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NEWS Update: Waldbrände

Die Brände finden weiterhin statt, wenn auch zu diesem Zeitpunkt (25.11) viele der Feuerherde unter Kontrolle gebracht werden konnten. In Haifa, der bisher am Schwersten getroffenen israelischen Stadt, sollen zwischen 60.000-75.000 Menschen aus brennenden Häusern und Straßen evakuiert worden sein.

Feuer in einem Wohngebiet in Haifa. Quelle: Ma'ariv
Feuer in einem Wohngebiet in Haifa. Quelle: Ma’ariv

Brandherde entwickelten sich bei Akko, Nazereth Illit und in den

ländlichen Ebenen, darunter auch nahe arabischen Dörfern wie Ka’abia. Feuer in der Jerusalemer Gegend – Sha’ar Hagay und bei der Stadt Modi’in – konnte unter Kontrolle gebracht werden.
Die Polizei spricht von etwa 50% Fällen von Brandstiftung in der letzten Waldbrandwelle. Es sind mehrere

Brände im Norden - Haifa, Natzeret, Akko, Hadera, oberes Galiläa. Quelle: Mako
Brände im Norden – Haifa, Natzeret, Akko, Hadera, oberes Galiläa. Quelle: Mako

Verdächtige verhaftet worden, dennoch weigert sich die Polizei bisher, die Identität dieser zu veröffentlichen. In der Presse wird zunehmend von Brandattacken mit nationalistischem Hintergrund gesprochen – etwas, was von vielen schon zu Beginn der plötzlichen Brandwelle angenommen worden war. Es werden mittlerweile Begriffe wie „Brandstiftungsterror “ und „Feuerintifada“ benutzt.

Brände in Zentralisrael: Jerusalemer Umgebung, Dolev, Talmon, Shaar Hagay, Modi'in, Rahat. Quelle: Mako
Brände in Zentralisrael: Jerusalemer Umgebung, Dolev, Talmon, Shaar Hagay, Modi’in, Rahat. Quelle: Mako

In Judäa und Samaria berichtete man über mehrere Brandfälle, die allerdings schnell unter Kontrolle gebracht werden konnten, außer im Gebiet Talmon-Dolev (Westbinyamin-Samaria) – dort erneuerte sich das Feuer wieder, nachdem es gestern bewältigt worden war. Bewohner mussten evakuiert werden. In Talmon verbrannten nach Angaben der Bewohner 2 Häuser.
In Gush Etzion organisieren sich mehrere Freiwilligengruppen für Zivilpatrouillen in den bewaldeten Regionen vom Gush – um die Ortschaft Geva’ot, welche jahrelang von Brandstiftung durch arabische Nachbarbewohner geplagt worden ist, und um den Oz veGaon-Wald an der Etzion-Kreuzung, um möglicher Brandstifter zu ermitteln und  an der Tat zu hindern. (Ortschaften und Natur zu verbrennen ist durchaus keine neue Erfindung von Terroristen. Ich habe über eine solche Brandstiftung mit unmittelbarer Gefahr für eine jüdische Ortschaft hier schon mal berichtet. )

Unterdessen sind auch Waldbrände um Ramallah, Jenin und Nablus gemeldet worden; so berichten es palästinensische Medien. Die israelische Regierung hat zugestimmt, Hilfsangebote seitens der palästinensischen Feuerwehr-Einsatzkräfte der PA anzunehmen.
Aus der internationalen Gemeinschaft meldeten sich mehrere europäische Länder, Israel beim Löschen der Waldbrände zu unterstützen – Kroatien, Griechenland, Zypern, Rumänien, Bulgarien, Italien, ebenso auch die Türkei und Russland. Auch ein amerikanischer „Supertanker“ soll in Israel in den nächsten Tagen ankommen.

In der israelischen Regierung wird mittlerweile beraten, wie mit den Brandstiftern umgegangen werden soll, sobald diese ermittelt werden sollten. Das Nachrichtenportal 0404 ebenso wie Times of Israel berichteten von einer Absprache zwischen PM Netanyahu und dem Innenminister Arye Dery, den Brandstiftern ihre Staatsbürgerschaft zu nehmen; allerdings ist es nicht klar, ob dies tatsächlich durchgeführt werden wird.

Im ganzen Land übt man sich in Gastfreundschaft und Unterstützung gegenüber den Betroffenen. Im ganzen Land öffneten sowohl jüdische als auch arabische Ortschaften ihre Tore für die Brandopfer und richteten lokale Koordinationszentren für Hilfesuchende ein; Einladungen von arabischen Stadtvorständen wurden veröffentlicht. Aufsehen erregte der Aufruf der Islamischen Bewegung in Israel, in welchem sie erklärte, ein Notfallzentrum für betroffene Bürger aus dem Norden zu öffnen und diese zur Übernachtung bei arabischen Familien aus der Bewegung ermutigte –  „dieses Angebot gilt für jede/n Bürger/in Israels – Araber, Christen, Juden, ohne Ausnahme“. Verschiedene israelische religiöse und soziale Organisationen wie die Kibbutz-Bewegung, die Bney Akiva-Bewegung, rekrutierten Freiwillige und riefen betroffene Familien dazu auf, sich an sie zu wenden. Private Gasthäuser und Hostels verbanden sich mit obdachlosen Familien, um diese bei sich aufzunehmen.

Das Wetter für die nächsten Tage verspricht leider erst einmal keinen Regen. Es ist weiterhin trocken und extrem windig, die Luft ist staubig und Smogwolken hängen über den Städten aufgrund der hohen Rauchanteile in der Luft. Noch wird nicht darüber beurteilt, wie groß der Ausmaß der Zerstörung von Privatbesitz und Umwelt infolge der Brände sein wird, aber bei über 230 Bränden im halben Land werden die finanziellen Folgen sowie der Umweltschaden gigantisch sein.

Trump hat gewonnen – was sagen „die Siedler“?

Donald J. Trump hat die US-Wahlen 2016 gewonnen, er wird voraussichtlich der 45.Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika sein, und das nach einem Wahlsieg mit einer deutlichen Mehrheit (279 elekt.Wahlstimmen)  gegenüber seiner Hauptkonkurrentin Hillary Clinton (228 elekt.Wahlstimmen) (Quelle: NYT). 

Und jetzt kommt die spannende Frage: Was sagen „die Siedler“ zu dem Wahlsieg Trumps?
Nun, ich bin keine Expertin im Fach der Politikanalyse, ich kann nur die öffentliche Meinung wiedergeben, wo ich sie zu hören und zu sehen bekomme. Verlassen wir uns also erst einmal darauf und schauen uns die ersten Reaktionen aus der Siedlerbewegung und ihrer Unterstützer/innen an.

Die offiziellen Vertreter sehen den Sieg Trumps eindeutig als Gewinn für die Siedlerbewegung, das aufgrund der wiederholten Ankündigung seinerseits, den jüdischen Bau in Judäa und Samaria zu unterstützen, gegen die Hetze gegen Siedlungsbau vorzugehen und der Errichtung eines Palästinenserstaates entgegenzuwirken. So wird die Unterstützung Trumps für das Besiedlungsprojekt beispielsweise von seinem Berater David Friedman in diesem Artikel  der Jerusalem Post bei einem Treffen mit Delegierten aus der Regionalverwaltung von Judäa und Samaria eindrucksvoll erklärt; ebenso in diesem Interview mit der Daily Mail, in welchem sich Trump  gegen einen Siedlungsstopp ausspricht und dies mit der Bedrohung für Israel durch Terrorgruppen wie Hamas begründet.
Minister Naftali Bennett. Quelle: Ynetnews
Minister Naftali Bennett. Quelle: Ynetnews

Erziehungsminister Naftali Bennett (Jüdisches Heim) gratulierte dem neuen gewählten Präsidenten, dankte formell der Freundschaft Hillary Clintons mit Israel und kommentierte mit folgenden Worten:

„Der Sieg Trumps ist eine gewaltige Gelegenheit für Israel, bekannt zu machen, dass es die Idee eines palästinensischen Staates im Herzen des Landes zurücknimmt, welche eine Verletzung unserer Sicherheit und unseres Wahrheitsanspruches darstellt. Dies entspricht den Ansichten des gewählten Präsidenten in seinen Erklärungen und sollte selbstverständlich auch unsere Ansicht sein. Einfach, klar und deutlich. Die Ära des Palästinenserstaates ist vorbei. “ (INN, Facebook)

Abgeordneter Yehuda Glick (Likud), der führende Aktivist für die

MK Yehuda Glick. Quelle: Ynet
MK Yehuda Glick. Quelle: Ynet

Öffnung des Tempelberges und der dort befindlichen jüdischen heiligen Stätten für jüdische Gläubige, selbst in Otni’el in Südhevron wohnhaft, veröffentlichte:

„Es scheint, als ob Donald Trump der neue Präsident der Vereinigten Staaten wird. Es wird deutlich, dass dem amerikanischen Volk die Heuchelei und Political Correctness anstatt Geradlinigkeit leid geworden ist. Ich übersende Herrn Trump meine Glückwünsche aus Jerusalem. „Möge Gott dein Anlitz erleuchten und dir Gnade erweisen; möge Gott dir Sein Anlitz zuwenden und dir Frieden geben (4.Buch Moses, 6, 22ff.). Ich wünsche ihm, auf den Tempelberg aufzusteigen und von diesem Ort des Lichts und der Energie der ganzen Welt einen Dialog der Aussöhnung und des Friedens zu führen. Ich lade ihn auf seiner Reise nach Israel dazu ein, Judäa und Samaria zu besuchen und mit seinen Augen zu sehen, dass die Besiedlung dieses Gebiets der Weg zum Frieden ist.“ (Facebook)

Abgeordneter Betzalel Smotritch (Jüdisches Heim), stellvertretender Knessetsprecher, vermeldete:
MK Betzalel Smotritch. Quelle: INN
MK Betzalel Smotritch. Quelle: INN

„Es ist beschlossen. Der gewaltige Umschwung, der heute die Vereinigten Staaten erfasst hat, ist eine beschlossene Tatsasche. Eines muss klar sein – die Idee der Zweistaatenlösung hat man auf der Stelle ins Archiv zu befördern. Die Regierung der USA wurde abgelöst und mit ihr gilt es auch, den furchtbare Baustopp, zu welchem die israelische Regierung durch das vorherige Regime gezwungen worden war, durch einen Aufschwung der Bauaktivitäten (in Judäa und Samaria) abzulösen. Ich rufe den Premierminister und die gesamte Regierung dazu auf, hinter dem Siedlungsprojekt in Judäa und Samaria zu stehen, Baupläne und Bau von neuen Städten und Dörfern voranzutreiben und den Schandfleck zu entfernen, den die vorherige amerikanische Regierung dem Siedlungsprojekt als „Friedenshindernis“ aufgesetzt hat. Die Besiedlung von Jerusalem, Judäa und Samaria, ebenso wie das gesamte zionistische Projekt, ist ein historisches Recht und unsere moralische Verpflichtung ist es, diese zu stärken, und das in Zusammenarbeit mit dem gewählten Präsidenten.“ (Facebook)

Abgeordneter Motti Jogev (Jüdisches Heim), Mitglied im Sicherheitsausschuss, gratulierte kurz:
MK Motti Yogev. Quelle: Knesset
MK Motti Yogev. Quelle: Knesset

„Lasst uns hoffen und beten, dass es für die Vereinigten Staaten und auch für Israel gut sein wird. Wir werden zur Verantwortung gerufen sein in den letzten Monaten der Regierungszeit des Präsidenten Obama, auf dass dieser Israel keinen Schaden zufügt. Und danach wird so Gott will alles offen sein für strategische Beziehungen zwischen Israel und den USA, auch im Bezug auf unsere ewigliche Zukunft und die Stärkung unserer Präsenz in Judäa und Israel. Guten Morgen USA. Guten Morgen Israel.“

Yossi Dagan. Quelle: Charedim 10
Yossi Dagan. Quelle: Charedim 10

Yossi Dagan, Vorsitzender der Regionalverwaltung von Judäa und Samaria, vermerkte in den ersten Stunden kurz auf seiner Facebookseite„Zeit zu bauen“ , in Anlehnung an den Vers aus Ecclesiastes 3 „(„Es gibt eine Zeit zum Durchbrechen und Zeit zu bauen„). In seiner ausführlichen Stellungnahme verdeutlichte er:

„Es ist nicht nur ein Festtag für die USA, sondern auch für Israel und die jüdische Besiedlung von Judäa und Samaria. Wir haben einen wahren Freund erhalten. Während der Wahlkampagne habe ich offen meine Unterstützung für Trump bekundet, denn dies war eine wichtige Stunde für das Siedlungsprojekt, für Samaria, die hiermit einen Israel-liebenden Präsident bekommt, der die Besiedlung Samarias stärkt. Einen Präsidenten, der sowohl seine Unterstützung  zugesagt hat, und dessen Hauptberater David Friedman vor unseren Augen nicht nur von seinem Glauben an die jüdischen Rechte in Judäa und Samaria, sondern auch von der Unterstützung der Annektierung dieser Gebiete zm Staatsgebiet Israels gesprochen hat. (…) Ich lade Trump dazu ein, uns in Samaria, dem Herzen des jüdischen Volkes und des Staates Israel, zu besuchen.“ (Quelle: INN, D.Ha’ivri)

Im September 2016 traf er sich während der Wahlkampagnen mit einer Delegation aus der Regionalverwaltung mit Donald Trump; bei diesem Treffen sicherte man ihm die Unterstützung für den Bau in Judäa und Samaria zu.
Yochai Damari, Vorsitzender der Regionalverwaltung Südhevronberge (mehr zu ihm hier), erklärte:
Yochai Damari. Quelle: Youtube
Yochai Damari. Quelle: Youtube

„(…) Ich hoffe, dass diese staatliche Umwälzung zu einer Revolution auf Bewusstseins- und Praxisebene in der Einstellung gegenüber der jüdischen Besiedlung in Judäa und Samaria führen wird – die Anerkennung dessen wird eine Möglichkeit zu einem wirklichen Frieden öffnen. (…) Die schweren Tage mit Obama im Bezug auf die Besiedlung sind vorbei. Wenn wir es jetzt schaffen werden, diese Angelegenheit klug und erfolgreich anzugehen, so gibt es die Chance auf eine neue Realität für die Besiedlung und für den Staat Israel als solchen. (Facebook)

Nadia Matar und Yehudit Katzover, Vorsitzende der Bewegung „Women in Green“ für die jüdische Besiedlung von Judäa und Samaria, veröffentlichten die folgende Pressemeldung:
Nadia Matar, links, und Yehudit Katzover
Nadia Matar, links, und Yehudit Katzover

„Durch ihre Stimme für Sie, hat das amerikanische Volk sein nüchternes und gutes Urteilsvermögen bewiesen, in seinem Streben nach den amerikanischen Prinzipien von Gerechitkeit, Ethik, nach biblischen Werten und der starken Haltung gegenüber internationalem Terror und der Achse des Bösen, sowie in der Loyalität gegenüber den Vorreitern der Wahrheit. (…) Wir glauben an das Potential des Wandels, welchen Sie in der amerikanischen Politik erwirken wollen, um die Kräfte des Lichts in der ganzen Welt im Allgemeinen und im Nahen Osten im Besonderen zu stärken. Wir basieren unsere Zuversicht auf Ihre langwierige Position zur Unterstützung des Staates Israel und des jüdischen Volkes; ebenso wie Ihr Versprechen, die amerikanische Botschaft nach Jerusalem, die Hauptstadt Israels, zu verlagern. Dasselbe gilt für den Wandel innerhalb des republikanischen Lagers, welcher (unserer) Regierung einen Schwung geben könnte, um die ersehnte Entscheidung zu treffen, eine Entscheidung, die mit dem ethischen Geist der Tora, mit dem Sicherheitsverständnis und der Wahrheit kompatibel ist – die Erklärung der israelischen staatlichen Souveränität über das Gebiet von Judäa und Samaria, die Wiege des Heimatlandes des jüdischen Volkes.“

Rabbiner Shlomo Riskin, Rabbiner der Bezirksverwaltung Efrat im

Rabbiner Riskin. Quelle: NRG
Rabbiner Riskin. Quelle: NRG

Gush Etzion und bekannt für seinen Einsatz für interreligiöse Begegnungen, beglückwünschte Trump und bezeichnete den Wahlsieg als den „Sieg der einfachen amerikanischen Bürger, und einen Sieg für das Volk Israel, sowohl für die Juden in Amerika als auch in Israel selbst. Der einfache Amerikaner mag keine Heuchelei und legt großen Wert auf Gleichberechtigung und Demokratie, in welcher ein jeder dem anderen gleichgestellt wird.“

Was den Bau in Judäa und Samaria angeht, so erklärte er:
„Präsident Obama war der erste, der die großen Siedlungsblöcke, die wir hier aufgebaut haben, nicht respektiert hatte. Alle anderen Präsidenten stimmten dem zu, dass man an diesen aus Sicherheitsbedenken für den Staat Israel festhalten sollte. Obama verhielt sich herablassend gegenüber unserem Premierminister und das können wir ihm nicht verzeihen. Trump hatte sich gänzlich anders ausgesprochen und erwähnte sogar die Notwendigkeit, die amerikanische Botschaft nach Jerusalem zu verlegen, und daher habe ich viele Hoffnungen in ihn.“ 

Der Anwalt und Radiosprecher Yoram Sheftel, bekannt für seine kontroverse Rolle als Anwalt des Nazi-Kriegsverbrechers John

Yoram Sheftel. Quelle: Mynet
Yoram Sheftel. Quelle: Mynet

Demjanjuk in den 80-ern (bei einem Säureanschlag auf ihn im Zuge der Verhandlungen wurde Sheftel nachhaltig verletzt) und Verteidigung von Angeklagten schweren Grades vor israelischen Gerichten, seine Unterstützung der Siedlerbewegung und seine exzentrischen Politanalysen im israelischen Radio, gab vor den Wahlen bekannt, bei einem Sieg Trumps würde er 100.000 Shekel an die jüdische Gemeinde in Hevron spenden. Heute äußerte er bei Channel 7, der Check solle innerhalb von 48 Stunden auf das Konto der Gemeinde übergehen:

„Noch nie habe ich mich so wohl dabei gefühlt, um 100.000 Shekel ärmer zu werden.“ (INN)

 


Was die öffentliche Meinung betrifft, so bewegt sich diese zwischen Gewinnertaumel und Zuversicht, aber auch Bange. Zum Einen ist man glücklich, dass die Bedrohung der Zukunft der jüdischen Gemeinden in Judäa und Samaria mit der Abwahl Hillary Clintons offenbar gänzlich vom Tisch gefegt worden ist – diese war durchgehend eine Unterstützerin der Zwei-Staaten-Lösung. Auch ist die Freude groß, dass man dem „linken Lager“, der „Elite“, wie sie häufig genannt wird, mit Donald Trump eine „auswischen“ konnte – angesichts der offenen Parteinahme der größeren israelischen Medienkanäle und Berichterstatter für Clinton und der Favoritisierung Clintons im linken politischen Lager eine verbreitete Ansichtsweise, nicht unbedingt nur im „Siedlerlager“.
Zum Anderen hat das Gerücht von Trump als einem „unberechenbaren Wütling“ auch hier Wurzeln geschlagen; auch die schlechte Erfahrung mit ehemaligen US-Präsidenten, die ihre Wahlversprechen bezüglich Israels nicht immer so hielten, wie sie sie formulierten, bringt manche dazu, Trumps Wahl mit Skepsis zu betrachten und nicht in den Freudentaumel mit einzustimmen.  Vor allem ist der Wahlausgang ein wiederholter Grund, sich auf die Verse der jüdischen heiligen Schriften zu besinnen, die so charakteristisch die Dilemmata gegenüber der Entscheidungen der Politiker und ihrer Konsequenzen darstellen:
„Wie Wasserbäche ist das Herz eines Königs in der Hand von Gott, Er lenkt es, wie es ihm gefällt.“ (Sprüche 21), oder auch der bekannteste davon: „Viele Gedanken weilen im Herzen eines Menschen und der Rat Gottes wird (am Ende) zur Wirklichkeit werden.“ (Sprüche 19)
Wie sich die Politik des neuen Präsidenten in Zusammenarbeit (oder auch nicht) mit dem Kongress und dem Senat auf Israel und speziell auf die Realität der Bevölkerung in Judäa und Samaria auswirken wird, können wir jetzt zunächst einmal nicht wissen. Auch ich blicke mit Skepsis, und doch mit Zuversicht auf die bevorstehenden Veränderungen. Zum Einen, weil ich mich dabei nur um die Zukunft meines Landes und meiner Bevölkerung sorgen muss und daher in keinen Interessenskonflikt mit der Sorge um die Zukunft der US-Amerikaner kommen brauche. Zum Anderen, weil nach der Obama-Regierung es tatsächlich einen Wandel bedarf, den Hillary Clinton offenbar nicht bieten konnte
Auf gut Glück also, und mazal tov, Mr.President Elect!

ARD: Anführungszeichen sind nicht niedlich

Janna Jihad Ayyad Tamimi. Niedlich, die Kleine, oder? Quelle: Palestina Libre
Janna Jihad Ayyad Tamimi. Niedlich, die Kleine, oder? Quelle: Palestina Libre

Eigentlich ist mit dem Artikel von Alex Feuerherdt, „Ein Propagandacoup namens Jihad“ vom 12.10.16 alles gesagt, was man über das dunkelblond gelockte, zehnjährige palästinensische Mädchen namens Janna Jihad Ayyad Tamimi aus dem Dorf Nabi Saleh in Samaria wissen muss:

Über den politischen Werdegang eines kleinen Mädchens, die schon ab dem dritten Lebensjahr von ihrer Großfamilie, der die Terroristin Ahlam Tamimi ( die 15 Israelis, darunter 7 Kinder auf dem Gewissen hat) angehört, zu einem „Widerstand gegen die Besatzung“ getrimmt wird. Die ab dem dritten Lebensjahr auf gewalttätige

Nationalbewusst, kriegerisch, genau, wie man palästinensische Kinder offenbar sehen sollte. Janna Jihad Ayyad Tamimi. Quelle: Periodico ABC
Nationalbewusst, kriegerisch, genau, wie man palästinensische Kinder haben möchte. Janna Jihad Ayyad Tamimi. Quelle: Periodico ABC

Demonstrationen geschickt wird, mit fünf Jahren Soldaten in Uniform anbrüllen soll. Die ihre „Karriere“ als Mediastar mit offiziell mit dem siebten Lebensjahr beginnt, als sie in Leggins und T-Shirt und wahlweise Keffiya und Palästinaflagge vor der Kamera posiert und Slogans gegen Israel aufsagt.

Über Klein Jannas „eigenständige“ Produktion von Videos und Bildern, welche sie in sozialen Netzwerken ausstellt, mit freundlicher Unterstützung der Großfamilie Tamimi aus dem besagten Dorf Nabi Saleh, welche eine eigene Propagandaagentur namens „Tamimi Press“ betreibt.

Über die begeisterten Berichte  der internationalen Medien über die „jüngste Journalistin Palästinas“ (VICE, Spiegel), „10-jährige palästinensische Journalistin“ (New York Times), „Kinder-Reporterin“ (Das Er

Janna posiert in traditioneller Tracht. Quelle: Ketnet
Ländliche Romantik – das schöne Palästina. Janna posiert in traditioneller Tracht. Quelle: Ketnet

ste), „Janna im Jihad“ (ZDF ) und so weiter und so fort.

Die Berichte über die niedliche Janna haben sich im letzten halben Jahr gehäuft und so auch die Responsen auf das „Phänomen“ der kriegerischen blonden Zehnjährigen, einer Cousine von ihrem mittlerweile bald 17-jährigen Counterpart Ahed Tamimi, ebenso blondgelockt,  niedlich und ein Fernsehstar: mehr zu ihr steht z.B. bei CAMERA und Times of Israel . Auch ich habe in meinem Bericht von der Wanderung in Binyamin – Wadi el-Hakim – über Nabi Saleh und die Familie Tamimi berichtet;  aber leider wurde all das nicht in  Medien mit größerer Reichweite aufgegriffen.

Susanne Glass, ARD Blog Tel Aviv. Quelle: Twitter
Susanne Glass, ARD Studio Tel Aviv. Quelle: Twitter

Und so konnte die deutsche Reporterin für das ARD-Studio in Tel Aviv – Susanne Glass – es sich einfach machen, sämtliche Details aus den schon vorausgegangenen Berichten als Vorlage nehmen, ein wenig  nachfilmen und am 2.Oktober 2016 einen fast 7 Minuten langen Bericht über Klein Janna präsentieren. Denn was sollte die Zuschauer der ARD mehr interessieren, als das längst durchgekaute Thema einer niedlichen „Widerstandskämpferin“.

Nun bin ich bei Weitem nicht so niedlich wie Janna und werde es im Laufe der Jahre immer weniger werden, daher bin ich auch wenig rentabel für die Medien; aber auch mein Blog „Ich, die Siedlerin“ hat es mit über 153.000 Besuchern zu einer einer bestimmten Popularität geschafft,  hat das Tabuthema von Juden in Judäa und Samaria/Westjordanland der  deutschen Leserschaft nähergebracht und so den Diskurs darüber geöffnet.

Daher sehe ich mich auch verpflichtet, das Folgende zu erwähnen; es geht mir weniger um Janna Jihad, von der ich auch recht müde bin  – wie oft kann man sich ein blondgezopftes Mädel vor wackeliger Kamera anschauen, das jede ihrer Amateuraufnahmen mit dem Ton einer Nachrichtenmoderatorin „Janna Jihad, besetztes Palästina“  abschließt?…

Es geht mir um Susanne Glass.

Und Susanne Glass macht es offenbar nichts aus, ihre politische Gesinnung im Netz mit entsprechenden visuellen Zeichen offenzulegen.

Denn liest man sich den geschriebenen Text ihrer Videoreportage über die Soldaten stoppende Kinder-Reporterin durch, so findet man es schnell heraus, wer geübten Auges hinschaut:

Die Anführungszeichen. 

Nein, es ist nicht das Zitat „Wir haben nichts gegen Juden, wir haben jüdische Freunde“ von Janna, einer Schülerin einer arabischen Mädchenschule in Ramallah, die sicherlich kein einziges jüdisches Kind im Leben getroffen oder gesprochen hat, insbesondere kein Kind ihrer jüdischen Nachbarortschaft. Es ist nicht die Aussage der Mutter Nawal, ihr Vater habe 1968 „wegen Widerstand“ im Gefängnis gesessen – wobei man sich gut vorstellen kann, was das für eine Art Widerstand gewesen sein muss.

Es ist der Name der Ortschaft – Siedlung – Halamish.

Denn obschon seit 1977 existent – geraume Zeit also -, obschon es keinerlei Belangen oder öffentliche Abrissbefehle gegen diese Ortschaft gibt und obschon Susanne Glass im Konflikt zwischen dem Dorf Nabi Saleh und der Gemeinde von Halamish weder das Recht besitzt, bestimmte Positionen einzunehmen, noch notwendiges Hintergrundwissen aufweist – erlaubt sie es sich dennoch.

Und setzt „Halamish“ in Anführungszeichen.

Nabi Saleh, Halamish, Dir Nizzam
Nabi Saleh, Halamish, Dir Nizzam. Google Maps.

Denn was kann es anderes sein, als ein nur in Anführungszeichen existierender Ort, de facto gar nicht existent, da für illegal erklärt, wie jeder Schritt und Tritt eines Juden in Judäa oder Samaria. Die Menschen von Halamish (oder auch Neve Tzuf genannt) leben über 30 Jahre an diesem Ort, mehrere Generationen sind dort aufgewachsen. Halamish ist auf Straßenschildern und auf Google Maps verzeichnet.

Aber Susanne Glass vom ARD-Blog in Tel Aviv macht es nichts aus, diese Menschen in Anführungszeichen zu setzen und ihre Existenz bewusst in Frage zu stellen – gegenüber dem ganz regulär erwähnten Ort Nabi Saleh. Wen interessiert es auch, seit wann Nabi Saleh dort steht, wo es steht; wem das Land gehört, worauf es steht; wer dort gewohnt hat und wer dort wohnen wird. Nabi Saleh als Siedlung zu bezeichnen (eigentlich ein ganz normaler Begriff für einen Wohnort) würde Blasphemie gleichkommen! Genau so, wenn man Halamish als das bezeichnen würde, was es ist – ein Dorf, ein Kleinort.

Aber Halamish ist eben nicht Nabi Saleh. Und die ARD ist eben kein sich um ausgewogene Berichterstattung bemühtes Fernsehen, sondern ist sich mit seiner Agenda ganz im Klaren und fragt dann auch nicht zweimal nach.

 

PS: Susanne Glass wird seit gestern (13..10.16) in guter Gesellschaft sein, denn auch die UNESCO hat in der letzten Resolutionsabstimmung beschlossen, von Anführungszeichen Gebrauch zu machen, und hat gleich den Platz vor der West-/Klagemauer in Jerusalem in solche gesetzt: „Western Wall Plaza“. Der eigentliche Name laut UNESCO 2016 ist also „Al-Buraq Plaza“. Und so wie Susanne Glass den Namen des arabischen Dorfes Nabi Saleh النبي صالح  im Video mehr schlecht als recht aussprechen kann, wird sie sich wohl in Zukunft auch mit Al-Buraq schwer tun.

Dann lieber schon mal üben,  Frau Glass. Anführungszeichen haben es eben in sich.

 

NEWS: Zum Tod von Shimon Peres

Ex-Praesident Israels Shimon Peres (1923-2016).
Ex-Praesident Israels Shimon Peres (1923-2016).

Heute nacht (28.09.16) verstarb Shimon Peres, der neunte Praesident des Staates Israel, ehemaliger Premierminister und eine zentrale politische Figur in der Geschichte des Staates Israel und des Friedensprozesses zwischen Israel und den Palaestinensern, an den Komplikationen nach einem Hirnschlag, welchen er vor etwas zwei Wochen erlitt. Shimon Peres verstarb im Alter von 93 Jahren.

Fuer die Vertreter der Ideologie, welche Judaea und Samaria als Teil des Landes Israel sieht und als legitimen Teil des Staates Israel sehen moechte und an des Recht von Juden, in Judaea und Samaria legitim zu leben, glauben, war Shimon Peres eine schwierige und kontroverse Persoenlichkeit. Auch fuer diejenigen innerhalb der israelischen Gesellschaft – und diese Meinungen haeufen sich im Laufe der Jahre -, die die Osloer Vertraege, die Gruendung der Palaestinensischen Auronomiebehoerde und der Aufteilung des Landes ins Leben riefen, als einen historischen Fehler ansehen, ist es schwierig, sich der allgemeinen Trauerwelle aufrichtig anzuschliessen, aehnlich wie zur Zeit des Mordes an Yitzhak Rabin und dem Tod von Ariel Sharon. Es ist keine leichte Beziehung, die ein grosser und nicht zu ignorierender Teil der israelischen Bevoelkerung mit diesem zweifelsfrei grossen Politiker fuehrte.

Shimon Peres beim Besuch von Sebastia, 1975. Foto:  NRG
Shimon Peres beim Besuch von Sebastia, 1975. Foto: NRG

Fuer die Siedlerbewegung hatte Peres eine wichtige Bedeutung zur Zeit des Rueckkehr und des Aufbaus von juedischen Gemeinden ab dem Jahr 1975 in Samaria, namentlich bei dem ersten Aussenposten in Samaria und die Jahre danach. Peres unterstuetzte die Anfuehrer der Bewegung „Gush Emunim“ in ihrem Bestreben, Juden nach Samaria zu bringen, welches nach dem Sechs-Tage-Krieg 1967 von

Shimon Peres und Kinder bei dem Vorposten Sebastia, 1975. Foto: NRG
Shimon Peres und Kinder bei dem Vorposten Sebastia, 1975. Foto: NRG

der jordanischen Besetzung befreit worden war und die israelische Armee die Kontrolle ueber das Gebiet uebernahm. Damals fungierte Shimon Peres als Verteidigungsminister in der Regierung von Yitzhak Rabin. Er besuchte die ersten Siedler und sprach sich fuer Sebastia aus. Erste Ende der 80er Jahre wandte er sich oeffentlich gegen die Siedlerbewegung und von dann an wurde er zunehmend

zu einem erklaerten Gegner der juedischen Besiedelung von Judaea und Samaria, was auch seine Position im Bezug auf die Osloer Vertraege erklaert.

 

Mehr zu den Protokollen und Peres‘ Rolle fuer die Juden von Judaea und Samaria werde ich hoffentlich in einem ausfuehrlichen Beitrag schreiben. Moege Shimon Peres in Frieden ruhen, oder, wie in der juedischen Tradition auch gesagt wird, „gelobt sei der Wahre Richter“.

 

Ferien-Sommermodus

Wie ihr vielleicht schon mitbekommen habt, war ich einige Zeit nicht im Blog aktiv. Das liegt vor allem daran, dass ich momentan in einer Art „Sommerpause“ bin. Es ist heißer Sommer bei uns im Land, und die Israelis verbringen ihn auf verschiedene Art und Weise: Die meisten Erwachsenen arbeiten; Erwachsene mit Kindern genießen die Ferien mit den Kindern, sofern sie Urlaub bekommen bzw. sie quälen sich die langen Monate durch  (2 bis 2,5 Monate je nach Kindesalter) bis zum 1.September, wenn der erste Schultag ist. Unmengen von Witzen, Filmen und Texten wurden über diese erheiternden / ermüdenden Sommermonate der Schulferien gedreht.

Studenten haben etwas mehr Genuss von den Semesterferien, sie verdienen entweder etwas mehr Geld, weil sie mehr Zeit zum Arbeiten haben als während des Semesters, oder fliegen ins Ausland. Staatsangestellte (so etwas wie Beamte, aber nicht ganz) und Knessetabgeordnete haben einige Wochen komplette Sommerpause. Kinder und Jugendliche haben in der ersten Hälfte ihrer Ferien Ferienlager und Kinderprogramme, und in der zweiten Hälfte haben sie freie Zeit und quälen ihre Eltern, bis diese mit ihnen in den Urlaub fahren oder an die Großeltern verfrachten.

Auch – natürlich auch – in den Siedlungen, den Ortschaften in Judäa und Samaria, herrscht der Ferien-Sommermodus. Die meisten der Siedlungen liegen auf den Bergen und der ständige Wind macht die Hitze erträglicher und holt die Menschen am Nachmittag und Abend aus den Häusern heraus für ein Abendessen im Freien oder einen Spaziergang.

Die Bezirksverwaltungen und einzelne Ortschaften organisieren Konzerte,

Klezmer-Festival in Samaria. Foto: Facebook
Klezmer-Festival in Samaria. Foto: Facebook

 

veranstalten Erlebnistage für die ganze Familie, Freizeitangebote für Groß und Klein gibt es in Hülle und Fülle – natürlich alles verbunden mit der Natur, es bietet sich ja auch an. Beispielsweise können Trecker gemietet und gefahren werden:

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Nahe Alon Shevut
Im Norden von Samaria. Foto: Facebook
Im Norden von Samaria. Foto: Facebook

Kinder und Jugendliche machen Aktivitäten gemeinsam mit dem Jugendzentrum, dem lokalen Sportverein, den Freunden aus der Schule, dem Kindergarten

Bilder aus Otniel. Quelle: Facebook
Bilder aus Otniel. Quelle: Facebook

 

Kleider- und Schmuckstände von Designer/-innen werden aufgebaut, es gibt Malworkshops für Kinder, Clowns, Kletterwände,

Foto: Facebook
Foto: Facebook

Bergwanderungen, Aktivitäten auf Farmen und Streichelzoos, Wasserquellen zum Plantschen und was nicht alles noch. Die Kinder müssen ja beschäftigt werden (wie oben erwähnt), und wenn die Eltern

Ziegenmelken in Samaria. Foto: Facebook
Ziegenmelken in Samaria. Foto: Facebook

oder Großeltern mit dabei sein können, um so besser. Wie man vielleicht schon weiß, Kinder und Kinderunterhaltung werden insbesondere in den Gemeinschaften von Judäa und Samaria großgeschrieben.

Wer sich die Originalstimmung bei einer solchen Veranstaltung anschauen möchte, soll sich dieses Video ansehen, aus der Ortschaft Meytarim im Süden Hevrons:

Auch für die Senioren wird man in den Gemeinden aktiv, so wie beispielsweise ein gemeinsamer Workshop mit älteren Einwohnern in Gush Etzion:

Quelle: Bezirksverwaltung Gush Etzion
Quelle: Bezirksverwaltung Gush Etzion

 

Daheim kann man sich im Sommer ebenso entspannen und sich das Leben schön gestalten. So werden provisorische Schwimmbecken aufgebaut,

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Gärten neu bepflanzt,

Fragt mich nicht, was das für eine Pfalnze ist.
Fragt mich nicht, was das für eine Pflanze ist.

auf Bäume geklettert und auf der Straße gespielt

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Die Zeit wird natürlich auch für Erneuerungen und Bau genutzt und so werden gleich neue Häuser gebaut, die die alten Karavane ablösen sollen.

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Es beginnt die Erntezeit für Früchte wie Granatäpfel, pünktlich zum jüdischen Neujahr, für welches der Granatapfel als Symbol dient.

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Trauben, Pflaumen und Feigen sind schon lange herangereift. Die Felder zeigen üppige Pflanzen und die arabischen Feldbesitzer ernten die Früchte fleißig – ich sehe jeden Morgen Tender und Autos und die Bauern selbst, welche die Ernte einsammeln. Zur Pflaumenernte habe ich hier schon etwas geschrieben.

Trauben auf einem arabischen Feld
Trauben auf einem arabischen Feld

Auch ich habe meinen Garten etwas erneuert, obschon ich noch immer auf meinen Feigenbaum warten muss, aber Geranien, Ysop (bekannt als das Za’atar-Gewürz) und Minze sind schon da und zeigen schöne Blüten. Und auch dem Rosmarinstrauch habe ich endlich gebührenden Platz gegeben.

Wen es interessiert, was die arabischen Einwohner unserer Gegend so machen, hier ein paar Bilder aus Nablus und Ramallah:

Sprich, wie ihr seht, Judäa und Samaria ist im Ferien-Sommermodus.

Mögen wir von hier nur gute Nachrichten hören! Schönen Sommer uns allen!

 

Wasserdilemma Folge Drei: MdB’s und Pikantes

Abgeordnete schalten sich ein

Diese Reaktionen hatte ich nicht voraussehen können, aber sie zeigen eine deutliche positive Wendung im Konflikt:

Nach dem „Netzsturm“, den der Beitrag der Tagesschau über die Wasserknappheit in der palästinensischen Stadt Salfit am 14.08.16 (Sonntag) hervorgerufen hat; nach der eiligen Stellungnahme, welche die Verantwortlichen des BR-Blogs in Tel Aviv im Namen der ARD/Tagesschau auf die empörten Feedbacks hin veröffentlicht haben; und nach dem (gerechtfertigten) Zerreissen (Die Siedlerin) dieser in den Weiten und Breiten der sozialen Netzwerke (Tagesschau-Facebook) und der Blogosphäre (Achse des Guten) schalteten sich auch mehrere Bundestagsabgeordnete in die Affäre ein und kommentierten den unsachlichen und fälschlichen Beitrag des ARD.

MdB Michaela Engelmeier (SPD) war die Erste, die sich des Beitrags „annahm“ und unter dem Link der Tagesschau auf der Facebookseite der Sendung aufgebracht kommentierte:

Kommentar von MdB Engelmeier, 15.08.16
Kommentar von MdB Engelmeier, 15.08.16

Warum zeigt man in der Tagesschau einen schlecht bis gar nicht recherchierten Bericht, zitiert dort mehr als zweifelhafte „Experten“ und erzählt echte Unwahrheiten? Ich protestiere energisch und mit aller Schärfe gegen diese, so einseitigen und unwahren Behauptungen in diesem unsäglichen Bericht und erwarte eine Richtigstellung! Dieser Bericht, liebe ARD ist ein Fall für den Rundfunkrat und eine Richtigstellung ist mehr als nötig! Großes Dislike!

Dieses Zitat, welches später von Schauspieler Gerd Buurmann in seinem Blogeintrag bei „Tapfer im Nirgendwo“ übernommen worden war, wurde in der Stellungnahme des ARD bestritten – lächerlicherweise haben die Autoren der Stellungnahme sich nicht die Mühe gemacht, die Kommentarspalte  der eigenen Sendung zu durchzulesen und so die Authenzität der Rückmeldung der Abgeordneten zu überprüfen. Armutszeugnis, insbesondere angesichts der Tatsache, dass alle Kommentare als Benachrichtigungen bei den Webadministratoren auftauchen.

Aber dem nicht genug. MdB Dr.Thomas Feist (CDU) meldete sich anschließend zu Wort – ebenso auf Facebook, und schrieb:

MdB Dr.Feist und sein Kommentar. 16.08.16
MdB Dr.Feist und sein Kommentar. 16.08.16

Meine Kollegin Engelmeier hat recht – ein so einseitiger Bericht ist eben keiner, sondern kritiklose Übernahme von Propaganda. Leider ist die ARD in den letzten Jahren immer wieder mit solchen einseitigen Darstellungen in Erscheinung getreten. Man hätte ja auch mal Bilder aus dem neuen Hamas-Gaza-Imagefilm nehmen können: da wimmelt es nur so von Schwimmbädern und Fröhlichkeit in der Oase der Menschenfreunde….

Anschließend diskutierte er auch im Kommentarthread mit Nutzern, die ihm widersprachen und den Verweis auf Gerd Buurmann diskreditierten.

Und ein weiterer Abgeordneter  – MdB Egon Jüttner (CDU) – ließ nicht lange auf sich warten und vermeldete in einem Kommentar auf die Reaktion von MdB Dr.Feist das Folgende:

Rückmeldung von MdB Jüttner. 16.08.16
Rückmeldung von MdB Jüttner. 16.08.16

Manche Sendungen der ARD sind für den Gebührenzahler eine Zumutung – auch die unnötigen Wiederholungen von Tagesschau und Tagesthemen. Hier muß endlich eingegriffen werden.
Egon Jüttner MdB

 

Eine tatsächlich spannende Wendung. Verschiedene Online-Aktivisten verfolgen nun die Reaktionen des ARD, sollten solche darauf folgen; es ist nicht klar, ob eine Beschwerde eingereicht werden wird, aber man kann hoffen, dass die betreffenden Abgeordneten diese Sache nicht so einfach fallen lassen werden. Ich bin auf jeden Fall ermutigt von der Reaktion der Abgeordneten, die sich offenbar über die Thematik informieren und daran interessiert sind, für Israel einzustehen, wenn es der Verleumdung durch deutsche Medien ausgesetzt wird.

Auch die israelische Botschaft meldete sich zum Fall und veröffentlichte hier ihr offizielles Statement zum Bericht.

Feiertag oder doch nicht?

Noch ein weiterer pikanter Aspekt der hochwohlgepriesenen Stellungnahme des ARD-Tel Aviv-Studios ist etwas in den Wogen untergegangen – die Frage nach dem Datum des Zusammenschnitts dieser Reportage!

Weshalb ist es wichtig?

Weil in der Stellungnahme die Redakteure Markus Rosch und Susanne Glass darauf verwiesen, dass keine israelischen Statements in die Reportage eingebunden werden konnten, weil ein „hoher jüdischer Feiertag“ dem im Wege gestanden hat. Daher wurde (in einer Randerwähnung) nur ein Sprecher der Ortschaft Shiloh zitiert, der am 28.07.16 in der Reportage „Streit ums Wasser“ des Tel Aviv-Studios auftauchte.

Wortlaut ARD:

Was wir in diesem Zusammenhang aufrichtig bedauern – und künftig anders machen werden – ist, dass wir es versäumt haben, die israelische Seite durch einen eigenen O-Ton zu Wort kommen zu lassen. Grund dafür war, dass wir wegen eines hohen jüdischen Feiertages nicht in einer der angefragten Siedlungen drehen durften und uns auch die angefragten Experten abgesagt haben. Wir haben deshalb die israelische Seite aus dem Beitrag unserer ARD-Hörfunk-Studiokollegin zitiert. Die in der Woche zuvor zu diesem Thema mit Yisrael Medad, Sprecher der Siedlung Shilo und COGAT der israelischen Verwaltung für die besetzten Gebiete ein Gespräch geführt hat.

Leider haben beide Redakteure nicht angegeben, um welchen „hohen jüdischen Feiertag“ es sich da handeln sollte.

Welche Feiertage gab es genau in den letzten drei Wochen vor der Erscheinung der Kurzreportage von Markus Rosch?

Keine.

Wann erschien die Kurzreportage von Markus Rosch genau?

Am 12.08.16, einem Freitag, um 8 Uhr morgens. Zusammengeschnitten muss diese Reportage mindestens am Tag zuvor gewesen sein. Gefilmt dementsprechend ebenso zuvor.

Gab es sonst besondere Tage, die ein Statement einer israelischen Behörde oder eines Fachexperten verhindert hätten?

Ja und nein. Am 14.08, einem Sonntag, an dem der Wasserbericht von Markus Rosch auch in der Tagesschau selbst erschienen ist, war ein landesweiter Fastentag angesagt. Dieser Fastentag sollte aber, im Vergleich zu einem Samstag (Shabbat), keine israelische Behörde und keinen Fachexperten daran hindern, einem zentralen deutschen Fernsehsender eine Absage für ein Interview zu erteilen.

Hinzu sei bemerkt, dass das Reportagenmaterial für den Beitrag von Markus Rosch (wie gesagt, am Morgen des 12.08. veröffenticht) schon am 28.07., das heißt, etwa drei Wochen zuvor, verwendet worden war. Mit denselben Protagonisten: Familie Osman aus Salfit und Clemens Messerschmid.

Die Bürokratiemühlen in Israel mahlen lange, aber dass man innerhalb von drei Wochen keinen israelischen Experten für Markus Rosch auffinden konnte, und das aufgrund nichtexistenter jüdischer Feiertage – da stinkt doch etwas gewaltig. Zumindest die offizielle Stellungnahme.

Und zu guter Letzt

Eine neue, detaillierte und aufklärende Stellungnahme von Ulrich Sahm, veröffentlicht auf seiner Facebookseite. Wer sich eine zwar lange, aber dafür nachhaltige Beweisführung ansehen möchte, möge diesen Beitrag lesen:

Ali, Clemens, Rohrbruch und die ARD – Ulrich Sahm

Auf dass Salfit bald wieder Wasser hat!

 

 

 

 

Halbleer und halbvoll: Fastentag des 9.Aw

Heute ist der Fastentag des „9.Aw“ zu Ende gegangen. Der schwierigste und erdrückendste aller jüdischen Gedenktage, welche die jüdische Tradition aufbieten kann, dauert etwa 24 Stunden lang, in welchen viele Vorschriften zu begehen sind. Die zentralste davon ist das Ess- und Trinkverbot. Der neunte Tag des Monats Aw, welcher im weltlichen Kalender generell auf einen der Tage im Monat August fällt, ist ein Trauer- und Gedenktag für sämtliche Katastrophen, die das jüdische Volk im Laufe der tausende von

Nacht auf den 14.08.16 - betende und fastende Frauen vor der West-(Klage-)mauer.
Nacht auf den 14.08.16 – betende und fastende Frauen vor der West-(Klage-)mauer.

Jahren ereilten – angefangen von dem göttlichen Dekret, das Volk 40 Jahre lang nicht ins Land Israel zu lassen, über die Zerstörung der zwei jüdischen Tempel und das darauffolgende fast zweitausendjährige Exil, und bis zu der Tragödie der Shoah.  (Hier kann man mehr über die Vorgeschichte des Fastentages und seine Bräuche lesen.)

In den letzten Jahrzehnten, in welchen der Staat Israel existiert und blüht, ist dieser Tag bei vielen Israelis und Juden auch als ein Tag des In-Sich-Gehens bekannt geworden, an welchem man gerade im Angesicht des Wiederauflebens des jüdischen Volkes darüber nachdenken möchte, weshalb es noch immer Unheil gibt, das uns hier und dort trifft; weshalb es keine Einigkeit untereinander findet, was die Situation im Land selbst gegenüber unseren Feinden angeht – und weshalb eigentlich der Dritte Tempel, trotz unserer Erfolge und Aspirationen, noch immer nicht steht. Und wie dieser wohl aussehen möge. Manche der Trauerschriften und -gebete, die man an diesem Tag liest, passen nicht mehr wörtlich in die Landschaft, die man in Israel um sich sieht – blühende Gemeinden, Menschen, die ihr Leben genießen und gestalten, wiedererbaute Städte, Unabhängigkeit. Jerusalem liegt nicht in Scherben und blutet, wie bei Prophet Jeremia beschrieben, dessen Klagerolle man an diesem Tag liest, sondern ist voller Lebensfreude.

Aber schaut man etwas genauer hin, so lassen sich Mangel erkennen; Steine, die noch nicht aus dem Weg geräumt worden sind, schwere Steine, die auf unserem Lebensweg als jüdisches Volk und

Das "Tor des Erbarmens" auf der östlichen Seite des Tempelbergs, zugemauert seit frühislamischen Zeiten, um die Ankunft des jüdischen Messias zu verhindern, der der Tradition nach durch dieses Tor schreiten soll. Davor wurde ein muslimischer Friedhof errichtet.
Das „Tor des Erbarmens“ auf der östlichen Seite des Tempelbergs, zugemauert seit frühislamischen Zeiten, um die Ankunft des jüdischen Messias zu verhindern, der der Tradition nach durch dieses Tor schreiten soll. Davor wurde ein muslimischer Friedhof errichtet.

unserem Schicksal lasten; Schaden, den wir uns selbst durch die Uneinigkeit zufügen; Entscheidungen, die noch immer aus einer Exilmentalität herrühren, und die somit der neuen Generation in Israel schaden, sich in geistiger Freiheit zu entfalten. Das jüdische Selbstbewusstsein, nach 2000 Jahren Exil und Zerstörung schwer angeschlagen, rehabilitiert sich langsam, und währenddessen bleibt die Welt nicht stehen. Viele Herausforderungen erwarten uns, und manche werden schmerzhafter sein, als wir uns es vorgestellt haben mögen.

Dieser Tag dient dazu, sich auf das „halbleere Glas“ zu konzentrieren, im Gegensatz zu den restlichen 364 Tagen, an welchen wir immer wieder aufgerufen werden, sich das halbvolle Glas anzuschauen. Heutzutage ist die Trauer- und Gedenkkultur von vielen wichtigen und förderlichen Elementen entleert worden; man wird praktisch überall, im Netz, in Büchern und von der Umgebung, dazu „gezwungen“, sich mit positiven Dingen zu befassen. Ob es aus einer Gleichgültigkeit herrührt, die sich in der heutigen Zeit breitmacht, oder aus dem Wunsch heraus, anstatt zu trauern, Dinge voranzutreiben – ich weiß es nicht. Ich weiß aber wohl, dass das Wertschätzen des Gegebenen darauf beruht, dass man im Blick behält, dass es nicht selbstverständlich ist; dass es auch andere Perioden gegeben hat und warum man sich vor ihnen hüten sollte – und auch dass es trotz allem positiven Denken einen Unterschied gibt zwischen dem Guten, was gegeben ist, und dem Guten, das man anstrebt.

Der Wunsch nach Trost, nach der Erfüllung der Sehnsucht, der Gedanke daran, wie man sich diese zu eigen machen kann – all das sollte in den Köpfen kreisen, wenn man den Fastentag des 9. Aw begeht.

Die Ausweisung von jüdischen Bewohnern aus den Ortschaften von Gush Katif im Gazastreifen im Jahr 2005 – insgesamt an die 8000

Die Zerstörung der Ortschaften in Gush Katif durch die israelische Armee, nach Ausweisung der jüdischen Bewohner, August 2005. Quelle: Gush Katif Museum
Die Zerstörung der Ortschaften in Gush Katif durch die israelische Armee, nach Ausweisung der jüdischen Bewohner, August 2005. Quelle: Gush Katif Museum

Menschen – fand rund um den 9.Aw, August 2005, statt. Die herzzerreißenden Bilder aus dieser Zeit – eine Tat gewaltigen Ausmaßes und von gewaltiger Dummheit für den israelischen Staat – haben sich jedem ‚Siedler‘ und auch sonst ins kollektive israelische Gedächnis eingeprägt und dienen als bittere Erinnerung daran, dass das Land noch immer nicht zur Ruhe gekommen ist.

Manchmal reichen schon die Aufnahmen vom Tempelberg in Jerusalem, dem allerheiligsten Ort für das jüdische Volk und die jüdische Religion (es ist nicht die Klagemauer/Westmauer!), um zu verstehen, wie weit die vollständige Befreiung von äußeren Zwängen und fremder Gewalt liegt:  So die Aufnahme dieses weinenden jüdischen Besuchers auf dem Tempelberg in den letzten Tagen, welcher aufgrund der Tatsache, dass er weinte, von dem

Jüdischer Israeli (Mitte) wird von einem Waqf-Hüter (links) und einem israelischen Polizisten vom Tempelberg ausgewiesen, nachdem er dort geweint hat. Quelle: Twoday.co.il
Jüdischer Israeli (Mitte) wird von einem Waqf-Hüter (links) und einem israelischen Polizisten vom Tempelberg ausgewiesen, nachdem er dort geweint hat. Quelle: Twoday.co.il

jordanischen Waqf-Aufsichtshüter vom Ort verjagt wurde, der  israelische Polizei dazu zwang, diesen vom Tempelberg herunter zu holen. Für jüdische Besucher besteht laut den Richtlinien des jordanischen „Waqf“ (Einrichtung für Hütung der muslimischen Heiligenstätten) ein striktes Gebetsverbot auf dem Tempelberg – jedes Wort, Murmeln, Geste und in diesem Fall auch Tränen als Ausdruck von Gebet bzw.Verbindung zu diesem Ort  werden von den Waqf-Angestellten sanktioniert und oft mit Gewalt beantwortet. Die israelische Regierung fügt sich diesem Abkommen mit Jordanien und unterbindet nicht die rassistische Behandlung von ausschließlich jüdischen Besuchern durch den Waqf, sondern unterstützt diese durch die eigenen Polizeikräfte. Selbst die UNESCO veröffentlichte im April 2016 eine Resolution, in welcher sie jegliche Verbindung zwischen der jüdischen Religion mit dem Tempelberg leugnete und diesen ausschließlich den Muslimen als heilig zuschrieb – im kompletten Gegensatz zu den Aussagen im Quran (geschweige denn archäologischen Quellen und jüdischen Schriften), welcher auf die Existenz des jüdischen Tempels und den Heiligenstatus des Ortes für die Juden hinweist.

Wie gesagt, es gibt noch vieles, worüber man nachdenken sollte, woran man sich erinnern und daraus Schlüsse ziehen sollte.

Jetzt geht der Tag zu Ende. Die Männer bei uns in der Karavansiedlung haben das Abendgebet beendet, man hörte aufmunternde Gesänge aus der Synagoge, und jetzt darf man endlich essen und trinken, bügeln, waschen, Musik hören, lachen, sich freuen, alles, was zu einem guten Leben dazugehört. Vor allem – man darf sich endlich auf das halbvolle Glas berufen und hoffen, dass bis zum nächsten Monat Aw sich Dinge zum Positiven wenden werden. Für uns, für das Land und im Endeffekt auch für die ganze Welt.

Le’chaim!

Die fatale Kreuzung. Etwas besser klargestellt

Die Situation an der Gush-Etzion-Kreuzung, meiner taeglichen Arbeitsroute, ist eine der schwierigsten der letzten Jahre.  Im Folgenden ein Gespraech mit einem Offizier vor Ort, von heute morgen.


Seit der erschuetternden Entfuehrung der drei Jugendlichen von der Bushaltestelle bei Alon Shevut im Sommer 2014, welche einige wenige Kilometer von der Kreuzung selbst liegt; nach den toedlichen Rammattacken, u.a. auf Dalia Lemkos aus Teko’a und Hadar Buchris aus Zfat, nach dem Schussattentat auf Ezra Schwarz aus den USA und Yaakov Don aus Alon Shevut, dem Tod im Kreuzfeuer vom IDF-Offizier Eliav Gelman aus Karmey Tzur, mehrere versuchten und durchgefuehrten, aber nicht zum Tod gefuehrten Messerattacken auf Wartende und Soldaten an der Kreuzung – seit all diesen Ereignissen, speziell ab Oktober 2015 – wird diese Kreuzung, die als eine der Orte mit groesstmoeglichem Gefahrenpotenzial fuer Terrorismus gilt, durch Offiziere, Spezialeinheiten und regulaere Soldaten bewacht.

Im Laufe der Ereignisse wurden dieser Kreuzung, dem Bushaltestellen und dem Einkaufslaeden-Areal um sie herum, immer mehr sicherheitstechnische Schutzbarrieren hinzugefuegt, bis die Kreuzung angefangen hat, wie eine Militaerbasis auszusehen. Zwei Soldaten bewachen von morgens bis abends jede der 4 Haltestellen nach Norden, Osten, Westen und Sueden. Mittlerweile stehen bei uns zwei Aussichtstuerme, die jeweils nach Norden und Sueden blicken und nach verdaechtigen Personen Ausschau halten. Die Freiflaechenareale um die Haltestellen wurden mit einem provisorischen Zaun umgeben, damit dieser im Falle eines sich herannaehernden Terroristen diesen zu einem Umweg zwingen und den Soldaten genuegend Reaktionszeit verschaffen koenne. Betonkloetze wurden fuer die in praller Sonne stundenlang mit schussbereiten Waffen stehende Soldaten mit Ueberdachungen versehen. Auf der Einfahrt zum Rami Levy stehen Soldaten, die die Autofahrer ueberpruefen – nach einem Messerattentateines Hevroner Terroristen auf eine Frau am 28.10.15.


Es ist eine Atmosphaere der Militarisierung. Leider scheint sie nicht

Soldat an der Gush Etzion-Kreuzung.
Soldat an der Gush Etzion-Kreuzung.

im Begriff zu sein, sich zu lockern. Auf meinem Arbeitsweg durch die arabischen Felder von meiner Containersiedlung aus werde ich fast taeglich von Soldaten angesprochen, die mich aus der Ferne ueber den Aussichtsturm und die Kameras erkennen. Heute morgen wurde ich zwar nicht abgefangen, aber an der Bushaltestelle angekommen, befragte mich ein streng und sehr „motiviert“ wirkender Offizier, woher ich eben heruntergekommen sei und teilte mir mit, dass jede aus den Feldern kommende und auf der Strasse zur Kreuzung gehende  Person als verdaechtig eingestuft wird. Ich wollte daraufhin wissen, wie es um die Situation der arabischen Bewohner der umgebenden Doerfer oder ueberhaupt der palaestinensischen Araber hier bestellt sei. Wie sieht die Reaktion aus, wenn ein arabischer Fahrgast an der Kreuzung aussteigen muss oder sonstwie an die Kreuzung gelangen will?

„Sie muessen an der Kreuzung selbst herausgelassen werden. Das gilt dann automatisch als verdaechtig. Fuer sie gilt die Prozedur fuer die Ueberpruefung verdaechtiger Personen. Jeder gilt automatisch als verdaechtig. Wenn jemand zu Fuss kommt, ueberpruefen wir diesen auf Dokumente, Waffen, sagen ihm, er soll umdrehen (bez.weitergehen, ich habe die Antwort nicht genau verstanden, bitte nicht beim Wort nehmen!), nicht hier anhalten. Wenn jemand herueber muss, begleiten wir ihn persoenlich ueber die Kreuzung.“

Ich selbst war schon mehrmals Zeuge einer solcher Sicherheitsueberpruefungen gewesen. Arabische Fussgaenger, die zur Kreuzung kamen, wurden angehalten, befragt. Ein junger Mann wurde an einen Lampenpfahl gestellt und nach Waffen durchsucht. Ein anderer, den ich vor Kurzem beobachten konnte, diskutierte mit Papieren in der Hand mehrere Minuten lang aufgeregt mit den Soldaten, die ihn abgefangen hatten. Ich konnte leider nicht verstehen, worum es dabei ging, aber die Gesten verrieten es natuerlich – die Passiereinschraenkungen. Am Schluss wurde der Mann von zwei Soldaten auf die andere Strassenseite eskortiert.

Was sei mit den hier in den Geschaeften Arbeitenden, wie kaemen sie zur Arbeit? fragte ich.

„Sie haben besondere Erlaubnispapiere. Wir haben eine Liste der hier angestellten Arbeiter. „

Einige Meter weiter von der Stelle, wo der oben beschriebene Mann angehalten worden war, hinter dem provisorischen Zaun, befindet sich ein Kiosk mit einigen Gluecksspiel- und Wettautomaten und ist besonders zu Abendzeiten gut besucht – von lokalen arabischen Einwohnern. Der Kioskbetreiber ist ebenso Araber. Ich tauche dort immer auf, wenn ich schnell mein Telefon aufladen muss, sie kennen mich dort schon. Ich habe sie nicht gefragt, woher sie dorthin kaemen. Offenbar mit Autos, die auch davor geparkt werden.  Fahrzeuge duerfen auf dieser Strasse fahren, werden nicht angehalten. Es koennten auch alles lokale Arbeiter sein, aber ich bezweifle, dass sie das alleinige Publikum ausmachen. Ich muesste tatsaechlich einmal nachfragen.

Die Situation ist seltsam – auf der Kreuzung werden Araber angehalten und ueberprueft, einige Meter weiter sitzen sie gemuetlich im Kiosk an Gluecksautomaten, rauchen, wetten und spielen Lotto…
Noch eine Frage habe ich an den Offizier: Wie kommen palaestinensische Bewohner zum Rami Levy-Supermarkt?

„Auch beim Supermarkt stehen Soldaten, die die Ankommenden ueberpruefen.“

Ich persoenlich weiss, dass zum Supermarkt generell nicht zu Fuss gegangen wird; die palaestinensisch-arabischen Kaeufer gelangen dorthin mit Fahrzeugen. Auch fuer die Restaurants im Einkaufsareal gibt es keine Einschraenkungen fuer arabische Interessierte – nicht fuer das Fleischrestaurant „ROZA“, nicht fuer das Cafe „English Cake“, nicht fuer den Pizzaladen hinter  „Rami Levy“. Habe nachgefragt.

Nicht zu vergessen, auch die Landstrasse, die zu den westlichen Ortschaften  – Alon Shevut, Kfar Etzion, Bat Ayin, Rosh Tzurim, Gevaot fuehrt – ist mit einem Soldatenposten versehen. Nach den letzten Angaben, die ich erfragt habe, duerfen nur palaestinensische Wagen hinein, von denen die Besitzer dort in der Gegend wohnen bzw. arbeiten. Eine Lektion aus dem Schussattentat auf den Stau neben Alon Shevut, bei dem zwei Israelis getoeten worden waren und ein offenbar nicht absichtlich getoeteter  palaestinensischer Araber, „Kollateralschaden“ des Attentats sozusagen (ein schwerer Begriff, ich weiss. Ich frage mich, ob die Familie des Attentaeters sich bei den Verwandten des Ermordeten entschudigt hat oder ob dieser auch in die Statistik der „Maertyrer von Palaestina“ eingegangen ist). 

Seit wann seien diese erschwerten Sicherheitsmassnahmen eingefuehrt worden, seit der letzten Terrorwelle?

„Ja“, bestaetigt der Offizier.

Mir wird es bitter zumute. So vieles ist im letzten Dreivierteljahr kaputtgegangen, so vieles erschwert worden. Die Araber leiden unter der Einschraenkung ihrer Bewegungsfreiheit. Die Juden fuerchten um ihr Leben. Der Lebensalltag ist absurd und durch und durch kontrolliert. Nicht viele koennen sich den Mut leisten, auf die Einschraenkungen zu pfeifen. Viele versuchen, ueber diese hinwegzusehen, so gut es geht, um dennoch die Vernunft und die Ruhe zu behalten. Manchen gelingt es, manchen nicht.

Mir kommt der Satz in den Sinn, der zur Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland sehr populaer gewesen ist: „Die Juden sind selbst schuld an ihrem Unglueck.“

Ja, die israelischen Regierungen haben sehr viele Fehler gemacht. Zu viele gravierende Missstaende geschaffen. Die bedeutendsten  Fehler waren die Nicht-Annektierung von Judaea und Samaria nach dem Sechstagekrieg 1967 und die Schaffung der Palaestinensischen Autonomiebehoerde und ihre Inkraftsetzung durch die Osloer Vertraege in 1994.

Aber wenn der beruechtigte Satz im Bezug auf die Juden auch nur irgendwo ein Fuenkchen Wahrheit in sich traegt, dann stimmt er, im Hinblick auf die letzten 100 Jahre, fuer die palaestinensischen Araber im vollen Umfang.

 

Ein „Haus“-Besuch aus Bethlehem

Über den Besuch bei der Familie Mark habe ich ja hier schon berichtet. 

Jetzt würde ich gerne aber von einem weiteren Besuch erzählen, der allerdings von ganz anderen Leuten durchgeführt worden ist.


Erfahren habe ich darüber von einem guten Freund und Friedensaktivisten (ja, genau das, Friedensaktivisten!), sein Name ist Inon Dan Kehati, er lebt in Jerusalem und wie jeder gute Friedensaktivist hat er einen Traum. Den Traum von einem gemeinsamen „Haus“ für Israelis und Palästinenser, für Juden und

Inon Dan Kehati. Quelle: Facebook.
Inon Dan Kehati. Quelle: Facebook.

Araber, indem das gesamte Land – Judäa, Samaria, Golan, Gaza und der Rest – ein Heim für beide Völker bieten soll, wenn man die Tatsache akzeptiert, dass niemand von den beiden von hier zu gehen beabsichtigt. Inon nennt „Westjordanland“ Judäa und Samaria, geht gleichzeitig in Bethlehem ein und aus, hat rund um sich (und bis vor Kurzem mit seinem palästinensisch-amerikanischen Partner John Elias Dabis) arabische und jüdische Gleichgesinnte gescharrt, spricht sich für jüdische Anwesenheit in den „umstrittenen Gebieten“ aus und ist im Netz vor allem für seine Jerusalemer Aktion „Cleaning the Hate“ bekannt, bei welcher er gemeinsam mit Freiwilligen in und um Jerusalem Müll sammelt. Als eine Art gemeinsamer Aktivität mit positivem Resultat. Er will sich und sein Tun nicht mit politischen Parteien in Zusammenhang gesehen werden. Auf Facebook, wo er sehr aktiv ist, folgen ihm unter anderem auch viele arabischstämmige junge Leute.

Die Organisation, die er in 2015 gemeinsam mit John E.Dabis 801c9f_ed31d22d43aa41b1a8b295a7432c6540gegründet haben, nennt sich genau wie seine Vision „The Home/Habait/Albeyt“ (Das Haus) und basiert auf einer sogenannten „Acht-Schritte-Jerusalem-Resolution“. Ich vertrete seine Organisation nicht und werde das Ganze hier nicht allzu breitlegen, wer sich interessiert, kann hier nachlesen, worum es sich dabei handelt (auf Englisch).

Ich wollte aber von einem Besuch erzählen, gell?


Am 21.Juli besuchte eine kleine Gruppe palästinensischer Araber aus Bethlehem die Familie Mark aus Otni’el, deren Familienoberhaupt Michael (Michi) Mark am 01.07.16 auf der Autobahn 60 nach Otniel von Terroristen erschossen worden war. Das Treffen wurde von Inon D.Kehati über den „The Home“-Verein initiiert und organisiert. Im praktischen Sinne sah es so aus, dass Inon selbst nach Bethlehem reiste, die Besuchswilligen aus dem als

Einfahrt zum Aida-Camp in Bethlehem. (c) Inon D.Kehati
Einfahrt zum Aida-Camp in Bethlehem. (c) Inon D.Kehati

Flüchtlingslager bekannten Aida-Camp in Bethlehem abholte und sie gemeinsam sich auf die Reise nach Otni’el in den Südhevronbergen aufmachten. Dort warteten, wie zuvor abgemacht, die Kinder der Familie Mark auf sie. Shlomi und Shira, die älteren Geschwister der Familie, hatten es mit Inon koordiniert.

Bethlehem auf der Karte. Eine Stadt mit rund 30.000 Einwohnern (Quelle: offizielle Seite der Stadtverwaltung. Unklar, ob auch die Außenregionen wie Elkhadr und Beyt Sahur dazugehören).
Bethlehem auf der Karte. Eine Stadt mit rund 30.000 Einwohnern (Quelle: offizielle Seite der Stadtverwaltung. Unklar, ob auch die Außenregionen wie Elkhadr und Beyt Sahur dazugehören).

Wie es bei einem Trauerbesuch üblich ist, saßen sie zusammen im Kreis, in demselben Wohnzimmer, wo auch die siebentägige Trauerperiode der Familie verbracht worden war, und unterhielten sich – die Kinder des Terroropfers Mark und die arabischen Besucher aus Bethlehem. Diesmal waren es nicht die an der Rettung der Familie beteiligten Araber wie Islam al-Bayd und Dr.Ali Shuruch,

Bei Familie Mark. (c) Inon D.Kehati
Bei Familie Mark. (c) Inon D.Kehati

sondern Menschen aus einer scheinbar fremden Gesellschaft, die ihr Beileid direkt aussprechen und sich solidarisieren wollten.

In einem Gespräch sagte Inon mir, er hätte noch niemals zuvor ein so emotional bedeutendes und eindrucksvolles Gespräch erlebt. Auf Facebook fasste er es so zusammen:

„Es ist nicht einfach, die Energie des Gespräches, die in dem Familienwohnzimmer entstanden war, zu beschreiben, daher werde ich sie in drei Worten zusammenfassen: Respekt, Aufrichtigkeit und Transparenz.“

Michael Mark war in Otni’el bekannt dafür gewesen, dass er auch zu den arabischen Nachbarn aus den umgebenden Dörfern Kontakt pflegte und diesen sogar aushalf, wenn es nötig gewesen war. Dass

Bei Familie Mark. (c) Inon D.Kehati
Bei Familie Mark. Im Bild: Shira Mark, ihr Mann und ein Besucher aus Bethlehem. (c) Inon D.Kehati

es gerade diesen Mann traf, der sich der Existenz anderer Menschen nicht verschloss und diese nicht delegitimierte oder hasste, bleibt eine bittere Ironie des Schicksals. Andererseits hatten schon in der Vergangenheit zahlreiche Tragödien die Bewohner von Otni’el befallen, und hinderten die Einwohner dennoch nicht daran, Kontakt mit der arabischen Bevölkerung aufzubauen und Verständnis für diese zu entwickeln, ob nun seitens Einzelpersonen, die darin aktiv gewesen waren (solche wie Dafna Me’ir) oder auch als Erziehungsauftrag in der Religionsschule für Jungen in Otni’el, deren Rabbiner und Schüler sich schon mehrfach mit Gruppen von arabischen Jugendlichen getroffen haben.

Auch sonst gibt es solche und andere Annäherungsversuche zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen, die doch so ineinanderverwachsen sind auf diesem Stück Land. Die meisten davon werden nicht so gut dokumentiert wie der Besuch von Inon und seinen Freunden. Aber sie existieren, und nur jemand, der bereit ist, in diese Materie aufmerksam hineinzuhorchen und sich damit vorsichtig zu befassen, wird sie für sich entdecken. Es ist ein riskantes Feld für alle Beteiligten. Aber wenn manchmal doch etwas nach außen dringt, erweckt es Hoffnung.

Das Fazit des Besuches von Inon kann ich persönlich wortlos unterschreiben, besagt es doch das, worüber ich schon mehrfach selbst geschrieben und allzu oft gesprochen habe: (aus Inons Facebook-Post, übersetzt von mir)

Wenn diese Menschen, von beiden Seiten des Konflikts, sich hinsetzen und miteinander auf Augenhöhe, gleichgestellt, reden, ist die Energie, die dabei erzeugt wird, stärker, als Worte sie darstellen können, und das ist es genau, was im ‚Friedensprozess‘ fehlt: Die authentischen Stimmen derjenigen, die diesen Konflikt auf beiden Seiten leben, und vor allem die der Palästinenser, die im Westjordanland, und die der Juden, die in Judäa und Samaria leben.

Drei hauptsächliche Erkenntnisse aus diesem außergewöhnlichen Besuch:

  1. Der Dialog zwischen Palästinensern und Israelis sollte auf diejenigen konzentriert sein, die in den jüdischen Gemeinden von Judäa und Samaria leben, und nicht auf diejenigen aus Tel Aviv, und das nicht einmal in drei Monaten, sondern wöchentlich. Leider ist es so, dass es auf beiden Seiten Menschen gibt, die bereit sind, diesen Weg zu gehen, aber es gibt keine Infrastruktur dafür, und daher bleiben wir beim Reden.
  2. Diese Art von Gesprächen ist genau das, was dem Friedensprozess fehlt, aber sie werden von der „Friedensindustrie“ absichtlich ignoriert und sogar verbannt.
  3. Beide Seiten sollten die Tatsache hinnehmen, dass nicht nur, dass keiner von beiden sein Heim verlassen wird, sondern dass das Schicksal uns beide aus einem besonderen Grund in dasselbe Land gebracht hat.

Unser Schicksal ist es, das gesamte Land zu teilen, ohne Grenzen, vom Fluss bis zum Meer. Das Resultat muss entwickelt, diskutiert und bestätigt werden – von dem palästinensischen und dem jüdischen Volk allein – nicht von der internationalen Gemeinschaft.

Shlomi Mark mit zwei Besuchern aus Bethlehem. (c) Inon D.Kehati
Shlomi Mark mit zwei Besuchern aus Bethlehem. Aus Personenschutzgründen wurden die Gesichter der Besucher unkenntlich gemacht.
(c) Inon D.Kehati