Schlagwort-Archive: israel

Uwe sagte „YES“

Schalom, Chemnitz. Foto: schalom-chemnitz.de
Schalom, Chemnitz. Foto: schalom-chemnitz.de

Der Eingang schaut einladend aus. In den Fenstern stehen jüdische Symbolleuchter, an den Wänden im Innenraum hängen Bilder. Die Wand am Saal-Ende, gleich nach der Bar, ist tapeziert mit Fotos von historischem Wert; darauf wurde der Restaurantbesitzer mit seinen berühmten Besuchern über die Jahre hinweg abgelichtet. Im anderen Teil des Raumes befindet sich ein großes, farbiges, mit jüdischen Symbolen gespicktes Wandgemälde. Momentan ist es noch keine Öffnungszeit, aber anhand der Tischanzahl kann man

Schalom, Chemnitz. Foto: schalom-chemnitz.de
Schalom, Chemnitz. Foto: schalom-chemnitz.de

absehen, dass es hier unter der Woche generell nicht still zu sein scheint. An der Wand steht ein altmodisch wirkendes Klavier mit zwei Kerzenleuchtern und signalisiert mit seinem Retro-Look, dass dieses Restaurant nicht auf den Kopfsprung in die Moderne setzt, sondern auf ein Gefühl von Vertrautheit und Heimatmosphäre. Das Gebäude selbst ist groß und geräumig, sehr schlicht, mit hoher Decke und großen, auch bei häufig grauem Wetter viel Licht spendenden Fenstern. Ein typisches Chemnitzer Gebäude eben, das sich nicht besonders vom restlichen Stadtbild unterschiedet, 1870 erbaut, an der Heinrich-Zille- Straße im „Chemnitzer Brühl“, nahe des Stadtzentrums.

Eine jüdische Story
Geschäftsführer Uwe Dziuballa
Geschäftsführer Uwe Dziuballa

Wer sich so im Restaurant umsieht und nicht näher mit dem jüdischen Leben in Chemnitz oder Sachsen bekannt ist, wird sich kaum denken können, dass Geschäftsführer Uwe Dziuballa erst vor zweieinhalb Jahren den Umzug in diese Straße vollzogen hat, und zwar nicht etwa wegen Platzmangel oder auf der Suche nach besserer Kundschaft, sondern vor allem wegen großflächiger Bedrohung durch lokale Neonazis. Das ehemalige „Schalom“ lag näher an der Innenstadt und wurde regelmäßig Schauplatz von Angriffen von Schmierereien bis Scheibeneinwürfen durch Extremisten, welche auch vor Drohungen, Schweinsköpfen und anderem nicht zurückschreckten. Lokale und landesweite Medien berichteten über die Schließung des Restaurants im März 2012, über die Unfähigkeit der Polizei, die Täter zu fassen, und lobten den Durchsetzungswillen von Dziuballa, nicht aufzugeben, sondern mit Bruder Lars Ariel an einer Wiedereröffnung zu arbeiten. So ist die Biografie dieses Lokals, das sich scheinbar so natürlich in die Umgebung von Chemnitz einfügt, erst aber im März 2000 eröffnet wurde, übersät mit Höhen und Tiefen und nicht zuletzt Vertreibung und Neuanfang. Eine jüdische Geschichte eben, in gewissem Sinne.

In den deutschen Medien lassen sich einige Berichte über das „einzige koschere Restaurant in Sachsen“ (Jüdische Rundschau, 8/2014) und über Uwe Dziuballa, Jahrgang 1965, den hochgewachsenen, schlanken Unternehmer und gebürtigen Chemnitzer finden. Was mich aber nun interessierte, war nicht Uwes spannende Lebensgeschichte zwischen DDR, Jugoslawien, USA und Bundesrepublik, sondern sein neuestes Projekt. Als bekanntem Aktivisten, der 1998 den Verein Schalom e.V. gründete, um „deutsch-israelisch-jüdische Begegungen“ zu provozieren (und dem dann das Restaurant selbst in 2000 folgte), ist ihm die Verwirklichung waghalsiger Ideen in fast komplettem Alleingang nichts Neues und scheint auch nicht besonders zu schrecken.

Und Uwe sagte „YES“

Seit mehreren Jahren schon versuchte sich die Europäische Union darauf zu einigen, unter welchen Bestimmungen und Gesetzesparagrafen sie die israelischen Waren, welche in Fabriken innerhalb der Judäa und Samaria-Region fabriziert worden sind, kennzeichnen will. Einzelne Mitgliedsstaaten der EU, allen voran Großbritannien, Belgien und Frankreich, hatten darauf gedrängt, das lange Zeit nicht angewandtes Herkunftsgesetz der EU in Bezug auf Israel  „endlich“ in Kraft zu setzen (DIE SIEDLERIN berichtete). Die vermehrte Aufmerksamkeit und die Eile, mit welcher die europäische Staatengemeinschaft auf die Durchführung der Warenkennzeichnung drängte, ließ den Verdacht offen, dass dabei nicht nur ein wiedererwachter Sinn für Gesetzestreue eine Rolle spielten, sondern gehöriger politischer Druck.

Während also die europäischen Medien über eine baldige Einführung der Warenkennzeichnung spekulierten, die israelischen Nachrichtenseiten vor einem Warenboykott warnten, die Stadtverwaltung des isländischen Reykjavik auf ein Einfuhrverbot aller israelischer Waren drängte und Benjamin Netanyahu vergeblich an die unrühmlichen Warenkennzeichnungen jüdischer Produkte zur Nazizeit erinnerte, machte sich Uwe Dziuballa auf, auf seine Art einem Boykott entgegenzuwirken.

Yes„I say YES to Jewish products“ (Ich sage JA zu jüdischen Produkten) heißt die Initiative, und will gegen einen industriellen Boykott des Staates Israel und um Unterstützung für israelische Betriebe werben, die von einem solchen in Zukunft betroffen werden könnte. Dziuballa ließ Aufkleber mit dem Slogan und einem originellen Logo drucken, wappnete sich mit einem finanziellen Konzept und begann, diese auf der Theke für alle sichtbar zu verkaufen. Im Juni 2015 berichtete die lokale BILD-Zeitung über ihn – da hatte er schon 1500 Aufkleber mit 1€ pro Stück verkauft. So weit, so gut. An wen aber geht aber der Erlös? Und was verspricht sich Dziuballa von der Idee? Ich habe mich mit ihm darüber unterhalten.

⇒ Herr Dziuballa, wie kamen Sie überhaupt auf die Idee, eine aktive Tätigkeit in der jüdischen Gemeinschaft auszuüben? Sie wissen ja, es gibt viele Juden, genau wie sie, die sich aber lieber um ihr persönliches Wohl kümmern, anstatt sich der Gemeinschaft zur Verfügung zu stellen.

Mal abgesehen von meiner generellen Entwicklung, bei der mein Vater immer großen Wert darauf gelegt hat, mich für schwächere Mitmenschen in der Schule einzusetzen, habe ich den Spannungsbogen in der deutschen Gesellschaft kaum ausgehalten – entweder du bist als Jude der Aggressor, der auf Palästinenser eindrischt, oder du bist das Opfer, welches die Schoah überlebt hat. Es gab eigentlich keine Grauzonen. Als ich dann die Gelegenheit hatte, in den USA einige Monate zu leben, habe ich jüdisches Leben als ganz normalen Teil des Alltags kennengelernt. In New York oder in Miami war man als Jude – gleich, welche Strömung – Teil des „Stadtbildes“ und weder machte sich besondere Aggression noch überschwängliche Liebe breit. Dies hat mir sehr gefallen. Man war als Jude Teil der Gesellschaft, der wie ein Stück Zucker im Kaffee aufgeht, nur dass der Kaffee etwas süßer schmeckt. Und dann kommt hinzu, dass ich als Jugendlicher während meiner Zeit in Jugoslawien und eben in den USA merkte, wie gut es tut, bei aller Stärke des Charakters, wenn man hin und wieder in bestimmten Situationen auch mal eine helfende Hand entgegengestreckt bekommt.

Als ich 1993 wieder nach Deutschland gekommen bin, habe ich noch immer diese Reduzierung der jüdischen Geschichte in Deutschland auf die nationalsozialistische Herrschaft und Unterdrückung von Palästinensern in Israel reduziert vorgefunden. Parallel stieg die Mitgliedszahl auch in der jüdischen Gemeinde in Chemnitz an und keiner konnte mit dem „neuen Potential«“ (der jüdischen Einwanderer aus der ehem.Sowjetunion, Anm.d.A.) etwas anzufangen. Mein Erleben von „Normalität“ oder besser Gelassenheit in den USA, das wachsende Potential an Juden aus Russland in Chemnitz und mein Grundcharakter haben mich mit Verbündeten den Verein SCHALOM gründen lassen.

Als Folge der Vereinsgründung wurde auch die Idee für das Restaurant „SCHALOM“ geboren, das heute noch immer das einzige koschere Restaurant in Sachsen ist, richtig?

Die Bar. Foto: schalom-chemnitz.de
Die Bar.
Foto: schalom-chemnitz.de

Da mir bald durch die Sozialarbeit, Bildungsarbeit und Kulturarbeit langsam das Geld ausging, habe ich die Gastronomie gegründet. Das hatte neben der Tatsache, dass jetzt wieder in vernünftigen Größenordnungen Geld eingespielt wurde, den wunderbaren Nebeneffekt, dass die Quantität der Leute, die wir erreichten, mit einem Mal viel größer wurde. Denn egal, wie inhaltlich gut die vielen Veranstaltungen und Aktivitäten des Vereins auch waren, so war das angesprochene Publikum in der Anzahl doch etwas limitiert. Mit der Gastronomie ist es anders. Es geht hin und wieder jeder einmal auf die Suche nach etwas Neuem  und eine Gaststätte wird von Leuten mit weniger Anspannung aufgesucht, als ein Museum oder eine Gedenkstätte. Auf jeden Fall nimmt ab einem Punkt eine gesellschaftliche Entwicklung seinen Lauf, welche man so nicht geplant hat, die aber von sich aus stattfindet. Somit sind wir heute eine Institution, welche ich nie angestrebt, aber dennoch erreicht habe, und jetzt auch nicht mehr missen möchte. 

Was halten Sie von der  „Kennzeichnung“ israelischer Produkte und damit einer Ermöglichung eindeutig politisch motivierter, wirtschaftlicher Sanktionen gegenüber Israel?

Neben vielen positiven und negativen Erlebnissen auf dem Weg bis zum heutigen Tag war für mich das Signal einiger politisch Verantwortlichen in Europa dann doch etwas Schwachsinn zu viel – das demokratische Israel zu destabilisieren, um den Arabern zu helfen, und dabei ökonomisch zu schwächen. Ich habe erlebt, wenn man Infrastruktur erst einmal zerschlägt, dann braucht es einen unermesslichen Aufwand, ähnliches wieder aufzubauen. Und somit glaube ich fest, das eine wie auch immer geartete Schwächung Israels, einen (was auch immer für einen!) Frieden eher verhindern als stärken wird!

Welchen Einfluss hat dieses Projekt „I say YES to Jewish products“ tatsächlich auf dem Boden der Tatsachen?

Das kann ich nicht beantworten. Ich weiß nur, wenn man nichts macht, dann bewegt sich auch nichts. Und es kommt im Leben nicht immer das heraus, was man sich vorstellt, aber es gibt ein Resultat. Immerhin habe ich im Augenblick, nebst dem gesammelten Geld, viele, die auf die Aktion aufmerksam wurden – ob per Medien oder bei uns im Restaurant – für das Thema sensibilisiert und es geschafft, dass sie sich mit Produkten aus Israel bewusster auseinandersetzen. Das ist doch schon ein erster Schritt, weg vom ignoranten Tagesallerlei.

Wer macht alles beim Projekt mit – auf deutscher und israelischer Seite? Gibt es da konkrete Partner?

Auf deutscher Seite bin ich es und die BILD – Zeitung, die darüber berichtet hat! In der ersten Zeit war auch die israelische Botschaft in Berlin mit im Boot (das habe ich schriftlich), aber nach einem Anruf der Botschaft bei mir und dem Hinweis, dass sie kein Projekt einer Gastronomie unmittelbar unterstützen können, bin ich mir da nicht mehr so sicher. Wenn ich Ende dieses Jahres weiß, wie viel Geld zusammengekommen ist, dann werde ich mich mit Personen, die ich in Israel kenne, in Verbindung setzen und mich „beraten“ lassen, wo der betreffende Betrag die größte positive Wirkung erzielen kann. Erst will ich aber ein echtes Endergebnis abwarten, da ich mich insgesamt mit dem Unterstützungswillen nicht lächerlich machen will.

Wer unterstützt Sie direkt?

Keiner – ich unterstütze mich selbst, von der Familie abgesehen, die immer 100%-ig hinter mir steht!

Würden Sie das Ganze etwas weiter ausbauen wollen oder soll es bei Aufklebern bleiben?

Ich würde es gern ausbauen, aber dafür fehlen noch die Partner, die Zeit und die Kraft.

 Laut Planung soll das Geld an Betriebe außerhalb der „Grünen Linie“ gehen, die von einer Schließung oder einer Exportreduzierung infolge der Kennzeichnung ihrer Produkte betroffen sein könnten. Diese Betriebe könnten in Judäa und Samaria, dem sog.“Westjordanland“, stehen, oder auch in den Golanhöhen, welche die EU noch immer als Teil der von Israel 1967 eroberten syrischen Gebiete ansieht. In den Betrieben arbeiten zumeist arabische Arbeiter mit palästinensischem Pass und wären die Ersten, denen eine Entlassung drohen würde, sollte ein solcher Betrieb nicht dieselben Einnahmen tätigen können – so, wie dies bereits mit der Firma „Sodastream“ geschehen ist, welche über 200 Mitarbeiter bereits entlassen hat, nachdem sie international wegen einer ihrer Produktionsstätten hinter der „Grünen Linie“ nahe Jerusalem längere Zeit seitens Medien und NGOs angegriffen wurde. SodaStream hatte in diesem Jahr angekündigt, die Produktionsstätte aus „finanziellen Gründen“ komplett in den Süden Israels zu verlegen und die Fabrik bei Jerusalem zu schließen.


 

Im November dieses Jahres traf die EU-Kommission schließlich die Entscheidung, Produkte aus israelisch-jüdischen Siedlungen speziell als solche zu kennzeichnen (DIE SIEDLERIN berichtete). Die ersten Aktionen und Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten, es entbrannten Diskussionen auf nationaler und internationaler Ebene. Noch ist nicht klar, wie die Ausübung dieser Maßnahme in Deutschland aussehen wird  – insbesondere nach dem Protest gegen das Berliner KaDeWe.

Wie sieht Uwe Dziuballa diese Entwicklungen und was hat es für einen Einfluss auf seine Kampagne?

Seit die EU das Gesetz zur Pflichtkennzeichnung israelischer Produkte aus Siedlungen eingeführt hat, gibt es bei Gästen und  Kunden von uns doch eine gewisse Verunsicherung. Ob wir deswegen zur Zeit weniger oder aus Solidarität stärker besucht werden, kann ich nicht sagen. Aber im Gegensatz zu früher fragen mich doch viele Gäste, ob bestimmte Produkte die wir verkaufen jetzt illegal in Deutschland sind, ob sie sich als Gäste jetzt strafbar machen, wenn sie bei uns essen oder Golan Wein trinken.
Ich werde gefragt, was die EU damit wirklich bewirken will, bis hin zur Frage ob das SCHALOM jetzt wegen der eventuellen Zurückhaltung von Waren schließen muss.
Das Letztere ist dann schon eher selten, aber es wird gefragt und das nervt mich schon etwas.
Was stellen Sie sich vor, welche Auswirkungen die Einführung und tatsächliche Ausübung der Kennzeichungspflicht auf Deutschland haben könnte?
Welche Auswirkungen dies auf Deutschland insgesamt hat, kann ich nicht wirklich einschätzen, da die Geschichte zeigt, wie wankelmütig großartige politische Erklärungen von politisch Verantwortlichen in Hinsicht auf Zuneigung und / oder Ablehnung sein können. Durch die Entwicklung politischer Meinungen in Richtung Wahlen gewinnen und möglichst nicht anecken, geht eine Menge Charakter und Standpunkt verloren.
Ich bin mir unsicher, ob die EU mit dem Gesetz eher  Schaden auf ganzer Linie anrichtet, anstatt irgend jemanden zu helfen. Wenn durch Absatzprobleme bestimmte Unternehmen in eine wirtschaftliche Schieflage kommen, dann schadet man nicht nur jüdischen Unternehmern und Arbeitern, sondern auch palästinensischen, arabischen, christlichen etc. Mitarbeitern der betreffenden Betriebe. Ich sehe nicht, wie man durch den Versuch, Infrastruktur zu zerstören, die Basis für eine friedliche Zukunft schaffen will. Da in den verschiedenen Parteien in Deutschland weniger der Sachverstand bei Politikern im Vordergrund steht, sondern eher die Parteidisziplin und Anpassung, wächst nicht nur der Frust sich zu engagieren, sondern auch der Verstand bleibt etwas auf der Strecke. Davor habe ich, was die Zukunft der politischen Struktur in Europa angeht, schon manchmal Bedenken.
Haben sich bei Ihnen nun mehr  Bereitwillige gemeldet, um bei der „Yes“-Aktion mitzumachen, oder gab es einen Rückgang?
Was die „YES“ Aktion angeht, so haben jetzt noch einmal viele Kleber gekauft und sich damit zu jüdischen Produkten – gleich woher – bekannt. Da die Aktion noch einmal einen richtigen Aufwind bekommt, werde ich bis Ende Dezember dieses Jahres, nicht wie geplant Mitte Dezember, die Spenden sammeln und dann werden wir ein Projekt in Israel mit dem Erlös unterstützen.
Werden Sie jetzt im Angesicht dieser Entwicklungen aktiver werden und sich mehr engagieren?
Also, mehr, als mit meinem SCHALOM Restaurant jeden offenen Tag zu argumentieren, vormittags in Schulen und Einrichtungen bei Vorträgen und Gesprächsrunden Standpunkt beziehen und mein Projekt mit dem Aufkleber voranzutreiben, kann ich nicht machen.
Vielen Dank für das Interview, Herr Dziuballa! Viel Erfolg!

 


 

Ungarn macht nicht mit. KaDeWe würde gerne, aber…

Wenige deutschsprachige Medien (es belief sich meiner Suche nach auf lediglich 2  – RTF1 und Kath.net , ebenso wie das deutschsprachige jüdisch-schweizerische Magazin Tachles und die Jüdische Allgemeine)berichteten über die Erklärung des Außen- und Handelsministers Péter Szijjártó, bei der Etiketiterung israelischer Produkte aus den Siedlungen entsprechend der neuen EU-Richtlinie vom November 2015 nicht mitzumachen. Über 21.000 Mal wurde der Artikel der Jerusalem Post online geteilt, welche über den Besuch des Ministers in Israel am 16.11. und seine Aussagen beim Frühstückstreffen des Israelrates für außenpolitische Beziehungen berichtete. Szijjartó bezeichnete die Ettiketierung als „irrational“ und kritisierte diese Entscheidung der EU im Rahmen weiterer ausgiebiger EU-Kritik, welche der Diplomat auf der Reise parat hatte, insbesondere bezüglich der EU-Politik gegenüber Flüchtlingen und der Terrorbedrohung. Politische Korrektheit und Scheinheiligkeit würden verhindern, dass auf wichtige Dilemmas auf gebührende Art und Weise reagiert werden würde, sagte er.

Solche deutlichen Reaktionen gab es dagegen im Land der Einigkeit, des Rechtes und der Freiheit seitens der Regierung nicht zu hören. Dort verwies man ganz auf die Rechtsgrundlage für die EU-Richtlinie, hinter der man sich einig stellte, versicherte aber, es würde zu keinem Boykott führen und keinen beabsichtigen; außerdem nähmen sich die Betriebe wohl auch die Freiheit heraus, bei der Etikettierung nicht mitzumachen und die Ministerien würden sich auch erlauben, die Zuständigkeit für die Beaufsichtigung der Etikettierung nicht auf sich zu nehmen – so geht es zumindest aus dem Artikel der Jüdischen Allgemeinen hervor. Und neben Reaktionen einer gewissen Anzahl empörter Juden in Deutschland gab es auch Rückmeldungen seitens prominenter Deutscher zum Thema – so wie beispielsweise der berühmte Kommentar „Lex Anti-Israel“ von Ralf Schuler in der BILD und die Feststellung, die Etikettierung führe zur Stigmatisierung, von Bundestagsabgeordnetem für Solingen, Remscheid und Wuppertal, Jürgen Hardt.

(Am Ende, so würde ich meinen, werden es die Endverbraucher sein, die über die Zukunft des israelischen Exports in Europa entscheiden werden – mit oder ohne Etikett. Ich persönlich würde Israel raten, seinen Markt viel mehr nach Nah- und Fernost auszubauen.)

(Danke an heplev für die Links)


Seit Freitag, dem 20.11. und diesem SPIEGEL-Artikel ist ein Sturm durch das deutsch-jüdische Netz gezogen, den man fürwahr als Shitstorm bezeichnen kann. Ein wahrer Shitstorm – und das wegen „Siedlerwein„! (Eine weitere Bereicherung für das Siedler-X-Wörterbuch) Er richtete sich gegen das mehrheitlich in italienisch-österreichischem Besitz befindende Berliner Kaufhaus KaDeWe, welches am besagten Freitag mehrere Weinsorten aus den Golanhöhen (das „Siedler-Areal“ hat sich entsprechend den EU-Ansichten geweitet!) aus dem Sortiment gezogen hatte – um sie mit einer korrekten Kennzeichnung entsprechend den neuen EU-Richtlinien zu versehen, so die Sprecher des Kaufhauses laut SPIEGEL. Die gesetzestreue Eifrigkeit von KaDeWe wurde ausnahmsweise nicht belohnt: Eine Massenkampagne gegen die Entscheidung brach im Internet los, sämtliche Aktivisten schickten Protestbriefe an die „Nazi-Erben“ des Kaufhauses, welches während des nationalsozialistischen Regimes vom ehemals jüdischen Eigentümer enteignet worden war. Protestmemes (Grafiken) geisterten im Netz herum; die Nachricht vom „Israelboykott“ des deutschen Kaufhauses erreichte die israelische Presse und auch Premierminister Netanyahu meldete sich zu Wort.

Es dauerte kaum ein paar Tage, bis die Leitung des KaDeWe seine „unsensible“ Entscheidung überdacht hatte (FAZ) und die Weine wieder ins Regal stellte – mit der alten Etikettierung.

Rückmeldung des KaDeWe an Volker Beck
Rückmeldung des KaDeWe an Volker Beck

Volker Beck (Die Grünen) bekam eine persönliche Antwort des KaDeWe zum Thema, und auch ein offizielles Statement veröffentlichte die Geschäftsleitung zum „falschen Verhalten“ auf der Facebook-Seite. Die FAZ mochte zwar behaupten, das „Schwanzeinziehen“ des KaDeWe erfolgte auf die Rüge seitens Premierminister Netanyahu – aber wir wissen es besser. 😉

Jedenfalls war der Zusammenhalt und Aktivismus der Beteiligten gegen diese erniedrigende Entscheidung des KaDeWe geschlossen, eindrucks- und wirkungsvoll gewesen, und man möchte hoffen, dass in Zukunft ähnliche Aktionen folgen, sollte noch jemand beschließen, die leckeren Golan-Weine oder das Tote Meer-Salz aus den Regalen zu entfernen. Denn die leckeren Weine und der Likör aus Gush Etzion gelangen (leider!) nicht nach Deutschland, auch nicht nicht organisch rein hergestellten Produkte der Firma Givot Olam und, wenn mich nicht alles täuscht, auch nicht die süße Halva von ACHVA. Nur ca.1% der Produkte, welche in Betrieben außerhalb der „Grünen Linie“ hergestellt werden, werden insgesamt nach Europa exportiert. Für diese Leckerbissen müsst ihr euch also

Werner Hartstock und ich im "Hamama", Kfar Etzion.
Werner Hartstock und ich im „Hamama“, Kfar Etzion.

herbemühen – so wie Reiseleiter Werner Hartstock von den Sächsischen Israelfreunden, mit dem wir heute abend im Restaurant „HaHamama“ („Gewächshaus“) im Kibbutz Kfar Etzion gegessen haben. Auch ihr seid herzlich eingeladen, vorbeizuschauen! Keine Sorge, die Soldaten unterwegs beißen nicht, wir versorgen sie zu Genüge mit Leckerbissen, während sie auf uns Acht geben.

🙂

 

(Danke an Maria Fuhrmann für die Links)

 

Beide am selben Tag verloren (NEWS)

Einundhalb Stunden vor Shabbat-Eingang, am Freitagnachmitag, 13.11, schaute ich auf mein Telefon und erstarrte. „Zwei Getötete im Attentat auf israelisches Auto“, lautete die Newsmeldung, und ihr folgten weitere, ähnliche. Ich prüfte schnell nach, es handelte sich um einen Terroranschlag, in unserer Gegend wieder einmal – südlich von Hevron. Zwei jüdische Fahrer, erschossen auf der Autobahn 60. Noch vor einer halben Stunde war ich selbst diese Autobahn hinaufgefahren, Richtung Norden, Jerusalem. Zunächst hieß es, es seien ein Mann und eine Frau. Bald genug offenbarte sich ein anderes Detail – es waren ein Vater und sein Sohn. Die ersten Nachrichtenseiten hatten auch schon Bilder parat. Die Terroristen, die offenbar auf das Auto von einem Hinterhalt aus geschossen hatten, waren geflüchtet, die Armee fahndete nach ihnen. Die Opfer waren noch an Ort und Stelle verstorben. Der Rest der Insassen im Auto wurde von der israelischen Ambulanz evakuiert.

Quellen: INN, Lina Gorodetsky
Quellen: INN, Lina Gorodetsky

697486_cDie ersten Bilder offenbarten schon Einiges – es lagen Blumen im Wagen der Ermordeten. Eines war klar – es handelte sich um eine Familie, die unterwegs war, um den Shabbat, den heiligen siebten Tag der Woche, in Frieden und Ruhe zu verbringen. Vielleicht bei Freunden oder im Familienkreis.

Geschockt schossen mir Gedanken durch den Kopf, „ob ich sie kenne? Vielleicht sind es Bekannte von mir?“. Ich rief zwei Freunde an. Der eine sagte, es handle sich um seinen Freund aus der Siedlung Kiryat Arba-Hevron. Die andere sagte mir den Familiennamen, den ich nicht kannte. Shabbat war schon vor der Tür, es war zu spät, um weitere Nachrichten abzuwarten. Von Trauer gedrückt, mache ich mein Telefon aus. Den ganzen Abend und den nächsten Tag dachte ich nur an die vom Unheil getroffene Familie, die sicherlich mit im Wagen gesessen hatte. An das furchtbare Gefühl, kurz vor einem Familienabend in eine solche abscheuliche Leere geworfen zu sein; an die Ehefrau, die beide am selben Tag verloren hatte, Ehemann und Sohn. Daran, dass nichts sie trösten konnte in diesen grausigen Stunden.

Am Samstagabend ging der Shabbat zu Ende. Gleich darauf offenbarten sich weitere Details zu dem Terroranschlag, welche die Nachrichten preisgaben:

Yakov Litman und Sohn Netanel, sel.Andenkens
Yakov Lipman und Sohn Netanel, sel.Andenkens

Bei den Erschossenen handelte es sich um Rabbiner Yaakov Litman, 44, und seinen Sohn Netanel, 17. Sie waren im Familienauto mit Mutter Noa und weiteren Kindern unterwegs, um mit dem zukünftigen Bräutigam ihrer Tocher Sarah Techiya, zu feiern. Sarah, 21,  sollte in dieser Woche heiraten. Yaakov, der Familienvater, war Grundschullehrer der ersten Klasse in Kiryat Arba.

Die Terroristen hatten sich neben der Autobahn 60 südlich von Hevron mit einem Gewehr in den Hinterhalt gelegt. Die Autobahn sollte dort wohl eine Kurve machen, und so würde ein Auto, das vorbeifuhr, dort das Tempo verlangsamen. Die Familie Litman fuhr kurz vor 15 Uhr diese Strecke entlang. Die Terroristen schossen auf das Auto und flüchteten in Richtung der arabischen Dörfer Yatta und Durra. Yaakov, sein Sohn Netanel und ein weiterer, Dvir, wurden verletzt, die ersten beiden schwer. Laut Angaben des israelischen Notfallservices MDA kontaktierte Netanel, der selbst seit dem 15.Lebensjahr als Freiwilliger bei der MDA arbeitete, die Ambulanz und erlag kurze Zeit später seinen Verletzungen – ebenso sein Vater. Yaakovs Frau Noa und der Sohn Dvir, der ebenso von Schüssen verletzt worden war, erzählten im Nachhinein, an der Tatstelle war zuallererst ein Ambulanzwagen des palästinenischen „Roten Halbmonds“ vorbeigefahren. Die Fahrer sahen die Terroropfer, weigerten sich aber, erste Hilfe zu leisten, und verwiesen sie auf die

Yaakov sel.A. und seine Frau Noa
Yaakov sel.A. und seine Frau Noa

israelische Ambulanz. Damit fuhren sie davon. Als die Armeekräfte und die jüdischen Helfer zum Tatort gelangten, blieb ihnen nichts mehr übrig, als den Tod von Yaakov und Netanel Litman festzustellen. Die anderen Familienmitglieder wurden im Schockzustand ins Krankenhaus in Jerusalem evakuiert.

Am Abend des 14.11. fand die Beerdigung in Jerusalem statt. An die 1000 Menschen incl. Staatsdiener, solche wie der Präsident Reuven Rivlin, die israelischen Oberrabbiner und der Minister Uri Ariel, waren anwesend. Inmitten der Trauernden saß die weinende Familie Litman, weitere Angehörige und Kollegen.  Der Direktor der Schule, an welcher Yaakov  unterrichtete, wandte sich an die Regierungsvertreter: „Das ist kein Begräbnis von Vater und Sohn, sondern ein Begräbnis von Märyrern, welche für das jüdische Volk starben. Ihr, die ihr hier steht, seid Vertreter der Staatsgewalt, und ihr könnt nicht behaupten, dieses Blut klebe nicht an euren Händen!“ „Wer wird mich bei der Hochzeit begleiten, Papa?!“, hörte man die herzzerreißenden Schreie von Tochter Sarah Techiya.

Yaakov Litman hinterließ Ehefrau Noa und die Kinder Sarah Techiya, Dvir, Moria, Tehila und Avia – die Jüngste erst sechs Jahre alt.

Quellen: INN
Quellen: INN

resizedimg84531.jpg

In der ersten Reihe: Mutter Noa, Tochter Sarah Techiya. Quelle: INN
In der ersten Reihe: Mutter Noa, Tochter Sarah Techiya. Quelle: INN

Auch das Attentat von Paris erwähnten die Redner bei der

Das Tel Aviver Rathaus.  Quelle: Facebook
Das Tel Aviver Rathaus.
Quelle: Facebook

Beerdigung. Der Terror von Paris dominiert auch in Israel den größten Teil der regulären Berichterstattung. Auf das Rathaus von Tel Aviv, das Gebäude der Knesset und die Altstadtmauern wurden im Zeichen der Solidarität mit Frankreich die Farben der frazösischen Flagge projeziert. Viele Online-Surfer, auch in Israel, färbten gestern ihr Profilbild auf Facebook in französische Nationalfarben. Mit einer solch rapiden Entwicklung an internationalen Geschehnissen wird die israelische Öffentlichkeit wahrscheinlich bald vergessen, dass die Straßen ihres eigenen Landes mitunter  nicht anders aussehen als die Konzerthalle von Bataclan – und das nicht erst seit gestern….

NEWS: Illegale Juden-Produkte offiziell gebrandmarkt

Quelle: YNET
Quelle: YNET

Das Land ist in Aufruhr: Die EU-Kommission hat heute nach längerem Hin- und Her, nach hitzigen Diskussionen, amerikanischen Protesten, israelischen Aufschreien und wohlwollender Zustimmung der überwältigenden Mehrheit der EU-Abgeordneten, endlich den Worten Taten folgen lassen:

Von nun an werden illegale Juden-Produkte offiziell mit einem Vermerk „Illegales Juden-Produkt“ gebrandmarkt.

Ach nein, Entschuldigung. Entsprechend den Regeln der politischen Korrektheit heißt das: „Die EU führte die Kennzeichnungspflicht für Produkte mit Herkunft aus von Israel seit 1967 besetzten Gebieten ein.“ (JPOST) Oder auch: „Die EU erkannte offiziell die neuen Richtlinien zur Kennzeichnung von Produkten aus israelischen Siedlungen auf besetztem Land an“. Die ZEIT formulierte es noch eindeutiger: „Kennzeichnungspflicht: Obst aus jüdischen Siedlungen wird markiert.“

Sämtliche israelische Medien berichteten von der Entscheidung der EU-Kommission, von deren Anstalten, diese Entscheidung schon seit 2012 durchzudrücken, ich in diesem Artikel im September dieses Jahres geschrieben habe. (Mein ausführlicher Standpunkt dazu lässt sich dort nachlesen; an diesem hat sich nichts geändert.) Es machte in den Medien ein wenig den Eindruck, als sei die Entscheidung aus heiterem Himmel gefallen, wobei das Thema schon seit Längerem in der Luft lag und eigentlich zu erwarten gewesen war- immerhin war die Entscheidung, die Ausarbeitung aktueller Kennzeichnungsrichtlinien voranzutreiben, völlig demokratisch gefallen. Die offiziellen EU-Vertreter gaben sich über die Zeit hinweg Mühe, die politische Bedeutung dieser Kennzeichnung herunterzuspielen und es als ein lediglich „technisches Belangen“ hinzustellen.

Was die de facto unterschiedliche Behandlung von Waren innerhalb und außerhalb der „Grünen Linie“ angeht, so kann man nicht sagen, dass die Kennzeichnungspflicht ein „lange nicht angegangenes Unrecht“ wieder gut zu machen oder ein bürokratisches Verfehlen zu korrigieren käme: Schon seit 2003 haben Produkte aus den Golanhöhen, Judäa und Samaria einen anderen Zahlencode als Produkte aus dem Rest Israels; ebenso sind sie ausgeschlossen von dem Freihandelsabkommen zwischen Israel und der EU. Diese Richtlinien waren und sind seit Jahren in Kraft.  (Mehr dazu: siehe hier, FAQs in Englisch)

Welchem Ziel sollte dann die faktische Kennzeichnung von Produkten im Supermarkt dienen, die von allen Konflikt- und Streitregionen, aus welchen das Essen in die europäischen Supermärkte gelangt, nur die vermaledeite „Westbank“ und seine Juden mit dem Illegalen-Stern auszeichnet?!

Im Artikel der Jerusalem Post vom 11.11.15 fanden sich Rückmeldungen zweier israelischer Fabrikbesitzer zum neuen Gesetz. Der erste war Zwi, der Besitzer dreier Fabriken im Industriegebiet der Siedlung Barkan (Südsamaria):

„Offensichtlich wird es einen bestimmten Effekt haben, aber ich glaube, dass dieser gering sein wird, denn beim Handel gibt es keine Politik, nur Interessen“,

kommentierte dieser die Entscheidung.

„Diejenigen, die daran Interesse haben, unsere Produkte zu kaufen, werden sie kaufen. Diejenigen, die betroffen sein werden, das werden nur die Palästinenser sein. Denn wenn die Fabriken geschlossen werden aufgrund alledem, dann sind es die palästinensischen Arbeiter, die darunter zu leiden haben werden. Israelis haben keine Probleme, eine neue Arbeit zu finden.“

Ein anderer, Luria aus der Weinkelterei in Shilo (Samaria), äußerte sich wie folgt:

„Wenn man Produkte kennzeichnet aus Orten, die Sie Siedlungen nennen, in einem oder zwei Jahren wird es soweit sein und alles, was aus Israel kommen wird, wird gekennzeichnet werden. Denn diejenigen, die diese Kennzeichnung wollen, sehen keinen Unterschied zwischen Shilo, Ariel (Städte in Samaria) und Jerusalem.“

Was die offizielle Stellungsnahme zur Entscheidung der Kommission anging, so äußerten sich wahlweise Politiker dazu, darunter auch die Vizeaußenministerin Zipi Hotovely. Nebenher sah man in einigen der Nachrichtenausgaben Gerüchte  herumgeistern, so beispielsweise, dass die israelische Regierung nun ihre Beziehungen zu der EU überdenken müsse,

Zipi Hotovely. Foto: Times Of Israel
Zipi Hotovely. Foto: Times Of Israel

Die Antwort von Vizeaußenministerin Hotovely fiel so aus:

Es ist ein eindeutiger Prozess zur Delegitimisierung Israels. (…) Wir sehen keinen Unterschied zwischen der Indestriezone von Barkan und der Industriezone von Haifa oder Ashdod. In unseren Augen steht Israel gegenüber der Bedrohung eines Boykotts. Und es ist deshalb wichtig, das Folgende zu erwähnen: die israelische Wirtschaft blüht. Es wird kein Schaden für die israelische Wirtschaft entstehen. Im Gegenteil, der Schaden wird die rund 10.000 palästinensischen Arbeiter treffen.

„Europa sollte sich schämen“,

vermeldete auch Regierungschef Binyamin Netanyahu. Gespräche und Zusammentreffen mit Vertretern der EU hat Israel infolge des Beschlusses vorerst auf Eis gelegt.

Dreimal dürft ihr raten, wer die Entscheidung der EU-Kommission mit lauter Stimme begrüßte und die „Taten, die Worten folgen“, lobte: Natürlich, die Palästinensische Autonomiebehörde. Denn einem Organ wie der PA, da die eigenen Untertanen unter Todesdrohungen von jeglicher Normalisierung mit den benachbarten Israelis fernhält, sich selbst bereichert und bewaffnet, Verhandlungsgespräche torpediert, sich in Milliardenschulden bei Israel verstrickt und parallel staatsverordnete Judenhetze betreibt, liegt es nicht daran, für die eigenen palästinensischen Bürger die Arbeitsplätze zu sichern. Schließlich wird die PA von der Fatah geführt, der „Haraqat a-Tahrir al-watani al-Falastini حركة التحرير الوطني الفلسطيني „, der palästinensischen nationalen Befreiungbewegung, und wer

Flagge der Regierungspartei der Palästinensischen Autonomiebehörde, der Fatah
Flagge der Regierungspartei der Palästinensischen Autonomiebehörde, der Fatah

„Palästina befreien“ will, will keine Arbeitsplätze schaffen. Erst recht nicht beim zionistischen Feind. Und sollte es einmal an Geldern für die Auszahlung von Gehältern und Renten fehlen, so ist dieselbe Hand, welche „jüdische Siedlungsprodukte“ markiert, auch diejenige, welche 19 Millionen an die PA als „Unterstützungsgeld“ zahlt.  Die EU als Vereinigung unterstützt die Schaffung eines „palästinensischen Staates“ (lässt sich auf der Webseite der „EU Unterstützung für die Palästinenser“ nachlesen) und trotz der Abwesenheit jeglicher Einigungen, geschweige denn eines funktionierenden Friedens- oder wie man ihn auch immer nennen will-Prozesses nimmt sie eine eindeutig parteiische Position ein.

Alles deutet darauf hin, dass die Entscheidung der EU, gerade jetzt, zu dieser Zeit (und nicht schon 2003 oder vorher  – denn jüdische Siedlungen gibt es schon seit 1967!) die Kennzeichnungspflicht durchzuführen keinesfalls nur ein „technisches Belangen “ darstellt.

Es bleibt abzuwarten, wie die israelische Regierung und das neue „Anti-Boycott (BDS) Office“ unter der Leitung von Innenminister Gilad Erdan auf diese Herausforderung reagieren werden und ob sich das angesichts der kaum die 1% überschreitenden Exportmenge aus Judäa und Samaria in die EU überhaupt lohnt.

Auf dem israelischen Nachrichtenportal 0404 hingegen wird schon von einem israelischen Supermarktbesitzer im Norden berichtet, der infolge der Entscheidung der EU beschlossen hat, alle in der EU hergestellten Produkte aus seinen Regalen zu entfernen. Auch arabische Produkte hat er entfernt, und auf Waren aus den Siedlungen vergibt er 20% Rabatt: „Hier verkaufen wir nur blau-weiße (israelische) Produkte und wir entschuldigen uns nicht!“, steht auf dem Zettel auf einem der Regale geschrieben.

Nun ja, nicht umsonst steht schon in der Tora geschrieben, die Juden seien ein „halsstarriges Volk“(5.Buch Moses, 9, 13)

***

Ein weiterer fachkundiger Artikel zum Thema: bei Lizas Welt

Mehr Terror. Das Übliche.

Ich weiß, es scheint schon zu langweilen. Bei uns steht das Übliche auf dem Tagesplan. Noch immer und immer weiter Terror, in den „besetzten Gebieten“ und auch im gar nicht mehr so sicheren Rest von Israel.  Und weil es nichts Neues mehr ist, findet es daher wohl auch keine Erwähnung mehr auf der Welt außer in einigen jüdischen Journallien.

Gestern (21.10) war ein Tag durchsiebt von Attentaten seitens arabisch-muslimischer Terroristen auf jüdische Israelis – Soldaten wie Zivilisten – in Judäa und Samaria.

  • Jugendliche Terroristin, mit Messer bewaffnet, versuchte am frühen Morgen, in die Siedlung Yitzhar in Samaria einzudringen, wurde angeschossen und von der Armee zur medizinischen Behandlung überwiesen.
  • Ein Polizist wurde nahe der Siedlung Ofra in Süsamaria angefahren und leicht verletzt.
  • Zwei Terroristen attackierten junge Soldatinnen auf dem Adam-Kreisverkehr in Südsamaria (Binyamin-Region) – eine von ihnen wurde mit einem Messer schwer verletzt, die andere, ihre Freundin,  erschoss einen der Angreifer.

    Dikla, 19, Soldatin der Heimatfront-Brigade, wurde schwer verletzt (Bild: YNET)
    Dikla, 19, Soldatin der Heimatfront-Brigade, wurde schwer verletzt (Bild: YNET)
  • Eine Brandbombe wurde auf einen Bus in der Gush Etzion-Region (Judäa) geworfen.
  • In einem arabischen Auto nahe der Jerusalemer Vorstadt Ma’ale Adumim wurden Sprengsätze gefunden.
  • Am Abend wurde ein Autoattentat auf Soldaten bei der Stadt Bet Ummar (Judäa) verübt, nachdem diese zuvor mit Steinen beworfen wurden. Vier Soldaten wurden überfahren, zwei davon wurden schwer verletzt.

Am 20.10, vorgestern, forderte ein Attentat auf einen jüdischen Autofahrer südlich von Hevron den Tod des Fahrers, Avraham Asher Hasno, und das unter unklaren Bedingungen: Hasno wurde zunächst mit Steinen beworfen, und als er am Straßenrand anhielt, erfasste ihn ein palästinenisch-arabischer LKW und tötete ihn. Der Fahrer stellte sich kurze Zeit später der palästinensischen Polizei und behauptete, es handele sich um einen Unfall. Ergebnisse einer Unersuchung wurden bisher noch nicht veröffentlicht.

Am frühen Abend desselben Tages schließlich versuchte ein Attentäter aus dem Dorf Bet Awwa auf der Gush Etzion-Kreuzung (ca.400 m Luftlinie von meinem Haus entfernt), an der Bushaltestelle stehende Soldaten und Zivilisten zu überfahren und zu erstechen. Es gelang ihm, einige der Schutz-Betonklötze am Straßenrand niederzureißen und einen Zivilisten und einen Soldaten leicht zu verletzen, bevor er von Sicherheitskräften erschossen wurde.

Die Gush Etzion-Kreuzung in friedlicheren Tagen. Heute stehen dort noch mehr Betonklötze.
Die Gush Etzion-Kreuzung Richtung Jerusalem in friedlicheren Tagen. Heute stehen dort noch mehr Betonklötze.
wpid-2015-06-25-08.59.41.jpg.jpeg
Gush Etzion-Kreuzung Richtung Hevron.

Das Ganze erlebte ich persönlich als äußerst surreal, da ich trotz meiner relativen Nähe zum Tatort nichts davon mitbekommen hatte und selig meine Zimmer streichte, bis ich endlich den Blick vom Farbeimer ins Handy richtete – und siehe da, von zwei Attentaten erfuhr, eins davon unmittelbar auf meinem Arbeitsweg…

Trotz der vorhandenen Bedrohungen und der allgemeinen Anspannung fahren die Menschen weiterhin zur Arbeit, warten auf den Bushaltestellen (auch wenn die Betonklötze vor den Haltestellen sich erneut vermehrt haben). Auch in den Siedlungen selbst wurden wieder arabische Arbeiter gesichtet.

 

 

(News-Quellen: IDF; Ynet, 0404, Times of Israel)

Von Neuzeit-Pionieren zu Illegalen: U.Sahm

Inspiriert durch die Israel-Podiumsdiskussion auf den ACHAVA-Festspielen in Erfurt am vergangenen Wochenende, veröffentlichte Langzeit-Nahostkorrespondent Ulrich Sahm bei Audiatur Online eine zusammengefasste Recherche über die Weise, wie der deutsche SPIEGEL über Jahre seine Berichterstattung über die jüdische Ansiedlung in Judäa und Samaria nach dem Sechs-Tage-Krieg 1967 wandelte. Sehr spannender Abriss über die Wandlungsfähigkeit der Medien und ihren Einfluss auf unser Denken…

(Meine Rückmeldung zum Podium beim ACHAVA-Festival, Fotos und anderes folgen in absehbarer Zeit.)


 

Von Neuzeit-Pionieren zu illegalen Menschen

Ulrich W.Sahm, 08.09.15

Die israelischen Siedlungen gelten zurzeit in der westlichen Presse und Politik als Kern aller Konflikte in der arabischen Welt. Gäbe es sie nicht, würde himmlischer Frieden von Marokko bis Afghanistan herrschen.

Hunderttausende Syrer, Iraker, Ägypter und Jemeniten wären noch am Leben und Europa müsste sich nicht mit Flüchtlingsmassen plagen. Da der SPIEGEL nicht müde wird, den siedelnden jüdischen Sündenbock an die Wand zu malen, bot sich an, das Archiv dieser Zeitung nach der Wurzel des Übels zu durchforsten.

Die Wahrnehmung der Siedlungen seit 1967
Es geht bei diesem Artikel keineswegs darum, den rechtlichen oder politischen Status der Siedlungen zu klären. Es soll hier der Wandel in der Wahrnehmung der Siedlungen dargestellt werden, im Wesentlichen anhand des öffentlich zugänglichen Archivs des Spiegels.

Erste Siedlungen interessierten niemanden
Im September 1967, wenige Monate nach dem Sechs-Tage-Krieg, gründeten Israelis in Kfar Etzion die erste Siedlung in den frisch besetzten Gebieten. Im Etzionblock hatten vor der Staatsgründung 1948 Juden in mehreren Dörfern auf legal gekauftem Land gelebt. Doch die Jordanier hatten sie bei blutigen Schlachten vertrieben. Nun wollten die ehemaligen Siedler und ihre Nachkommen heimkehren. Keine deutschsprachige Zeitung bemerkte diesen ersten Schritt zur späteren Siedlungspolitik…

Weiterlesen…


 

Flächenbrand

Heute wurde ich Zeugin eines Vorkommnisses, das mich etwas aufwühlte und zum Nachdenken stimmte.
Auf einer Plantagenfläche nahe der Siedlung X (Ortsangaben unwichtig) brach am frühen Nachmittag Feuer aus. Durch die Sicherheitskameras liess sich kein Fremdverschulden feststellen – ein Brand, möglicherweise ausgelöst durch Sonne, die Hitze und das trockene Gras. Der Brand begann, sich auszubreiten, und näherte sich einem Strommast und einer Plantage mit Olivenbäumen.

Im Sicherheitszentrum verständigte man den Schichtoffizier, der um diese Zeit für das Areal verantwortlich war. Bis dieser an den Ort gelangte und sich den Brand näher anschauen konnte, vergingen etwa 10 Minuten. Man verständigte den Feuerwehrdienst und die Armee, diese bekam die Beschreibung und gab zur Antwort, dass dieser Bereich im palästinensischen Verwaltungsbereich liege. Die israelischr Feuerwehr sei also dafür nicht zuständig.

Das Feuer brannte indes fröhlich weiter.

Die Armee schickte also eine Benachrichtigung an die palästinensische Feuerwehr. Alle wurden über ihr baldiges Kommen informiert. Es vergingen weitere Minuten, erst 10, dann 20. Immer wieder erkundigte man sich nach der Ausbreitung des Feuers. „Wird die israelische Feuerwehr diesen Brand löschen?“, fragte ich nach. „Es ist palästinensisches Gebiet“, war die Antwort.

Wieder 10 Minuten. Das Feuer erreichte die Plantage, brannte sich durch die Bäume. Von der Feuerwehr keine Spur. „Hat man sie benachrichtigt?“ „Ja.“ „Kommen sie?“ „Kann man nicht sagen.“ „Kann die israelische Feuerwehr das nicht löschen?“ „Es ist palästinensisches Gebiet.“ „Aber wenn es zum Beispiel für israelische Häuser gefährlich werden würde?“ „Dann würde sie eingreifen können.“ „Wieso können sie jetzt nicht eingreifen?“ „Es gibt momentan einen Brand in einer anderen Stadt, alle Teams sind dort.“

Wieder Anrufe, Fragen. Das Feuer brennt, und ich schaue fassungslos auf die guten Pflanzen und die Erde. Ist das Alltag? Und wo steckt die Palästinenser-Feuerwehr?
Nach Angaben eines Mitarbeiters soll die Ankunft ihrer Feuerwehr immer lange dauern. Wieso nimmt man es aber in Kauf, wenn es bekannt ist?

Die Lage wird langsam, aber sicher auch für die israelischen Gebiete brenzlich. Das Feuer hat sich eine Strecke freigebrannt und nähert sich nun einer Straße. Eine Stunde ist vergangen. Von der Feuerwehr keine Meldung. Endlich gibt man dem israelischen Counterpart den Befehl, sich des Brandes anzunehmen.

Ich wende mich an eine schon erfahrene Sicherheitsmitarbeiterin. „Ich möchte verstehen, wie das mit der Verantwortlichkeit für Gebiete funktioniert. Wie kann so etwas sein?“
Im als palästinensisch zugeordnetem Gebiet – selbst wenn dieses inmitten oder direkt an israelischem Gebiet liegt – und selbst, wenn es sich nur um eine Plantage handelt – agieren nur die zuständigen Organe der PA, bekomme ich erklärt. Sofern israelisches Eigentum oder öffentliche Plätze nicht bedroht werden, greifen israelische Einsatzkräfte nicht ein. (Ob aus Gründen der Arbeitsverteilung, oder aus sicherheitstechnischen Bedenken, unklar, wohl beides.)
„Wieso reagiert die palästinensische Feuerwehr nicht?“
Das passiere wohl häufig, und das Abwesen einer Rückmeldung über eine Stunde lang zeuge von ihrer unernsten Einstellung gegenüber dem Fall.
„Wenn es dabei um Menschenleben gehen würde, würde dieselbe Politik angewandt werden?“
Nein, der Rote Davidsstern würde sich bei Verletzten auch um die arabischen kümmern, würde sie allerdings nicht in in ein israelisches Krankenaus überführen, wenn sie dafür keine Aufenthaltserlaubnis besitzen, sondern den Fall an den Roten Halbmond übergeben.
„Was wäre im Falle von Häusern oder anderem Besitz?“
Gelte dasselbe wie im Fall der Plantage.
„Bei Bedrohung von israelischem Eigentum?“
Dürfte und würde die israelische Feuerwehr eingreifen.

Und währenddessen würde noch ein Stück Feld, Baum oder Gras verkohlen.

Zu was eine Zoneneinteilung in „deins“ und „meins“ führen kann, wurde mir bei diesem praktischen Beispiel auf ernüchternde Weise deutlich.

Das andere Israel

„Nebel umhüllt die Berge. Mein Bus schlängelt sich die Straße hinauf. Ich wundere mich, wieso die Scheiben nicht gesichert sind. Es ist ein einfacher Linienbus auf seinem Weg durch Dörfer, Felder und Berge, übersät mit Steinen und Büschen, soweit das Auge reicht.  Er schaukelt auf und ab. Hier und da fährt er entlang einer grauen Mauer, aber sie wechselt schnell zu einen Drahtzaun. Die Straße wirkt einsam, aber gut befestigt. Bereit für den täglichen Verkehr. Die Straßenschilder sind dreisprachig, die Namen ähnlich und sind manchmal  bekannt. Oft hört man sie im Fernsehen oder kennt sie aus dem Geschichtsbuch: Jerusalem, Ramallah, Bet El, Itamar.

Vom Aussehen sind die meisten gleich – es gibt Siedlungen mit roten Dächern, weißen Fassaden, vielen Blumen und Bäumen. Andere haben flache, weiße Dächer, kaum Pflanzen, stattdessen aber Plantagen. Die Bauten sind klein. Es gibt keine großen Kreuzungen in dieser Gegend, keine Hochhäuser, keine Parkplätze, keine Neonreklame. Über den Häusern schwebt weißer Nebel und auf der Straße ist viel Staub. Manchmal tauchen Tiere auf oder vereinzelte Menschen im einem Garten oder Café.  Am Himmel – Stille. Es gibt wenig Verkehr, daher auch wenige Tankstellen. Sucht man nach etwas Typischem in dieser Gegend, so sind es Fahnen und Banner. Auch diese sind mehrfarbig und mehrsprachig. Die Fahnen gehören nicht ausländischen Botschaften, sondern den Völkern, die diese Gegend Haus an Haus und Hügel an Hügel bewohnen. Es sind nur zwei, und dennoch kommen sie nicht miteinander aus.

Wir sind im bergigen Hochland in Samaria, in Shomron, heute bekannt als die Westbank. Eine ferne Welt. Sie ist so anders als das, was man über sie hört und zu wissen meint. Es ist Freitag und in den jüdischen Siedlungen, auf den Hügeln verstreut, bereitet man sich auf Shabbat vor. Durch den Nebel ruft aus benachbarten Orten der Muezzin. Nach der Busfahrt steige ich an einem Armeestützpunkt in ein  Auto um. Nach kurzer Zeit, fährt es an einen Schlagbaum heran. Der Fahrer hebt die Hand. Wird durchgelassen. Die kleine Ansiedlung ist dürftig geschützt, im kleinen Häuschen sitzt ein junger Mann. Er winkt. Meine Freundin holt mich von der Einfahrt ab. „Menachem“, ruft sie dem Wächter zu, „komm zu uns am Abend.“ Die Straßen sind asphaltiert, aber am Rande wird gerade ein neuer Häuserblock errichtet und überall liegt weißer Staub: Schöne Häuser, aus weißem Marmorersatz. Neu. Solche, wie das Haus meiner Freunde, bestehen zum Teil noch aus Holz.

Wir gehen ins Haus. Eine bescheidene, sehr heimische Welt umfängt mich. Ich merke schnell – hier leben keine „Städter“. Die engen Zimmer, das zerrissene Sofa, die Holzschränke und der Gemüsegarten, sie lassen mich verschämt meinen Koffer in die Ecke drücken. Ich fühle mich, als hätte ich hoffnungslos Übergewicht bei mir, als wäre ich die Einzige, die an sinnloser Last hängt. Was hier zählt, ist Natur und Familie. Nein, sie leben nicht weltfern. Aber ihr Alltag ist viel einfacher und es macht ihnen nichts aus. Ich halte Ausschau nach typischer „Siedlerkleidung“- bunte Schals, Hosen und Kleider, Flickenmode und langes Haar. Diese Familie ist wohl kein typisches Beispiel, denke ich. Später am Abend erfahre ich, dass die Eltern unter den Ersten gewesen sind, die den Ort vor 20 Jahren gegründet haben. Sie kennen die Einwohnerzahlen, die Nachbarn, ihre Kinder und die Orte, an denen man gefahrlos spazieren kann. Sie arbeiten in der lokalen Yeshiva und in einer Schule einer benachbarten Siedlung. Viele im Ort sind Lehrer, Erzieher, Psychologen, Sozialarbeiter. Die Kinder ergreifen oft dieselben Berufe: religiöse Mädchen lernen Kinderbetreuung, Jungen werden manchmal Ärzte, manchmal Anwälte oder Lehrer. Die neue Generation entdeckt nach und nach neue Bereiche, wie Technik und

Siedlung Har Bracha auf dem Berg Garizim im Zentrum Samarias.  (Foto: Shomron Municipality)
Siedlung Har Bracha auf dem Berg Garizim im Zentrum Samarias.
(Foto: Shomron Municipality)

Gestaltung. Die Siedler, sie sind anders, sie haben keinen großen Gefallen am großen Geld und globalen Austausch: Es würde ihnen nicht helfen, die Kinder großzuziehen oder ihre Häuser gegen die Araber oder die Regierung zu verteidigen. Die Eltern sind Idealisten aus Lebenserfahrung. Die Kinder… wenn überhaupt Idealisten, dann aus Überzeugung oder Erziehung.  Schwer zu sagen, bei dieser neuen Generation. Meine Freundin gehört ihr auch an. Und auch ich. Und wir suchen uns noch, ob im Dorf oder in der Großstadt.

Shabbat hat begonnen. Diese Siedlung ist religiös, wie die meisten im Shomron. Nicht „charedisch“ – nationalreligiös. Wir beten, wir essen. Draußen ist es nicht kalt, nur sehr dunkel. Es werden buntgemischte Lieder gesungen: sefardische, ashkenasische und jemenitische. Auch die Siedlung ist nicht einseitig. Es gibt hier vielleicht nicht mehr als zweihundert Familien mit unterschiedlichen

"Juden vertreiben keine Juden." Aufkleber aus der zeit des Gaza-Rückzugs 2005
„Juden vertreiben keine Juden.“ Aufkleber aus der Zeit des Gaza-Rückzugs 2005

Traditionen, aber sie alle glauben an dasselbe Ideal – „Eretz Israel ist unser Land“. Nichts Neues, und dennoch  ist es schwer. Aufkleber, Plakate und Poster erinnern von Zeit zu Zeit an die Realität der Einwohner: „Juden vertreiben keine Juden“, „Keine Araber – keine Attentate“, „Sie wollen die Häuser abreißen – wehrt euch!“, aber es ist kein Gesprächsthema am Tisch. Menachem ist vorbeigekommen. Wer bewacht jetzt wohl die Einfahrt? Außer Armeefahrzeugen fährt hier kein Auto mehr herauf.

"Keine Araber - keine Attentate"
„Keine Araber – keine Attentate“

Die Siedlung  ist mit Laternen beleuchtet. Das Haus verstummt. Man liest ein Buch oder geht schlafen. Die Dörfer sind wie kleine Lichtinseln, für jeden deutlich zu sehen, in der Schwärze, in der die Berge Shomrons versinken.

Der Morgen bricht an. Warum erwarte ich heimlich, dass etwas geschieht? Ich verspäte mich zum Morgengebet. Noch immer ist es neblig, vielleicht ist es hier immer so. Das Gras ist nass vom Tau. Viele Kinderstimmen klingen in den Straßen. Die Synagogen sind voll. Daheim warten das Essen und die Lieder. Die Ruhe schläfert mich ein. Als die Nachbarn und Freunde vorbeikommen, verschwinde ich im Zimmer und lege mich schlafen. Neben mir schläft ein Baby, das die Attraktion des Tages gewesen ist. Seine Mutter, eine sehr junge Frau, sagte, sie könne es nicht erwarten, das Kind wachsen zu sehen. Der Vater wirkte noch jünger und trug schlabbrige Jeans. Sie ekelten sich noch immer vor dem Windelwechseln.

Sicht auf Shchem (Nablus), Nordteil.
Sicht auf Shchem (Nablus), Nordteil.

Ich reiße mich aus dem Schlaf. Zeit für einen Spaziergang. Bisher habe ich nur ein paar Straßen und die Aussicht vom Berg gesehen. Am Berghang stehen die Häuser von Nablus – Shchem, der berühmt-berüchtigten Stadt, verstreut in der Gegend. Sie wirken unbedeutend. Beim Spaziergang verstehe ich, wie klein die Siedlung wirklich ist. Auf einem Nachbarhügel stehen ein paar

Sicht auf Shchem (Nablus), zentraler Teil.
Sicht auf Shchem (Nablus), zentraler Teil.

Wohncontainer. „Man darf dort nicht bauen“, erklärt meine Freundin. Ich weiß nicht, wo man tatsächlich bauen darf. Fast jeder  jüdische Ort hier hat eine schwere Geburt hinter sich. Was mit einer Gruppe mutiger  und kompromissloser Israelis anfängt, die auf einem Hügel notdürftige Holzbauten oder Wohnwagen hinstellen, kann mit einem Überfall aus den umliegenden arabischen Dörfern oder den Baggern der Regierung enden, die dem Projekt ein Ende bereiten. Siedlungen kommen und gehen. Was im Fernsehen oft aussieht wie eine Ordnungswidrigkeit und politische Auseinandersetzung, ist an Ort und Stelle ein Kampf ums Überleben.

Der Abend kommt schnell und Shabbat ist nun vorbei. Es wird für mich Zeit, zu gehen. Ich muss ins Landeszentrum, zu Freunden, zur Arbeit, ich habe nichts mehr zu tun in Shomron. Ich würde es gern bereisen, bewandern, aber allein ist das wohl zu riskant. Die Idee kam mir spontan am Nachmittag. Ich helfe meinen Freunden bei einem technischen Problem. Sie können leider kein Englisch. Ich muss mit meinem Koffer weg und es gibt keinen Bus. Sie finden für mich eine Mitfahrgelegenheit. So fahren die Meisten hier in der Gegend. Ob das gefährlich ist? Ich frage nicht nach. Wieder ist es Nacht und ich umarme meine Freundin und danke allen. „Ich war still und habe kaum geredet, aber kommt nur daher, dass ich so viel zu lernen hatte. Ich habe wirklich viel gelernt. Es war schön. Todá.“

Im Auto zerquetscht mir mein Koffer die Beine. Die Mitfahrer sind südamerikanische Juden. Das Auto zerschneidet rasant die Dunkelheit. Wie die israelische Verwaltung doch gut vorgesorgt hat: Der Asphalt ist beleuchtet, die Straßen gut gebaut. Der Druck in den Ohren nimmt ab – wir fahren die Berge hinab. Eine Barriere nähert sich, ein „Checkpoint“. „Woher kommst du?“, fragt unser Fahrer eine hübsche Soldatin. Er will ihr einen Kaffee bestellen. Sie lässt uns lachend durch. Wir fahren weiter. Es dauert eine halbe Stunde, eine ganze Welt hinter sich zu lassen. Ich starre noch aus dem Fenster, da fragt mich der Fahrer: „Gleich musst du aussteigen, nicht wahr?“ Die Einfahrt nach Rosh Ha’ayin im Zentrum von Israel. Die Reise ist vorbei. Ich steige aus und sehe das altbekannte Flachland vor mir: Hochhäuser. Tankstellen. Busse. Verkehr. Bäume. Israel, wie man es kennt. Wie wir Neuen es kennen. So und nicht anders. Das andere Israel bleibt Augen und Köpfen verborgen. So verborgen und unerreichbar, dass sogar die Journalisten nicht wissen, worüber sie schreiben. Die jüdischen Siedler, – sie sind keine Erfindung von heute. Die ersten kamen in 1882*. Die anderen kämpften um  1948. Und die heutigen sind in den Bergen, die unsereiner nicht kennt, – und sie halten nichts von Israels Grenzen auf den Landkarten. Ich muss mich fragen: Wo lägen unsere heutigen Grenzen wohl ohne sie? … “


 

Der obige Text wurde von mir geschrieben und erschien in der Novemberausgabe 2011 Nr.69 der Jüdischen Zeitung, und ebenso in der Studentenzeitschrift „LEV“ 2011. 

Gemeint sind die ersten organisierten Einwanderungswellen nach Eretz Israel unter osmanischer Herrschaft. Nennenswerte jüdische Siedlungsversuche und auch Errungenschaften gab es durchgängig vermehrt im Zuge des  gesamten 19.Jahrhunderts. 

Zum Weiterlesen: „No-Go-Begriffe“ & „Nicht illegal“

Manchmal muss man nicht das Rad immer wieder neu erfinden, sondern immer wieder auf dasselbe Rad hinweisen, bis auch dem Letzten deutlich wird, was mit „Rad“ gemeint ist. Aehnlich ist es auch im Nahostkonflikt, speziell beim Thema Siedlungsbau. Es muss unsererseits immer von Neuem auf die relevanten realpolitischen Zustaende hingewiesen warden, damit es auch ins Bewusstsein eingeht. Zu diesem Zweck moechte ich auf die folgenden Artikel hinweisen:

⇒ 1) Die ausfuehrliche, und dennoch klar verstaendliche |Zusammenfassung zum Thema Siedlungsbau und Abkommen nach 1967 von Artur Cohn in „Cicero – Magazin fuer politische Kultur“ vom 09.12.2013 – noch immer aktuell wie nie. Praegnante Auslegung grundlegender politischer Fakten.

⇒ 2) Die Liste der sog.“No-Go“-Begriffe“, zuerst veroeffentlicht auf The Algemeiner, Lee S.Bender & Jerome R.Verlin. uebersetzt ins Deutsche bei  Politisches.Blog-Net.Ch (03.06.2015). Sehr nuetzlich und waermstens empfohlen, sich den „Begriff-Guide“ zu Herzen zu nehmen und zu verwenden!


1. Siedlungsbau ist nicht illegal

Artur Cohn, CICERO, 09.12.2013

Das Argument, wonach die Siedlungen in Judäa und Samaria illegal seien, basiert auf dem 49. Artikel der Vierten Genfer Konvention, die nach dem Zweiten Weltkrieg und der Nazibesetzung europäischer Staaten 1949 in Kraft getreten ist. Danach ist die gewaltsame Transferierung einer Zivilbevölkerung in andere Staaten verboten.

Eine solche fand aber in der Westbank nie statt. Auch hat Israel keine Gebiete eines anerkannten, souveränen Staates besetzt. Jordanien, von dem Israel diese Gebiete im Sechstagekrieg (der von den arabischen Staaten provoziert wurde) übernahm, konnte dort nie seine Souveränität geltend machen, weil Jordaniens Besetzung dieser Gebiete ungesetzlich war und von keinem Staat der Welt außer von England und Pakistan anerkannt wurde.

Weiterlesen….


 

2. NO-GO-Begriffe >  Israel-Unterstützer müssen aufhören, diese 13 Begriffe zu benutzen

Politisches.Blog-Net.Ch , 03.06.2015

Die Berichter­stat­tung der west­lichen Mainstream-Medien über Israel ist gepflastert mit Aus­drücken, die absichtlich geschaf­fen wurden, um den jüdis­chen Staat zu dele­git­imieren. Die gute Nachricht ist, dass diese Begriffe nicht vor 3300 Jahren in Stein gemeis­selt wur­den, son­dern Kreatio­nen sind, die erst nach der Unab­hängigkeit Israels ent­standen. Durch das Aufgeben dieser Sprache ver­wirken wir unserer Geschichte. Hier sind 13 Sätze oder Begriffe, die zu wieder­holen wir aufhören müssen.

#1 – “West­bank:” Behaup­tun­gen, dass “Judäa und Samaria” nur “bib­lis­che Namen für die West­bank” sind, stellt die Geschichte auf den Kopf. Die Namen hebräis­chen Ursprungs, “Judäa” und “Samaria”, sind bis 1950 benutzt wor­den, als nach der Inva­sion durch Tran­sjor­danien diese Gebi­ete in “West­bank” umbe­nannt wur­den, um diese Bere­iche des jüdis­chen Heimat­landes von den Juden zu dis­as­sozi­ieren. Der Teilungs­plan der UNO von 1947 sel­ber spricht vom “Hügel­land von Samaria und Judäa.” Dieser Begriff ist keine Abkürzung für “Judäa und Samaria.” Unter dieser For­mulierung ist Jor­danien die “Ost­bank” des ursprünglichen Palästi­na­man­dat, das als Heimat­land für das jüdis­che Volk vorge­se­hen war.

#2 – “Ost”-Jerusalem oder “tra­di­tionelles ara­bis­ches Ost”-Jerusalem: Seit dem zweiten Mil­le­nium vor Chris­tus bis 1947 nach Chris­tus gab es keinen Ort namens “Ost”-Jerusalem. Die 19 Jahre zwis­chen der Eroberung von Teilen der Stadt 1948 durch die Inva­sion­strup­pen Jor­daniens und ihrem Rauswurf durch Israel 1967 waren die einzige Zeit in der gesamten Men­schheits­geschichte, ausser zwis­chen 638 und 1099, als Araber irgend einen Teil von Jerusalem kon­trol­lierten. Palästi­nen­sis­che Araber haben keinen einzi­gen Tag in der Geschichte irgend einen Zoll von Jerusalem beherrscht. In den let­zten drei Jahrtausenden war Jerusalem die Haupt­stadt von drei Staaten — Judah, Judäa, und dem mod­er­nen Israel — und hat eine erneuerte jüdis­che Mehrheit seit der türkischen Herrschaft im 19. Jahrhun­dert. Ost­jerusalem ist ein Quartier der Stadt, die Israel 1967 wiedervere­inigt hat.

#3 – “Die UNO wollte einen jüdis­chen und einen palästi­nen­sis­chen Staat schaf­fen:” Das wollte sie nicht. Palästina aufzuteilen zwis­chen “Palästi­nensern” und Juden ist wie eine Aufteilung von Deutsch­land zwis­chen Deutschen und Juden. Immer und immer wieder nimmt dieUNO Bezug auf “den jüdis­chen Staat” und “den ara­bis­chen” [nicht “palästi­nen­sis­chen”] Staat in der Par­ti­tion­ierungsres­o­lu­tion von 1947.

#4 – 1948 war die “Erschaf­fung” und “Grün­dung” von Israel: Israel ist nicht 1948 kün­stlich und aus der dün­nen Luft her­aus “geschaf­fen” und “gegrün­det” wor­den. Israel erre­ichte Unab­hängigkeit in jenem Jahr als natür­lichen Abschluss eines Rei­fung­sprozesses in erneuerte Staatlichkeit eines Volkes, das vorher schon zweimal Unab­hängigkeit hatte in diesem Land, und das nach Jahrhun­derten har­ter Arbeit einen jüdis­chen Staat erneut etablierte in seinem his­torischen Heimatland.

#5 – “Der Krieg, der auf die Schaf­fung Israels fol­gte:” Israeli haben diesen Krieg nicht gewollt; Er wurde Israel aufgezwun­gen von fast jedem ara­bis­chen Staat, die den Teilungs­plan der UNO ablehn­ten und ver­suchten, die Juden von Israel ins Meer zu treiben. Und aus der Armee des jüdis­chen Heimat­landes, der Haganah, wurde die IDF, die die multi­na­tionale aus­ländis­che Inva­sion zurückschlug.

#6– “Palesti­nen­sis­che Flüchtlinge des Krieges, der auf die Schaf­fung Israels fol­gte”, oder “das palästi­nen­sis­che Flüchtling­sprob­lem:” Es waren die ein­drin­gen­den ara­bis­chen Armeen, die die Zer­störung Israels erwirken woll­ten, die den Grossteil der Araber dazu ermutigte, aus Israel zu flüchten, oder deren Flucht verur­sachte. Und eine grössere Zahl von Medien ignori­ert kon­stant die einge­bore­nen Juden des mit­tleren Ostens, aus den riesi­gen ara­bis­chen und anderen mus­lim­is­chen Län­dern ver­trieben wor­den waren in der Folge des arabisch-israelischen Krieges. Ihre Zahl ist grösser als die Anzahl Araber, die aus dem kleinen Israel flo­hen. Dass Israel den Grossteil dieser Juden absorbiert hat, während ara­bis­che “Gast­ge­ber,” ein­schliesslich in Palästina selbst, die ara­bis­chen Flüchtlinge und ihre Nachkom­men in “Flüchtlingslagern”, die vom Westen unter­stützt wer­den, isolieren, ver­wan­delt das zwei­seit­ige Flüchtling­sprob­lem des arabisch-israelischen Kon­flik­tes nicht in ein “palästi­nen­sis­ches” Flüchtlinge­sprob­lem. Hät­ten die palästi­nen­sis­che Araber den UNO-Teilungsplan akzep­tiert, dann wür­den sie eben­falls ihren 66stn Geburt­stag feiern.

#7 – Israel hat 1967 ara­bis­ches Land “erobert:“Das tat es nicht. Der Krieg von 1967 war, wie seine Vorgänger, ein Vertei­di­gungskrieg, der Israel aufgezwun­gen wor­den war. Die Nach­barn von Israel woll­ten keine Kom­pro­misse einge­hen; sie woll­ten ganz ein­fach den jüdis­chen Staat zer­stören. Das neue israelis­che Ter­ri­to­rium sollte eine Sicher­heits­bar­riere bieten und sich­er­stellen, dass das nicht mehr passieren kann. Ausser­dem waren diese Gebi­ete nicht “ara­bis­ches Land,”

#8 – Israel’s Gren­zen von “1967:” Die Waf­fen­still­standsvere­in­barung zwis­chen Israel und Jor­danien von 1949 hat audrück­lich die “grüne Linie”, die sie zog zwis­chen den Waf­fen­still­standsstel­lun­gen der bei­den Seiten als nur mil­itärische Waf­fen­still­stand­slinie, ohne Präjudiz zu einem Gren­zanspruch von einer der bei­den Seiten. Die Nach-’67-UNO-Resolution 242 hat aus­drück­lich nicht von Israel ver­langt, sich von diesen Lin­ien zurückzuziehen.

#9 – “Israelis­che Besatzung der West­bank und von Ost­jerusalem:”Dass die Medien darauf beste­hen, die israelis­che Präsenz im Herzen von Jerusalem und in Judäa und Samaria eine “israelis­che Beset­zung palästi­nen­sis­cher Ter­ri­to­rien” nen­nen, macht es nicht dazu. “Beset­zung” ist ein völk­er­rechtlicher Begriff, der fremde Präsenz im sou­verä­nen Ter­ri­to­rium eines anderen Staates beze­ich­net. Der let­zte sou­veräne Staat im Land von Israel vor dem mod­er­nen Israel war jüdisch Judäa. Das Land­ver­hält­nis von ara­bis­chem Land zu Israel beträgt 625–1, 23 Staaten zu eins.

#10 – “Jüdis­che Siedler und Sied­lun­gen” gegenüber “palästi­nen­sis­chen Bewohn­ern von Nach­barschaften und Dör­fern:” Ein beliebter Kon­trast in Medien-Nachrichtenartikeln ist, im sel­ben Satz von “jüdis­chen Siedlern” in “Sied­lun­gen” sowie von “palästi­nen­sis­chen Bewohn­ern” von nahen “Nach­barschaften” und “Dör­fern” zu reden. Juden sind keine frem­den “Siedler” in einem Jerusalem, das seit dem 19. Jahrhun­dert eine jüdis­che Mehrheit hat, oder im Judäa-Samaria-jüdischen-historischen Herzland.

#11 – Die Anerken­nung von Israels  “jüdis­chem Staat” ist “ein neuer Stolper­stein:” Neu seit Moses’ Zeiten. Das jüdis­che Heimat­land Israel, ein­schliesslich kon­tinuier­licher Heimatland-beanspruchender jüdis­cher Präsenz, war immer zen­tral für das jüdis­che Volk­s­tum. 1947 sagte der britis­che Aussensekretär Bevin dem Par­la­ment, dass der Juden “essen­zieller Prinzip­punkt” die Sou­veränität von jüdisch-Palästina sei.

#12 – “Paläs­tio­nenser akzep­tieren die Zweis­taaten­lö­sung und Israel lehnt sie ab:” Falsch auf bei­den Seiten. Sowohl die USA als auch Israel definieren ‘Zwei Staaten’ als zwei Staaten für zwei Völker — Juden und Araber. Viele auf der ara­bis­chen Seite lehnen zwei Staaten für zwei Völker mit Nach­druck ab. Viele Israelis, ein­schliesslich Pre­mier­min­is­ter Netanyahu, unter­stützen den Plan — unter der Bedin­gung, dass der palästi­nen­sis­che Ter­ror aufhört. Die Araber verneinen Israels Exis­ten­zrecht weit­er­hin und dauer­haft als Nation­al­staat für das jüdis­che Volk, welche Gren­zen auch immer gezo­gen werden.

#13 – “Die Palästi­nenser:” Die UNO-Resolution von 1947 mit dem Teilungs­plan nan­nte die palästi­nen­sis­chen Araber und Juden “die zwei palästi­nen­sis­chen Völker.” Nichts ist selbst-delegitimierender und kon­trapro­duk­tiver für die Erre­ichung eines Friedens, der auf ara­bis­cher Anerken­nung des jüdis­chen Dasein­srechts basiert, als dass die Juden hinge­hen und die palästi­nen­sis­chen Araber “DiePalästi­nenser” nen­nen. Sie haben keine Sprache, Reli­gion oder Kul­tur, die sie von benach­barten Arabern unter­schei­det, und sie hat­ten nie Sou­veränität über Palästina, woge­gen die Juden, mit einer Präsenz, die drei Jahrtausende in die Ver­gan­gen­heit reicht, drei Staaten dort hat­ten, alle mit Jerusalem als Haupt­stadt. Die wenig­sten palästi­nen­sis­chen Araber kön­nen ihren eige­nen Stamm­baum weiter als 4 Gen­er­a­tio­nen zurück verfolgen.