Archiv der Kategorie: Geschichte

Neue Unterseite: „Basisfakten und -zahlen“

Liebe Leser/-innen,

ab jetzt steht euch die neue Unterseite Basisfakten und -zahlen in der Rubrik „Ein wenig Hintergrund“ zur Verfügung! Alle notwendigen statistischen Angaben und Übersichtskarten zu Judäa und Samaria für einen besseren Überblick über das Geschehen.

Weitere informative Menüseiten werden folgen!

Chaya

Meinungen zur Zweistaatenlösung und Die Siedlerin

Oliver Vrankovic. Quelle: Facebook
Oliver Vrankovic. Quelle: Facebook

Oliver Vrankovic, seines Zeichens deutschsprachiger Blogger aus Ramat Amidar nahe Tel Aviv, berichtet über spannende und wissenswerte Dinge aus der Geschichte und Kultur Israels. Oft sind auch politische Anmerkungen dabei. In der zweiteiligen Beitraggserie „Zwei-Staaten-Lösung“ stellt er verschiedene Meinungen von Israelis aus den unterschiedlichsten Milieus zu dem Thema dar. Dabei kommen zahlreiche Personen „vom Fach“ zur Sprache – Politiker, soziale Aktivisten von früher und heute und Zeitzeugen.

Im Rahmen der Serie interviewte Oliver auch mich –  natürlich zum Thema Siedlungen, Gush Etzion, israelische Souveränität in Judäa und Samaria und meine persönliche Geschichte. Auch mit einem kichererbsenchayaAktivisten der „Roots“-Friedensbewegung spricht Oliver, Myron Joshua aus Kfar Etzion, und dieser weiß auch mir und sicherlich euch Neues hinzuzufügen und zu berichten – beispielsweise aus dem Alltag der arabischen Bevölkerung von Gush Etzion. Beide Beiträge (Teil 1 und 2) sind sehr zu empfehlen. Nachfolgend der Link zum Bericht über mich:

→ Die Siedler von Gush Etzion- der Kichererbsenblog

Bibel- und geschichtsfest erklärt sie, dass Jerusalem und Hebron über Jahrhunderte hinweg die zwei wichtigsten kulturellen Zentren des Judentums gewesen seien (…). In all ihrem Wissen wurzelt ihre Anschauung.

(…) Für Chaya ist die Agenda einer Zwei Staaten Lösung ein Hirngespinst. Sie verweist auf Ben Dror Yemini, der die Realisierung eines palästinensischen Staates unter den Bedingungen des Nahen Ostens heute für unmöglich erachtet. (…) Sie diene einzig der Diskreditierung der Siedler als Friedenshindernis. Wer in Israel predige, sich für den Frieden von den Palästinensern abzukoppeln, ignoriere die Lehren des Rückzugs aus Gaza und die Veränderungen in der arabischen Welt. Ein friedfertiger palästinensischer Staat sei eine Illusion. (…)

So wie sie selbst voll hinter der jüdischen Präsenz im biblischen Kernland der Juden steht, anerkennt sie die arabische Präsenz. Sie ist gegen Landraub, gegen die Forderungen von extremistischen Siedlern, die Palästinenser zu deportieren.
Gleichzeitig spricht sie sich gegen die Fortsetzung der Militärbesatzung aus. Die Zivilverwaltung durch die Militärbesatzung in den C-Gebieten, so sagt sie, schade mit ihren Restriktionen den Juden und den Palästinensern.

 

Zum Weiterlesen: Palästinenser – von der Macht eines Wortes

Der Publizist Tomas Spahn auf der Meinungsplattform Roland Tichy in einer knappen, prägnanten und historisch dennoch sehr umfassenden Übersicht über die Entstehung des Begriffs „Palästinenser“ und die Rolle der – deutsche Medien, natürlich, wie könnte die moderne Geschichte ohne sie… Auch mir hat Tomas Spahn einige neue Fakten offenbart, und wer sich auf diese Übersicht nicht verlassen will, kann sich gerne die Erstquellen vornehmen und wird sich bestätigt wissen. Wie es heißt, „wer suchet, der findet“.  ( Für den Linktipp danke ich IK. )


 

Von der Macht eines Wortes Oder Als der SPIEGEL die Palästinenser erfand

Tomas Spahn, 22.03.2016

Palästinenser – ein Volk? Ja, vielleicht. Vor 3.000 Jahren … Über die Legende der Palästinenser und wie deutsche Medien ein Volk erfanden.

Palästina ist ein Begriff, der bis weit in die Vergangenheit reicht. Er findet sich erstmals im Tanach als Bezeichnung für eine bestimmte Bevölkerungsgruppe, mit denen die frühen Hebräer des Öfteren zu tun hatten: Den Philistern – oder besser: Phéléshétjm (F-L- Sh-T-J-M).

Von den Philistern zu Palästina

Féléshétjm, das waren jene überwiegend in Städten wohnenden Menschen, mit denen die damals noch in Sippen lebenden inländischen Semiten regelmäßig Probleme hatten. Die Geschichte von Simson und Delilah ebenso wie die Legende von David und Goliath sind herausragende Beispiele, wie dieser Konflikt in das Alte Testament Einzug gehalten hat.

Doch zwischen Féléshétijm und Hebräern gab es durchaus auch friedliche Phasen der Koexistenz. Die häufig noch als Nomaden durch das Land ziehenden Sippen gingen zum Handel in die Städte der „Palästiner“, einige sogar siedelten sich dort an, wurden zu wohlhabenden Menschen – und wurden dennoch von den Küstenstädtern argwöhnisch beäugt. Bekannt sind auch Vertragsabschlüsse zwischen den Stadtführern und den Nomaden über die Nutzung von Wasserstellen – für die Nomaden von existentieller Bedeutung.

All das findet sich berichtet im Tanach. Israels Archäologen, allen voran Israel Finkelstein, haben mit ihren Forschungen weiteres Licht in die Geschichte gebracht und kamen zu der Überzeugung, dass jene Féléstétjm auch die „Kanaanäer“ (Kénýnjm) des Alten Testaments waren. Und dass aus Kanaanern und Hebräern im Laufe der Zeit jene Völker wurden, die im antiken Israel und Jahudah lebten.

Als die Griechen in Folge der militärischen Invasion des Alexander die Herrschaft über den Landstrich übernahmen, bedienten sie sich des altsemitischen Begriffs der „Féléshétjm“ und es entstand Παλαιστίνη – Palaistinéh. Als die Römer 63 vc die jüdischen Priesterkönige der Hasmönäer, deren Vorfahren 167 vc den unabhängigen Staat Judäa gegründet hatten, entmachteten und zurück in die Tempel schickten, übernahmen sie erst einmal die jüdische Bezeichnung. Roms neue Provinz im fernen Orient bekam im Jahre 6 nc von Kaiser Augustus den Namen Judaea. Doch da die ortsansässigen Juden ein aufmüpfiges Volk waren und Rom mit wenig humanen Mitteln einen dritten Aufstand um Bar Kochba erst 135 nc abschließend niederschlagen konnte, wollten die römischen Besatzer nun alles tilgen, was an die Juden erinnerte. Nicht zum ersten und nicht zum letzten Mal in der menschlichen Geschichte sollte jegliche Erinnerung an eine im Kampf unterlegene Gruppe final ausradiert werden.

Roms Kaiser Hadrian ließ daher das antike Jerusalem schleifen und es als Aelia Capitolina neu aufbauen. Die Provinz Judaea wurde im Rückgriff auf jene jüdischen Gegner der Kupferzeit in Palaestina umbenannt.

Kein jordanisches Palästina, kein palästinensisches Israel

Diese Maßnahme der siegreichen Kolonialherren der Antike wirkt bis heute. Denn als nach dem großen Waffengang der europäischen Imperien das 636 nc von den arabischen Gotteskriegern zwangsislamisierte Gebiet 1920 nc völkerrechtlich aus dem osmanischen Herrschaftsbereich herausgelöst wurde, griffen die poströmischen Sieger Großbritannien und Frankreich erneut auf die altsemitisch-griechisch-römische Bezeichnung zurück. Es entstand das Mandatsgebiet „Palestine“ oder Palästina, welches nun auch kurzfristig das Gebiet jenseits des Jordan umfasste und in dem – gemäß alliierter Zusage – eine Heimstatt auch für Juden geschaffen werden sollte.

Doch bereits 1923 wurde das Mandatsgebiet wieder geteilt und es entstanden Cisjordanien – im Wesentlichen das heutige Israel und Gaza – sowie Transjordanien. Für dieses Protektorat hatten die Briten bereits 1921 Abd Alah ibn Husain, Sohn des von den Sa’ud vertriebenen Sherif von Mekka, als Emir eingesetzt. Der wurde am 25. Mai 1946 König des in die Unabhängigkeit entlassenen Jordaniens und wegen seiner kooperativen Haltung gegenüber dem jungen Staat Israel am 20. Juli 1951 in Jerusalem von einem arabischen Extremisten ermordet. Heute ist Abd Alahs Urenkel Abd Alah bin al-Husein König des Steppenstaates – nach wie vor ein enger Verbündeter des Westens und liberaler Muslim.

So wurde schon mit der Teilung des Mandatsgebietes der antike Begriff Palästina wieder reduziert auf jene klassische Region zwischen Mittelmeer und Jordan. Ein „palästinensisches“ Jordanien, in dem die „Organisation zur Befreiung Palästinas“ – kurz PLO – 1970 mit syrischer Unterstützung einen Bürgerkrieg entfachte und von den Truppen des damaligen jordanischen Königs unter der Führung des aus Cisjordanien/Judäa stammenden Muhamad Daud bis Juli 1971 aus dem Land gejagt worden war, hat es niemals gegeben.

Die Eindringlinge

Aber – gab es nun ein cisjordanisches Palästina? Am 29. November 1947 hatten die Vereinten Nationen mit Resolution 181 (II) die Teilung Cisjordaniens in zwei demokratisch zu organisierende Staaten beschlossen. Der eine dieser zwei Staaten wurde nach dem Abzug der britischen Mandatstruppen am 14. Mai 1948 als Israel proklamiert und ist – trotz zahlreicher Versuche seiner Nachbarn, ihn auszulöschen – bis heute die einzig funktionierende Demokratie in der Region. Die nach den arabischen Angriffskriegen verbliebenen, nicht–israelischen Gebiete der römischen Provinz Palaestina werden heute autoritär entweder von der Hamas oder der PLO verwaltet – und diese haben mangels eigener historischer Identität sich den altsemitischen Begriff der Féléshétjm zu eigen gemacht, um damit ihren Anspruch auf das ehemalige Mandatsgebiet Cisjordanien zu begründen.

Das lässt es zweckmäßig erscheinen, noch einmal einen Blick auf die historischen Wurzeln des Begriffs „Palästina“ zu werfen – und zu einem für seine heutigen Anspruchserheber möglicherweise irritierenden Ergebnis zu kommen. Denn der altsemitisch-hebräische Begriff des „Féléshétjm“ lässt sich unschwer auf das Peh-Lamed-Shin des hebräischen Alphabets zurückführen. Félésh – das steht im Ivrit bis heute für „eindringen“. Féléshétjm – das waren für die Autoren des Tanach nichts anderes als „Eindringlinge“.

Historisch lässt sich das gut nachvollziehen, denn zwischen 1200 und 1000 vc kam es im östlichen Mittelmeerraum zu einer Völkerwanderung von Nordwest nach Südost, in deren Zuge nicht nur das vermutlich hethitische Troja vernichtet wurde, sondern die mit den in ägyptischen Archiven als „Seevölker“ beschriebenen Migranten mit militärischer Gewalt Siedlungsraum an den Küsten Ostägyptens und dem heutigen Israel erobern wollten. Die antiken Städte der Philister von Gaza bis Ekron waren ebenso Ergebnis dieser Völkerwanderung wie die Küstenstädte des heutigen Libanon.

Selbstverständlich waren diese Migranten für die ortsansässige Bevölkerung „Eindringlinge“ – und so ist es naheliegend, dass der Tanach dann, wenn er von „Féléshétjm“ spricht, tatsächlich „Eindringlinge“ und nicht etwa „Palästinenser“ meint. Die Küsten des kupferzeitlichen „Palästina“, das damals mangels Féléshétjm noch nicht so genannt werden konnte, wurden von einer Welle möglicherweise durch dorische Kriegsflüchtlinge oder klimatisch bedingte Hungerflüchtlinge erfolgreich übernommen. Eines allerdings waren diese aus hebräischer Sicht seinerzeit „echten“ Palästinenser zu keinem Zeitpunkt: Araber. Sie waren nicht einmal Semiten, sondern werden sich erst im Laufe der Jahrhunderte mit den ortsansässigen Semiten vermischt haben.

Viele unterschiedliche Menschen – keine Palästinenser

Als der britische Agent Thomas E. Lawrence zwischen 1917 und 1918 den Kampf des Sherif von Mekka gegen die Osmanen organisierte, kam er auch in die Region des heutigen Israel. Dort traf er auf zahlreiche Menschen unterschiedlichster Identität. Auf muslimische Araber und von Russland vertriebene Tscherkessen. Auf christliche Armenier und Aramäer. Auf Juden und sogar auf Berber, die in Folge der Niederschlagung des Aufstandes des Panarabisten Abd al’Qadir aus dem französischen Algerien in das Osmanische Reich geflüchtet waren. Auch gab es in den Gebieten zwischen Mittelmeer und Jordan nach wie vor Drusen und Maroniten. Eines allerdings gab es nicht: Palästinenser.

Und das blieb auch so – bis 1968 ein 1929 in Kairo geborener Araber dem deutschen Nachrichtenmagazin „DER SPIEGEL“ ein Interview gab. Dieser ägyptische Araber hatte 1957 als Fremdarbeiter in Kuwait eine Untergrundbewegung gegründet, die sich den Namen „Organisation zur Befreiung Palästinas“ gab. Sein Name lautete Yasir Arafat, Sohn der Verbindung eines aus Gaza stammenden Vaters und einer aus Jerusalem stammenden Mutter, die in den 1920er Jahren nach Kairo gezogen waren.

Abu Ammar und die arabische Nation

Als sich dieser Arafat 1968 erstmals mit dem SPIEGEL-Redakteur Helmut Sorge traf, nannte sich der frühere Muslimbruder Abu Amar und war Kopf einer Terrormiliz, die sich – so der Hinweis der Magazins – die Befreiung „Palästinas“ zum Ziel gesetzt hatte. Abu Amar Arafat spricht in dem Interview, das irgendwo in Jordanien nahe der Grenze zu Israel geführt wurde, laut deutscher Übersetzung von „arabischen Soldaten“, die „das Volk“ befreien werden. Er betrachtete sich laut dieser Übersetzung als Sprecher „unseres palästinensischen Volkes“ und „Vertreter des arabischen Volkes zwischen Atlantik und Persischem Golf“.

Nicht nur bei dieser letzten Formulierung wird es heikel – denn ein „arabisches Volk“ zwischen Atlantik und Persischem Golf hat es nie gegeben. Die Bewohner des Maghreb – Überbleibsel unterschiedlichster Besiedlungsphasen und lange Zeit christlich-römische Provinzen – wurden erst im Zuge des arabisch-islamischen Imperialismus zwangsarabisiert. Wenn Arafat diese Berber- und Maghreb-Stämme als „arabisches Volk“ bezeichnet, so folgt er damit letztlich der islamischen Idee seiner Muslimbrüder von der allumfassenden „Umah“, die jedoch nur Gläubige und Ungläubige kennt und regional- wie zeittypisch von Stämmen statt von Völkern ausgeht.

Gleichzeitig nutzt Arafat in dem in englischer Sprache geführten Interview angelsächsische Begriffe, um seinem westeuropäischen Besucher sein Anliegen zu erklären. Und der ist nun  ausgerechnet ein Deutscher und muss für seine Leser den englischen Text derart übersetzen, dass der Germane es auch versteht.

Die Deutschen und der Volksbegriff

Nun hat die deutsche Sprache – kultur-historisch bedingt – ein Volksproblem. Denn anders als das Angelsächsische unterscheidet sie faktisch nicht zwischen Nation und Volk. Die Idee des ethnisch reinen Staatsvolkes, mit der zuletzt Adolf Hitler einen bedeutenden und wichtigen Teil der Deutschen erst vertrieb und dann vernichtete, um anschließend die Welt mit einem Vernichtungskrieg im Namen „seines“ Volkes zu überziehen, ist in ihrem Kern tatsächlich ziemlich deutsch.

Für dieses deutsche „Volk“ nun gibt es kein wirkliches, angelsächsisches Äquivalent. Denn „folk“, welches man gewillt sein könnte als Übersetzung zu nutzen, hat mit dem deutschen „Volk“ wenig gemein. Weshalb der Deutsche „folk“ als „ländliche Bevölkerung“ versteht. Will er jedoch vom „Volk“ sprechen, so bedient er sich im Angelsächsischen der Begriffe „people“ oder „nation“. Beide aber entsprechen dem deutschen „Volk“ nicht. Denn das deutsche „Volk“ ist emotional. Es charakterisiert – im altgermanischen Stammesdenken verankert – eine durch das Blut geeinte Gemeinschaft eines Willens und eines Zieles – und ist deshalb für Führung stets anfällig. So fiel es denn auch den nationalsozialistischen Machtübernehmern in den dreissiger Jahren nicht schwer, die Losung des 1871 geeinten deutschen Nationalstaats, die da lautete „Ein Reich – Ein Volk – Ein Gott“, in „Ein Volk – Ein Reich – Ein Führer“ zu pervertieren und damit nicht nur das Reich über das Volk zu setzen, sondern auch Gott durch Hitler zu ersetzen.

Die englischen „people“ nun sind erst einmal nur Menschen. Und „nation“ steht gemäß seinem lateinischen Ursprung für eine Gruppenzugehörigkeit qua Geburt – im deutschen Verständnis als „Nation“ von Staatsbürgern unterschiedlichsten Ursprungs zu verstehen.

Von der „arab nation“ und den „people of palestine“

Arafat spricht in dem Interview von „arab nation“ und „people of palestine“. Beides hat mit dem deutschen Volksbegriff nichts zu tun. Denn „the arab nation“, die arabische Nation, das war seinerzeit das Schlagwort des ägyptischen Fellachen Gamal abd a’Nasir, mit dem jener die sunnitisch-islamischen Länder, welche in diesem Falle tatsächlich vom Atlantik bis an den Indischen Ozean reichten, einen wollte. „The arab nation“ – das war das säkulare Pendant zum islamischen Kalifat.

Arafat hing damit einer zu jener Zeit schon ausrangierten, politischen Großmachtidee an, die 1958 den Ägypter Nasir zum Staatsoberhaupt der aus Ägypten und Syrien bestehenden „Vereinigten Arabischen Republik“ gemacht hatte. Lange hielt diese V. A. R. nicht. Schon 1961 verabschiedete sich Syrien aus dem Kunstprojekt – und der Panarabismus wurde zu einem Merkmal des sogenannten Nasserismus.

Dennoch ist nachvollziehbar, dass Arafat dieser panarabischen Idee des Nasir, die ihn offenbar geprägt hatte, auch 1968 anhing. Denn er brauchte, um mit seiner Terrororganisation erfolgreich zu sein, nicht nur eine Idee, sondern vor allem Geld. Dieses konnte er um so erfolgreicher bei den reichen Arabern einfordern, je erfolgreicher er ihnen ein schlechtes Gewissen einreden konnte. Die Idee des einen arabischen Volkes war dabei durchaus wirkungsvoller als der Versuch, für irgendwelche entfernten Vettern, die man laut Lawrence noch vor 50 Jahren im Zweifel für verweichtlichte Osmanenknechte gehalten hatte, in die Taschen zu greifen.

Gleichzeitig aber verstand sich Amar-Arafat als Kämpfer jener Menschen, die nach 1946 dem Aufruf seines Bekannten, dem Mufti von Jerusalem, gefolgt waren und ihre Heimat in der Erwartung, im Gefolge siegreicher arabischer Truppen heimzukehren, verlassen hatten. Dieses wiederum waren „the people of palestine“ – die Menschen von Palästina. Die waren 1968 noch weit davon entfernt, als eigenständiges Volk wahrgenommen zu werden, geschweige denn sich als solches zu verstehen. Denn – siehe oben – es waren Araber und Aramäer, Christen und Muslime – und selbst die Nachkommen von berberischen Rifbewohnern und zahllosen anderen Zuwanderern, die das Schicksal im Laufe der Jahrhunderte dorthin verschlagen hatte.

Wie der SPIEGEL das palästinensische Volk erfand

Der SPIEGEL übersetzte in treu-deutscher Manier all diese sich bei Arafat mangels Volksidee vermengenden Begriffe mit „Volk“ – und das, obgleich Arafat doch immer noch davon träumte, ein arabisches – oder besser: ein nicht-jüdisches – „Palästina“ in der großen, panarabischen Idee zu verwirklichen.

Da Arafat ein durchaus nicht dummer Mensch war, erkannte er recht schnell, welch positive, propagandistische Unterstützung ihm diese SPIEGEL-Hilfe bieten konnte. Als er 1974 vor der UN auftrat, adelte die Vollversammlung den Freischärler Arafat in wenig nachvollziehbarer Weise. Aus der Al Fatah als „Bewegung zur Befreiung Palästinas“ des Jahres 1968 war zwischenzeitlich die „Palästinensische Befreiungsorganisation“ PLO geworden. Die wurde, obgleich sie sich bis zu diesem Zeitpunkt niemals irgendwelchen Wahlen gestellt hatte geschweige denn über ein Staatsgebiet und staatliche Verwaltungsstrukturen verfügte, als „offizielle Vertretung des palästinensischen Volkes“ anerkannt. Eines Volkes, das es selbst sechs Jahre zuvor noch nicht einmal in Arafats kühnsten Fatah-Träumen gegeben hatte.

Noch 2015 adelte „DER SPIEGEL Geschichte“ den als Terroristen gestarteten Ägypter als „Mr. Palestine“, für „seine Landsleute“ dazu durch seinen „bewaffneten Kampf“ gemacht.

„Seine Landsleute“ – ägyptische Araber? Oder alle heutigen und früheren Bewohner Cisjordaniens, aus dem Israel, Gaza und die  Westbank wurde, die nicht jüdischen Ursprungs sind? Und von denen kaum einer jemals gefragt wurde, ob er sich tatsächlich von einem Kairoer Berufsrevolutionär  (um an dieser Stelle diese nettere  Bezeichnung für terroristischer Freischärler zu verwenden) vertreten fühlt?

Möglich, dass sich viele der Bewohner im Westjordanland und im Gaza-Streifen heute als Anhänger Arafats verstehen. Ob sie damit bereits ein „Volk“ sind, darf allein schon mit Blick auf die Hamas angezweifelt werden. Denn die steht in gewisser Weise bis heute noch in der Tradition des frühen Abu Amar und träumt vom panarabischen Kalifat – aber selbstverständlich nicht wie dereinst Nasir in einem säkularen Staat, sondern unter dem Banner des Islam. Und dessen Staatsidee ist immer noch die Umah, in der Völker und Demokratie keine Rolle spielen.

Das Volk für den Westen und den Anti-Israelismus

Aber für den dummen Westen und die in Anti-Israelismus geeinten, mehr oder weniger „Vereinten Nationen“ macht es sich natürlich besser, von einem „palästinensischen Volk“ zu erzählen. Denn damit kann man das erfolgreiche, demokratische Israel vortrefflich als Unrechtsstaat diffamieren. Deshalb sind heute Teile jener Bewohner der früheren römischen Provinz Palaestina immer noch scheinbar zu Unrecht Vertriebene (die ihre Heimat dereinst freiwillig verlassen hatten) oder Bürger eines demokratischen Staates, dessen Existenzrecht von vielen Nachbarn bis heute nicht anerkannt wird – und das dennoch nach wie vor eine Bastion von Freiheit und auch Säkularismus im Nahen Osten ist.

Hevron – ein Geschäft für Generationen

Die Machpela-Höhle in der Darstellung des jüdischen Künstlers Nachshon, 1993.
Die Machpela-Höhle in der Darstellung des jüdischen Künstlers Nachshon, 1993.

Und Saras Leben dauerte 127 Jahre – dies waren die Lebensjahre Saras. Und Sara starb in Kiryat Arba, das ist Hevron, im Land Kena’an. Und Avraham kam, sie zu betrauern und zu beweinen. Und Avraham erhob sich von der Trauer und sprach zu den Nachkommen Hets wie folgt: Ein Fremder und ein Einheimischer bin ich unter euch; gebt mir bei euch eine Grabstelle und ich werde meine Tote begraben. (1.Buch Moses, Kap. 23, 1-4

So beginnt einer der zentralen Abschnitte der Tora über die Lebensgeschichte der Vorväter des jüdischen Volkes. Der Bericht über den Tod Saras, ihr Begräbnis und die damit zusammenhängende Suche nach dem passenden Grabareal offenbart uns mithilfe von 20 Versen einen der wichtigsten historischen Beweise für den jüdischen Anspruch auf das Land Israel und seine heiligen Stätten, insbesondere die sogenannte „Höhle der Patriarchen“. Hevron (Hebron) ist ein wichtiger Streitpunkt im modernen arabisch-israelischen Konflikt, von immenser nationaler und religiöser Bedeutung für Juden und Muslime und neuerdings auch ein Vorwand fuer makabre Geschichtsumschreibung seitens internationaler Organisationen.  Hevron ist bekannt für blutige Auseinandersetzungen zwischen den jüdischen und muslimischen Bevölkerungsgruppen, ist aber auch ein Symbol für das Aufleben jüdischen Lebens seit 1967, und einmal im Jahr wird es zum Massenpilgerort fuer Zehntausende von Juden. Hier möchte ich dies etwas ausführlicher darlegen und mehr Verständnis für die Konfliktzone Hevron ermöglichen.


Jüdischer Kontext

Am dieswöchigen Shabbat (Samstag) wird in den Synagogen der Abschnitt unter dem Namen „Das Leben Saras“ aus dem 1.Buch Moses vorgelesen – wobei es in diesem Abschnitt mehr um die Folgen von Saras Tod geht denn um ihr Leben. Es wird dort Detail für Detail ein Kaufvertrag beschrieben, welchen Avraham, der einige Kapitel zuvor aus dem Gebiet von Mesopotamien in das Land Kena’an am Mittelmeer einwandert und dort großes Ansehen als geistiger Führer erhält, mit dem lokalen Herrscher in der Stadt Kiryat Arba-Hevron nach dem Tod seiner Frau schließt.

Wie läuft es ab? Schauen wir hin:

Und die Nachkommen Hets antworteten Avraham und sagten ihm, Höre uns, unser Herr, du bist für uns ein Prinz Gottes, begrabe deine Tote in einem unserer Gräber. Niemand von uns wird dir sein Grab verweigern, um deine Tote zu begraben. Und Avraham erhob sich und verneigte sich vor dem Volk, den Söhnen Hets, und sagte ihnen: Wenn es euch genehm ist, dass ich meine Tote begrabe, sprecht für mich mit Efron, Sohn Zochars, und er soll mir die Machpela-Höhle am Rande seines Feldes für eine ganze Summe als Grabareal geben. Und Efron sass inmitten der Söhne Hets. Und Efron der Hettiter antwortete Avraham im Beisein der Söhne Hets und aller Anwesenden am Stadttor, wie folgt: Nein, mein Herr, höre mich an, ich gebe dir das Feld und die Höhle, die dort ist. Vor den Augen meines ganzen Volkes gebe ich sie dir, begrabe deine Tote. Und Avraham verneigte sich vor dem Volk und sprach vor allen zu Efron: So höre mich an, ich gebe dir Geld für das Feld, nimm es von mir an und ich werde meine Tote dort begraben.  Und Efron antwortete Avraham wie folgt: Höre mich an, mein Herr, das Land kostet 400 Silbershekel, und zwischen mir und dir, was ist das schon? Und begrabe deine Tote. Und Avraham vernahm Efron und wog das Geld, welches sie vor dem Volk abgemacht hatten, ab, 400 Silbershekel nach der gängigen Währung. Und so ging das Feld von Efron, das bei der Höhle Machpela bei Mamre liegt, das Feld und die Höhle und jeder Baum auf dem Feld und an seinen Grenzen an Avraham als Erwerb über, vor den Augen aller Anwesenden der Söhne Hets. Und daraufhin begrub Avraham Sara, seine Frau, in der Machpela-Höhle bei Mamre, das ist Hevron, im Lande Kena’an. (ibid., Kap.23, 5-19)

Dieser Kaufvertrag, welchen Avraham im Zuge das Abschnitts mit einer Nachdrücklichkeit, die einen staunen lässt, ausarbeitet, wird von diesem Punkt an und weiter als Beleg für die Legitimität der Nachkommen Avrahams, Yitzhaks (Isaaks) und Yakovs an diesen Ort sein. Nach Sara, Avrahams Frau, werden ebenso Yitzhak, seine Frau Rivka (Rebekka) und deren Sohn Yakov mit Ehefrau Leah in diesem Familiengrab bestattet (Yakovs zweite Frau, die Vormutter Rachel, wird bei der Stadt Betlehem-Efrata begraben). Sie sind mitunter die wichtigsten Identifikationsfiguren der jüdischen Religionsgemeinschaft; die Gründer und Verbreiter des jüdischen Glaubens und seiner Werte. Ebenso stellen sie die familiäre Brücke zwischen dem Land, welches in den Schriften wiederholt diesen Individuen für ihre Nachkommen versprochen wird, und den Nachkommen selbst dar, welche nach einer langen Exilzeit in Ägypten das jüdische Gesetzbuch erhalten und als selbstständiges Volk in das Land ziehen.

In diesem Kontext sollte es auch verständlich werden, weshalb Avraham in diesem Dialog mit den Hettitern einen großen Wert auf einen korrekten Geschäftsablauf  legt – und weshalb die Tora dies detailliert festhält. Saras Tod in diesem Land, welches nicht ihr Heimatland darstellt und welches sie mit Avraham abseits jeglichen sozialer Konzensus erreichen und besiedeln, schafft Fakten und deutet für Avraham selbst die Richtung an, die er von nun an gehen muss. Nicht länger sind sie Wanderer an diesem Ort, sondern werden sesshaft und erhalten ihren ersten Anteil am Land.

Die Tora ist kein Ereignisprotokoll und ebenso kein Geschichtsbuch, sondern eine Orientierungshilfe und Anweisung für diejenigen, die für ihre Ausführung verantwortlich gemacht wurden – die Juden, Nachkommen, Avrahams, Yitzhaks und Yakovs. Sie setzt Akzente dort, wo etwas von Relevanz für zukünftige Generationen ist. Wenn das Geschäft, welches Avraham im betreffenden Abschnitt mit dem Lokalherrscher schließt, in der Tora so ausführlich beschrieben wird, dann dafür, um die Nachfahren über dies zu informieren und Schlüsse daraus zu ziehen.

Der Kaufvertrag von Avraham – es ist ein klassisches Zeugnis von jüdischem Landerwerb, welches mit absoluter Legitimität geschlossen wurde. Und wieso „jüdisch“? Weil Avraham in sämtlichen jüdischen und auch christlichen Schriften unbestreitbar als Wegbereiter für  Yitzhak und Yakov, seinem Sohn und Enkel, festgelegt wurde, aus welchen sich später die Träger des göttlichen Gesetzes, der Tora, entwickelten – das Volk der Juden.


Hevron – kurzer Geschichtsrückblick
Hevron auf der Karte
Hevron auf der Karte

Hevron ist eine der zentralen Städte der biblischen Geschichte. 39 Mal tauchen Hevron und ihre Beistadt Kiryat Arba in den jüdischen heiligen Schriften auf. Neben den Grabstätten der Vorväter und -mütter war Hevron Teil des Stammeserbes von Juda, dem Sohn Yakovs (daher der Name des Gebiets – Judäa). 7 Jahre lang war Hevron die Regierungsstadt König Davids, noch vor der Eroberung Jerusalems von den Jevusitern und gilt aufgrund des Patriarchengrabs als eine der vier heiligen Städte des Judentums – neben Jerusalem, dem Standort der beiden jüdischen Tempel auf dem Tempelberg. Entsprechend den Versionen einiger Historiker war es Herodes, unter dessen Leitung das eindrucksvolle Steingebäude über der Höhle errichtet wurde.

Das Herodes-Gebäude über der Höhle mit den zwei angebauten Minaretten.
Das Herodes-Gebäude über der Höhle mit den zwei angebauten Minaretten.

Nach dem Zusammenfall der jüdischen Souveränitaet im Land Israel und der Vertreibung der jüdischen Bevölkerung durch die Römer verblieb Hevron eine Stadt in der Hand der lokalen Idumäer.  Später folgte die byzantinische Eroberung der Gegend, und die Patriarchenhöhle wurde mit einer byzantinischen Kirche versehen, welche im Laufe verschiedener Eroberungen zerstört und wieder aufgebaut wurde. Hevron verblieb eine wirtschaftlich und religiös wichtige Stadt,  in welcher sich weiterhin Juden ansiedelten und das Recht freier Religionsausübung an ihrer heiligen Stätte genossen.

Mit dem Aufkommen des Islams Anfang des 7.Jahrhunderts, welcher die zentralen Persönlichkeiten sowohl aus dem Judentum als auch aus dem Christentum in seine Glaubenslehre übernahm, besannen sich auch muslimische Geistliche auf die bis dato nur als jüdisch und christlich bekannte heilige Stätte. Im Sprachgebrauch entwickelte sich der Begriff „Al Khalil“, der arabische Name fuer die

Das Grabmal von Leah
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Im Inneren des Baus – islamische Dekorationen der Grabstätte

Stadt Hevron – „(Die Stadt) des Freundes„, bezogen auf Avraham. Über der Grabstätte wurde die Ibrahim-Moschee errichtet, allerdings hatten Juden sowie Christen immer noch freien Zugang zum Heiligtum. In der relativ kurzen Zeit der christlichen Herrschaft der Kreuzfahrer über das Land wurde erneut eine Kirche am Grabmal errichtet. Während der mamelukischen (türkisch-muslimischen) Herrschaft über das Land Israel, damals ein Teil von Gross-Syrien (13.-16.Jhdt), wurden Repressalien gegen Juden und Christen in Hevron eingeführt, die nach und nach ihre Religionsausübung und den Zugang zur Höhle einschränkten, bis schließlich der Zugang

Rechts im Bild sieht man den Treppenaufgang, wo sich die7.Stufe befand, bis zu welcher die Juden gehen durften.
Rechts im Bild sieht man den Treppenaufgang, wo sich die7.Stufe befand, bis zu welcher die Juden steigen durften.

gänzlich verboten wurde. Juden wurde es unter Androhung von Strafe untersagt, höher als bis zur siebten Stufe der Steintreppe, welche in die Moschee führte, zu steigen. Das erniedrigende Verbot hielt sich bis zum Ende der osmanischen Herrschaft und dem Beginn des britischen Mandats über Palästina in 1920.

1929 schließlich wurde nach dem muslimischen Massaker an der jüischen Bevölkerung im August 1929 die etwa 1500 Mitglieder zählende jüdische Gemeinde von den britischen Verwaltern aus Hevron evakuiert. Ab den 30er Jahren des 20.Jhdts und bis zum Ende des Sechs-Tage-Krieges und der Eroberung Hevrons durch die israelischen Streitkräfte von den Jordaniern durfte kein Jude mehr in Hevron wohnen.


 Alle Jahre wieder

Mein erster Besuch in Hevron ereignete sich genau vor vier Jahren. Damals lernte ich noch im Institut „Machon Ora“ für jüdisches Denkwesen in Jerusalem, und unsere Klasse wurde zum Wochenende nach Kiryat Arba-Hevron gefahren. Wir wurden in der Turnhalle einer Schule untergebracht, für die Shabbat-Mahlzeiten auf Familien innerhalb der Siedlung verteilt, und zu den Gebeten gingen wir zu Fuß durch die Gassen Hevrons auf der israelisch verwalteten Seite der Stadt zum Grabmal.

An diesen zwei Tagen im Jahr, wenn in der Tora die Geschichte von Saras Begräbnis gelesen wird, geschieht etwas Besonderes in Hevron. Die Stadt füllt sich mit Massen von farbig gekleideten Menschen, Männern, Frauen und Kindern. Sie wandern durch die Straßen, sie wandern auf den Hügeln, füllen das einzige Restaurant des jüdischen Viertels und die Betstuben, besuchen das Grab der Vorväter und die Grabstätte von Ruth, der Urgroßmutter König Davids. Die Besucher sind jüdisch, sie kommen aus ganz Israel und dem Ausland und sie haben das ganze Jahr über gewartet, um an diesem Tag, dem Tag des Erwerbs dieser Höhle und ihrer Wandlung zum nationalen Kulturgut, hier an diesem historischen Ort zusammen zu treffen und zu feiern.

Drei Mal im Jahr können und dürfen jüdische Besucher frei im israelisch verwalteten Teil Hevrons umherlaufen, unter Bewachung zahlreicher Sicherheitskräfte. Einer davon ist dieses Wochenende. Dann können sie auch den Yitzhak-Saal im Grabmal besuchen, welcher an regulären Tagen nur für Muslime geöffnet ist. Mehrere Tausend Besucher pflegen an diesem Wochenende nach Hevron zu kommen, manchmal werden es sogar über zwanzig- und dreißigtausend. Die Atmosphäre ist wie die eines Festes.

– Vor vier Jahren war mir dieses Ereignis gänzlich unbekannt; es regnete in Strömen, das Wasser im Wasserhahn des Schulgebäudes war eiskalt; mein Hebräisch war noch nicht ganz das Beste und über alle politischen und religiösen Nuancen wusste ich erst recht nicht Bescheid. Überall auf jeder Ecke standen Soldaten mit Gewehren und in warmen Jacken, und trotz des schlechten Wetters waren überall Besucher zu sehen. Entlang der Route von der Siedlung Kiryat Arba Richtung Grabmal hatten sich Soldaten auf den Dächern verschanzt, um mögliche Scharfschützen zu entlarven und den Weg zu sichern. Ich wusste nicht ganz, wie ich auf die Soldaten reagieren sollte und beschloss spontan, jedem von ihm einen guten Shabbat zu wünschen und zu lächeln – immerhin waren sie hier in der Kälte auch für mich da. Einige fragte ich nach der Situation in Hevron aus. Ich hatte viel zu viele Fragen. Ein junger

2011
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2011

Soldat, etwa 20, war auf einem Hügel stationiert, und es war schon Abend und bitterkalt. Bis heute erinnere ich mich daran, wie ich ihm aus unserer Schule über Steine stolpernd heiße Teebecher brachte. Mehr hatte ich ihm nichts zu geben, und auch sonst meinte er, sein Vorgesetzter würde ihn „umbringen“, wenn er ihn im Dienst essen und trinken sähe.

Bei diesem Besuch lernte ich auch ein nettes älteres Paar aus Kiryat Arba namens Ilana und Amram Yifrach kennen. Wir waren mit meinen Klassenkameradinnen bei ihnen zu Besuch. Wer hätte gedacht, dass ich sie später als die Großeltern des im Juli 2014 entführten und ermordeten Eyal Yifrach identifizieren würde…


UNESCO und ihr Beitrag zur Islamisierung

Die UNESCO gilt als eine der bedeutendsten weltumspannenden Organisationen für Schutz und Erhaltung religiös und historisch wichtiger Stätten. Ebenso heißt es in der Selbstbeschreibung der Organisation, „UNESCO encourages international peace and universal respect for human rights by promoting collaboration among nations“ – „die UNESCO unterstützt internationalen Frieden und universellen Respekt für Menschenrechte durch die Förderung von Zusammenarbeit zwischen Nationen.“

Nun wurde am 21.Oktober diesen Jahres eine Resolution von der UNESCO veröffentlicht, deren Inhalt zufolge das Grabmal der „Höhle der Patriarchen“ und das Grab von Yakovs Frau Rachel als „islamische heilige Stätten“ anzuerkennen seien. Ägypten, Tunesien, Marokko, Algerien, Kuwait und die Vereinigten Arabischen Emirate reichten den Entwurf zur Resolution im Namen der Palästinensischen Autonomiebehörde ein, in welchem diese zwei Stätten sowie die Klagemauer in Jerusalem zu islamischen Stätten erklärt und entsprechend in muslimische Namen umbenannt werden sollten. So, als hätte es all das, was im obigen Text nur knapp zusammengefasst worden ist, einfach nicht gegeben.

Die Resolution, die schließlich vom Stapel ging, wurde aufgrund starkem internationalem – mehrheitlich jüdischem Druck auf die Vorsitzende der UNESCO Irina Bokova – revidiert. Die Klagemauer, eines der wenigen Überreste des alten jüdischen Tempelkomplexes, wurde nicht als „islamische Stätte“ mit eingerechnet und auch nicht in den „Al-Buraq-Platz“ nach dem Pferd von Prophet Muhammad umbenannt. Der Protest gegen die muslimische Vereinnahmung der Klagemauer fiel stark aus, und die arabischen Staaten mussten zurückweichen. Nicht so bei den anderen beiden Stätten, dem Grab Rachels inmitten von Betlehem – und dem Grab der Vorväter. Diese wurden am besagten 21.Oktober „islamisch“ – eine Entscheidung, die in ihrer Groteske an das Resultat der mamelukischen Eroberung von Hevron im 13.Jhdt erinnern könnte. Aus einer heiligen Stätte für alle drei abrahamitischen Religionen, aus dem Grabmal der Vorväter des jüdischen Volkes wurde ein ausschließlich islamischer Heiligenort, angestrengt durch juden- und christenfeindliche muslimische Staaten und mit der überzeugten Unterstützung der Weltgemeinschaft. Was kann man dazu sagen? So sieht in der Praxis offenbar die „Förderung von Zusammenarbeit zwischen Nationen“ und die „Unterstützung internationalen Friedens“ aus.

Was die Juden Hevrons anging, so waren sie von der UNESCO-Resolution nicht sonderlich bewegt, überhaupt schien diese Entscheidung an ihnen vorbeigegangen zu sein. Im Status Quo, den Gefahren auf den Straßen von Hevron und der Sehnsucht nach der Rückkehr in die „Stadt der Väter“ hat sich nichts geändert.

Und auch im diesen Jahr, trotz der Unruhen und des erneut regnerischen, kalten Wetters, erwartet man in Hevron Besucher – ferne Kinder der tief in Hevroner Erde begrabenen Väter und Mütter, die sie Jahr für Jahr besuchen kommen…

Quelle: Flash90/INN
Quelle: Flash90/INN

Die verlogenen Landkarten @ „abseits vom mainstream“

001_Shany_Mor_Palestinian_Propoganda_MapWer kennt sie nicht, die dramatischen „Landverlust-Karten“, die stets im Argumentationskampf gegen Israel-Unterstützer eingesetzt werden?
Der folgende Beitrag, aus dem Blog „abseits vom mainstream“ entnommen, ist immer aktuell, sehr relevant und lesenswert, detailliert und mit ausreichenden Ausführungen auch für weniger Bewanderte.

abseits vom mainstream - heplev

Antiisrael-Aktivisten benutzen oft manipuliert Landkarte, um Israels angebliche Vergehen im Verlauf des letzten Jahrhunderts zu zeigen. Solche Behauptungen werden von Leuten aufgestellt, die im besten Fall keine Faktenkenntnis, im schlimmsten Fall keinen moralischen Kompass haben.

Shany Mor, The Tower Magazine, Ausgabe 22, Januar 2015

Dieser Tage kann man nicht auf einem amerikanischen oder europäischen Universitäts-Campus nicht weit gehen, ohne irgendeiner Version der Landkarten zu „Verlust von palästinensischem Land“ zu begegnen. Diese Serie von vier – gelegentlich fünf – Landkarten gibt vor zu zeigen, wie räuberische Zionisten fortlaufend auf palästinensisches Land übergegriffen haben. Davon kann man zur Verteilung Postkarten kaufen und sie sind in bezahlten Werbeanzeigen auf Bussen in Vancouver wie in Bahnhöfen in New York dargeboten worden. Die Antiisrael-Blogger Andrew Sullivan und Juan Cole haben Versionen davon gepostet und sie schleichen sich gelegentlich in angeblich seriöse Medienquellen wie Al-Jazira English ein.

In der Tat erschienen sie gerade als „Grafik des…

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Thementage: 10 Jahre Vertreibung – Eröffnung

Quelle: Orit Arfa.
Quelle: Orit Arfa.

In diesem Jahr, Sommer 2015, sind es 10 Jahre seit dem Abzug der israelischen Armee aus dem Gazastreifen und dem Norden Samarias, der Räumung und Zerstörung von 21 israelischen Wohnorten und der Vertreibung der gesamten jüdischen Bevölkerung aus dem Siedlungsblock Gush Katif. Seit September 2005, als die israelische Armee  im Auftrag der Regierung die letzten Häuser zerstörte und die letzten Gräber ins Kernland überführte, schlossen sich die Grenzübergänge von Gush Katif und dem Gazastreifen bis auf Weiteres, und von nun an war es keinem jüdischen Zivilisten israelischer Staatsbürgerschaft mehr erlaubt, auch nur einen Fuß in diesen Ort zu setzen. 38 Jahre israelische Präsenz und 25 Jahre Blütezeit des Küstenstreifens waren somit zu einem Ende gekommen.

Neve Dkalim. Quelle: Gush Katif Centre/Orit Arfa.
Neve Dkalim. Quelle: Gush Katif Centre/Orit Arfa.

Der einseitige Abzugsplan zugunsten einer „Friedensgeste“ gegenüber der palästinensischen Fatah, welcher der israelischen Öffentlichkeit schon im Jahr 2003 von Premierminister Ariel Sharon bekannt gemacht wurde, wurde scheinbar durch gänzlich demokratische Mittel legitimiert und schließlich mit dem Einverständnis der Regierung durchgeführt – so kennen wir die Geschichte, und so wurde sie auch in den Medien rund um die Welt dargestellt – erst recht, heute, 10 Jahre später.

Wer aber spricht heute im Ausland von den Demonstrationen, die das Land zwei Jahre lang erbeben ließen, von den öffentlichen Streiks, von Pressekampagnen, von den landesweiten Protestmärschen, den Warnungen führender Persönlichkeiten im Militär und in der Regierung vor dem irrwitzigen Plan, den Korruptionsaffären um die Familie des Premierministers und den seltsamen Entlassungen widerspenstiger Politiker – alles kurz vor der entscheidenden Knesset-Sitzung, die den Plan entgültig bestätigen oder aber verwerfen sollte?

Wer erinnert sich an die Volksabstimmung innerhalb der Wähler der Regierungspartei LIKUD, von welchen über 60% gegen die Räumung und Vertreibung von über 8000 Menschen stimmten?

Quelle: My Israel, Facebook
Quelle: My Israel, Facebook

10 Jahre ist es her, seit tausende Israelis ihr Heim, ihre Arbeit, ihren Besitz und ihre Heimat verloren, und das nicht etwa durch feindliche Einsatzkräfte, sondern durch die Hände ihrer eigenen Regierung und Armee. Die israelische Presse widmet sich in diesem Jahr verstärkt den Geschichten, Erlebnissen und Entwicklungen hinter den Ereignissen im Sommer 2005, welche eins der bedeutendsten Traumas in der Geschichte des modernen Israels darstellen. Ereignisse, die den Ausschlag gegeben haben für den Aufstieg der Hamas-Terrordiktatur im Gazastreifen, 3 blutigen Militäroperationen, tausenden von Toten und Verletzten auf israelischer und palästinensischer Seite, einer Destabilisierung des israelischen Südens und seiner Zivilbevölkerung und der unmittelbaren Bedrohung für hunderte israelische Ortschaften durch Raketen –  von Beer Sheva und bis nach Jerusalem und Tel Aviv.

Kfar Darom nach der Zerstörung. Quelle: Gush Katif Centre/Orit Arfa.
Kfar Darom nach der Zerstörung. Quelle: Gush Katif Centre/Orit Arfa.

Hinter dem Gaza-Abzug, wie er politisch korrekt betitelt wird – oder der Vertreibung und Ausweisung der Bewohner von Gush Katif, wie er von den Betroffenen genannt wird, stehen Einzelschicksale, aber auch nationale und politische Entwicklungen, und sie zeigen auf das Wesen der israelischen Gesellschaft in all ihrer Komplexität. Der Schmerz der Vertriebenen, von welchen auch 10 Jahre danach weitaus nicht alle ein festes

Kfar Darom nach der Zerstörung. Quelle: Gush Katif Centre/Orit Arfa.
Kfar Darom nach der Zerstörung. Quelle: Gush Katif Centre/Orit Arfa.

Dach über dem Kopf bekommen haben und noch immer unter einer hohen Arbeitslosigkeitquote leiden, beschränkt sich nicht nur auf den Verlust von Haus, Gemeinschaft und Land. Die Fassungslosigkeit, die die Menschen noch immer in sich tragen und bis heute nicht immer in der Lage sind, zu artikulieren, rührt von der Tatsache her, dass das Erlebte durch den eigenen Staat vollbracht wurde.

Die Vertreibung aus Gush Katif und Nordsamaria ist nicht nur ein Schlag ins Gesicht für die zionistische Ideologie, sondern markiert auch einen gewaltigen Vertrauensbruch mit der eigenen Führung, das Ende einer Ära der ideologischen Naivität.

In den folgenden Tagen werde ich dem 10.Jahrestag der Räumung und Vertreibung einige Beiträge widmen, um für euch dieses Thema so zugänglich wie möglich zu machen. Hierzu werden von mir Interviews mit ehemaligen Bewohnern Gush Katifs, Zeitungsberichte, Fotoarchive, Filme, Literatur und Gespräche mit involvierten Personen als Material zur Zusammenstellung dieser „Thementage“ dienen.

Ich wünsche ein spannendes Lesen und respektvolle, gedankenanregende Diskussionen. 

 

Chaya

Zum Weiterlesen: „No-Go-Begriffe“ & „Nicht illegal“

Manchmal muss man nicht das Rad immer wieder neu erfinden, sondern immer wieder auf dasselbe Rad hinweisen, bis auch dem Letzten deutlich wird, was mit „Rad“ gemeint ist. Aehnlich ist es auch im Nahostkonflikt, speziell beim Thema Siedlungsbau. Es muss unsererseits immer von Neuem auf die relevanten realpolitischen Zustaende hingewiesen warden, damit es auch ins Bewusstsein eingeht. Zu diesem Zweck moechte ich auf die folgenden Artikel hinweisen:

⇒ 1) Die ausfuehrliche, und dennoch klar verstaendliche |Zusammenfassung zum Thema Siedlungsbau und Abkommen nach 1967 von Artur Cohn in „Cicero – Magazin fuer politische Kultur“ vom 09.12.2013 – noch immer aktuell wie nie. Praegnante Auslegung grundlegender politischer Fakten.

⇒ 2) Die Liste der sog.“No-Go“-Begriffe“, zuerst veroeffentlicht auf The Algemeiner, Lee S.Bender & Jerome R.Verlin. uebersetzt ins Deutsche bei  Politisches.Blog-Net.Ch (03.06.2015). Sehr nuetzlich und waermstens empfohlen, sich den „Begriff-Guide“ zu Herzen zu nehmen und zu verwenden!


1. Siedlungsbau ist nicht illegal

Artur Cohn, CICERO, 09.12.2013

Das Argument, wonach die Siedlungen in Judäa und Samaria illegal seien, basiert auf dem 49. Artikel der Vierten Genfer Konvention, die nach dem Zweiten Weltkrieg und der Nazibesetzung europäischer Staaten 1949 in Kraft getreten ist. Danach ist die gewaltsame Transferierung einer Zivilbevölkerung in andere Staaten verboten.

Eine solche fand aber in der Westbank nie statt. Auch hat Israel keine Gebiete eines anerkannten, souveränen Staates besetzt. Jordanien, von dem Israel diese Gebiete im Sechstagekrieg (der von den arabischen Staaten provoziert wurde) übernahm, konnte dort nie seine Souveränität geltend machen, weil Jordaniens Besetzung dieser Gebiete ungesetzlich war und von keinem Staat der Welt außer von England und Pakistan anerkannt wurde.

Weiterlesen….


 

2. NO-GO-Begriffe >  Israel-Unterstützer müssen aufhören, diese 13 Begriffe zu benutzen

Politisches.Blog-Net.Ch , 03.06.2015

Die Berichter­stat­tung der west­lichen Mainstream-Medien über Israel ist gepflastert mit Aus­drücken, die absichtlich geschaf­fen wurden, um den jüdis­chen Staat zu dele­git­imieren. Die gute Nachricht ist, dass diese Begriffe nicht vor 3300 Jahren in Stein gemeis­selt wur­den, son­dern Kreatio­nen sind, die erst nach der Unab­hängigkeit Israels ent­standen. Durch das Aufgeben dieser Sprache ver­wirken wir unserer Geschichte. Hier sind 13 Sätze oder Begriffe, die zu wieder­holen wir aufhören müssen.

#1 – “West­bank:” Behaup­tun­gen, dass “Judäa und Samaria” nur “bib­lis­che Namen für die West­bank” sind, stellt die Geschichte auf den Kopf. Die Namen hebräis­chen Ursprungs, “Judäa” und “Samaria”, sind bis 1950 benutzt wor­den, als nach der Inva­sion durch Tran­sjor­danien diese Gebi­ete in “West­bank” umbe­nannt wur­den, um diese Bere­iche des jüdis­chen Heimat­landes von den Juden zu dis­as­sozi­ieren. Der Teilungs­plan der UNO von 1947 sel­ber spricht vom “Hügel­land von Samaria und Judäa.” Dieser Begriff ist keine Abkürzung für “Judäa und Samaria.” Unter dieser For­mulierung ist Jor­danien die “Ost­bank” des ursprünglichen Palästi­na­man­dat, das als Heimat­land für das jüdis­che Volk vorge­se­hen war.

#2 – “Ost”-Jerusalem oder “tra­di­tionelles ara­bis­ches Ost”-Jerusalem: Seit dem zweiten Mil­le­nium vor Chris­tus bis 1947 nach Chris­tus gab es keinen Ort namens “Ost”-Jerusalem. Die 19 Jahre zwis­chen der Eroberung von Teilen der Stadt 1948 durch die Inva­sion­strup­pen Jor­daniens und ihrem Rauswurf durch Israel 1967 waren die einzige Zeit in der gesamten Men­schheits­geschichte, ausser zwis­chen 638 und 1099, als Araber irgend einen Teil von Jerusalem kon­trol­lierten. Palästi­nen­sis­che Araber haben keinen einzi­gen Tag in der Geschichte irgend einen Zoll von Jerusalem beherrscht. In den let­zten drei Jahrtausenden war Jerusalem die Haupt­stadt von drei Staaten — Judah, Judäa, und dem mod­er­nen Israel — und hat eine erneuerte jüdis­che Mehrheit seit der türkischen Herrschaft im 19. Jahrhun­dert. Ost­jerusalem ist ein Quartier der Stadt, die Israel 1967 wiedervere­inigt hat.

#3 – “Die UNO wollte einen jüdis­chen und einen palästi­nen­sis­chen Staat schaf­fen:” Das wollte sie nicht. Palästina aufzuteilen zwis­chen “Palästi­nensern” und Juden ist wie eine Aufteilung von Deutsch­land zwis­chen Deutschen und Juden. Immer und immer wieder nimmt dieUNO Bezug auf “den jüdis­chen Staat” und “den ara­bis­chen” [nicht “palästi­nen­sis­chen”] Staat in der Par­ti­tion­ierungsres­o­lu­tion von 1947.

#4 – 1948 war die “Erschaf­fung” und “Grün­dung” von Israel: Israel ist nicht 1948 kün­stlich und aus der dün­nen Luft her­aus “geschaf­fen” und “gegrün­det” wor­den. Israel erre­ichte Unab­hängigkeit in jenem Jahr als natür­lichen Abschluss eines Rei­fung­sprozesses in erneuerte Staatlichkeit eines Volkes, das vorher schon zweimal Unab­hängigkeit hatte in diesem Land, und das nach Jahrhun­derten har­ter Arbeit einen jüdis­chen Staat erneut etablierte in seinem his­torischen Heimatland.

#5 – “Der Krieg, der auf die Schaf­fung Israels fol­gte:” Israeli haben diesen Krieg nicht gewollt; Er wurde Israel aufgezwun­gen von fast jedem ara­bis­chen Staat, die den Teilungs­plan der UNO ablehn­ten und ver­suchten, die Juden von Israel ins Meer zu treiben. Und aus der Armee des jüdis­chen Heimat­landes, der Haganah, wurde die IDF, die die multi­na­tionale aus­ländis­che Inva­sion zurückschlug.

#6– “Palesti­nen­sis­che Flüchtlinge des Krieges, der auf die Schaf­fung Israels fol­gte”, oder “das palästi­nen­sis­che Flüchtling­sprob­lem:” Es waren die ein­drin­gen­den ara­bis­chen Armeen, die die Zer­störung Israels erwirken woll­ten, die den Grossteil der Araber dazu ermutigte, aus Israel zu flüchten, oder deren Flucht verur­sachte. Und eine grössere Zahl von Medien ignori­ert kon­stant die einge­bore­nen Juden des mit­tleren Ostens, aus den riesi­gen ara­bis­chen und anderen mus­lim­is­chen Län­dern ver­trieben wor­den waren in der Folge des arabisch-israelischen Krieges. Ihre Zahl ist grösser als die Anzahl Araber, die aus dem kleinen Israel flo­hen. Dass Israel den Grossteil dieser Juden absorbiert hat, während ara­bis­che “Gast­ge­ber,” ein­schliesslich in Palästina selbst, die ara­bis­chen Flüchtlinge und ihre Nachkom­men in “Flüchtlingslagern”, die vom Westen unter­stützt wer­den, isolieren, ver­wan­delt das zwei­seit­ige Flüchtling­sprob­lem des arabisch-israelischen Kon­flik­tes nicht in ein “palästi­nen­sis­ches” Flüchtlinge­sprob­lem. Hät­ten die palästi­nen­sis­che Araber den UNO-Teilungsplan akzep­tiert, dann wür­den sie eben­falls ihren 66stn Geburt­stag feiern.

#7 – Israel hat 1967 ara­bis­ches Land “erobert:“Das tat es nicht. Der Krieg von 1967 war, wie seine Vorgänger, ein Vertei­di­gungskrieg, der Israel aufgezwun­gen wor­den war. Die Nach­barn von Israel woll­ten keine Kom­pro­misse einge­hen; sie woll­ten ganz ein­fach den jüdis­chen Staat zer­stören. Das neue israelis­che Ter­ri­to­rium sollte eine Sicher­heits­bar­riere bieten und sich­er­stellen, dass das nicht mehr passieren kann. Ausser­dem waren diese Gebi­ete nicht “ara­bis­ches Land,”

#8 – Israel’s Gren­zen von “1967:” Die Waf­fen­still­standsvere­in­barung zwis­chen Israel und Jor­danien von 1949 hat audrück­lich die “grüne Linie”, die sie zog zwis­chen den Waf­fen­still­standsstel­lun­gen der bei­den Seiten als nur mil­itärische Waf­fen­still­stand­slinie, ohne Präjudiz zu einem Gren­zanspruch von einer der bei­den Seiten. Die Nach-’67-UNO-Resolution 242 hat aus­drück­lich nicht von Israel ver­langt, sich von diesen Lin­ien zurückzuziehen.

#9 – “Israelis­che Besatzung der West­bank und von Ost­jerusalem:”Dass die Medien darauf beste­hen, die israelis­che Präsenz im Herzen von Jerusalem und in Judäa und Samaria eine “israelis­che Beset­zung palästi­nen­sis­cher Ter­ri­to­rien” nen­nen, macht es nicht dazu. “Beset­zung” ist ein völk­er­rechtlicher Begriff, der fremde Präsenz im sou­verä­nen Ter­ri­to­rium eines anderen Staates beze­ich­net. Der let­zte sou­veräne Staat im Land von Israel vor dem mod­er­nen Israel war jüdisch Judäa. Das Land­ver­hält­nis von ara­bis­chem Land zu Israel beträgt 625–1, 23 Staaten zu eins.

#10 – “Jüdis­che Siedler und Sied­lun­gen” gegenüber “palästi­nen­sis­chen Bewohn­ern von Nach­barschaften und Dör­fern:” Ein beliebter Kon­trast in Medien-Nachrichtenartikeln ist, im sel­ben Satz von “jüdis­chen Siedlern” in “Sied­lun­gen” sowie von “palästi­nen­sis­chen Bewohn­ern” von nahen “Nach­barschaften” und “Dör­fern” zu reden. Juden sind keine frem­den “Siedler” in einem Jerusalem, das seit dem 19. Jahrhun­dert eine jüdis­che Mehrheit hat, oder im Judäa-Samaria-jüdischen-historischen Herzland.

#11 – Die Anerken­nung von Israels  “jüdis­chem Staat” ist “ein neuer Stolper­stein:” Neu seit Moses’ Zeiten. Das jüdis­che Heimat­land Israel, ein­schliesslich kon­tinuier­licher Heimatland-beanspruchender jüdis­cher Präsenz, war immer zen­tral für das jüdis­che Volk­s­tum. 1947 sagte der britis­che Aussensekretär Bevin dem Par­la­ment, dass der Juden “essen­zieller Prinzip­punkt” die Sou­veränität von jüdisch-Palästina sei.

#12 – “Paläs­tio­nenser akzep­tieren die Zweis­taaten­lö­sung und Israel lehnt sie ab:” Falsch auf bei­den Seiten. Sowohl die USA als auch Israel definieren ‘Zwei Staaten’ als zwei Staaten für zwei Völker — Juden und Araber. Viele auf der ara­bis­chen Seite lehnen zwei Staaten für zwei Völker mit Nach­druck ab. Viele Israelis, ein­schliesslich Pre­mier­min­is­ter Netanyahu, unter­stützen den Plan — unter der Bedin­gung, dass der palästi­nen­sis­che Ter­ror aufhört. Die Araber verneinen Israels Exis­ten­zrecht weit­er­hin und dauer­haft als Nation­al­staat für das jüdis­che Volk, welche Gren­zen auch immer gezo­gen werden.

#13 – “Die Palästi­nenser:” Die UNO-Resolution von 1947 mit dem Teilungs­plan nan­nte die palästi­nen­sis­chen Araber und Juden “die zwei palästi­nen­sis­chen Völker.” Nichts ist selbst-delegitimierender und kon­trapro­duk­tiver für die Erre­ichung eines Friedens, der auf ara­bis­cher Anerken­nung des jüdis­chen Dasein­srechts basiert, als dass die Juden hinge­hen und die palästi­nen­sis­chen Araber “DiePalästi­nenser” nen­nen. Sie haben keine Sprache, Reli­gion oder Kul­tur, die sie von benach­barten Arabern unter­schei­det, und sie hat­ten nie Sou­veränität über Palästina, woge­gen die Juden, mit einer Präsenz, die drei Jahrtausende in die Ver­gan­gen­heit reicht, drei Staaten dort hat­ten, alle mit Jerusalem als Haupt­stadt. Die wenig­sten palästi­nen­sis­chen Araber kön­nen ihren eige­nen Stamm­baum weiter als 4 Gen­er­a­tio­nen zurück verfolgen.


 

Rabbiner Levinger, ruhe in Frieden

Rabbiner Moshe Levinger z'l. Quelle: Wikipedia
Rabbiner Moshe Levinger z’l. Quelle: Wikipedia

Am Samstag, dem 17.05.15, ist einer der bekanntesten führenden Persönlichkeiten der Siedlungsrevolution von 1967, ideologischen Grundpfeiler und politischen Aktivisten der Siedlerbewegung, Rabbiner Moshe Levinger, im Alter von 80 Jahren nach schwerer Krankheit verstorben. Gestern mittag wurde er auf dem antiken jüdischen Friedhof in Hevron beigesetzt. Der Beerdigung wohnten nach Angaben israelischer Medien über tausend Menschen bei, darunter der israelische Präsident Reuven Rivlin, Knessetabgeordnete und landesweit bekannte Rabbiner. Hier nun eine knappe Zusammenfassung der zentralen Stationen in Rabbiner Moshe Levingers Leben.

Rabbiner Levinger wurde 1935 als Kind der deutsch-jüdischen Einwanderer Eli’ezer und Paula Levinger in Jerusalem geboren. Seine Eltern waren vor der nationalsozialistischen Herrschaft zwei Jahre zuvor in das Land geflüchtet. Als junger Mann lernte er bei einem der bekanntesten Anführer der nationalreligiösen / religiös-zionistischen Bewegung namens Rabbiner Zwi Jehuda Kook (⇒ über die Lehren von Rav Zwi Jehuda und seinem Vater, dem Oberrabbiner der jüdischen Gemeinschaft im Land Israel vor der Staatsgründung – Avraham Yitzhak Hacohen Kook – werde ich getrennt berichten).

Rabbiner Levinger folgte der Ideologie, die die Wichtigkeit und zentrale Bedeutung des Landes Israel und der Anwesenheit des jüdischen Volkes auf dessen gesamtem Gebiet unterstreicht und ins Zentrum der zionistischen Bemühungen rückt. Nach dem Sechs-Tage-Krieg im Juni 1967 war es Rabbiner Levinger, gemeinsam mit weiteren jungen Aktivisten wie (Rabbiner) Hanan Porat, der die Bewegung „Gush Emunim“ (der Block der Getreuen) gründete und sich politisch wie gesellschaftlich dafür einsetzte, jüdische Präsenz in das von den Jordaniern befreite Judäa und Samaria zu bringen. „Gush Emunim“ ist der Grundstein der bis heute aktiven Siedlerbewegung zugunsten des Baus neuer Wohnorte hinter der Waffenstillstandslinie von 1948, welche Judäa und Samaria , sowie Ostjerusalem, Gaza und den Golan vom „Kernland Israel“ abtrennte und die erst im Sechs-Tage-Krieg wiedergewonnen werden konnten. Trotz der politischen Unentschlossenheit der israelischen Regierung, alle eroberten Gebiete vollends in den Staat zu integrieren, und der Schaffung des rechtlich fraglichen Status Quo, worunter die Gebiete von Judäa und Samaria (und ebenso der Gazastreifen bis 2005) unter militärische anstelle von offizielle staatliche Verwaltung kamen, bemühten sich Rabbiner Levinger und die Jahr für Jahr wachsende Anhängerschaft, möglichst viele Erfolge in der Besiedelung der Gebiete zu erzielen.

Als besondere Stichworte bei der politischen Aktivität Rabbiner Levingers für die Siedlerbewegung sind die „Park-Hotel-Episode“ in Hevron 1968 und der Siedlungsversuch von Sebastia 1974 (⇒ das Thema „Jüdisches Hevron“ werde ich in naher Zukunft getrennt behandeln).

Rabbiner Levinger gilt als eine Symbolfigur für die Wiedererrichtung einer jüdischen Gemeinde in Hevron, die auch die „Stadt der Patriarchen“ genannt wird, da sich dort die Gräber der Vorväter Avraham, Yitzhak und Ya’akov befinden. Bis zu den arabischen Pogromen 1929 lebten Juden inmitten der muslimischen Gemeinschaft seit hunderten von Jahren. Nach den Pogromen, bei welchem während des bestialischen Massakers mehr als 60 Gemeindemitglieder ihr Leben lassen mussten, wurden die Juden von den Organen des britischen Mandats aus Hevron evakutiert und durften nicht wieder zurückkehren. Nach der Befreiung Hevrons durch die israelische Armee organisierte Rabbiner Levinger eine Gruppe jüdischer Aktivisten, welche sich, als jüdische Touristen getarnt, ein leerstehendes Hotel in Hevron über die Pessach-Feiertage mieten wollten. Die Gruppe zog in das Hotel ein und weigerte sich nach Feiertagsende, dieses zu verlassen, trotz der Anweisung der Militärverwaltung. Die „Beschlagnahmung“ des Hotels durch die Gruppe um Rav Levinger war bis dato ein einzigartiger Präzedenzfall von Aktivismus innerhalb des Staates. Nach längeren Verhandlungen wurden die Aktivisten in eine naheliegende leere Militärbasis überführt, in welcher sie weitere 3 Jahre wohnten und sich weigerten, den  Ort zu verlassen, bis feste Wohngebäude für Juden in der Gegend errichtet sein würden. 1971 schließlich gab die israelische Regierung nach und erteilte die Erlaubnis zur Errichtung der Siedlung Kiryat Arba, welche heute eine der größten Siedlungs- und Absorptionszentren für neue Einwanderer in ganz Judäa und Samaria darstellt.

Dem nicht genug, beschloß Rabbiner Levinger nach der Errichtung von Kiryat Arba, auch für die Rückkehr von Juden in das ursprüngliche Hevron zu kämpfen (dazu siehe später). Er initiierte die Übersiedlung von Frauen mit Kindern in das ehemalige jüdische Krankenhaus im Zentrum des arabischen Hevrons, entgegen dem Widerstand der Armee, und auch diese Tat legte den Grundstein für die heutige jüdische Besiedlung von Hevron und die Rückkehr an historische Plätze, für die archäologischen Ausgrabungen von historischem Maßstab und für die Wiederherstellung der seit 1929 verlassenen Orte.

Rabbiner Levinger (links) und Hanan Porat, Sebastia 1974
Rabbiner Levinger (links) und Hanan Porat, Sebastia 1974

Im Laufe seines Lebens war Rabbiner Levinger die treibende Kraft hinter der Errichtung zahlreicher Siedlungen und Ortschaften in Judäa und Samaria; er gründete und leitete die zivile Regionalverwaltung. Es mangelte nicht an Kontroversen um seine Person durch seine ideologisch fest definierte Ansichts- und Handlungsweise, insbesondere aus dem zentralen und linken politischen Lager. In den letzten Jahren erkrankte Rabbiner Moshe Levinger sehr, was schließlich auch zu seinem Tod führte.

Präsident Reuven Rivlin äußerte sich wie folgt bei der Beerdigung:

„‚Hevron ist die Schwester von Jerusalem‘, schrieb David Ben Gurion an die Erneuerer der jüdischen Anwesenheit in Hevron. Schwer ist für uns die Trennung von dir; dieser Ausdruck bekommt eine neue Bedeutung, jetzt, wo man dich, Rabbi Moshe, der Hevron so teuer ist, zur letzten Ruhe bringt. 

Bei vielen hast du dich mit dem berühmten Sederabend ins Bewusstsein eingegraben, doch ich kenne dich noch als Jerusalemer Jungen. Du bist in einem Heim voller seltener Tiefgründigkeit und Torawissen afgewachsen. Das war dein Kennzeichen. Du warst kein Freund von Konsensus, aber hast niemals die Gelegenheit verschmäht, weitere Menschen für deine Idee zu gewinnen. Du suchtest nicht den Kompromiss, aber du hast auch nie daran gezweifelt, dass nur eine starke Basis dazu führen wird, die jüdische Besiedlung in Hevron zu erneuern. Du glaubtest daran, dass durch den Aufbau von Hevron auch Jerusalem erbaut wird. Du hattest nie aufgehört, an die Erlösung Israels zu glauben und diese zu erwarten. Du hattest um das Recht gekämpft, in Hevron begraben zu werden, und siehe da, genau das geschieht nun.“

Der Todestag von Rabbiner Levinger fiel auf den Vorabend des Jerusalem-Tags, des nationales Feiertags der Befreiung ganz Jerusalems durch die israelischen Streitkräfte von der jordanischen Besatzung. Doch nicht nur Jerusalem wurde in diesem Krieg befreit, sondern auch Hevron, die Stadt, dessen Name für immer mit dem von Rabbiner Moshe Levinger verbunden sein wird. Im Volksmund hatte und hat Rabbiner Moshe einen ganz besonderen Namen: „Der Vater von Hevron.“

1- Die brennende Fackel von Gush Etzion

„Wenn heute ein hebräisches Jerusalem steht, wenn der Todesstoß für die jüdische Besiedlung, die ganz in der Hand des Feindes lag, nicht gegeben wurde – dann gebührt der Dank der israelischen Geschichte und des ganzen Volkes zuallererst den Kämpfern von Gush Etzion…“ (David Ben Gurion, 1948)

Vor genau 67 Jahren fiel der Kibbutz Kfar Etzion, gelegen in der Bergregion namens Gush Etzion zwischen Jerusalem und Hevron, zwei antiken Städten und Zentren jüdischer Geschichte, in einem erbitterten Kampf zwischen den jüdischen Einwohnern, gemeinsam mit den Verteidigungseinheiten und den Kämpfern der Arabischen Legion aus Jordanien und der umliegenden arabischen Bevölkerung. In den letzten Tagen vor der Gründung des Staates Israel am 14.Mai 1948 wurden die vier Kibbutzim in den Judäischen Bergen, auf halbem Weg zwischen Jerusalem und Hevron  – Kfar Etzion, Massuot Yitzhak, En Tzurim und Rewadim – durch die Arabische Legion eingenommen, zerstört und verbrannt. Ihre Einwohner und Kämpfer wurden zur Aufgabe der Positionen gezwungen, im Kampf teils getötet und teils gefangen genommen. Erst 19 Jahre später, im Zuge der Eroberung der Gebiete von Judäa und Samaria im Sechs-Tage-Krieg 1967 konnten die ehemaligen Einwohner der Kibbutzim und ihre Kinder zu den zerstörten Häusern und Ställen und den Gräbern der gefallenen Kameraden zurückkehren, um ihre Präsenz in den Bergen zu erneuern.


Überblick – Geschichte und Kontext

Gush Etzion - Großansicht
Gush Etzion – Großansicht

Die jüdische Anwesenheit in der Region von Judäa reicht zurück bis zu den biblischen Vorvätern Abraham, Yitzhak und Ya’akow, welche zwischen den damaligen Ansiedlungen von Jerusalem und Hevron pendelten und in der Patriarchenhöhle von Hevron begraben wurden. Sie zieht sich weiterhin über die Zeit der Eroberung des Landes durch die jüdischen Stämme von den Kana’anitern unter Jehoschua und über die Geburts- und Regierungszeit König Davids in Hevron und Jerusalem hinweg, gefolgt von den Kriegen der Makkabäer gegen die griechisch-seleukidischen Eroberer, der Herrschaft König Herodes und dem Aufstand jüdischer Kämpfer unter Bar Kochva gegen die Legionen des römischen Imperators Hadrian. Auch als das jüdische Exil seinen Lauf nimmt und die jüdische Bevölkerung sich in ferne Länder zerstreut, bleiben kleine Gemeinden im Kern der antiken Städte Jerusalem und Hevron erhalten und durchleben Fremdherrschaft, Zerstörungen, Kriege, Armut und Seuchen, aber auch Ruheperioden und geistigen Aufschwung bis in das zwanzigste Jahrhundert hinein.

Die Welle des Zionismus, die vor allem die Juden in Europa erfasst und sie zur Auswanderung in das Land Israel bewegt, um dort ein neues Schicksal  für das jüdische Volk zu schaffen, trägt die frischen Winde des nationalen Aufschwungs auch in die Berge von Judäa. Bis in die 20er Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts gibt es nur in Hevron eine kleine jüdische Gemeinde. Wie bei den meisten Neugründungen jüdischer Ortschaften im Land Israel, so ist es auch hier eine Organisation, „Zichron David„, unter der

Rabbiner Yitzhak Grinwald. http://www.etzion-bloc.org.il/
Rabbiner Yitzhak Grinwald. http://www.etzion-bloc.org.il/

Leitung von Rabbiner Yitzhak Grinwald, die sich 1925 aufmacht, einen passenden Ort und Ackerland für die Schaffung einer religiösen landwirtschaftlichen Siedlung in der Gegend von Jerusalem zu suchen. 1927 wird der Ort „Migdal Eder“* gegründet, westlich der heutigen Lage der Gush-Etzion-Kreuzung. Die ersten Siedler sind tiefreligiöse europäische als auch jemenitisch-jüdische Familien und einige Toraschüler. Die Bewohner Migdal Eders erhalten keine Unterstützung durch die zionistische Führung des Landes, haben sehr geringe bis keine Erfahrung in Ackerbau und Landwirtschaft, und haben mit der harten, felsigen

Wasserbecken und britische Polizeistation bei Migdal Eder.
Wasserbecken und britische Polizeistation bei Migdal Eder.

Beschaffenheit des Grundes zu kämpfen, auf welchem die Siedlung errichtet wird. Sie leben in großer Armut bis 1929. Zwei Jahre nach der Gründung wird die junge Siedlung Opfer der landesweiten brutalen Progrom seitens der arabischen Bevölkerung in den Städten und Dörfern des britischen Mandatsgebietes Palästina im August 1929, welche ihren Anfang in Jerusalem nehmen und von dort aus auch die Gemeinde in Hevron erreichen. Bei den Pogromen werden mehr als 66 Juden der Gemeinde in Hevron von ihren Nachbarn und dem gewaltbereiten Mob aus der Umgebung

Familien in Migdal Eder, 1927
Familien in Migdal Eder, 1927

niedergemetzelt und der Rest von der britischen Armee evakuiert. Als die Berichte über die Pogrome die Gegend um Migdal Eder erreichen, kontaktiert der Dorfälteste des arabischen Nachbarortes Bet Ummar die Juden, nimmt diese noch vor Ankunft der Plünderern bei sich im Haus auf und lässt sie durch die Briten verdeckt nach Hevron und dann nach Jerusalem evakuieren.

Migdal Eder hört auf zu existieren, doch die Ländereien bleiben in Besitz des „Zichron David“-Vereins, welcher darum zu kämpfen hat , diese nicht wieder an die Araber verkaufen zu müssen. 1933 schließlich bietet ein Züchter aus Rehovot namens Shmuel Zwi Holzmann seine Hilfe an und kauft die Ländereien von dem Verein, und hinzu noch viele weitere Flächen mit der Absicht, drei neue landwirtschaftliche Siedlungen auf dem Grund zu errichten, und jüdische Landwirtschaft und Viezucht zu fördern.

Der Ländereien-Kauf gestaltet sich schwierig, da die Araber die unfruchtbarsten und steinigsten Flächen zu verkaufen pflegen und zudem der Besitz sich nicht auf eine Person  beschränkt, sondern zumeist einem ganzen Clan gehört und nicht leicht abzukaufen ist. Holzmann schafft  die Organisation „El Hahar“ (eine ihrer Filialen befindet sich damals in Wien), welche sich aus zionistisch motivierten Arbeitern zusammensetzt, die sich 1933 aufmachen, neben einem alten verlassenen russischen Kloster auf einem der Berge der Umgebung das Dorf „Kfar Etzion“ ** zu gründen. Die Entfernung zwischen Kfar Etzion und Jerusalem – ca.21 km, Höhe über dem Meeresspiegel – ca. 900m. Es werden Plantagen errichtet, erste Häuser, Hühner- und Viehställe gebaut. Die Arbeitsbedingungen sind hart; die erste Zeit leben die Arbeiter in Zelten und ohne ihre Familien.

Galerie:  Die Gründung von Kfar Etzion 1933. © http://www.etzion-bloc.org.il/. Einfach auf das Bild zur Vergrößerung klicken!

1936, im Zuge einer weiteren arabischen Pogromwelle, wird die kleine Siedlergruppe nahe des verlassenen russischen Klosters von arabischen Aufständischen bedroht. Die Bewohner retten sich rechtzeitig nach Jerusalem. Kfar Etzion und alle dort bis dato errichteten Projekte werden zerstört.

Sieben Jahre später, im April 1943, erfolgt der dritte Aufstieg, diesmal seitens der Leute der Gruppe „Kwutzat Avraham“, auf die Berge Gush Etzions. Sie gründen auf den alten Ruinen den religiösen Kibbutz Kfar Etzion.

Galerie:  Kibbutz Kfar Etzion. © http://www.etzion-bloc.org.il/. Einfach auf das Bild zur Vergrößerung klicken!

Gush Etzion - die Lage der Kibbutzim
Gush Etzion – die Lage der Kibbutzim

Dies legt den Grundstein für die Errichtung drei anderer Kibbutzim durch religiöse und nichtreligiöse zionistische Bewegungen in den Folgejahren1945 bis 1947: Massuot Yitzhak, En Tzurim und Rewadim, allesamt inmitten dutzender arabischer Dörfer, zu manchen sie teils nachbarschaftliche Verhältnisse pflegen, andere ihnen jedoch feindlich gegenüberstehen.  Die Gründung des Siedlungsblocks ist nicht nur ideologisch gestützt, sondern wird auch wegen ihrer enormen strategischen Wichtigkeit von der jüdischen Führung, allen voran David Ben Gurion, begrüßt: Die Grenzen jüdischer Ansiedlungen im Mandatsgebiet sollen in absehbarer Zukunft die Grenzen eines Staates bestimmen, um dessen Errichtung sich die Führungskräfte angesichts der Entwicklungen im Nahen Osten und in Europa und Amerika bemühen. Der Etzion-Block könnte durch seine Anwesenheit die Verbindung zu Hevron und den Puffer um Jerusalem herum bilden – eine Berechnung, die sich im Unabhängigkeitskrieg 1947-1949 als wahr erweist und fatale Auswirkung auf die Region hat.

 Teil 2: Reaktionen auf den UN-Teilungsplan 1947, der Unabhängigkeitskrieg, der Fall Gush Etzions, Neuanfang 1967 bis heute

Fortsetzung folgt!


 

Der Name leitet sich aus dem Vers 20 im 1.Buch Moses, Kap.35 ab, in welchem der Name „Migdal Eder“ erwähnt wird, aufgrund der Nähe des Ortes am antiken Wanderweg des Vorvaters Ya’akov.  

** Holz, auf Hebräisch: Etz, daher auch der Name: Etzion. 


 

Quellen: 

„Gush Etzion“, Johanan ben Ja’akov, 1982

http://www.nrg.co.il/online/1/ART2/690/264.html?hp=1&cat=402&loc=1

http://www.etzion-bloc.org.il/

Feldinstitut Kfar-Etzion

http://lib.cet.ac.il/

Klänge aus Indien

Sanfte Gitarrenklänge und leise Stimmen dringen durch die unfesten Holz- und Gipswände des Wohncontainers. Ein Blick nach draußen – und ich weiß, es sind meine Nachbarn, das Ehepaar Gadi und Ateret aus Indien, die ein Barbecue mit Familie direkt vor ihrer Haustür, auf den Kieselsteinen, veranstalten. Die Töne klingen fern, weich und verführerisch. Es sind nicht die gewohnten traditionellen Melodien, die hier jeder kennt und summt, und auch die Sprache klingt anders.

Besondere Atmosphäre. Beim Grill der Familie von Gadi und Ateret im Karavanenviertel.
Besondere Atmosphäre. Beim Grill der Familie von Gadi und Ateret im Karavanenviertel.

Ich öffne die Tür, und Gadi winkt mir einladend zu und zeigt, dass ich mich zu ihnen setzen soll, auf einen umgedrehten Blumentopf, hin zum provisorischen Grill, um welchen herum auch der Rest der Familie versammelt ist. Ein alter Mann sitzt auf einem Holzkasten, eine alte Frau auf einem Plastikstuhl, kleine Kinder, die kichernd um sie herumrennen, junge Frauen und Männer. Das Feuer knistert, und während ich mich schüchtern danebensetze, fängt der Sänger mit der Gitarre ein neues Lied an. Die Umsitzenden klatschen im Takt. Sie kennen die Worte des Liedes. „Welche Sprache ist es?“, frage ich flüsternd eine junge Frau, die neben mir sitzt. Sie stellt sich als Yiska vor. „Kuki, unsere Sprache“, antwortet sie und lächelt mich verschämt an.  Ich lasse mich in ein Gespräch mit ihr verwickeln und frage sie nach ihrer Herkunft. „Wir stammen alle aus Manipur, Indien. Wir sind Verwandte von Gadi und Ateret, und leben in Kiryat Arba, Hebron. Ich bin eine Neueinwandererin“, entschuldigt sich Yiska in einem leicht akzentbeladenen, aber dennoch recht guten Hebräisch, „ich bin erst zwei Jahre hier.“ Wo sie arbeite, frage ich sie. „In einem Kinderhort.“ Auch ihre Freundin, Elischewa, die kaum Hebräisch versteht, hat sie aus der Siedlungsstadt Kiryat Arba bei Hebron mitgebracht.

Wo Manipur liege, frage ich sie. „Im Norden Indiens“, antwortet Yiska, und Gadi korrigiert sie, während er die Hühnerflügel auf den Grill nachlegt: „Im Nordosten.“ Sie singen weiter, und die alte Frau, die sich als Oberhaupt der Familie offenbart, zusammen mit ihrem Mann, liest die Liedtexte aus einem Liederbuch mit, in das ich einen Blick werfe. Die Texte stehen dort in der besagten Sprache, „Kuki“, aber auf lateinischer Umschrift. Das Buch scheint von einer jüdischen Organisation herausgegeben worden zu sein und ist wohl ziemlich alt.

Die ganze Familie – Großeltern, Kinder, Enkelkinder, Neffen, Nichten und Cousins sind braungebrannt, und sind für mein ungeübtes Auge eher Mongolen oder Tibetern ähnlicher denn Indern, aber Indiens Regionen und Bevölkerungen sind zahlreich und kaum meßbar vielfältig.

Die indisch-jüdische Gemeinde, der Gadi und seine Verwandten angehören, ist in Israel als die „Bne Menasche“, die Söhne des antiken jüdischen Stamms Menasche, bekannt. Sie gehören den „verlorenen Stämmen“ des israelitischen Königreichs an, welches um 722 v.d.Zeitrechnung aufgrund innerer Streitigkeiten zerfiel und zudem von den Assyrern überfallen und zerstörten worden war. Die Bewohner des Königreichs, angehörige verschiedener jüdischer Stämme, wurden ins assyrische Imperium  vertrieben. Als das assyrische Imperium um 460 v.d.Z. herum dem griechischen wich, flüchteten die Menasche-Nachkommen über Assyrien, Babylonien und Persien Richtung des heutigen Afganistan, Indien und China. Nach dieser Vertreibung kehrten sie nicht mehr in das Land Israel zurück und den Kontakt zur übrigen jüdischen Gemeinschaft ging verloren. Um das dritte Jahrhundert d.n. Zeitrechnung herum, als der Stamm geistiger und physischer Unterdrückung seitens des chinesischen Kaisers ausgesetzt worden war, flohen diese in Richtung der Himalaya-Berge und setzten sich dort fest. Ein lebendiger Bezug zu den jüdischen Gemeinden der Welt ging den Bne Menasche verloren, ebenso offenbar das „Heilige/Goldene Buch“ selbst (wie sie es in der Tradition bezeichnen). Wohl blieben aber einige Bräuche und der Glaube an den Einen Gott.

Bis zum 19.Jahrhundert wanderte die kleine Stammesgemeinde in den Regionen von Himalaya, Tibet, Burma/Myanmar, Thailand umher, bis sie sich in den Gebieten von Manipur, Assam und Mizoram, welche heute zum nordöstlichen Teil Indiens an der Grenze zu Myanmar (Burma) zählen, festsetzten. Im 19. Jahrhundert gelangten christliche Missionäre aus Großbritannien im Zuge der Kolonialisierung Indiens nach Manipur und Mizoram, entdeckten zu ihrem Erstaunen die kleine Gemeinde, die inmitten der polytheistischen Umgebung an eine körperlose Gottheit glaubte und Traditionen pflegte, die den biblischen nicht fern waren – Erdbegräbnis, Priesteropfer, Ruhetag, Pessach-Opfer – und begannen, diese in Eifer dem Christentum anzunähern. Nach Berichten sollen sie unter anderem traditionelle Artefakte wie die spezielle Priesterkleidung, welche die Bne Menasche nach dem Vorbild der Tora besaßen, verbrannt haben. In ihrer mündlich überlieferten Tradition der Sehnsucht nach der Rückkehr in das Heilige Land als die Nachkommen des Stammes, nahmen viele das Christentum zu Herzen, in der Hoffnung, diese würde sie dem Wunsch näher bringen. Dennoch blieben ihnen stark an das Judentum erinnernde Bräuche erhalten.

Nach der Entstehung des jüdischen Staates versuchten Vertreter des Stammes wiederholt, Kontakt zu der israelischen Regierung aufzunehmen, so in einem Brief an Premierministerin Golda Meir in 1974. In den letzten Jahrzehnten gelangten Vertreter jüdischer Organisationen nach Manipur, Assam und Mizoram, um den „verlorenen Stamm“ aufzuspüren  und seine Jüdischkeit wiederherzustellen. Auch Israels langzeitiger Oberrabbiner Shlomo Amar erkannte sie als jüdische Nachkommen an, und nach einer provisorischen Konversion durfte die erste  Gruppe in 2006 nach dem Rückkehrrecht nach Israel einwandern, ihr folgten weitere. Ihr asiatisches Aussehen war für die mehrheitlich orientalisch oder europäisch geprägten Bewohner Israels nicht minder unerwartet und ihre schiere Existenz nicht weniger überraschend als die der äthiopischen Juden.

Heute leben auf der Welt mehr als 7200 Angehörige der Bne Menasche, davon zwischen 1700 und 2000 in Israel (Stand: 2013) In Israel gehören sie zumeist der national-religiösen Strömung an, und wohnen in Siedlungen wie Kiryat Arba, oder in Samaria, aber auch in anderen Landesteilen Israels.

(Quellen: Artikel aus YNET, Abhandlung von Rabbiner Eliyahu Birnboim, Herzog Institut Alon Shevut , Shavei Israel Organisation)