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Beide am selben Tag verloren (NEWS)

Einundhalb Stunden vor Shabbat-Eingang, am Freitagnachmitag, 13.11, schaute ich auf mein Telefon und erstarrte. „Zwei Getötete im Attentat auf israelisches Auto“, lautete die Newsmeldung, und ihr folgten weitere, ähnliche. Ich prüfte schnell nach, es handelte sich um einen Terroranschlag, in unserer Gegend wieder einmal – südlich von Hevron. Zwei jüdische Fahrer, erschossen auf der Autobahn 60. Noch vor einer halben Stunde war ich selbst diese Autobahn hinaufgefahren, Richtung Norden, Jerusalem. Zunächst hieß es, es seien ein Mann und eine Frau. Bald genug offenbarte sich ein anderes Detail – es waren ein Vater und sein Sohn. Die ersten Nachrichtenseiten hatten auch schon Bilder parat. Die Terroristen, die offenbar auf das Auto von einem Hinterhalt aus geschossen hatten, waren geflüchtet, die Armee fahndete nach ihnen. Die Opfer waren noch an Ort und Stelle verstorben. Der Rest der Insassen im Auto wurde von der israelischen Ambulanz evakuiert.

Quellen: INN, Lina Gorodetsky
Quellen: INN, Lina Gorodetsky

697486_cDie ersten Bilder offenbarten schon Einiges – es lagen Blumen im Wagen der Ermordeten. Eines war klar – es handelte sich um eine Familie, die unterwegs war, um den Shabbat, den heiligen siebten Tag der Woche, in Frieden und Ruhe zu verbringen. Vielleicht bei Freunden oder im Familienkreis.

Geschockt schossen mir Gedanken durch den Kopf, „ob ich sie kenne? Vielleicht sind es Bekannte von mir?“. Ich rief zwei Freunde an. Der eine sagte, es handle sich um seinen Freund aus der Siedlung Kiryat Arba-Hevron. Die andere sagte mir den Familiennamen, den ich nicht kannte. Shabbat war schon vor der Tür, es war zu spät, um weitere Nachrichten abzuwarten. Von Trauer gedrückt, mache ich mein Telefon aus. Den ganzen Abend und den nächsten Tag dachte ich nur an die vom Unheil getroffene Familie, die sicherlich mit im Wagen gesessen hatte. An das furchtbare Gefühl, kurz vor einem Familienabend in eine solche abscheuliche Leere geworfen zu sein; an die Ehefrau, die beide am selben Tag verloren hatte, Ehemann und Sohn. Daran, dass nichts sie trösten konnte in diesen grausigen Stunden.

Am Samstagabend ging der Shabbat zu Ende. Gleich darauf offenbarten sich weitere Details zu dem Terroranschlag, welche die Nachrichten preisgaben:

Yakov Litman und Sohn Netanel, sel.Andenkens
Yakov Lipman und Sohn Netanel, sel.Andenkens

Bei den Erschossenen handelte es sich um Rabbiner Yaakov Litman, 44, und seinen Sohn Netanel, 17. Sie waren im Familienauto mit Mutter Noa und weiteren Kindern unterwegs, um mit dem zukünftigen Bräutigam ihrer Tocher Sarah Techiya, zu feiern. Sarah, 21,  sollte in dieser Woche heiraten. Yaakov, der Familienvater, war Grundschullehrer der ersten Klasse in Kiryat Arba.

Die Terroristen hatten sich neben der Autobahn 60 südlich von Hevron mit einem Gewehr in den Hinterhalt gelegt. Die Autobahn sollte dort wohl eine Kurve machen, und so würde ein Auto, das vorbeifuhr, dort das Tempo verlangsamen. Die Familie Litman fuhr kurz vor 15 Uhr diese Strecke entlang. Die Terroristen schossen auf das Auto und flüchteten in Richtung der arabischen Dörfer Yatta und Durra. Yaakov, sein Sohn Netanel und ein weiterer, Dvir, wurden verletzt, die ersten beiden schwer. Laut Angaben des israelischen Notfallservices MDA kontaktierte Netanel, der selbst seit dem 15.Lebensjahr als Freiwilliger bei der MDA arbeitete, die Ambulanz und erlag kurze Zeit später seinen Verletzungen – ebenso sein Vater. Yaakovs Frau Noa und der Sohn Dvir, der ebenso von Schüssen verletzt worden war, erzählten im Nachhinein, an der Tatstelle war zuallererst ein Ambulanzwagen des palästinenischen „Roten Halbmonds“ vorbeigefahren. Die Fahrer sahen die Terroropfer, weigerten sich aber, erste Hilfe zu leisten, und verwiesen sie auf die

Yaakov sel.A. und seine Frau Noa
Yaakov sel.A. und seine Frau Noa

israelische Ambulanz. Damit fuhren sie davon. Als die Armeekräfte und die jüdischen Helfer zum Tatort gelangten, blieb ihnen nichts mehr übrig, als den Tod von Yaakov und Netanel Litman festzustellen. Die anderen Familienmitglieder wurden im Schockzustand ins Krankenhaus in Jerusalem evakuiert.

Am Abend des 14.11. fand die Beerdigung in Jerusalem statt. An die 1000 Menschen incl. Staatsdiener, solche wie der Präsident Reuven Rivlin, die israelischen Oberrabbiner und der Minister Uri Ariel, waren anwesend. Inmitten der Trauernden saß die weinende Familie Litman, weitere Angehörige und Kollegen.  Der Direktor der Schule, an welcher Yaakov  unterrichtete, wandte sich an die Regierungsvertreter: „Das ist kein Begräbnis von Vater und Sohn, sondern ein Begräbnis von Märyrern, welche für das jüdische Volk starben. Ihr, die ihr hier steht, seid Vertreter der Staatsgewalt, und ihr könnt nicht behaupten, dieses Blut klebe nicht an euren Händen!“ „Wer wird mich bei der Hochzeit begleiten, Papa?!“, hörte man die herzzerreißenden Schreie von Tochter Sarah Techiya.

Yaakov Litman hinterließ Ehefrau Noa und die Kinder Sarah Techiya, Dvir, Moria, Tehila und Avia – die Jüngste erst sechs Jahre alt.

Quellen: INN
Quellen: INN

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In der ersten Reihe: Mutter Noa, Tochter Sarah Techiya. Quelle: INN
In der ersten Reihe: Mutter Noa, Tochter Sarah Techiya. Quelle: INN

Auch das Attentat von Paris erwähnten die Redner bei der

Das Tel Aviver Rathaus.  Quelle: Facebook
Das Tel Aviver Rathaus.
Quelle: Facebook

Beerdigung. Der Terror von Paris dominiert auch in Israel den größten Teil der regulären Berichterstattung. Auf das Rathaus von Tel Aviv, das Gebäude der Knesset und die Altstadtmauern wurden im Zeichen der Solidarität mit Frankreich die Farben der frazösischen Flagge projeziert. Viele Online-Surfer, auch in Israel, färbten gestern ihr Profilbild auf Facebook in französische Nationalfarben. Mit einer solch rapiden Entwicklung an internationalen Geschehnissen wird die israelische Öffentlichkeit wahrscheinlich bald vergessen, dass die Straßen ihres eigenen Landes mitunter  nicht anders aussehen als die Konzerthalle von Bataclan – und das nicht erst seit gestern….

Atmosphäre der Militarisierung

Diejenigen, die Israel-basierte Nachrichtenseiten und auch meinen Blog und die Updates bei Facebook verfolgen, müssten sicherlich wissen, dass wir in unserem Land in den letzten Monaten einen rapiden Anstieg an terroristischen Attentaten erleben, welche trotz gelegentlicher zahlenmäßiger Abnahme noch immer unseren Alltag prägen. Das betrifft sowohl die Gebiete von Judäa und Samaria als auch den Rest Israels. Die Terroristen können überall zuschlagen, und sie gelangen auch in jede Stadt – wie das Beispiel des neuesten Terrorattentats in der  sonst als „neutral“ betrachteten Zone, in der Stadt Rishon leZion, am 02.11.15 zeigt. Bei der Messerattacke wurden 3 Menschen verletzt, darunter 2 schwer. Dabei ist  Rishon leZion weit entfernt davon, als „illegale Siedlung“ betrachtet zu werden.

Hevron im Verhältnis zu anderen Städten
Hevron im Verhältnis zu anderen Städten

Der Terrorist, ein 19-jähriger muslimischer Araber, kam aus der Stadt Hevron (mehr zu Hevron – hier), wie schon zahlreiche andere Angreifer. Hevron ist bekannt für seinen stark traditionellen, ideologisch-religiösen Charakter im Vergleich zum eher säkular ausgerichteten Ramallah, die verstärkt feindselige  Stimmung innerhalb der Bevölkerung gegenüber Juden und Israelis, ebenso wie eine breite Unterstützung der Terrororganisation Hamas, welche in Hevron einen zentralen Stützpunkt innerhalb Judäa und Samaria sieht. Aus Hevron stammten u.a. auch die beiden Entführer der Jugendlichen Eyal, Gil-ad und Naftali, welche im Juni 2014 entführt und ermordet worden sind, an der Bushaltestelle neben meiner Siedlung Alon Shevut. Im Rahmen der darauffolgenden Militär- und Suchoperation „Hüter meines Bruders“ in Judäa und Samaria, welche daraufhin in die Operation „Fels in der Brandung“ im Gazastreifen überging, wurden über 300 terroristisch aktive Palästinenser, darunter über 250 Hamas-Aktivisten in Hevron und Umgebung sowie in Samaria von Israel festgenommen (Quelle: IDF, Haaretz).  – Wie nun der 19-jährige Terrorist nach Rishon leZion gekommen ist – als illegaler Eindringling, als Angestellter eines israelischen Arbeitgebers oder auf andere Art und Weise, habe ich nicht geschafft, herauszufinden. Darüber wurde nicht ausführlich berichtet. Eines ist allerdings einleuchtend – wenn dieser es in die Landesmitte geschafft hat, wie hoch stehen dann die Chancen für Attentate in der eigenen Nachbarschaft der Täter!

Auch Attacken auf Sicherheitskräfte – Polizisten und Soldaten – mehren sich, das vor allem an den sog. „Checkpoints“ (Kontrollpunkten) auf der „Grünen Linie“, auf Kreuzungen und an Bushaltestellen, auf welchen diese stationiert werden, um Zivilisten vor Autoattentaten und anderen Übergriffen zu schützen. Dutzende versuchte und ausgeführte Angriffe auf Soldaten und Grenzsschutzpolizisten am Übergang zwischen Jenin und der israelischen Stadt Afula im Norden Israels, an der Kreuzung zu Bet Enun nahe Hevron, in der Altstadt von Hevron, auf der Gush Etzion-Kreuzung, am A-Zaim-Übergang zwischen Jerusalem und der Autobahn Richtung Totes Meer führten dazu, dass die militärische Präsenz an diesen Knotenpunkten zusätzlich verstärkt werden musste. In vielen Fällen schützen Soldaten mit ihrem Körper die beistehenden Zivilisten während einer Attacke, in anderen kommen sie erst nach der Tat zur Hilfe, so wie im Fall meines Bekannten Me’ir Pavlovsky aus Hevron, welcher Anfang Oktober von einem Messerstecher lebensgefährlich verletzt wurde und nur durch ein Wunder gerettet werden konnte.

Erst gestern wurde ein 20-jähriger Grenzschutzpolizist lebensgefährlich verletzt, als ein arabischer Angreifer diesen auf der Autobahn 60 überfuhr. Der Terrorist wurde erschossen, der junge Mann wurde mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert.


Die eindeutige Gefahr, welche wir momentan mit der Luft einatmen, hat dazu geführt, dass, um das allgemeine Sicherheitsgefühl der Bewohner von Judäa, Samaria und ganz Israel zu verstärken, die Präsenz von Sicherheitskräften erheblich erhöht wurde. Wer jemals als Tourist in ruhigeren Zeiten in Israel zu Besuch gewesen ist und sich neben Soldaten mit Gewehr im Bus mulmig gefühlt hatte – wisst, dass es noch gar nichts gewesen ist im Vergleich zu der drückenden Anwesenheit von bewaffnetem Schutzpersonal in Städten und auf

Soldat an der Gush Etzion-Kreuzung.
Soldat an der Gush Etzion-Kreuzung.

den Straßen im letzten Monat. Sie stehen auf den Straßen Jerusalems, in den Banken, auf den Bushaltestellen, patroullieren in Gassen. In Judäa und Samaria hat sich die Überwachung um ein Deutliches erhöht  – die Autoattentate haben zu weiteren Betonwällen vor Bushaltestellen geführt; hinter den Betonklötzen in jede Fahrtrichtung stehen Soldaten in Bereitschaftsposition und in Helmen – auch diese Aufmachung ist neu. Seit dem 28.10, an welchem ein Hevroner Attentäter eine Frau neben unserem Supermarkt Rami Levy niedergestochen hatte, wurden Betonaden auch an der Einfahrt zum Supermarkt stationiert, auch

Einfahrt zum Supermarkt. Links und rechts sind Soldaten stationiert.
Einfahrt zum Supermarkt

dort Soldaten. Die Verkehrsinsel zwischen den Haltestellen an der Gush-Kreuzung wurde für Fußgänger abgesperrt – denn auch von diesen Übergängen gelangten Terroristen schneller zu Wartenden auf Haltestellen und griffen diese an. Anhaltefahrer, auch solche, die sich immer stur geweigert hatten, hinter den Betonaden zu stehen, stellen sich widerstandslos hinter diese, und um sie herum stehen Soldaten mit Finger auf dem Abzug und Helmen.

Anhaltefahrer in Gush Etzion
Anhaltefahrer in Gush Etzion

Es herrscht, so muss ich leider sagen, eine Atmosphäre der Militarisierung, die einerseits das Gefühl gibt, geschützt oder zumindest nicht allein gelassen zu sein inmitten einer feindlichen Bevölkerung – aber es ist eine Tendenz, die kaum jemandem innerhalb der jüdischen Bevölkerung gefällt. Entgegen der verbreiteten Annahme, die auch ich öfter als Vorwurf mitbekommen habe, freuen sich die „Siedler“ in Judäa und Samaria nicht über zusätzliche Grenzen, über Militärpräsenz oder Überwachung. Die hier aus ideologischer Überzeugung lebenden Juden sehen dieses Land als Teil ihres Erbes und ihres Landes, und sehen nicht ein, weshalb sie sich als Namensgeber dieser Gegend (immerhin, Judäa!) und als Rückkehrer hinter Zäunen, Soldaten und Kameras verstecken müssen, während die benachbarte arabische Bevölkerung keine Selbstschutzmaßnahmen aufwenden muss (wohl aber Kontrollmaßnahmen seitens der Armee). Schon allzu oft habe ich innerhalb der Siedlergesellschaft die Meinung gehört, die

Polizeipräsenz in Gush Etzion.
Polizeipräsenz in Gush Etzion.

Sicherheitsmauer, welche 2002 initiiert wurde, gehöre abgeschafft, und würde nur zu Beschämung der jüdischen Gemeinschaft und zu einer fälschlichen Schaffung von Fakten beitragen. Trotz ihrer praktischen Vorteile  – das Fernhalten von Attentätern vom israelischen Staatsgebiet – ist sie keine willkommene Maßnahme in den Augen der Siedler. In Judäa und Samaria gibt es Ortschaften, deren Bewohner sich immer und immer wieder weigern, ihren Ort einzuzäunen, und dadurch  in Auseinandersetzungen mit der Armee geraten, welche auf verstärkte Sicherheitsmaßnahmen gilt, um u.a. die eigene Bürde der Überwachung zu lockern. Und es gibt auch Beispiele, wo sich jüdische und arabische Einwohner zusammengetan haben, um gegen den Bau der Trennmauer zwischen den jeweiligen Ortschaften zu protestieren  – so in Efrat und den arabischen Dörfern drumherum.

Anhalterplatz, Gush Etzion Kreuzung, Polizeiabsperrung
Anhalterplatz, Gush Etzion Kreuzung, Polizeiabsperrung

Wir wissen wohl, dass gerade in dieser erneut angespannten Zeit, deren Abklang momentan nicht absehbar ist, der Schutz notwendig ist. Auch an Soldaten und Absperrungen haben wir uns gewöhnt, die dennoch das tagtägliche Zusammentreffen beider Bevölkerungsgruppen – der jüdischen und der arabischen – nicht verhindern, sondern nur bedingt sicherer machen. Aber die Militarisierung als Antwort auf Terror, welche viele aus der Perspektive der Palästinenser beklagen, hinterlässt auch bei uns Spuren, und nicht wenige.

Die israelische Realität hat niemals aufgehört, komplex zu sein.

Mehr Terror. Das Übliche.

Ich weiß, es scheint schon zu langweilen. Bei uns steht das Übliche auf dem Tagesplan. Noch immer und immer weiter Terror, in den „besetzten Gebieten“ und auch im gar nicht mehr so sicheren Rest von Israel.  Und weil es nichts Neues mehr ist, findet es daher wohl auch keine Erwähnung mehr auf der Welt außer in einigen jüdischen Journallien.

Gestern (21.10) war ein Tag durchsiebt von Attentaten seitens arabisch-muslimischer Terroristen auf jüdische Israelis – Soldaten wie Zivilisten – in Judäa und Samaria.

  • Jugendliche Terroristin, mit Messer bewaffnet, versuchte am frühen Morgen, in die Siedlung Yitzhar in Samaria einzudringen, wurde angeschossen und von der Armee zur medizinischen Behandlung überwiesen.
  • Ein Polizist wurde nahe der Siedlung Ofra in Süsamaria angefahren und leicht verletzt.
  • Zwei Terroristen attackierten junge Soldatinnen auf dem Adam-Kreisverkehr in Südsamaria (Binyamin-Region) – eine von ihnen wurde mit einem Messer schwer verletzt, die andere, ihre Freundin,  erschoss einen der Angreifer.

    Dikla, 19, Soldatin der Heimatfront-Brigade, wurde schwer verletzt (Bild: YNET)
    Dikla, 19, Soldatin der Heimatfront-Brigade, wurde schwer verletzt (Bild: YNET)
  • Eine Brandbombe wurde auf einen Bus in der Gush Etzion-Region (Judäa) geworfen.
  • In einem arabischen Auto nahe der Jerusalemer Vorstadt Ma’ale Adumim wurden Sprengsätze gefunden.
  • Am Abend wurde ein Autoattentat auf Soldaten bei der Stadt Bet Ummar (Judäa) verübt, nachdem diese zuvor mit Steinen beworfen wurden. Vier Soldaten wurden überfahren, zwei davon wurden schwer verletzt.

Am 20.10, vorgestern, forderte ein Attentat auf einen jüdischen Autofahrer südlich von Hevron den Tod des Fahrers, Avraham Asher Hasno, und das unter unklaren Bedingungen: Hasno wurde zunächst mit Steinen beworfen, und als er am Straßenrand anhielt, erfasste ihn ein palästinenisch-arabischer LKW und tötete ihn. Der Fahrer stellte sich kurze Zeit später der palästinensischen Polizei und behauptete, es handele sich um einen Unfall. Ergebnisse einer Unersuchung wurden bisher noch nicht veröffentlicht.

Am frühen Abend desselben Tages schließlich versuchte ein Attentäter aus dem Dorf Bet Awwa auf der Gush Etzion-Kreuzung (ca.400 m Luftlinie von meinem Haus entfernt), an der Bushaltestelle stehende Soldaten und Zivilisten zu überfahren und zu erstechen. Es gelang ihm, einige der Schutz-Betonklötze am Straßenrand niederzureißen und einen Zivilisten und einen Soldaten leicht zu verletzen, bevor er von Sicherheitskräften erschossen wurde.

Die Gush Etzion-Kreuzung in friedlicheren Tagen. Heute stehen dort noch mehr Betonklötze.
Die Gush Etzion-Kreuzung Richtung Jerusalem in friedlicheren Tagen. Heute stehen dort noch mehr Betonklötze.
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Gush Etzion-Kreuzung Richtung Hevron.

Das Ganze erlebte ich persönlich als äußerst surreal, da ich trotz meiner relativen Nähe zum Tatort nichts davon mitbekommen hatte und selig meine Zimmer streichte, bis ich endlich den Blick vom Farbeimer ins Handy richtete – und siehe da, von zwei Attentaten erfuhr, eins davon unmittelbar auf meinem Arbeitsweg…

Trotz der vorhandenen Bedrohungen und der allgemeinen Anspannung fahren die Menschen weiterhin zur Arbeit, warten auf den Bushaltestellen (auch wenn die Betonklötze vor den Haltestellen sich erneut vermehrt haben). Auch in den Siedlungen selbst wurden wieder arabische Arbeiter gesichtet.

 

 

(News-Quellen: IDF; Ynet, 0404, Times of Israel)

NEWS: Brandanschlag auf das Josefsgrab

Quelle: NRG
Quelle: NRG

In der Nacht auf heute (16.10.15) haben an die hundert randalierende palästinensische Araber aus der Stadt Shchem/Nablus das innerhalb des Stadtgebietes gelegene Josefsgrab, eine den Juden heilige Städte des Vorvaters Josef, des Urenkels Avrahams, in Brand gesetzt und die Behausung um das Grab zerstört. Sie warfen laut den Berichten der palästinenischen und israelischen Sicherheitskräfte Brandbomben in das Gebäude, in welchem sich das Grab befindet. Dazugekommene palästinenische Sicherheitskräfte schafften es nach einiger Zeit, die Randalierer zu verjagen, u.a. mit Schüssen in die Luft, und das Feuer zu löschen. Allerdings soll das Grab erheblich beschädigt worden sein.

Qjuelle: YNET
Qjuelle: YNET

Die israelische Armee gab zur Antwort, das Grab werde umgehend saniert werden und es soll ebenso garantiert werden, dass jüdische Gläubige freien Zugang zur Stätte erhalten sollen (Quelle: IDF). Später am Tag gab PA-Präsident Mahmud Abbas eine Rückmeldung dazu, in welcher er die Tat verurteilte und sagte, die Täter haben „unserer Religion einen schlechten Namen gemacht“. Er gab ebenfalls bekannt, man wolle mit israelischen Regierungsstellen die Sanierung der Grabstätte besprechen.

Hier liegt das Grab
Hier liegt das Grab

Das Josefsgrab, welches der jüdischen Tradition entsprechend an der Stelle steht, wo Josef, der Urenkel des Stammvaters Avraham und der Sohn von Ja’akov, begraben worden ist. Es ist eine der wichtigsten heiligen Stätten für die Juden. Der Zugang zum Grab wurde bisher durchgängig von der israelischen Armee bewacht, und religiösen Juden war der Zugang nur eingeschränkt und unter schwerer Bewachung erlaubt, da das Grab mitten in der Stadt Nablus/Shchem liegt, dessen Bevölkerung für ihre Feindseligkeit gegenüber Juden und Israelis bekannt ist. Viele Terrornetzwerke operieren in Nablus. Ebenso liegt in unmittelbarer Nähe das als „Flüchtlingslager“ bekannte Problemviertel Balata, ebenso ein bekannter Krisenherd und ein Zentrum von Terror und organisierter Kriminalität innerhalb der Stadt.

(Quellen: IDF, YNET, Channel 2)

Vorübergehend kein Zutritt

In fast ausnahmslos jeder Stadt in Israel werden Araber mit palästinensischem Pass und/oder israelischer Einwohnerkarte beschäftigt. Sei es als Bauarbeiter, Handwerker, Bauunternehmer, Angestellte, Gärtner, Klempner, Müllmänner. Es gibt Arbeiten in vielen Sektoren, die große Abnahme bei den palästinensischen Arabern und auch Arabern mit israelischem Pass finden. Dazu muss man sagen, dass viele dieser Berufe und Beschäftigungen als unbeliebt in der jüdisch-israelischen Bevölkerung gelten. Palästinensisch-arabische Dienstleister – Firmeninhaber, Verkäufer – welche Geschäfte mit Juden aus Israel betreiben, verlangen deutlich geringeres Geld  als ihre israelischen Counterparts. Arabische Arbeiter sind schnell, geübt, verlangen wenig, sind ausdauerfähig. Für viele dieser Menschen ist die Arbeit auf israelischem Territorium (incl.Zone C in Judäa und Samaria) die einzige Einkommensquelle für die Familie. Nicht alle der Arbeiter stammen jedoch aus Orten, die der jüdischen Bevölkerung wohlgesinnt sind, sondern können in allen möglichen arabischen Dörfern und Städten wohnen, die israelische Juden aufgrund von der ihnen dort drohenden Lebensgefahr nicht betreten dürfen – beispielsweise Hevron, Bet Fajjar, Shchem (Nablus), Bet Ummar, Zurif, Jenin.

Aus denselben Orten stammen auch die zahlreichen Funktionäre der verschiedenen Terrorkampfgruppen wie der Hamas, den Al-Quds-Brigaden, der Fatah etc., und ebenso aktive Terroristen und ihre Lehrlinge, welche entweder Stein- und Brandbombenwürfe auf israelische Autos verüben, Soldaten und Polizisten attackieren, Zivilisten in Großstädten niederstechen, niederschießen oder sich selbst in die Luft sprengen.  Alle sie leben auf engstem Raum nebeneinander, sind Teil derselben Gesellschaft, und allzu häufig kreuzen sich ihre Wege – und aus einem simplen Bauarbeiter oder Techniker wird ein mordlustiger Terrorist, wie das neueste Attentat in Jerusalem (13.10.15) anschaulich darlegt.

Nun dient diese Einleitung dazu, um die Reibung zwischen den beiden – einander von nicht besonders bis auf den Tod nicht wohlgesinnten – Bevölkerungsgruppen in Israel im regulären Alltag aufzuzeigen. Das Aufeinandertreffen sowie die das Niveau der Feindseligkeiten zwischen der jüdischen und der arabischen Bevölkerung sind in Judäa und Samaria noch erheblich größer als im offiziellen Staatsgebiet Israels. Die auf den Erfahrungen vor allem der letzten 30 Jahre basierenden Befürchtungen der Juden  vor den unvorhersehbaren Terrorattacken lokaler Araber, welche bei Juden arbeiten, führen dazu, dass viele gegen eine Beschäftigung von Arabern in jüdischer Umgebung protestieren. Was nur in wenigen Fällen anschlägt, da das gesamte Bauunternehmen, die Gastronomie und die Instandhaltung der Infrastruktur der Siedlungen auf den arabischen Arbeitern basiert. Auch glauben viele daran, dass das Aufrechterhalten der wirtschaftlichen Beziehungen und einer ökonomischen Balance stabile nachbarschaftliche Beziehungen fördern kann, was auch sich auch an einigen Beispielen erkenntlich zeigt, so die Kooperation zwischen den Bewohnern der Stadt Beitar Illit und der Stadt Hussan, welche direkt gegenüber liegt, und ebenso zwischen der Siedlung Efrat und den umliegenden arabischen Dörfern.

Hier liegt Efrat
Hier liegt Efrat

Jetzt sind aber Krisenzeiten angekommen. Tagtäglich finden in Jerusalem Attentate statt, und auch im Rest des Landes, durchgeführt von israelischen oder palästinensischen Arabern. Die Straßen innerhalb Judäas und Samarias werden durch Steine und Brandbomben und in einigen Fällen auch Schießereien und Entführungsversuche unsicher gemacht. Aufgrund der aufgeheizten Situation und der Besorgnis um die Sicherheit der Bevölkerung entschlossen sich Bezirksvorsitzende in Judäa und Samaria –

Hier liegt Beitar Illit
Hier liegt Beitar Illit

namentlich in Gush Etzion, in der Region der Südhevronberge und in einigen Regionen von Samaria, für arabische Arbeiter vorübergehend keinen Zutritt zu gewähren. Das Verbot gilt seit etwa zwei Tagen. Auch die ultraorthodoxen Städte  Beitar und Modi’in Illit haben beschlossen, zurzeit keine arabischen Arbeiter mehr hineinzulassen, obwohl sich diese Städte nicht als Teile der Siedlerbewegung zählen. Nach einigen Attentaten auf ultraorthodoxe Juden jedoch wurde diese Entscheidung dennoch getroffen.

Den Arbeitern, welche am Morgen des Verbots zur Arbeit gekommen waren, wurde ein Flyer in Hebräisch und Arabisch ausgehändigt, auf dem u.a. geschrieben stand:

Sehr geehrter Arbeiter/Unternehmer,

wir sind bestürzt über den vorübergehenden Schaden, der eurem  Einkommen zugefügt wird. Wir danken euch für Ihre treue Arbeit in unserer Siedlung. In der letzten Zeit werden wir, eure jüdischen Nachbarn…, welche mit euch auf denselben Straßen fahren, von Terroristen, die aus Ihren Dörfern stammen, angegriffen. Sie bewerfen uns mit Steinen und Brandbomben. Als Nachbarn, welche hier schon 40 Jahre leben und so Gott will noch viele Jahre leben werden, ist uns klar, dass dies nicht eure Art und Weise ist. Als Menschen, die ihr Einkommen von uns beziehen und uns kennen, wissen wir, dass ihr dies verurteilt. WIr fordern daher von euch, dass ihr von den Vorstehern eurer Dörfer verlangt, dieses ernstzunehmende Phänomen zu beenden, denn so können wir nicht weiterleben.“

(Quelle des Textes: 0404.co.il, Flyer der Gemeinschaften der Südhevronberge)

Heute, so berichtete mir der Bezirksvorsitzende von Gush Etzion, Davidi Perl, soll eine Sitzung stattfinden, in welcher die Sicherheitslage ermittelt und entschieden werden soll, das Verbot zu belassen oder aufzuheben.

Was noch einen unmittelbaren Treffpunkt zwischen Juden und Arabern betrifft – die Großsupermarktkette Rami Levy, in welcher sowohl die einen als auch die einen angestellt sind – , so ließ der Besitzer Rami Levy in einem Interview neulich verlauten, er würde als Sicherheitsmaßnahme die Bewachung an den Eingängen verdoppeln und Messer aus dem Sortiment entfernen. Allerdings weigerte er sich, die arabischen Angestellten zu vermindern und durch jüdische zu ersetzen – auch nicht an Reibungsorten wie Gush Etzion.

 

NEWS Updates: Terrorwelle

Leider keine „News“ mehr, sondern eine sich in alle Richtungen ausbreitende Entwicklung.
Heute wieder Terrorattacken „innerhalb“ und „außerhalb“ der Grünen Linie. Die Terroristen machen keinen Hehl daraus, dass die sog.“Grüne Linie“ eine Farce ist, denn ihre Zielobjekte sitzen auf beiden Seiten dieser Linie und nennen sich Juden. Und auf diese haben es muslimisch-arabische Terroristen mit „Palästinenser“-Etikett abgesehen.
So gab es heute und gestern Anschläge in Tel Aviv, Petach Tikva, Kiryat Gat. Steine auf reguläre Verbindungsstrecken nach Norden und Süden. Jetzt (Stand 19:27 Uhr) erreicht uns auf YNET eine Meldung über ein mögliches Messerattentat in der Nordstadt Afula. Alles Orte, die nichts mit „Siedlern“ zu tun haben – im internationalen Sinne. Aber alles jüdische Orte, welche legitime Ziele darstellen für Ideologen und ihre Anhänger, deren Idee darin besteht, Juden zu töten.
Und natürlich waren auch Jerusalem, die Straßen und Orte in Judäa und Samaria wieder Ziele für mordlustige muslimische Araber.

Me'ir Pavlovsky
Me’ir Pavlovsky

Heute wurde ein junger Mann namens Me’ir Pavlovsky in der Stadt Kiryat Arba bei Hevron niedergestochen. Me’ir ist ein entfernter Bekannter von mir und ist Teil derselben Lernbewegung für Russischsprachige in Israel und Ukraine wie ich, „Midrasha Zionit“ (das zionistische Lernhaus). Er wurde schwer verletzt und in das Shaarey Tzedek Hospital in Jerusalem eingeliefert. Wir beten für seine Gesundheit.

Heute flogen Steine auf israelische Autos auf der Autobahn 60 in Gush Etzion, bei Hevron, es gab Zusammenstöße in Samaria zwischen gewalttätigen arabischen jungen Männern und der Polizei bzw. der Armee.

In Jerusalem wurde ein 25-jähriger Jeschiwa-Student auf der Straßenbahnhaltestelle „French Hill“ niedergestochen und ebenso schwer verletzt. Der Täter – ein arabischer Israeli aus Shu“afat, Jerusalem. Gestern wurden in der Altstadt, dort, wo zuvor Rabbi Nehemia Lavi und Aharon Bennett getötet wurden, von einer arabischen Terroristin zwei Passanten angegriffen. Einer von ihnen schaffte es, auf die Angreiferin zu schießen und schwer zu verletzen.

In Tel Aviv wurde eine Soldatin niedergestochen, ein Offizier eilte ihr zur Hilfe und rannte dem Terroristen hinterher. In Petach Tikva stach ein Araber aus Hevron (wie kam er nach Petach Tikva?!) einen jungen Passanten nieder. In manchen Fällen werden die Terroristen getötet, in anderen verletzt und verhaftet.

Wer noch immer meint, eine „Intifada“ würde erst dann ausbrechen, wenn ein ranghoher Politiker sie als solche benennt, irrt. Eine „Intifada“ ist dann ausgebrochen, wenn sich ein jüdischer Mensch in Israel nicht mehr sicher sein kann, wenn er weiß, dass um ihn herum potenzielle Mörder herumlaufen, die sich der Idee verpflichtet haben, Juden zu töten.

Eigentlich nennt man das auch gar nicht „Intifada“. Vielmehr passt der Begriff „Bürgerkrieg“. Nur dass die andere Seite zumeist keine Staatsbürger sind, sondern eine fremde feindliche Bevölkerung darstellen. Dann kann man das „Bürger“ getrost weglassen, und bei „Krieg“ verbleiben. Würden die israelischen Führungskräfte das einsehen, würden sie vielleicht entsprechend reagieren. Aber darauf kann man, wie die Geschichte beweist, lange warten.

 

Deutsche Medienwortwahl der letzten Tage

„Siedlerpaar“ „Zwei Siedler“ “ ‚palästinensischer Terrorismus‘ “  „mutmaßliche Mörder“  vs. „palästinensischer Junge/Teenager“.

Das sind die Überschriften und Titel, mit welchen die deutsche Presse in den letzten Tagen den Mord an Rabbi Eytam und Na’ama Henkin und die Ereignisse um diesen herum bedachte. Kamen in den Artikeln selbst ausführlichere Erklärungen zum ominösen „Siedlerpaar“ vor, so war der abstoßende Effekt dieses durch die Abwesenheit jeglicher journalistischen Ethik gekennzeichneten Begriffs schon durch den ersten Blick auf die Schlagzeile erreicht. Selbst Soldaten, die direkten „Handlanger“ der israelischen „Besatzungsmacht“, bekamen in den deutschen Medien eine ihrem Dienst entsprechende Bezeichnung. Nicht aber Na’ama und Eytam, das „Siedlerpaar“.

Schlagzeile der Tagesschau zur Gefangennahme der Mörder von Na'ama und Eytam Henkin. 05.10.15
Schlagzeile der Tagesschau zur Gefangennahme der Mörder von Na’ama und Eytam Henkin. 05.10.15

Insbesondere die Tagesschau und die Süddeutsche Zeitung, aber auch die Rheinische Post, der Deutschlandfunk, die Deutsche Welle und andere bedienten sich der degradierenden Wortwahl. Eine Parteinahme oder eine direkte Deutung auf die politische Linie der jeweiligen Redaktionen zu verschleiern war schon gar nicht mehr vonnöten. Der Präfix „Siedler-“ (-auto, -kinder, -häuser, -paar et al.) ist bei den deutschen Medien eine willkommene Abwechslung zum immer wiederkehrenden Mantra „Juden-„. Denn wenn Juden heutzutage aufgrund ihres Jüdischseins erneut als Opfer herhalten müssen, kann man diese nach „Siedlern“ und „Nichtsiedlern“ selektieren. Das Siedler-Präfix ist eine bequeme Entfremdung vom eigentlichen Mensch- und Jüdischsein, es deutet auf eine Teilnahme und Mitschuld im Konflikt hin und dient auch als ein erfogreiches Alibi, um den palästinensisch-arabischen Terrorismus im selben Artikel in Anführungszeichen zu setzen, die Mörder als mutmaßlich zu bezeichnen, und so die Handlungen im Sinne einer palästinenserfreundlichen Politkorrektheit zu relativieren.

Was aber keinesfalls relativiert oder mit besonderen Titel bedacht wurde, waren der Tod eines 18- und eines 13-jährigen Aufständischen, welche jeweils bei gewalttätigen Ausschreitungen gegen israelische Sicherheitskräfte erschossen wurden. Der Minderjährige, welcher im Zuge der Zusammenstöße mit den Sicherheitskräften  erschossen wurde (noch ist unklar, unter welchen genauen Zusammenhängen), wurde „palästinensischer Junge bzw.Teenager“ genannt. Beide erhielten in den Nachrichtenmeldungen mindestens so viel Berichtplatz wie der Mord an den Eltern Na’ama und Eytam vor den Augen ihrer Kinder, und doppelt so viel Platz wie die jüdischen Opfer Rabbi Nehemia Lavi und Aharon Bennett, welche am Samstagabend (04.10) von einem arabischen Terroristen in der Jerusalemer Altstadt ermordet wurden. Deren Namen oer Details zu deren Ermordung waren den Journalisten keine Erwähnung wert. Nur in einem WELT-Beitrag vom 03.10 wurde das Attentat in Jerusalem ausführlich besprochen, auch die Details zur verletzten Frau eines Getöteten wurden wiedergegeben. Das hinderte die WELT leider nicht daran, in den Beiträgen der Tage danach die Wortwahl „Siedler/-paar“ zu benutzen.

All diese Beispiele werden jemandem, der die Israel-Berichterstattung nicht erst seit gestern verfolgt, nichts Neues über die Art und Weise der deutschen Medieneinstellung zu Israel und seinen Juden verraten. Sie dienen allerdings explizit als Nachweise dafür, dass in einer Zeit, wo die Medien nebst den Politikern den größten Aufwand darauf legen, ihre Kundschaft politisch zu beeinflussen und ihr interessenbezogene Falschinformation zu unterbreiten, es umso wichtig ist, Dinge beim Namen zu nennen, und nicht die Berichterstattung ohne Nachfrage hinzunehmen. Die Medienwelt ist nicht minder ein Kriegsschauplatz geworden als die Straßen der Jerusalemer Altstadt oder von Gush Etzion. Daher werde auch ich die Entblößung von Falschinformationen und gängig gebrauchten Worthülsen weiterhin betreiben, insbesondere im Bezug auf die Juden in Judäa und Samaria.


 

→ Ein weiterer, sehr gut recherchierter und qualitativer Beitrag zum Thema Deutschsprachige Medien und die aktuelle Nahostberichterstattung, von Lizas Welt.

 

Ruf zur Selbstverantwortung

Ich habe den Eintrag zum Mord an Na’ama und Eytam Henkin unter dem Stichwort „Siedleralltag“ hochgeladen, und nicht etwa aus Zynik. Das Geschehene ist der Alltag unserer Bevölkerung hier. Ein täglicher Anteil an unserem Bewusstsein, an unseren Gefühlen, Träumen, Zukunftsvorstellungen.

Vor Kurzem hat die Tagesschau unter Beiwirkung von Journalist Markus Rosch einen Beitrag zum „traurigen Alltag in den Palästinensergebieten“ gegeben. Unser jüdischer Alltag  in denselben „Palästinensergebieten“ – und das noch lange vor der Ermordung von Na’ama und Eytam! –  hat dort keinen Platz gefunden, wieder einmal – wie schon immer. Eine Realität, in welcher normative

Mein Beitrag an Markus Rosch auf Facebook. 02.10.15
Mein Beitrag an Markus Rosch auf Facebook. 02.10.15

Bürger, wertvolle Träger der Gesellschaft – ach was, zum Kuckuck! Unschuldige Frauen, Männer und Kinder neben Menschen und Gruppierungen leben, deren moralische Werte ihnen vorgeben, tagtäglich nach deren Tod zu trachten!  Welche sie mit Lebensgefahr fast in jedem Aspekt ihres Lebens konfrontieren und dies mit Unterstützung der Weltgemeinschaft tun –  wie das Geld, das in die Hände arabischer Vereinigungen, Terrorgruppen und Verwaltungen fließt, und die Flagge dieser Menschen am UN-Hauptquartier beweisen – diese Realität ist nicht von Wert und nicht von Interesse für diejenigen, die sich für „Berichterstattung im Nahen Osten“ aussprechen. Der widerliche doppelte Standart, den deutsche Medien an den Tag legen, wenn es heißt, Lebensrecht der Einen gegen das Lebensrecht der Anderen zwischen Juden und Arabern in unserem Gebiet aufzuwiegen, wird nicht nur nicht mehr verschleiert – er wird offen und gültig an den Tag gelegt. Denn das ist die Leitlinie, welche in der westlichen Öffentlichkeit gegenüber uns gilt: Juden haben keinen Anspruch auf ein gleichwertiges Lebensrecht in ihrem historischen Heimatland. Juden haben keinen Anspruch auf Mitspracherecht im Diskurs um ihr eigenes Heimatland, und im Diskurs über Standarts von Moral und Menschlichkeit. Juden haben keinen journalistischen Wert in der Berichterstattung.

Und genau deshalb sollten Juden sich das nicht gefallen lassen. Die Zeiten sollten vorbei sein, in welchen wir auf das Gewissen der Weltöffentlichkeit gewartet haben, dass wir auf die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit gewartet haben, dass wir auf die Legitimation durch die Weltöffentlichkeit gewartet haben. Nicht zuletzt haben wir dies bei der Gründung des Staates Israel selbst bewiesen –  das Warten kostete uns 6 Millionen. Das Handeln brachte uns unser Land zurück, und der Weg zur kompletten Rückkehr ist noch nicht bis zum Ende gegangen. Immer mehr Menschen in Israel verstehen, „dank“ der oben angeführten Dinge und des Bewusstseins dafür, dass sich die Aufmerksamkeit und die Handlungsweise der die Weltöffentlichkeit repräsentierenden Handlungsträger sich nicht nach ethischen Werten richtet und sich niemals danach richten wird. Der Traum von Brüderlichkeit und globaler Solidarität ist kein Vertrag und keine Zielabsicht, sondern eine Gemütslaune und ein philosophisches Konstrukt, und wie ein jedes solches suggeriert es etwas, wofür es nicht verbindlich einstehen kann.

Jeder Mensch und jede Gemeinschaft ist für ihr eigenes Überleben selbst verantwortlich.

Nicht, dass wir Juden, wir Israelis und wir „Siedler“ es nicht schon aus den Jahrhunderten zuvor gewusst haben. Aber entgegen dem allseits umspannenden Drang zur Selbstauflösung im scheinbaren universalen Humanismus ist jede Entlarvung diesen als Lüge ein Weckruf, der den süßen Nebel der Verliebtheit in diese erfundenen Ideale mit einer Dreistheit vertreibt, und uns zuruft – öffnet die Augen, werdet nüchtern, nimmt euer Gesetz und euren Gott und geht voran, verjagt den giftigen Nebel aus euren Augen und Gemütern. Nur so garantiert ihr, dass das Chaos, das hinter euch ausbricht, euch nicht in seinen Abgrund ziehen wird.

 

 

NEWS: Jüdisches Elternpaar von Terroristen im Auto hingerichtet

Mit Entsetzen, in tiefster Trauer und Wut berichte ich über diese Tat.

Seht in ihre Gesichter, und seht nicht weg. Na'ama und Eytam Henkin hy"d (Quelle: INN)
Seht in ihre Gesichter, und seht nicht weg. Na’ama und Eytam Henkin hy“d
(Quelle: INN)

Gestern abend (01.10.15) fuhren das Elternpaar Na’ama und Rabbiner Eytam Henkin, in ihren 30ern aus der Siedlung Neria, mit ihren vier Kindern auf der Autobahn 555 in Samaria, zwischen den Ortschaften Elon More

Karte zum Attentatsort
Karte zum Attentatsort

und Itamar, im Umkreis der Stadt Shchem (Nablus). Die Autobahn führt am arabischen Ort Bayt Furik vorbei. In der Nähe von Bayt Furik wurden aus einem vorbeifahrenden Auto auf das Fahrzeug von Familie Henkin mehrere Schüsse abgefeuert. Beide Eltern wurden schwer verletzt. Ihr Auto hielt auf der Straße an. Vorbeifahrende israelische Fahrer erkannten, dass es sich um eine Terrorattacke handelte, und riefen Einsatzkräfte. Als erste medizinische Versorgung ankam, bemühten sie sich, Na’ama und Eytam wiederzubeleben, doch mussten in kurzer Zeit ihren Tod feststellen. Die vier Kinder – Matan Hillel, 9, Nitzan Yitzhak, 7, Netta Eliezer, 4 und Baby Itamar (8 Monate) – waren direkte Zeugen der Ermordung ihrer Eltern, wurden leicht verletzt, aus dem Auto evakuiert und zur Erstversorgung nach Itamar gebracht.

Hier liegt Neria/Talmon B
Hier liegt Neria/Talmon B

Die Armee gelangte am Ort des Geschehens an und eröffnete eine breite Fahndung nach den Tätern. Noch ist unbekannt, aus welchem Ort der Täter stammen könnte. An die vier zusätzlichen Einsatztruppen, die zur Region beordert wurden, bekamen den Befehl, die umliegenden Dörfer einzukesseln und eine verstärkte Durchsuchung und Fahndung einzuleiten.

Quelle: INN
Quelle: INN

Die Nachricht verbreitete sich über soziale Netze, Radio und Schnellnachrichtendienste wie 0404 über das ganze Land. Einwohner in Judäa und Samaria organisierten Spontanzusammenkünfte an öffentlichen Kreuzungen mit Israelflaggen.

Auf dem Jerusalemer Friedhof. Quelle: INN
Auf dem Jerusalemer Friedhof. Quelle: INN

Heute morgen (02.10.15) um 11 Uhr wurde, entsprechend dem jüdischen Gesetz, das Ehepaar Henkin auf dem „Har Hamenuchot“-Friedhof in Jerusalem beigesetzt. Zum Begräbnis waren tausende Anwesende erschienen, darunter viele, welche das Paar nicht persönlich gekannt hatten. Israels Präsident Ruven Rivlin erschien ebenso zur Beerdigung. Er sprach über die Persönlichkeiten von Na’ama und Eytam, die er viel zu späte habe kennenlernen können. Er zitierte einen Brief, den die Ermordete früher im Jahr an ihn nach dem Mord an Dani Gonen geschickt hatte, und dass er ihr geantwortet habe. Zudem stärkte Rivlin, der sich nach dem Brandanschlag im arabischen Dorf Duma und noch vor dem Ermittlungsergebnissen äußerte „Mein Volk wählte den Weg des Terrors“, in seiner Ansprache die Siedlerbewegung und nannte die jüdischen

Präsident Ruven Rivlin
Präsident Ruven Rivlin

Bewohner von Judäa und Samaria „die Ersten an der vordersten Front“ im Kampf gegen den Terrorismus, die den „Preis zahlen, der zu schwer zum Tragen “ sei: „Der Terror folgt uns seit den Tagen von 1929 bis heute. Wir haben nie aufgrund des Terrors gebaut und werden nicht für einen Moment aufhören, wegen des Terrors zu bauen.“

 

Verwandte hielten Ansprachen auf die Ermordeten. Die Großeltern, welche den Zusammenhalt und die offenkundige gegenseitige Liebe des Ehepaares ins besondere Licht stellten, versprachen, die Kinder gemeinsam aufzuziehen. Der älteste Sohn der Familie Henkin, Matan Hillel (9 Jahre), sprach das Kaddisch-Gebet, welches für Verstorbene gesprochen wird. Er war Augenzeuge des Mordes an seinen Eltern.

Während der Beisetzung von Na’ama und Eytam hielten Bewohner von Judäa und Samaria Protestkundgebungen in der gesamten Region, versammelten sich auf Kreuzungen, wehten Israelflaggen und sperrten teilweise Straßen ab.

Rabbiner Eytam lehrte an einem Frauenseminar in Jerusalem, und hatte sein erstes Buch zu jüdischer Denk-und Lebensweise schon mit 20 veröffentlicht. Er war ein vielversprechender Pädagoge und Rabbiner. Na’ama arbeitete als erfolgreiche Grafikerin und schrieb einen Blog bei PointOfView.org.il, einer Blogplattform für Frauen aus Judäa und Samaria in Englisch.

An der Gush Etzion-Kreuzung. Foto: Nadia Matar
An der Gush Etzion-Kreuzung. Foto: Nadia Matar
An der Gush Etzion-Kreuzung. Foto: Nadia Matar
An der Gush Etzion-Kreuzung. Foto: Nadia Matar
An der Gush Etzion-Kreuzung. Foto: Nadia Matar
An der Gush Etzion-Kreuzung. Foto: Nadia Matar
In Kochav Hashachar, Samaria. Foto:INN
In Kochav Hashachar, Samaria. Foto:INN
Bei Bet Haggai. Foto: M.Dana-Picard
Bei Bet Haggai. Foto: M.Dana-Picard

Die Regionalverwaltung warnt…

Die Nachrichten (zumindest in Israel) berichten schon über eine Woche von vermehrten Zusammenstößen von gewalttätigen arabischen Randalierern in Jerusalem mit Sicherheitskräften und ziviler Bevölkerung – auf den Verkehrsstraßen, in der Altstadt, auf dem Tempelberg. Der Tod von Alexander Levlowitz am 13.09.15 (Neujahrsabend) konnte der Bevölkerung nicht entgehen. Seit diesem sind in und um die Hauptstadt herum noch viele Steine und Brandbombencocktails durch die Luft gesaust. Sprich, dass die Lage in Jerusalem angespannter ist, als sie vor Kurzem noch gewesen ist, sollte eindeutig sein.

Ab und zu tauchen Meldungen oder zitierte Aussagen hochrangiger Sicherheitsvertreter auf, welche auf eine „Aufheizung der Stimmung“ auch in den Gebieten von Judäa und Samaria hinweisen. Zwar kann man dort keinen Tag lang von einer „Entspannung“ sprechen, dennoch scheint die Gewaltwelle auch um uns keinen Umweg zu machen. Selten tauchen in den traditionellen israelischen Medien Meldungen zu Unruhen und Attentatsversuchen  in Judäa und Samaria auf – seltener, als diese tatsächlich stattfinden. Nicht jeder Angriff auf einen Kontrollposten, auf einen Soldaten, nicht jeder Stein- oder Brandbombenwurf auf ein vorbeifahrendes Zivilauto werden dokumentliert. Internetplattformen und sog.“neue Medien“ wie 0404.co.il, Facebook, aber auch die lokal vertretenen Kanäle mit eher religiös oder konservativ gerichteten Zielgruppe, so die Seite INN.co.il, informieren mal mehr, mal weniger über die Vorkommnisse.

Aus meiner diesjährigen Arbeit beim Sicherheits- und Überwachungszentrum des Regionalbezirkes Efrat weiß ich um die Häufigkeit der „gewohnten“ Vorfälle  – Steinwürfe, Brandbomben, verdächtige Personen, und die dadurch verursachten Einsätze von Sicherheitskräften. Es ist für diese kaum möglich, zur Echtzeit die Täter, wenn über diese von einem Zivilisten berichtet wird, zu ergreifen und festzunehmen. Die Meldung, die am Meisten per Funk übermittelt wird nach einem erneuten Einsatz an Ort und Stelle eines Steinwurfes, eines gezündelten Brandes u.ä. – „keine Befunde“. Erst bei speziellen Nachtdurchsuchungen oder Recherche durch armeeinterne Nachrichtendienste können manche der Täter aufgefunden werden, aber auch da ist die Effizienz nicht immer hoch, da die Indizien fehlen, und die Familien bzw. die Bewohner der arabischen Siedlungen die Betreffenden nicht freiwillig herausgeben.  Zurück bleiben dann zerschmetterte Fensterscheiben, abgefackelte Wälder, angebrannte Autos und ein ständiges Gefühl, mit einer anderen Realität wäre so bald nicht zu rechnen.

Wie dem auch sei. Am Freitagmorgen schickte der Vorsitzende Davidi Perl im Namen der Regionalverwaltung an die Bewohner von Gush Etzion eine Mail mit dem folgenden Inhalt:

„In den letzten Wochen erleben wir einen fühlbaren Anstieg von Terrorakten in Gush Etzion. Steinwürfe, Brandbomben und Attentatsversuche ereignen sich tagtäglich. Viele Terrorhandlungen, die nur durch ein Wunder bisher keine Opfer brachten.

Die Vorkommnisse, die sich bei uns ereignen, sind Teil abgestimmter und geplanter Aktionen, welche dazu dienen, Schaden anzurichten und die Regionen von Judäa, Samaria und Jerusalem aufzuheizen. Das soll natürlich keinen Trost darstellen, und die Regionalverwaltung ist unermüdlich aktiv in ihrer Zusammenarbeit mit den Sicherheitsbeauftragten, um eine Truppenverstärkung und einen kompromisslosen Kampf gegen die Terroristen zu erwirken. Ein jeder von Ihnen ist in diesen Tagen gefordert, doppelte Vorsicht walten zu lassen und wachsam zu sein. Es ist sehr wichtig, dass diejenigen der Einwohner, die ihren Wagen noch nicht geschützt haben, dies umgehend tun. Es kostet kein Geld und rettet Leben!

Auf das wir mit Gottes Willen bald Frieden und Gutes erleben werden. „

Etwas von mir: In meinem Alltag, der sich momentan rund um Alon Shvut dreht, erlebe ich momentan keine Unruhen oder Gewalt. Mir geht es gut, und das oben Geschriebene sollte dennoch niemanden stören, hierher zu kommen, insbesondere, wenn jetzt die Sukkot-Feiertage anfangen und ganz Israel zum Wandern und Picknicken aufbricht. In allen Siedlungen hört man bis spät in die Nacht ein Hämmern und Herumwerkeln – die Männer und Jungen (zumeist) arbeiten an den „Laubhütten“ für das Laubhütten (Sukkot-)-Fest, welches am Sonntagabend beginnen wird. Die Bilder werde ich mit euch noch teilen.

Wünsche allen eine gute Zeit und viel Ruhe.

Chaya