Ich habe den Eintrag zum Mord an Na’ama und Eytam Henkin unter dem Stichwort „Siedleralltag“ hochgeladen, und nicht etwa aus Zynik. Das Geschehene ist der Alltag unserer Bevölkerung hier. Ein täglicher Anteil an unserem Bewusstsein, an unseren Gefühlen, Träumen, Zukunftsvorstellungen.
Vor Kurzem hat die Tagesschau unter Beiwirkung von Journalist Markus Rosch einen Beitrag zum „traurigen Alltag in den Palästinensergebieten“ gegeben. Unser jüdischer Alltag in denselben „Palästinensergebieten“ – und das noch lange vor der Ermordung von Na’ama und Eytam! – hat dort keinen Platz gefunden, wieder einmal – wie schon immer. Eine Realität, in welcher normative

Bürger, wertvolle Träger der Gesellschaft – ach was, zum Kuckuck! Unschuldige Frauen, Männer und Kinder neben Menschen und Gruppierungen leben, deren moralische Werte ihnen vorgeben, tagtäglich nach deren Tod zu trachten! Welche sie mit Lebensgefahr fast in jedem Aspekt ihres Lebens konfrontieren und dies mit Unterstützung der Weltgemeinschaft tun – wie das Geld, das in die Hände arabischer Vereinigungen, Terrorgruppen und Verwaltungen fließt, und die Flagge dieser Menschen am UN-Hauptquartier beweisen – diese Realität ist nicht von Wert und nicht von Interesse für diejenigen, die sich für „Berichterstattung im Nahen Osten“ aussprechen. Der widerliche doppelte Standart, den deutsche Medien an den Tag legen, wenn es heißt, Lebensrecht der Einen gegen das Lebensrecht der Anderen zwischen Juden und Arabern in unserem Gebiet aufzuwiegen, wird nicht nur nicht mehr verschleiert – er wird offen und gültig an den Tag gelegt. Denn das ist die Leitlinie, welche in der westlichen Öffentlichkeit gegenüber uns gilt: Juden haben keinen Anspruch auf ein gleichwertiges Lebensrecht in ihrem historischen Heimatland. Juden haben keinen Anspruch auf Mitspracherecht im Diskurs um ihr eigenes Heimatland, und im Diskurs über Standarts von Moral und Menschlichkeit. Juden haben keinen journalistischen Wert in der Berichterstattung.
Und genau deshalb sollten Juden sich das nicht gefallen lassen. Die Zeiten sollten vorbei sein, in welchen wir auf das Gewissen der Weltöffentlichkeit gewartet haben, dass wir auf die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit gewartet haben, dass wir auf die Legitimation durch die Weltöffentlichkeit gewartet haben. Nicht zuletzt haben wir dies bei der Gründung des Staates Israel selbst bewiesen – das Warten kostete uns 6 Millionen. Das Handeln brachte uns unser Land zurück, und der Weg zur kompletten Rückkehr ist noch nicht bis zum Ende gegangen. Immer mehr Menschen in Israel verstehen, „dank“ der oben angeführten Dinge und des Bewusstseins dafür, dass sich die Aufmerksamkeit und die Handlungsweise der die Weltöffentlichkeit repräsentierenden Handlungsträger sich nicht nach ethischen Werten richtet und sich niemals danach richten wird. Der Traum von Brüderlichkeit und globaler Solidarität ist kein Vertrag und keine Zielabsicht, sondern eine Gemütslaune und ein philosophisches Konstrukt, und wie ein jedes solches suggeriert es etwas, wofür es nicht verbindlich einstehen kann.
Jeder Mensch und jede Gemeinschaft ist für ihr eigenes Überleben selbst verantwortlich.
Nicht, dass wir Juden, wir Israelis und wir „Siedler“ es nicht schon aus den Jahrhunderten zuvor gewusst haben. Aber entgegen dem allseits umspannenden Drang zur Selbstauflösung im scheinbaren universalen Humanismus ist jede Entlarvung diesen als Lüge ein Weckruf, der den süßen Nebel der Verliebtheit in diese erfundenen Ideale mit einer Dreistheit vertreibt, und uns zuruft – öffnet die Augen, werdet nüchtern, nimmt euer Gesetz und euren Gott und geht voran, verjagt den giftigen Nebel aus euren Augen und Gemütern. Nur so garantiert ihr, dass das Chaos, das hinter euch ausbricht, euch nicht in seinen Abgrund ziehen wird.