfüllte mir jeden Traum. Ich sagte ihm immer, ‚du bist der Eine, der Einzige und der Besondere für mich‘.“ (Ynet, 29.07.18)

Der Leiter der Polizeistelle der Binyamin-Region, der den Polizeieinsatz rund um das Attentat leitete, war Eli Ovadia, ein Cousin von Yotam. Erst an Ort und Stelle erfuhr er, dass es sich bei dem Schwerverletzten um seinen Cousin handelte, und zwei Stunden später wurde er von seinem Tod informiert.

„Ich bin dort angekommen und einer der Nachbarn erzählte mir sofort, dass Yotam der Verletzte sein. Es war ein absoluter Schock. Ich explodierte fast innerlich, ich fühlte, als würde mir der Bauch zerreissen. (…) Wie sehr ich auch gedacht habe, dass ich widerstandsfähig bin, wenn es deine Familie ist, dann dreht sich dir der Magen um. Du weißt, dass du auf der Arbeit bist und nicht nach dem Gefühl handeln darfst, aber innerlich tobt es in dir. Ein schwerer Moment.“ (ibid.)

 

(Quellen: Mako, Ynet, Channel 2)

 

 

DPA’s Berichtedeutsch

Nicht, dass es uns etwas Neues ist. Deutsche Medien und jüdische „Siedler“ sind sich spinnefeind wie die meisten Hunde und Katzen, und die „Siedler“ ziehen bei dem ungleichen Aufeinandertreffen regelmäßig den Kürzeren. Ich muss wohl kaum an meinen Beitrag von vor fast 3 Jahren erinnern, in dem ich drastische Beispiele der deutschen Medienwortwahl bezüglich Juden in Judäa und Samaria angeführt habe. Inzwischen hat sich nicht viel verändert. Und obschon es nichts Neues ist, wollte ich mal wieder ein Goldstück aus der deutschen Presse vorlegen und es etwas „nachkorrigieren“ – diesmal aus der offiziellen deutschen Presseagentur, der DPA (Merkur vom 12.06.18) :


Israel räumt Kleinsiedlung im Westjordanland

(Heißt Judäa und Samaria, aber das ist leider noch immer der offizielle Name. Kann man nicht viel machen.)

Israelische Sicherheitskräfte haben am Dienstag mit der Räumung eines illegalen Siedlungsaußenpostens im Westjordanland begonnen.

Tel Aviv (warum eigentlich Tel Aviv? Das Ganze lief in Gush Etzion ab-konnte sich der Korrespondent nicht hinbemühen, sondern berichtete über etwas aus dutzend Kilometer Entfernung?) –

Israelische Sicherheitskräfte haben am Dienstag mit der Räumung eines illegalen Siedlungsaußenpostens im Westjordanland begonnen. Polizisten seien dabei, 15 Häuser in der Kleinsiedlung Netiv Ha-Avot zu räumen, teilte ein Polizeisprecher mit. Das Höchste Gericht (offizieller Begriff: Oberstes Gericht. Umgangssprache)  hatte die Zerstörung der Häuser in dem Außenposten in der Nähe der Palästinenserstadt Bethlehem angeordnet. (Palästinenserstadt? Entweder „palästinensische Stadt“ oder „Stadt im Westjordanland“, oder einfach „Stadt“, es heißt schließlich noch immer nicht „Judenstadt Tel Aviv“, oder?)

Nach Medienberichten kam es bei der Räumung zu Konfrontationen zwischen israelischen Jugendlichen und Polizisten. Am Montagabend hatten rund 2000 Menschen in der 2001 errichteten Kleinsiedlung gegen die Evakuierung demonstriert. Die Polizei sei im Gespräch mit der Siedlerführung (na wenigstens nicht Siedlerführer), um unnötige Reibungen zu verhindern, teilte ein Sprecher mit.

Alle Siedlungen völkerrechtlich illegal

Rund 600 000 Israelis leben in mehr als 200 Siedlungen im Westjordanland und in Ost-Jerusalem. Israel unterscheidet zwischen Siedlungen, die mit Genehmigung der Regierung entstanden, und wilden Außenposten (also, meine Gemeinde hat zwar noch keine Baugenehmigung, aber wild ist bei uns keiner), die per Gesetz rückwirkend legalisiert werden sollen. (Das Gesetz existiert noch nicht. Wie man sieht, werden sie eher abgerissen.) Aus internationaler Sicht sind dagegen alle Siedlungen illegal. Der UN-Sicherheitsrat hatte Israel im Dezember 2016 zu einem vollständigen Siedlungsstopp in den besetzten Palästinensergebieten einschließlich Ost-Jerusalems aufgefordert. (Es sind keine offiziellen Palästinensergebiete. Es wird in den C-Gebieten unter offizieller israelischer VErwaltung entsprechend den Oslo-Abkommen gebaut. Ostjerusalem ist kein „Palästinensergebiet“, nie gewesen.)

Der israelische Erziehungsminister und Vorsitzende der ultra-rechten Siedlerpartei (erstens ist sie nicht ultra-recht; die ultra-rechte „Jüdische Stärke“ ist bei den Wahlen nicht durchgekommen; zweitens ist sie keine absolute „Siedlerpartei“, drittens hat sie einen Namen – „Jüdisches Heim“), Naftali Bennett, kritisierte die Gerichtsentscheidung zur Räumung des Außenpostens bei der Demonstration am Montagabend als „absurd“, wie die „Times of Israel“ berichtete. Justizministerin Ajelet Schaked, ebenfalls von der Siedlerpartei (offenbar ihr offizieller Name laut dpa), kündigte bei der Veranstaltung eine Legalisierung aller Außenposten im Westjordanland an. (Sie kann sie nicht ankündigen, da das Gesetz nicht vorliegt und nicht durchgesetzt wurde. Sie kann sich höchstens dafür aussprechen.)

dpa


So viel zur Qualität deutscher Medien. Dabei waren die meisten meiner Korrekturen absolut sachlich und nicht ideologisch bedingt.

NEWS: Erste Gebäude im neuen Ort Amichai

Erinnert ihr euch noch an Amona?

Vor etwa einem Jahr und einem Monat, am 01.Februar 2017, wurde die kleine Siedlung Amona, von etwa 40 Familien bewohnt, am Rande der jüdischen Ortschaft Ofra (Samaria, unweit von Ramallah), komplett abgerissen, nachdem Grundstücksbesitzer aus dem benachbarten arabischen Dorf Silwad vor dem Obersten Gerichtshof gegen die Bewohner von Amona geklagt hatten, dass

Amona. Quelle: Tomriko/Ynet

diese auf ihrem Privatland bauen würden. In 2016 wurde der Prozess entgültig zugunsten der Kläger entschieden  und der Abriss wurde auf Dezember 2016 festgelegt. Im Laufe der Monate wurde zwischen den Familien von Amona, der Regionalverwaltung Südsamarias, Politikern und dem Gerichtshof ein harter Kampf um die Zukunft der Leute Amonas ausgetragen, wobei verschiedene Kompromisslösungen auf den Tisch kamen und von diesem geräumt wurden, Berufungsanträge angenommen und abgewiesen worden waren und die Abrissdeadline immer wieder verschoben worden war. Es wurde um die Anzahl der abzureißenden Häuser gefeilscht, um das Ersatzgrundstück, um Entschädigungszahlungen und provisorische Unterkünfte. Im Endeffekt wurde von der Regierung die Schaffung einer Alternative für die Gemeinde versprochen; unterdessen sollten die Familien in einer Jugendherberge in Ofra unterkommen; das für eine neue Ortschaft festgelegte Grundstück sollte vorbereitet werden; dafür würden die Bewohner ohne Widerstand Amona selbst räumen. Am Tag der Räumung selbst (ich war erst am Abend dazugekommen) verschanzten sich zumeist Jugendliche in den Häusern und boten physischen Widerstand gegen die Sicherheitskräfte; die Familien verließen die Häuser friedlich. Amona wurde abgerissen und der Großteil der Familien musste notgedrungen in der Jugendherberge in Ofra samt Hab und Gut verweilen und auf das Erfüllen der Versprechen seitens der Politiker abwarten. (Nachzulesen auf Der Countdown läuft 1Der Countdown läuft 2 und Amona – das Ende. Ende? )

Lange Rede, kurzer Sinn:

Am 21.02.18 berichteten INN, Kipa.co.il und 0404 (ebenso eine knappe Meldung bei Ynet) über das Errichten der ersten provisorischen Bauten (sogenannte Karavillas, größer als der reguläre Karavan) für die ausgewiesenen Familien auf einem von der

Die Gegend auf der Karte.

Regierung festgelegten, geprüften und dafür vorbereiteten neuen Grundstück. Die neuentstehende Ortschaft „Amichai“ (übersetzt: Mein Volk lebt, auch als Vorname gängig) befindet sich in Südsamaria (Binyamin), zwischen Shiloh und Shevut Rachel. Die Nachrichtenseiten berichten, dass die ersten 36 Bauten auf dem Grundstück stehen würden und der Einzug der ersten Familien etwa Ende März zu erwarten wäre.

Der Vorsitzende der Binyamin-Regionalverwaltung Avi Roeh zur Entwicklung:

„Zum ersten Mal seit dem Beginn der Siedlerbewegung werden wir Zeugen der Gründung einer neuen Gemeinde auf offiziellem Wege, basierend auf der Initiative der Regierung und der Regionalverwaltung.“ (INN, 21.02.18)

Der Innenminister Arye Deri kommentierte bei seinem offiziellen Besuch nach der Errichtung der Bauten:

„Mein großer Respekt gilt den Mitarbeitern des Innenministeriums. Trotz all der Probleme, die im Weg standen, nahmen sie sich vollkommen der Sache an und taten alles, um Lösungen zu finden. Sie sahen darin  eine große Berufung und führten es aus. Auch die Regionalverwaltung von Binyamin hat ihren Teil an der erhabenen Aufgabe und erwirkte das Unmögliche und sie verdient unsere Anerkennung. Am Wichtigsten sind die Einwohner; sie haben das Leid und die vielen Monate der Erwartung mitmachen müssen. Sie haben [durch die von ihnen erwirkte Entstehung einer Siedlung, Anm. DS] einen großen Verdienst erworben und haben ebenso den Obersten Gerichtshof daran teilhaben lassen, dass eine neue Gemeinde gegründet wird. So Gott will werden wir alles daran setzen, dass es schnell vorangehen wird. “ (INN, 27.02.18)

 

 

Datteln: Denn’s meldet sich

Im vorausgehenden Artikel „Datteln, das Friedenshindernis“ am 11.02., habe ich über die Affäre der Etikettierung der populären Medjoul-Datteln aus Israel beim denn’s Biomarkt in Köln berichtet, und dabei gegen die falsche Ursprungsbezeichnung (bes.paläst,Geb) geschrieben und dies mit einigen Fakten untermauert – u.a. die politisch inkorrekte Bezeichnung, die zweifelhafte Bestimmung der ursprünglichen Ernteregion (Jordantal vs. Aravawüste) und die Einmischung in außenpolitische Angelegenheiten seitens eines Verkaufsunternehmens.

Ein aktiver Leser von mir hat den Biomarkt angeschrieben und bekam am 12.02. – sehr schnell, vielleicht durch die Aufmerksamkeit, die der Artikel (über 1200 Views auf meiner Facebookseite) oder die zahlreichen negativen Bewertungen auf der Facebookseite des Ldanes) auf sich gezogen haben, die folgende Antwort:

Sehr geehrter Herr (Name mir bekannt, Anm.DS)

vielen Dank für Ihre Email, in der Sie uns Ihre Beobachtung, wie wir Ware aus dem Westjordanland kennzeichnen, schildern.

Diese haben wir zum Anlass genommen, unsere Kennzeichnung erneut genau zu prüfen und dabei neben der rechtlichen Vorgabe natürlich auch Ihre Gedanken zu berücksichtigen.

Als Fachhändler für Bioprodukte konzentrieren wir uns darauf, die biologische Lebensweise und den Öko-Landbau in Deutschland voranzubringen. Vor diesem Hintergrund pflegen wir weltweit Partnerschaften zu Lieferanten und Produzenten von Bio-Lebensmitteln und sind über den biologischen Gedanken miteinander verbunden.

Bei der Kennzeichnung unserer Datteln aus dem Westjordanland haben wir uns an der 2015 von der EU vorgelegten „Mitteilung zu Auslegungsfragen über die Ursprungsbezeichnung von Waren“ orientiert. Diese besagt, dass Ware aus den West Banks mit „Herkunft aus dem Westjordanland (israelische Siedlung)“ gekennzeichnet werden sollte. Dank Ihres Hinweises wissen wir nun, dass die daraus resultierende stark verkürzte Kennzeichnung „bes. paläst. Geb.“ zu Unklarheit führt und vermuten lässt, dass wir uns politische positionieren wollen würden. Um dieser Annahme entgegenzuwirken haben wir uns dazu entschlossen, die EU-Vorgabe wie folgt abzubilden: WB, israel. Siedl. Die Abkürzungen sind der Tatsache geschuldet, dass unsere Etiketten technisch lediglich 16 Zeichen zulassen.

Wir möchten uns noch einmal bei Ihnen für Ihre Email bedanken und hoffen, mit der angepassten Kennzeichnung deutlich zu machen, dass es um den biologischen Gedanken und nicht um eine politische Positionierung geht.

Leider haben einige unserer denn`s Biomärkte die Etiketten noch nicht neu ausgedruckt, diese werden umgehend informiert, dies nachzuholen.

Mit freundlichen Grüßen

Karina Pechmann

Leitung Kundendialog


Die Antwort ist ausführlich und der Vorgang begründet. Die „Mitteilung zu Auslegungsfragen über die Ursprungsbezeichnung von Waren“ bezieht sich auf die Entscheidung der EU-Kommission vom11.11.2015, über die ich in NEWS: Illegale Juden-Produkte offiziell gebrandmarkt berichtet habe und hier auch über die Bezeichnung: „Westbank, isr.Siedlung“ informiert habe. Frau Pechmann hat also entsprechend der EU-Empfehlung gehandelt.

In der Antwort jedoch stellen sich mir zwei Fragen.

1) Wenn, wie Frau Pechmann schreibt, die Ware lediglich „gekennzeichnet werden sollte“, wieso hat der Biomarkt es sich dann zur offiziellen Doktrin gemacht und diese Version übernommen? Zumal schon verschiedene Käufer aus anderen Städten berichtet haben, in ihren Filialen werde es so nicht gehandhabt.

2) Was hat der „biologische Gedanke“, auf den die Kundendialog-Leiterin mehrmals verweist, mit der politischen Situation in Israel zu tun? Die Medjoul-Datteln werden auf allen Plantagen, die nach Europa exportieren, nach hohen organischen Standards gezüchtet und folgen internationalen Richtlinien. Die Qualität wird hoch bewertet, der biologische Gedanke korrekt befolgt. Wenn Erzeugnisse aus palästinensisch geführten Plantagen importiert werden und ebenso organisch gezüchtet wurden (so wie die Firma „Königsdatteln“ mit Medjoul-Datteln aus „Palästina“ von sich behauptet), ist es wunderbar, steht aber in keinster Weise im Widerspruch zum „biologischen Gedanken“ der israelischen Produkte und braucht auch nicht mit diesen zu konkurrieren, was es auch faktisch nicht tut. Wieso? Anhand israelischer Innenpolitik und wirtschaftlichem Mismanagement der Palästinensischen Autonomiebehörde.

All das geht denn’s Biomarkt nicht an. Die „israelischen Siedlungen“ sind für diesen irrelevant, und wie gesagt, sollte denn’s Biomarkt ein Problem mit der Bezeichnung „Israel“ für Datteln aus dem Jordantal haben, könnte er sie auch aus der Arava-Wüste importieren. Ich habe leider den Eindruck, dass es den Importeuren wichtiger ist, „Westbank, israelische Siedlung“ zu drucken, anstatt, „Israel“ auf dem Schild zu lassen und die Waren ganz nach „biologischem Gedanken“ (und fraglicher Politkorrektheit) aus der Arava zu importieren. Vorausgesetzt, sie wissen, natürlich, wo die Arava liegt.

Oder aber es ist ihnen gänzlich egal. Und dann trifft die Schuld für den Misstand um diese Brandmarkung eindeutig die EU. Aber was kann man von der EU schon erwarten

Und was meint ihr?

NEWS: Havat Gilad legalisiert

Die israelische Regierung hat gestern (04.02) entschieden, die bisher nicht authorisierte, sich selbst verwaltende jüdische Ortschaft Havat Gilad im Süden Samarias offiziell als anerkannte

Havat Gilad. Quelle: Ynet

Siedlung/Ortschaft in die Liste der jüdischen Wohnpunkte in Judäa und Samaria aufzunehmen und den kleinen ländlichen Außenposten zu legalisieren. Somit wird Havat Gilad nunmehr vom Staat versorgt und gefördert werden, wird Anspruch auf staatliche Infrastruktur und Bauprojekte bekommen und wird nicht mehr der Gefahr einer Räumung als illegaler Vorposten ausgeliefert sein.

Über Havat Gilad habe ich im Beitrag Erschossen: Rabbiner Raziel Shevach berichtet – Rabbiner Shevach lebte in der Siedlung und wurde am 09. Januar 2018 von Terroristen auf dem Heimweg im Auto erschossen. Die Witwe und Mutter der gemeinsamen sechs Kinder, Ya’el, forderte daraufhin, unterstützt von Politikern und Regionalvorsitzenden von Judäa und Samaria, die Anerkennung von Havat Gilad als eine Antwort auf den Terror und eine unmittelbare Konsequenz des Anschlags – im Sinne des bekannten Prinzips „Sie töten, wir bauen“, der als eins der Mottos der Siedlungsbewegung.  In einer Pressemitteilung sagte Ya’el Shevach,

„Dieses Ereignis ist nicht mein persönliches, sondern ein nationales, und für mich wird der wahre Trost sein, wenn Havat Gilad den Status einer offiziellen Siedlung bekommen wird. Ich rufe den Premierminister dazu auf, am kommenden Sonntag (28.01) die Entscheidung des Verteidigungsministers [die Ortschaft zu legalisieren] aufzunehmen und es weiter zu verfolgen, damit wir eine entgültige Erlaubnis bekommen. Das wird der Trost für den Mord meines geliebten Mannes Raziel Shevach, Gott soll sein Blut rächen, sein.“ (Pressemitteilung von Ya’el Shevach, Makor Rishon)

Die Entscheidung der Regierung wurde relativ kurzfristig gefällt, nur einen Monat nach dem Attentat. Die Minister folgten der Initiative von Verteidigungsminister Avigdor Liebermann, der die Forderung nach der Legalisierung den Regierungsmitgliedern vorgelegt hatte. Nunmehr warten die Einwohner von Havat Gilad (40 Familien) auf technische Entscheidungen bezüglich der genauen Lokalisierung der zukünftig ausgebauten Siedlung, die Verlegung neuer Infrastruktur wie einer neuen Einfahrtsstraße, das entsprechende Budget, das dafür von der Regierung nach Abstimmung zugeteilt werden wird und auch auf das Schicksal eines Teiles der Bauten, die nicht wie die ursprünglichen Häuser auf privat gekauftem Land, sondern außerhalb dessen errichtet worden sind.

Ya’el Shevach reagierte auf die Nachricht:

„Schade, dass wir so zu diesem Tag gekommen sind. Aber wenn es dem so ist, so freue ich mich, dass wir daraus die tröstendste Antwort herausholen können, die es gibt.“ (Walla)

Quellen: Ynet, Walla

 

Freude in Havat Gilad. Quelle: Ynet

 

Havat Gilad/Anschlagsort. Karte

Neue Landstraße(n)

Die Infrastruktur im Gebiet Judäas und Samarias ist in den letzten Jahren effizient ausgebaut und verbessert worden – Straßen, Verkehrsknotenpunkte, Strom- und Wasserleitungen, öffentliche Einrichtungen, Industriezonen. Dennoch ist die Situation oftmals nicht mit dem Standard der Infrastruktur im „kleinen Israel“ innerhalb der „Grünen Linie“ zu vergleichen. Das gilt vor allem für Straßen und Stromleitungen. Zufahrtsstraßen zu abgeschotteten Ortschaften sind in schlechtem Zustand, Bergstraßen haben wenige bis keine Sicherheitsvorkehrungen, Beleuchtung ist selbst auf manchen Abschnitten zentraler Landstraßen nicht vorhanden, es mangelt an Ampeln und Bürgersteigen. Die Vernachlässigung hat verschiedene Gründe, meist politischer und bürokratischer Natur:  entweder gibt es kein ausreichendes Budget für den Ausbau der Landstraßen, oder ein auf politischer Ebene verhängter Baustopp verhindert Erweiterungen von Straßen; eine zeitaufwendige und unflexible Bürokratie der Zivilverwaltung von Judäa und Samaria (COGAT), die viele notwendige Prozesse über Jahre hinweg auf Warteschleife setzt, fehlende Abstimmung oder Bereitschaft zur Abstimmung seitens der palästinensischen Autonomiebehörde und mehr. Und wie bei der Errichtung mancher neuer Wohnpunkte, sind es auch hier tragische Ereignisse, die die israelischen Organe im Endeffekt nach gesellschaftlichem und politischem Druck dazu bringen, Veränderungen zu vollbringen.

So war es im Falle eines schweren Autounfalls, der sich an der Einfahrt zur jüdischen Ortschaft Elazar (Gush Etzion) im Jahr 2015 ereignete, wobei ein Lastwagen mit einem Kleinfahrzeug zusammenstiess, da es zwischen der Schnellstraße 60 und der Ausfahrt zum Tor von Elazar weder einen Kreisverkehr noch eine Ampel gegeben hatte. Der Fahrer des Kleinfahrzeugs und seine Frau starben noch am Unfallort. Das Ereignis soll enorm zur endgültigen Durchsetzung des Baus von Ampeln bei Elazar und dem nahegelegenen Neve Daniel beigetragen haben, die vor etwa 2 Jahren fertiggestellt worden sind.

So ist es ebenso in Samaria gewesen, wo am 12.Januar 2018 eine neue Schnellstraßenstrecke eingeweiht worden ist.  Es handelt sich um die Eröffnung der ersten von insgesamt 5 geplanten

Landstraße 55 Nabi Eliyas – Karte

Erweiterungsstrecken, deren Hauptziel das Umfahren von arabischen Ortschaften ist, aber auch die Ermöglichung einer kürzeren Streckenverbindung. Die neue Strecke, eine Erweiterung der Landstrasse 55 (die zwischen Westssamaria (Karney Shomron, Ma’ale Shomron, Zofim) und der Stadt Kfar Saba und der Autobahn 6 verbindet), umfährtdas arabische Dorf Nabi Eliyas, durch welches die alte Strecke führte, und bietet den Autofahrern eine direkte und

Die neue Strecke. Links: Yossi Dagan, Vorsitzender der Regionalverwaltung Samaria. Quelle: Ynet

schnelle, modern eingerichtete Verbindung. Die Straße ist für israelische und palästinensische Autofahrer offen, ihr Hauptzweck aber besteht darin, israelische Autofahrer vor Attacken der Einwohner von Nabi Eliyas zu schützen, durch welches die israelischen Autos tagtäglich durchfahren mussten und dabei u.a. mit Steinen angegriffen wurden. Nunmehr wird die Durchfahrt durch Nabi Eliyas nicht mehr notwendig sein und es so ein Gefahrenpunkt weniger werden.

Umleitung bei Huwara, Samaria

Dasselbe wird auch an vier weiteren Strecken geplant, bei denen tägliche Reibungen zwischen arabischen Ortsbewohnern und israelischen Autofahrern passieren und diese attackiert werden – so auf der Strecke der Landstraße 60 in Samaria, die durch den Ort Huwara durchführt und bei der es vor einiger Zeit einen beinahe-Lynch an einem israelischen Autofahrer gegeben hatte; und auf der Strecke der Landstraße 60 bei El-Aroub in Gush Etzion, wo ebenso mindestens einmal pro Woche

Umleitung bei Aroub (Gush Etzion, Judäa)

Steinewürfe und gewalttätige Zusammenstöße zwischen Bewohnern des sich dort befindenden Flüchtlingsviertels und der Armeeposten an der Landstraße gibt. Auch dort sollen Umfahrten ausgebaut werden, die schnelle und sichere Verbindungen abseits der Wohnviertel für den täglichen Verkehrsstrom garantieren und auch Stau reduzieren sollen, da es sich bei beiden Strecken um die Hauptverkehrsader der Region handelt (die Landstraße 60 durchschneidet Judäa und Samaria von Jenin im Norden bis Be’ev Sheva im Süden), die von tausenden, Israelis und Palästinensern, täglich benutzt wird.

Ynet berichtet, dass in die neue 55-Strecke, die insgesamt 5 Kilometer misst, 60 Millionen Schekel investiert worden sind. Der Ausbau hatte vor knapp 2 Jahren begonnen, nach langem politischen Kampf und Druck seitens der Vorstände der Regionalverwaltungen von Judäa und Samaria zusammen mit den Hinterbliebenen einiger Attentatsopfer, die auf den Straßen in Judäa und Samaria getötet worden waren – darunter die Verwandten des Ehepaares Eytam und Na’ama Henkin , die im Herbst 2015 von Terroristen aus einem vorbeifahrenden Auto erschossen worden waren, und die Witwe des Polizisten Baruch Mizrahi, der in 2014 aus einem Hinterhalt von einem Terroristen auf der Landstraße 60 nahe Kiryat Arba/Hevron erschossen wurde, und auch Ayala Shapiro, das Mädchen, das durch ein Brandbombenattentat auf ihr Auto in 2014 schwerverletzt worden war. Damals, nach dem Attentat auf das Ehepaar Henkin baute der Vorsitzende der Regionalverwaltung Yossi Dagan ein Protestzelt neben der Residenz des Premierministers auf und forderte von der Regierung Budget für neue Straßen; ihm schlossen sich Familien von Terroropfern und die Minister Eli Ben Dahan und Yisrael Katz an. Jetzt, knapp 2 Jahre später, wurde nicht nur die Straße eingeweiht, sondern weitere 600 Millionen Shekel von der Regierung in einem entgültigen Abkommen für den Ausbau der Infrastruktur und weitere Straßen in Judäa und Samaria bereitgestellt. Damit soll ebenso die von den Koalitionsparteien „Likud „und „Jüdisches Heim“ ins Leben gerufene Kampagne – 1 Million jüdischer Einwohner in Judäa und Samaria – gestärkt werden.

 

Quellen: 93fm, Ynet (2018), Ynet (2016) 

Erschossen: Rabbiner Raziel Shevach, Vater von 6 Kindern

Es ist nicht leicht, nach einer persönlich bedingten Schreibpause von über einem Monat vergangene Ereignisse aufzufrischen und aufzuzählen, nachdem sie schon zigweise in der Öffentlichkeit besprochen und erwähnt (und wieder vergessen) worden sind. Man möge mir verzeihen, dass ich meiner ehemaligen Nachhaltigkeit in diesem Fall nicht gerecht geworden bin. 


Rabbiner Raziel Shevach hy’d mit Ehefrau Yael und Kindern. Quelle: INN

Der Rabbiner Raziel Shevach, 35 Jahre alt, war verheiratet mit Ya’el und hatte sechs Kinder, mit welchen er den jüdischen (offiziell nicht anerkannten) Außenposten Havat Gilad im Süden Samarias bewohnte. In der kleinen, sich mangels staatlicher Authorisierung selbst versorgenden Ortschaft fungierte er als Rabbiner, Schächter besaß eine Ausbildung als ritueller Beschneider. Außerdem war er im als Freiwilliger Bereitschaftsdienst des Roten Davidssterns (Pendant zum Roten Kreuz/regulärem Landesnotfalldienst) in der Region Samaria

Havat Gilad.Quelle: Makor Rishon

engagiert und lehrte in einer Religionsschule im nahegelegenen Yitzhar. In der kleinen, rund 40 Familien starken Gemeinde von Havat Gilad, die erst seit 2002 existiert (und im Andenken an den Sicherheitskoordinator Gilad Sar, der von einem palästinensischen Attentäter in 2001 ermordet worden war, von seinem Bruder Itai gegründet worden war), war Shevach bekannt und angesehen.

Havat Gilad/Anschlagsort. Karte

Am Abend des 9.Januar 2018, als Rabbiner Shevach auf der Landstraße 60 in Samaria nach Hause fuhr, wurde aus einem vor ihm fahrenden palästinensischen Auto beschossen und schwer verletzt. Über WhatsApp konnte er in den Minuten nach dem unmittelbaren Attentat andere Freiwillige des Roten Davidsterns über das Attentat und seinen Zustand alarmieren. Er wurde in kritischem Zustand vom Attentatsort ins Krankenhaus eingeliefert und verstarb dort anschließend.

 

Der Beerdigungszug. Quelle: Channel 20

Die Beerdigung, die traditionell schon am nächsten Tag nach dem Mord stattfand, wurde in Havat Gilad selbst durchgeführt – nach der expliziten Bitte der Witwe, die ihren Mann zitierend sagte, ‚Raziel sagte, sollte mir etwas passieren, so möchte ich hier vor Ort begraben werden‘. Der Bitte wurde stattgegeben, und

 

Quelle: Channel 20

hunderte von Menschen – Familie, Freunde, Nachbarn, Geistliche (darunter die Oberrabbiner Israels, David Lau und Shlomo Amar) und Politiker (darunter der Erziehungsminister Naftali Bennett) wohnten der Beerdigung bei. In ihren Nachreden auf Shevach, in welchen vor allem die geistliche Aktivität, die Hilfsbereitschaft und Aufopferung des Ermordeten angepriesen wurden, wiederholten die Redner immer wieder die Forderung an die Regierung, welche auch die Witwe Ya’el zum zentralen Motiv machte – die Authorisierung und Erweiterung von Havat Gilad, als gebührende Antwort auf den Terror. (Channel 20)

Die Grundstücke, auf welchen sich Havat Gilad befindet, wurden teilweise von Moshe Sar, einem Siedlungsaktivisten und Einwohner von Samaria (Karney Shomron) in den 80ern und nach der Ermordung seines Sohnes Gilad aufgekauft, um dort eine neue Ortschaft zum Andenken seines Sohnes zu gründen. In ihren jüngeren Jahren hatte sie sich teilweise einen Namen als „Hügeljugend“-Ort gemacht und war mehreren nicht immer friedlich verlaufenden Räumungen zum Opfer gefallen. In den letzten Jahren hatte Havat Gilad sich jedoch zu einem mehr oder weniger etablierten Wohnort errichtet, der allerdings keine Unterstützung vom Staat genoss und sich auf eigenhändig eingerichtete Infrastrukturen wie Generatoren verlassen musste. Die Forderung nach der Eingliederung von Havat Gilad als reguläre Siedlung in die Reihe anderer Ortsprojekte und Ortschaften von Samaria wurde nach dem Mord an Shevach als einzige mögliche effektive Antwort auf den Terror gegenüber Juden in der Region aufgenommen. Sowohl die Witwe Ya’el, als auch der Regionalverwalter von Samaria und Politiker wie Erziehungsminister Bennett,

Gedenkhügel am Ort des Terroranschlags an der Landstraße 60, Samaria. Quelle: Channel 20

verlangten nach der Authorisierung der Ortschaft: „Wir kämpfen nicht mit eigenen Waffen, wir haben die Armee“ und „Das Bauen ist unsere Antwort (auf Terror)“, kommentierte Bennett bei der Beerdigungszeremonie, als vereinzelte Rufe „Rache“ gehört worden waren.  (mako) Fünf Tage nach dem Anschlag legte der Verteidigungsminister Avigdor Liebermann der Regierung einen Entscheidungsvorschlag zur Legalisierung der Siedlung vor.

Auch heute, knapp zwei Wochen nach dem Attentat, hat sich die Forderung von Ya’el Shevach hinsichtlich der Reaktion auf den Mord ihres Mannes nicht verändert:

„Dieses Ereignis ist nicht mein persönliches, sondern ein nationales, und für mich wird der wahre Trost sein, wenn Havat Gilad den Status einer offiziellen Siedlung bekommen wird. Ich rufe den Premierminister dazu auf, am kommenden Sonntag (28.01) die Entscheidung des Verteidigungsministers [die Ortschaft zu legalisieren] aufzunehmen und es weiter zu verfolgen, damit wir eine entgültige Erlaubnis bekommen. Das wird der Trost für den Mord meines geliebten Mannes Raziel Shevach, Gott soll sein Blut rächen, sein.“ (Pressemitteilung von Ya’el Shevach, Makor Rishon)

⇒ Im Internet wurde infolge des Anschlags eine „Crowdfunding“-Aktion zur finanziellen Unterstützung der Familie Shevach initiiert. Bisher wurden über 240.000 Dollar (Zielsumme: 300.000 Dollar = 1 Million Shekel) gesammelt. Wer die Aktion unterstützen möchte, kann es hier tun (Englisch): Link zur Initiative


Zu Beginn der Fahndung nach den Terroristen war es (zumindest den Medien nach) der IDF unklar, ob es sich bei dem Attentäter um eine Einzelperson oder eine geplante Gruppenaktion handelte (wobei die Hamas-Organisation das Attentat öffentlich lobte); allerdings stellte sich in den Ermittlungen der IDF und der inneren Sicherheitsdienste heraus, dass mehrere Beteiligte involviert worden waren. Da Havat Gilad und die Strecke, auf der Raziel Shevach erschossen worden war, nahe der Stadt Nablus/Schchem liegen, sperrte die Armee fuer die ersten Tage die Ein- und Ausfahrten der Stadt ab bzw. belegte diese mit Checkpoints, ebenso kreiste sie umliegende Dörfer ein, da die Vermutung nahelag, dass die Attentäter aus Nablus selbst stammten.

Allerdings änderte sich nach einigen Tagen die Situation und die Fahndung weitete sich auf den Großraum Jenin im weiteren Norden Samarias aus und am 18.01. trat die Armee schließlich zu einer Großoperation im Jeniner Flüchtlingsviertel an, bei der die Mitglieder der Terrorzelle gefasst und/oder getötet werden sollten. Der Einsatz sorgte für großen Aufruhr und Widerstand innerhalb des Viertels, die offensichtlichen Verdächtigen lieferten sich Schusswechsel mit der Armee. Dabei wurden zwei der israelischen Einsatzkräfte verletzt, einer davon schwer; von den Zielpersonen wurde einer umgebracht, ein weiterer inhaftiert und der dritte, laut Medien, „verschwand“ und ist offenbar noch immer auf der Flucht. Das Haus eines der Terrorverdächtigen wurde während der Kämpfe zerstört.

 

Quellen: Ynet, Mako, Channel 7, Channel 20, Makor Rishon, Haaretz

Yehuda will nach Hause – aber darf nicht?

Das größte und erfolgreichste Projekt in der Geschichte der israelischen Projekt- und Spendensammelseite Headstart.co.il (inspiriert von einer ähnlichen Webseite in den USA, Kickstarter), welches erst am Donnerstag, dem 02.Juni ’16, ins Leben gerufen wurde, hat schon sein mehreren Tagen seine erste Zielsumme überschritten – 600.000 Shekel – und eigentlich hat es auch mehrere hunderttausend Shekel mehr als die zweite Zielsumme, die diesem gesetzt wurde, eingesammelt – alles in allem 1,528,601 Millionen Shekel.

Dutzende von Medien und tausende Posts in sozialen Netzwerken berichteten auf Hebräisch und Englisch über das Projekt und priesen die Großzügigkeit und überwältigenden Einsatz für einen für die meisten Spender komplett fremden Menschen – Yehuda Yitzhak Hayisraeli.

Die Kampagne, ins Leben gerufen am besagten 02.06. 2016 von der Non-Profit-Organisation „My Israel“ (manche mögen ihre Aktivitäten auf Facebook verfolgt oder einige Posts gesehen haben), entstand für einen noblen Zweck; gleichzeitig offenbarte sie ganz Israel, durch die überwältigende Teilnahme und die Berichterstattung in der zumeist neutralen bis kritischen Presse, die aber auch bei diesem Fall nicht gleichgültig bleiben konnte, die menschenunwürdige und gar entsetzende Haltung, welche die staatlichen Organe gegenüber denen pflegen, die für sie in den Krieg und in den Tod ziehen. Beispielsweise dann, wenn diese an einem Ort wohnen, deren Bewohner für politische Spielereien ausgenutzt werden können, wann immer es den Politikern beliebt. Alle Bürger sind gleich vor dem Gesetz, aber manche sind eben weniger gleich, mögen sie noch so sehr ihr Leben aufs Spiel setzen.

Zu den Fakten.

Wer ist Yehuda Yitzhak Hayisraeli?
Yehuda, Rivka und die kleine Tzuria (Quelle: BInyamin Council)
Yehuda, Rivka und die kleine Tzuria (Quelle: Binyamin Council)

Yehuda ist ein junger Mann, 24 , Ehemann von Rivka (23), Vater von zwei kleinen Kindern – Tzuriá und Érez. Geboren in der Siedlung Psagot (Binyamin-Region), wuchs er mit seinen Eltern in der Ortschaft Ofra (ebenso Binyamin) auf. Als er und Rivka heirateten, da waren beide Anfang 20, sie zogen um nach Tel Aviv, wo die Eltern seiner Ehefrau wohnten. Im Herbst 2012, im Rahmen seines religiösen Studiums kombiniert mit dem Armeedienst, wurde Yehuda in den Wehrdienst eingezogen. Anstatt nah am Wohnort zu dienen, was er als verheirateter Mann hätte verlangen können, entschied er sich, in eine Kampfeinheit einzutreten (bei den GIvati-Einheiten), zog die Examen durch und wurde angenommen.

„Er ist ein Mensch, dem das jüdische Volk wichtig gewesen ist. Das Geben war ihm wichtig“, beschrieb ihn sein Vater (Israel Hayom, 27.03.15).

Der Einsatz und die Folgen

Im Juli 2014 begann die Militäroperation „Fels in der Brandung“, im Anschluss an die Entführung der drei Jugendlichen Eyal, Gil-ad und Naftali einen Monat zuvor. Verschiedene Einheiten der IDF marschierten im Laufe der Operation in den Gazastreifen ein, um Terroristenzellen zu neutralisieren und die erst seit Neuestem bekannt gewordenen Terrortunnel, welche aus dem Streifen ins Kernland Israel führten, ausfindig zu machen. Yehuda, der sich gerade in einem Offizierskurs befand, war gerade für einen kurzen Urlaub daheim, aber konnte angesichts der Kriegshandlungen nicht stillsitzen, so berichtete seine Frau Rivka im Nachhinein; er wollte zusammen mit den anderen Kameraden sein. Rivka befand sich gerade im 9.Monat, ließ ihren Mann aber zur Front. Am 1.August, einige Tage später, wurde der Verdacht auf Entführung eines der Soldaten öffentlich gemacht, und Yehuda und weitere Soldaten der Spezialeinheit wurden in den Gazastreifen, nahe der Stadt Rafiah, geschickt, um den Entführten aufzuspüren.

Während ihres Vormarsches in einem Trainingslager der Hamas gerieten sie ins Kreuzfeuer einer technischen Einheit der Armee, welche die Gebäude auf dem Weg zu sprengen hatte, um den Vormarsch zu garantieren. Yehuda wurde von einem Raketensplitter in den Kopf getroffen. Lebensgefährlich verletzt, wurde er ins Soroka-Krankenhaus in Be’er Shewa transportiert, im Laufe des Tages und der Nacht mehrfach operiert, ins Koma versetzt. Tag und Nacht wachten Familie und Freunde. Sein Zustand veränderte sich – verschlimmerte sich, verbesserte sich wieder, Yehuda verblieb im Koma. Zwei Monate lag er in der Notaufnahme, überlebte fünf Kopfoperationen. Laut Sara Ha’etzni-Cohen, der Direktorin der NGO „My Israel“, musste etwa ein Drittel seines Schädels, der irreparabel beschädigt worden war, entfernt werden.

„Wir wissen, dass er hört und fühlt“

Nur wenige Wochen nach der schicksalsträchtigen Verletzung, am 21.August, wurde Yehudas zweites Kind geboren, fünf Tage vor dem offiziellen Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas. Am 28.August wurde die traditionelle Beschneidungszeremonie abgehalten – im Krankenhaus, im Korridor neben Yehudas Krankenzimmer. Der Komapatient sollte, so möglich es nur war, bei der Beschneidung und Namensgebung seines Sohnes dabei sein. Das Krankenpersonal, welches sehr eng mit der Familie Hayisraeli zusammenstand, organisierte die Zeremonie. Der Sohn wurde Érez benannt – auf Hebräisch Zeder. Auf den Namen hatten sich Yehuda und seine Frau noch vor seinem Einsatz geeinigt.

Rivka  brachte das Mädchen, Tzuria, die damals noch keine zwei Jahre war, erst einige Monate nach Yehudas Verletzung zum Vater, als er ins Rehabilitationszentrum Shiba (Tel Hashomer Hospital,

Rivka Hayisraeli. Quelle: Israel Hayom
Rivka Hayisraeli. Quelle: Israel Hayom

nahe Tel Aviv) überführt worden war. Sie hatte Angst vor der Reaktion des Kindes auf den durch die Verletzung und die Kabel kaum erkennbaren Vater . Entgegen ihrer Sorgen, so berichtete sie in einem Interview (Israel Hayom), reagierte das Kind ganz normal und zeigte keine Berührungsängste. Auch den kleinen Sohn brachte Rivka von da an ans Krankenbett, nahe zum Vater, damit dieser sich an den Geruch gewöhnen konnte.

„Wir wissen, dass er hört und fühlt, er ist einfach gefangen in sich selbst und kann nicht reagieren.“ (Rivka)

Iris und David Hayisraeli. Quelle: Israel Hayom
Iris und David Hayisraeli am Bett von Yehuda. Quelle: Israel Hayom

Die Eltern, Iris und David, hatten außer des Kummers um den Sohn noch mit vielen weiteren Sorgen zu kämpfen – der weitesgehend als müßig und träge bekannten Bürokratie der israelischen Armee und weiterer offizieller Stellen. „Wir haben gute Menschen gefunden, die uns so gut es geht helfen wollen. (…) Sie waren bereit, Ausnahmebitten zu akzeptieren, um es uns zu erleichtern. Sie bezahlen uns die Anwesenheit in den Gästezimmern am Shabbat, ein behindertengerechtes Auto, das ihm zustehen sollte, lieferten sie mir an seiner statt, unterstützen uns mit dem Kindergartengelt für Tzuria und Erez, und uns begleitet auch eine Sozialarbeiterin“, berichtete David Hayisraeli im selben Interview in 2015. Und dennoch: Das Bürokratierad drehte sich langsam, und die Folgen der politischen Kräftemessungen und Launen blieben auch Yehuda und seiner Familie nicht erspart.

Behindertengerecht? Nicht für Siedler

Ein Jahr nach seiner Hospitalisierung begann Yehuda, Handbewegungen zu zeigen und damit auf Ja-und-Nein-Fragen zu antworten. Im Oktober 2015 schließlich begann er, die ersten Worte zu sagen. Seine Genesung ging voran, in sehr langsamen Schritten, aber ein Horizont wurde endlich sichtbar. Im Frühjahr wurde eine weitere wichtige Operation an ihm durchgeführt, und die Rehabilitation hatte eine Phase erreicht, bei welcher Hayisraeli in das Haus seiner Eltern in Ofra überführt werden durfte, um dort, in familiärer Umgebung, weiter behandelt zu werden. Die täglichen Fahren der Familie ins Krankenhaus, die Übernachtungen in den Hotelzimmern und die andauernde Hospitalisierung durfte endlich zu ihrem Ende kommen, fast zwei Jahre hatte diese angedauert.

Um das Haus seiner Eltern behindertengerecht umgestalten zu können, müssten einige Dinge angepasst werden – eine

Haus der Familie Hayisraeli. Quelle: Channel 10
Haus der Familie Hayisraeli. Quelle: Channel 10

Einfahrtsrampe zum Haus, eine besonders eingerichtete Wohneinheit, ein Behindertenaufzug und anderes mehr. Da Ofra eine Siedlung ist, eine vom Staat seit Jahrzehnten anerkannte, aber ihre Bewohner – israelische Staatsbürger – dennoch zunächst einmal dem Militärgesetz in den Gebieten von Judäa und Samaria unterliegen, mussten für das neue Zimmer und die zusätzlichen Erweiterungen für den Sohn seitens der Familie über das Verteidigungsministerium beantragt werden.

Hier liegt Ofra.
Hier liegt Ofra.

Das Verteidigungsministerium, speziell die Abteilung für im Kampf verletzte und als körperlich oder geistig behindert eingestufte Soldaten, ist dafür verantwortlich, das Geld und die entsprechenden Anpassungen bereitzustellen, um dem betreffenden Soldaten ihm gerecht werdende und würdige Lebensumstände zu ermöglichen, welche eine weitere Rehabilitation fördern können. Nach knapp zwei Jahren Krankenhausaufenthalt und schwieriger Behandlungsprozesse, inklusive mehrerer schwerwiegender Operationen, ist Yehuda endlich soweit, ein Leben im Haus seiner Eltern neu aufnehmen zu können.

Aber dieses Recht scheint nicht für „Siedlersoldaten“ zu gelten. Denn das Verteidigungsministerium, trotz aller eingereichten Formulare und des geltenden Rechts für verletzte Soldaten, weigert sich, den Ausbau eines solchen Raumes sowie weiterer Bauanpassungen für Yehuda stattzugeben. Denn für die Siedlung Ofra gilt ein Baustopp. Es wird nicht gebaut. Auch keine Rampe, kein Behindertenaufzug, erst recht kein zusätzliches Zimmer. „Siedlungsbau ist eingefroren“, heißt dieser Zustand normalerweise in den regulären Berichten der deutschen und internationalen Medien. So lauten auch immer wieder die Forderungen sämtlicher internationaler Regierungen. Diese fragen niemals nach, wer von einer solchen „Einfrierung“ betroffen sein könnte, wem sie tatsächlich nutzen oder gar schaden könnte.

In diesem Fall betraf sie Yehuda. Darüber berichteten die Nachrichten des Channel 10 und 2 – und so besagt ein offizielles Schreiben des Verteidigungsministeriums vom 24.05.2016:

Offizielles Schreiben des Verteidigungsministeriums, 24.05.16. Quelle: Akiva Lamm
Offizielles Schreiben des Verteidigungsministeriums, 24.05.16. Quelle: Akiva Lamm

 

„An Yehuda Hayisraeli (über seine Vormünde):

Bezüglich der Anfrage um finanzielle Unterstützung für die Errichtung einer Wohneinheit nahe des Elternhauses: Es ist entschieden worden, dass es keinen Anlass gibt, zu dieser Zeit über die Anfrage zu entschceiden, solange es keine Baugenehmigung gibt, daher wird die Besprechung der Anfrage auf ein Weiteres verlegt, bis eine Baugenehmigung vorliegt.“

Seine Eltern erzählen, dass wenn Yehuda in seinem Rollstuhl in das Haus der Familie gebracht werden soll, beispielsweise an den Wochenenden, so wird er einige Dutzend Stufen hoch ins Haus getragen. Soll ihm Physiotherapie verabreicht werden, so erzählt Mutter Iris für Channel 10, so muss er per Kran angehoben und auf den Tisch gelegt werden:

„Wir verlangen keine Paläste, wir verlangen elementäre Zustände, die ihm seine Würde erhalten und eine Rehabilitation ermöglichen können.“

„Wenn der Staat nicht sorgt, werden wir es tun“

Am 02.Juni 2016 eröffnete die Organisation „My Israel“ die Spendenkampagne zugunsten der behindertengerechten Anpassungen für Yehuda, nach Absprache mit der Familie. Die Initiatorin – Vorsitzende der Organisation, Sara Ha’etzni-Cohen. Die Kampagne startete unter dem Motto – „Wenn der Staat nicht für Yehuda sorgt, werden wir es tun.“ Nach knapp zwei Tagen erreichte die gesammelte Summe über 600.000 Shekel. Der Gesamtanbau würde sich auf 1,2 Millionen belaufen. Sprachlos von dem Erfolg, erhöhten „My Israel“ die Zielsumme auf die eigentliche Kostenanzahl. Am 05.Juni belief sich die Spendensumme auf über 1 Million. Am 07.Juni erlange sie schon über 1,500,000 Shekel. Über 8200 Spender engagierten sich, aus allen Landesteilen, aus allen Landesgruppen.

Einige Tage zuvor, am 05.Juni, interviewten die Reporter des Channel 2 die Initatorin, fragten sie nach den Rückmeldungen der Spender und brachten erneut die Rückmeldung des Verteidigungsministeriums, die wie folgt lautete:

Rückmeldung des Verteidigungsministeriums, 05.06.16 (Quelle: Channel 2)
Rückmeldung des Verteidigungsministeriums, 05.06.16 (Quelle: Channel 2)

„Zu unserem Leidwesen erfüllt die Familie die notwendigen Kriterien, die eine solche [finanzielle] Unterstützung ermöglichen, auch unter Ausnahme des gültigen Rechts. Zudem hatte die Abteilung für Rehabilitation der Familie verschiedene Lösungsmöglichkeiten für die gestellte Anfrage vorgeschlagen. Das Verteidigungsministerium sucht weiterhin nach Lösungen zusammen mit der Familie, um die Rehabilitation von Yehuda zu unterstützen.“

Bauarbeiten am Haus. Quelle: My Israel (FB)
Bauarbeiten am Haus. Quelle: My Israel (FB)

Am selben Tag begannen die Arbeiten am neuen Raum und der Rampe für Yehuda in seinem Heimatort Ofra. Wie ein Familienangehöriger in einem Interview erklärte, „wir werden trotzdem bauen“. Technisch ließ sich dies allerdings erst nach der Spendenaktion ermöglichen. NRG berichtete über den Beginn der Bauarbeiten und zitierte die stellvertretende Außenministerin Tzipi Hotovely, welche sich darüber empörte, dass in keinem „ordentlich geführten Land ein Staat einen Soldaten, der für ihn gekämpft hat, zum Geldsammeln schickt, damit dieser in angemessenen Umständen nach Hause zurückkehren kann“. 

Man darf nicht vergessen, dass im Laufe des Monats Mai der damalige Verteidigungsminister Moshe Ya’alon sein Amt am 20.Mai aufkündigte. Am 30.Mai wurde der neue Minister, Avigdor Lieberman, welcher selbst in einer Siedlung, Nokdim (Gush Etzion) wohnhaft ist und für seinen rechtsorientierten politischen Kurs, allerdings auch für seine Launenhaftigkeit und politischen „Zigzag“ bekannt ist, vereidigt. Am 06.06. zitierte „My Israel“ den Tweet von Channel 2, der wiederum einen Tweet von Avigdor Lieberman selbst wiedergab:

Quelle: My Israel
Quelle: My Israel

„Das Verteidigungsministerium wird die Ausgaben für den Anpassungsbau von Yehuda Hayisraeli übernehmen.“

Ein weiteres Statement besagte, dass Verteidigungsminister Liebermann den Militärgouverneur von Judäa und Samaria angewiesen hatte, die Bauarbeiten an Hayisraelis Haus nicht zu unterbrechen.

Noch immer nichts

Nach diesen hoffnungsvollen Botschaften,  auf die Änderung eines Kurses seitens der Staatsorgane hindeuteten, erfolgte allerdings noch immer keine offizielle Wendung dieser an die Familie, geschweige denn eine finanzielle Unterstützung. Die Bauprozesse werden von den Spenden getragen, ebenso der Erwerb der Einrichtungen für die Physiotherapie. Eine Mitwirkung des Staates scheint nicht in Sicht.

Die Organisation „My Israel“ hat auf ihrer Facebookseite die neuesten Entwicklungen veröffentlicht und versichert, die gespendeten Gelder unter der Beaufsichtigung eines unabhängigen Gremiums entsprechend ihrem Zweck zu verwenden Bericht zu erstatten, und im Falle einer Finanzierung durch den Staat die Spender zu kontaktieren und ihr Einverständnis zur Verwendung einzuholen, oder aber die Summe zurückzuerstatten.

Yehuda Hayisraeli heute.  Quelle: Channel 10
Yehuda Hayisraeli heute.
Quelle: Channel 10

Die Familie hat darum gebeten, die Spenden einzustellen; noch immer sprachlos vom gewaltigen Einsatz der israelischen Öffentlichkeit für ihren Sohn, möchte sie jedoch von nun an das natürliche Recht verlangen, das Yehuda Hayisraeli zugesteht – angemessene Wohnverhältnisse für einen im Kampf lebensgefährlich verletzten israelischen Soldaten, einem israelischen Staatsbürger, dem Vater von zwei Kindern. Auch Yehuda selbst ist mittlerweile in der Lage, die Worte „Ich will nach Hause“ auszusprechen – mit Mühe, doch er kann das.

Aber die Frage bleibt – wenn das Haus umgebaut wird und Yehuda endlich einziehen darf , wird der israelische Staat ihm seine Rehabilitation legal ermöglichen können – oder wird Yehuda für den Staat Israel als „illegaler Siedler“ gelten?

 

 

 

(Quellen: Channel 2, NRG, Channel 10, Ynet, Israel Hayom)

 

Die Tagesschau hat wieder zugeschlagen

(…und ich hatte mich schon auf die „Thementage“ gefreut…. 😦 )


 

schneiderschauDie Tagesschau hat wieder zugeschlagen!
Das bekannteste Sprachrohr für palästinensische Belange in Deutschland, das ARD-Studio in TelAviv, unter der Regie ihres Nahost-Korrespondenten Richard Chaim Schneider, bereitet sich für den nächsten Beitrag zum Thema Israel vor.
Und wie könnte es auch anders sein? Im Mittelpunkt stehen natürlich Palästinenser. In diesem Beitrag sind es solche, die sich mangels Baugenehmigung und ohne Interesse daran, sich in den dutzenden von palästinensischen Städten und Dörfern der Hebron-Berge anzusiedeln, ihr eigenes illegales Blechdorf aus dem Boden stampfen, es nach den Ruinen der antiken jüdischen Stadt Sussia nennen, die sich im Umkreis von einigen hundert Metern  befinden, und sich dann über die Zwangsräumung durch Israel beschweren.

Allgemeinansicht:  Region der südlichen Hevron-Berge
Allgemeinansicht:
Region der südlichen Hevron-Berge

Der Rechtsstreit um die arabische Besiedelung zwischen den Ruinen der antiken Stadt Susya und ihrem Ausgrabungsgebiet, und der 1983 wenige Kilometer weiter von ihr gegründeten jüdischen Siedlung Susya dauert schon seit den 80er Jahren an. Um die Gegend der Ruinenstadt, welche teils aus unterirdischen Höhlen und teils aus oberirdischen Anlagen und

Das Mosaik aus den ersten Jahrhunderten der neuen Zeitrechnung, Synagoge Susya
Das Mosaik aus den ersten Jahrhunderten der neuen Zeitrechnung, Synagoge Susya

einer großen und gut erhaltenen Synagoge aus der Zeit nach der Zerstörung des Zweiten Tempels, befinden sich große arabische Siedlungsblöcke – Yatta, As-Samu’a  – welche an die Stadt Hevron angrenzen. Angaben aus der britischen Mandatszeit sowie der israelischen Armee und Regierung zufolge nach der Eroberung der südlichen Hevron-Berge in 1967 zufolge hausten in den Höhlen

Ruinen der antiken jüdischen Stadt Susya.
Ruinen der antiken jüdischen Stadt Susya.

lokale Schafshirten und verbrachten einen Teil ihrer Zeit in den Ruinen der Anlagen. Ein Dorf war allerdings nicht festzustellen, und auch sonst keine festangelegte Ansiedlung auf den Ruinen der antiken jüdischen Stadt. Wohl wurde aber Land bearbeitet.

Vor den Bergen: Sicht auf  jüdisches Susya von 1983
Vor den Bergen: Sicht auf jüdisches Susya von 1983

Das Gebiet von Susya lag und liegt im C-Gebiet unter alleiniger israelischer Verwaltung. Der Bereich zwischen der Ausgrabungsstätte und Susya von 1983 gilt spätestens seit der Gerichtsentscheidung des Obersten Gerichtshofs von 2009 (siehe hier, hebräisch) als militärisches Sperrgebiet, in welches  Zugang gewährt werden soll für diejenigen Bauern – arabisch-palästinensische und jüdische – welche vor der Gerichtsentscheidung in diesem Gebiet Anpflanzungen haben, welche sie bearbeiten müssen. Diesem Urteil zufolge erkannte der israelische Oberste Gerichsthof die Existenz von

Sicht auf As-Samu'a
Sicht auf As-Samu’a

landwirtschaftlichem Gebiet von arabischen Bauern an dieser Stelle an, der konkrete Privatbesitz der Ländereien konnte allerdings noch nicht festgestellt werden. In jedem Fall hatte dieses Gebiet nichts gemein mit der Blechsiedlung, welche seit 1986, unterstützt von linken israelischen Organisationen und ausländischen  – darunter europäischen!  – Geldern, ausgebaut und nach Abrissen immer wieder neu errichtet wird, und das ohne jegliche Baugenehmigung seitens der israelischen Regierung in dem unter ihrer Verwaltung stehendem Gebiet! (Siehe den Bericht bei Times Of Israel – Spendengelder und Anlagen der EU, darunter Deutschland, in Susya)

Seit Beginn des neuen Milleniums und bis heute wurden immer wieder Abrissentscheide gegen Susya ausgesprochen und teils auch ausgeführt. Auch in diesem Jahr droht eine Abrissverordnung dem illegalen Bauvorhaben. Die Aktivisten und Siedler der Familie Nawaja und andere, welche auf eine Existenz eines arabischen Susyas seit „hunderten von Jahren“ verweisen  (siehe Berichte bei NRG, Ma’ariv, Ha’aretz in English ), haben durch mediale Kampagnen die Aufmerksamkeit internationaler Medien und Körperschaften erregt, ebenso wie der letzte Abrissentscheid des Obersten Gerichtshofs in Mai/Juli 2015.

Jetzt hat auch die Tagesschau das Thema aufgegriffen. Noch ist der gesamte Bericht nicht im Netz, aber die ersten Fotos lassen vermuten, dass der Beitrag wohl kaum die archäologische Sensation einer antiken Stadt und einer fast 2000 Jahre alten, außergewöhnlich gut erhaltenen Synagoge anpreisen wird. Ebenso wird Richard C.Schneider wohl kaum die Schule in der Siedlung Susya besuchen, um über die einzigartige Erziehungsstrategie ihrer Schüler zu berichten, welche den Schwerpunkt auf persönliche Entfaltung, ökologisches Bewusstsein, Naturverbundenheit und Philosophie legt.

Nein, die Fotos zeigen erbärmliche Blech- und Zeltbauten, nackte Babies in provisorischen Badewannen und den Titel „Israel, lass‘ mein Dorf stehen“.

In dem Monat, wo sich die Ausweisung der jüdischen Israelis aus dem Gazastreifen und der Gaza-Abzug der israelischen Regierung zum 10.Mal jähren, die israelische Presse voll ist mit seriösen Analysen zu den Konsequenzen dieses vor allem in Europa als „mutig“ und „zukunftsbringend“ gefeierten politischen Schritts, und endlich auch über das Trauma der über 8000 Ausgewiesenen gesprochen wird, erwähnt das größte deutsche Medium den Jahrestag mit keinem Wort.
Der Gazastreifen ist immer wieder Gesprächsthema deutscher Journalisten, aber nur mit einem Schwerpunkt: Das Leiden der dortigen arabischen Bewohner, die Angriffe israelischer Soldaten. Hier und dort lässt man ein paar Worte über die Hamas fallen. Seit 2007 herrscht im Gazastreifen  ein demokratisch gewähltes Terror-Regime. Es zerrt seine Bevölkerung durch unaufhörliche Attacken gegen Israel in 3 Kriege, missbraucht zivile Strukturen und öffentliche Gelder für Waffenanreicherung und Kriegstunnelausbau, macht sich verantwortlich für den Tod Tausender der eigenen Bürger und einen Bruderkrieg mit der zweiten großen Palästinenserpartei und seit über 10 Jahren beschießt es die israelische Bevölkerung im Süden und Zentrum Israels mit Raketen.  Tiefgehende Analysen zu den letzten 10 Jahren lassen sich auf den Webportalen der Tagesschau allerdings nicht auffinden. Und da das Trauma der über 8000 vertriebenen jüdischer Israelis so oder so durch die eigene Regierung zu verantworten ist, so ist es auch kein passendes Thema für das öffentlich-rechtliche deutsche Fernsehen. Lieber beschäftigt es sich mit dem auf europäischem Mist gewachsenen Blechdorf, lobt die von deutschem Geld finanzierten Solarzellen und zieht die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs eines demokratischen Landes in den Dreck.

Die Zerstörung der Gebäude soll bis Anfang August erfolgen. Am 30.07. ist übrigens noch eine als illegal eingeordnete Struktur zum Abriss freigestellt – ein Gebäude von 24 nagelneuen Wohnungen in der Siedlung Bet El in Samaria. Da bin ich ja gespannt auf den Aufschrei der Tagesschau, dem Sender der Bedrängten und Bedrückten!

 

Heute

Was war denn heute alles los?

Eigentlich nur der Anfang einer neuen Woche. Die Arbeiter aus der Umgebung kamen für verschiedene Aufgaben in die Siedlung angefahren, Traktoren wurden bei dem Nachbarn gesichtet, Väter und Mütter fuhren zur Arbeit, Kinder und Jugendliche freuten sich bei strahlendem Sonnenschein und warmer Luft auf Unterrichtsende, mein Nachbar und Freund Yo’av ging in der Nachmittagshitze joggen und ich war seit dem Morgen mit dem Streichen von Holz beschäftigt, das für die Veranda vor die Synagoge benötigt wird. Dabei erwischten mich auch einige der Nachbarn und es hagelte Erfolgswünsche und Lobpreisungen, nach dem Motto, „sie hat ja keine Kinder und muss wohl nicht zur Arbeit, da kann sie sich das leisten“. Was ja auch eigentlich gar nicht holz2holz1verkehrt ist. Streichen ist keine kurze Arbeit und auch nicht immer sehr bequem, auch wenn es mir persönlich viel Spaß macht, vorausgetzt, man hat die richtige Kleidung an und das richtige Werkzeug zur Hand.

Am Nachmittag erhielt ich dann nach kurzem Handwerk-Einkauf im nahegelegenen Kibutz Kfar Etzion überraschenden Besuch von 6-7 Mädchen, die Größte vielleicht 1.45m hoch, die bei der Tochter einer Nachbarin Geburtstag feierten. Ich kam zum Haus und entdeckte die kleine bunte Kindergruppe, mit Brot und Würstchen ausgestattet, die vor meinem Haus versammelt standen und die mannigfaltigen Katzen bestaunten, die bei mir gelegentlich ein und aus gehen, wenn ich nicht hinschaue. „Schau, da waren Katzen bei dir drin!“, riefen sie mir alle durcheinander zu, „es waren drei!“ „Nein, vier!“ „Eine!“ „Drei!“

katzindersonne
Tuli in der Sonne, heute morgen.

Nachdem sich die Mädchen nicht auf die Katzenzahl einigen konnten, quatschten wir ein wenig über Katzen im Allgemeinen, Katzen, die mir gehören, wie sie essen, was sie essen, wo man sie streichelt, ob sie kratzen, wer Katzenallergie hat, wer Katzen mag und wer vor ihnen Angst hat und warum. Als meine Tuli erschien, trotteten alle Mädels neugierig in die Wohnung, um sie sich von Nahem anzusehen, ihr Futter zu geben (Roggenbrot!), um ein wenig zu kreischen und kichernd zu erschaudern, wenn diese an ihnen vorbeilief, und zu streicheln. Daneben erzählten sie mir und sich alles Mögliche, bestaunten den Tisch, die Unterteller, die Uhr mit der Israel-Karte drauf, den Magnet-Kulli auf meinem Kühlschrank und erklärten meine Katze für wunderschön und mein Haus für cool.

Als sie sich dann erinnerten, dass da noch andere Freundinnen auf sie warteten, versprachen sie mir, für einen weiteren „Katzenunterricht“ wiederzukommen und liefen davon.

Ich blieb schmunzelnd zurück. Meine Lebensweise hat volle Anerkennung bei der neuen Generation bekommen! Ich kann mich für heute eindeutig bestätigt und zufrieden fühlen, das Haus zu gestalten hat sich gelohnt.  😉