Price Tag und Polizeigewalt

Dieses verstoerende Video (oben) und die nachfolgenden Screenshots wurden am 12.09.16 in der Ortschaft Nahliel (Westsamaria) aufgenommen; darauf sieht man einen Teenager, der offensichtlich zusammengepruegelt wurde und nun von der Polizei verhaftet wird.

Quelle: INN (Yosef Frisman)
Quelle: INN (Yosef Frisman)

Den Augenzeugen zufolge, sowie auch einem Bericht darueber bei INN, wurden an diesem Montag vier Jugendliche, Schueler einer Yeshiva (religioesen Jungenschule) in der Ortschaft Nahliel, bei einer Razzia der Polizei in der Schule verhaftet, vor den Augen

Nahliel in Westsamaria
Nahliel in Westsamaria

ihrer Mitschueler. Ein Polizist soll dabei, wie im Video zu sehen, mindestens einen der Jungen verpruegelt haben, bevor er ihn abfuehrte. Dabei soll er und seine Kameraden dafuer verdaechtigt werden, Sabotage an palaestinensischen Wasseranlagen waehrend eines Ausflugs getaetigt zu haben – also einen als „Price Tag“ bekannten Vandalismusakt.

Die Jugendlichen, allesamt minderjaehrig, sind momentan inhaftiert. Die Organisation „Honenu“ (ich hatte sie hier schon einmal erwaehnt), welche sich speziell fuer die Rechte minderjaehriger juedischer Verdaechtigten einsetzt, berichtete ebenso, dass dem verpruegelten Jugendlichen mehrere Stunden lang kein Anwalt zur Verfuegung gestellt worden war.

Quelle: INN/Honenu
Quelle: INN/Honenu

Der verletzte Teenager wurde nach seiner Inhaftierung ins Krankenhaus eingeliefert und dort behandelt. Er erlitt mehrere Verletzungen im Gesicht.

Auch wenn dieser Jugendliche und seine Kameraden einen tatsaechlich einen nationalistisch motivierten Vandalismusakt gegen arabisches Eigentum ausgefuehrt haben sollten und dafuer verurteilt werden muessen – meines Erachtens, und man muesste sich sehr bemuehen, um mich vom Gegenteil zu ueberzeugen – ist eine solche Form von Polizeigewalt, insbesondere gegen Minderjaehrige nicht akzeptabel. Sollte sich der Minderjaehrige gewehrt haben oder auch von den Polizisten weggelaufen sein, wie einige weitere Augenzeugen berichten, ist es ebenso nicht zu akzeptieren. Im Moment der Verhaftung ging keine Gefahr und kein Schaden von den Jugendlichen aus, und Pruegel und Schlaege als Festnahmemethode – insbesondere bei Teenagern, und auch noch vor den Augen der Klassenkameraden – ist zu verurteilen. Ausserdem hat es keinesfalls Abschreckungspotenzial, sondern die respektlose und gewalttaetige Behandlung der Verdaechtigen wird bei den Teenagern noch mehr Ablehnung und Hass gegen die offiziellen Organe schueren. Leider bekomme ich immer wieder Berichte von solcher und aehnlicher Anwendung von Gewalt mit, insbesondere nach dem Duma-Attentat im Juli 2015, aber auch schon zuvor.

Und sollte sich jemand dies fragen – meine Meinung gilt auch fuer die Verhaftung von minderjaehrigen palaestinensisch-arabischen Jugendlichen durch die Armee. Insbesondere, wenn es sich dabei nicht um Mord oder versuchten Mord handelt.

(Quellen: INN, Natan Epstein, privat)

5 Kommentare zu „Price Tag und Polizeigewalt“

  1. Den letzten Absatz lese ich sehr gerne, dennoch finde ich es sehr schade, dass du den Artikel nur schreibst weil Juden Opfer von Gewalt durch israelische Polizisten bzw. Soldaten geworden sind. Palästinensische Jugendlich werden täglich von israelischen Soldaten misshandelt, zusammengeschlagen oder grundlos verhaftet und gefoltert. Es wäre an der Zeit, dass man dagegen aufsteht und die IDF dafür zur Rechenschaft zieht, aber die israelischen Soldaten die palästinensische Kinder misshandeln haben keine Konsequenzen zu befürchten. Dieser tägliche Terror gegen unschuldige palästinensische Kinder muss endlich ein Ende haben! Gleiches Recht für alle. Es kann nicht sein, dass Palästinenser die sich gegen israelische Soldaten verteidigen für Steine werfen bis zu 20 Jahren im Gefängnis landen und Juden wie in Amona nicht die selben Konsequenzen für ihre Gewalt zu befürchten haben. Das ist Unrecht!

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    1. Okay. Aber dieser Artikel, so wie der gesamte Blog, hat die juedische Seite zum Thema und beschaeftigt sich weder mit lokaler Gerechtigkeitsfindung noch mit der Loesung des israelisch-palaestinensischen Konflikts. Zu den oben genannten Themen gibt es genuegend Artikel und Seiten, zu dem, worueber ich geschrieben habe, im Ausland so gut wie keine einzige. Ich schreibe darueber, was die juedische Bevoelkerung in Judaea und Samaria bewegt. Das ist die Spezialisierung des Blogs.

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  2. Shalom Chaya,
    ich wollte ja mal Israel besuchen, du erinnerst dich! Ich habe es mir anders überlegt und verbringe meinen Urlaub auf Gran Canaria!
    Wenn ich deine Geschichten hier auch so lese, bin ich ganz froh über meine Entscheidung! LG Steph

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  3. shaloemle
    Erst mal wirklich schoener blog,aber zum diesem post zuerst was die times dazu schreibt.
    http://www.timesofisrael.com/yeshiva-students-arrested-for-hate-crimes-assaulting-police/
    Es ist auf den ersten blick zu sehen das der junge zu der als hilltop jugend bezeichneten gruppe gehoert.Das heist auch das er er gedankengut wie thorat ha melech eine halachische erklaerung warum landnahme sowie mord an z.b arabern im kontext des konfliktes erlaubt ist.Und die armee word als armed zum schutz von Ishmael gennant.

    das heisst nicht das die schlaege gerechtfertigt sind aber erklaert die motivation des polizisten.

    Wie du im letzten satz schreibst sind derartige pruegel auch gegen araber nicht gerechtfertigt….aber sehr,sehr,sehr viel mehr verbreitet.
    yeshahyahu Leibowitch sagte ha gibusch maschrit.die besetzung brutalisiert!
    Und genau das ist der kontext belin und das dorf gegenueber halamish sind gerade um die ecke was der polizist sich dort angewoehnt hat kommt jetzt bei der eigenen bevoelckerung an

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    1. Hallo Eitan, danke fuer deinen Kommentar. Tut mir leid, dass ich erst jetzt dazu komme, dir zu antworten. Was deine Annahme bezueglich der Judendlichen betrifft: Zunaechst einmal muss es durchaus nicht sein, dass ein Jugendlicher mit langen Schlaefenlocken und grosser Kippa zu der sog.“Hilltop Youth“ / „Huegeljugend“ gehoert, sprich in einem proivsorischen Aussenposten hockt oder sich als Teil dieser Gruppierung sieht. Es gibt durchaus andere Jugendliche, die solche Kleidung und Aussehen besitzen und nichts dergleichen sind; es ist ein weitverbreiteter Look in unserer GEsellschaft, vor allem bei pubertaeren Jungs, und aufgrund des Aussehens sollte man lieber nicht direkt auf das Gedankengut eines Menschen schliessen.
      Zweitens, durchaus nicht alle Jugendlichen, die sich als „Huegeljugend“ sehen, nehmen sich vor, Araber umzubringen oder dies zu legitimieren. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie den Tod eines im Rahmen des Konflikts getoeteten Arabers nicht betrauern, aber von nicht-Empathie gegenueber einer als feindlich angesehenen Bevoelkerung bis zu Zustimmung bzw.tatsaechlichem Mord ist der Weg noch sehr, sehr weit. Vandalismus gegenueber Eigentumsbesitz und Widerstand gegenueber der Armee ist ebenso keinem Mord gleichzusetzen. Solltest du dich daran erinnern, so ist der Fall von Dura, der bisher seit vielen Jahren einzige Fall, bei dem arabische Bewohner gezielt getoetet wurden, eine absolute Ausnahme gewesen, von einigen wenigen Einzeltaetern durchgefuehrt, deren Mitwirkung noch immer nicht gaenzlich erwiesen wurde. Bei dem Fall von Mohammad AbuKhdeir, der im Sommer 2014 umgebracht worden ist, stammte der Haupttaeter nicht aus Judaea und Samaria und hatte offenbar nichts mit der „Huegeljugend“ am Hut.
      Jugendliche wie die der Huegeljugend, und auch andere, welche zumeist aus den gaengigen Erziehungssystemen herausgeworfen wurden und haeufig ohne Aufsicht leben, sehen sich als Rebellen gegenueber der Staatsstruktur, von welcher sie weder Unterstuetzung noch Schutz erwarten und haben diese Einstellung auch gegenueber der Armee. Dabei muessen sie nicht zwangslaeufig „Torat Hamelech“ oder sonstige Schriften gelesen haben.

      Was die Polizei angeht, so ist ihr Verhalten unentschuldbar, die persoenliche Motivation eines Polizisten bei dem Verhaften eines Verdaechtigen darf keine Rolle spielen und Gewalt soll erst recht nicht anzuwenden sein, insbesondere, wenn keine erkennbare Gefahr gegenueber dem Polizisten selbst besteht (was wohl nicht der Fall sein wird bei einem unbewaffneten Minderjaehrigen). Wenn persoenliche Motivation doch eine Rolle spielt, sollte dies untersucht und der Polizist entweder verwarnt oder entlassen werden.

      Was Bil’in und Halamisch angeht, so befinden sie sich in Binyamin/Samaria, sprich, in einem Gebiet, wo Polizisten keine Gewalt ausueben koennen, und wenn du dich auf die gewalttaetigen Proteste von Palaestinensern in Bil’in beziehst, so werden diese von der Armee abgewehrt und nicht von der Polizei. Die Polizei ist lediglich fuer israelische Staatsbuerger auf israelischem Gebiet zustaendig. Was also das „bei der eigenen Bevoelkerung ankommt“ angeht, so liegst du hier voellig falsch.
      Nur noch eine kurze Korrektur:
      Es heisst „hakibush mashchit הכיבוש משחיט“, uebersetzt – Besatzung korrumpiert.
      Was mich angeht, so bin ich klipp und klar fuer die Beendigung der Militaerverwaltung von Judaea und Samaria und fuer ihre Eingliederung in das israelische Staatsgebiet.

      Viele Gruesse

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