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Wohnen Araber in jüdischen Siedlungen?

Häufig werde ich gefragt – und das meist mit einem vorauseilenden anklagenden Unterton -, ob Araber/-innen in jüdischen Siedlungen wohnen dürfen. Dieses kurze Essay dürfte als eine Erklärung zu dieser nicht unwesentlichen Frage dienen. 


Ansicht auf Efrat. Im Vordergrund: Weinstöcke arabischer Weinbauern
Ansicht auf Efrat. Im Vordergrund: Weinstöcke arabischer Weinbauern

…Efrat ist eine Ortschaft in Gush Etzion mit fast 10.000 Einwohnern. Es befindet sich mitten in Ausbau und Erweiterung. Lang ausstehende Bauprojekte wurden genemigt und von verschiedenen Auftragnehmern übernommen. Die Baustellen sind täglich in Betrieb. Auch sonst bedarf die Infrastruktur von Efrat einer umfassenden Pflege – wie die einer jeden Ortschaft. Efrat ist eine „Großsiedlung“, wenn man will, und wurde für 25.000 Einwohner geplant. Sobald Efrat sich in ihrer Einwohnerzahl der 15.000-Grenze nähern wird, soll ein Antrag auf Stadternennung durchgeführt werden, welches ihr den Status der ersten jüdischen Stadt der Judäa-Region einbringen würde, und der fünftgrößten Stadt in den Siedlungsgebieten (nach Modi’in Illit, Beitar Illit, Ma’ale Adumim und Ariel).

Hier liegt Efrat
Hier liegt Efrat

In dieser Großsiedlung, welche 1983 gegründet worden ist, gibt es kein Pflichtkommittee zur Einwohneraufnahme, so wie viele kleinere Gemeinschaften es für üblich halten. Das bedeutet, um Einwohner von Efrat zu werden, reicht es, eine Wohnung dort zu mieten. Um legal eine Wohnung mieten zu können, muss man in Israel Inhaber eines Einwohnerausweises sein mit Ausweisnummer (Te’udat Zehut). Somit können in Efrat alle möglichen israelischen Einwohner und Staatsbürger leben, unabhängig von ihrer Religion und etwaiger anderer Nationalität.  – Also auch Araber mit israelischem Pass.

Ariel, 2013 (Quelle: Wikipedia)
Ariel, 2013 (Quelle: Wikipedia)

Einen ähnlichen Status hat die Stadt Ariel (gegründet 1978), welche sich in Samaria befindet.

Ariel auf der Karte
Ariel auf der Karte

Ariel ist eine Universitätsstadt mit mehr als 18.000 Einwohnern, Industrie und einem gut aufgebauten Netzwerk an Verkehr, Wirtschaft, Bildung etc. Es liegt nur 45 Kilometer vom Flughafen (30 Minuten Fahrt) und 47 Kilometer von Tel Aviv entfernt (40 Minuten Fahrt).

Auch Kiryat Arba, das 1971 errichtete jüdische Äquivalent zum größtenteils arabischen Hevron, ist heute eine Bezirksortschaft aus etwas mehr als 6000 Einwohnern und hat das Aufnahmekommittee abgeschafft, somit können dort theoretisch alle israelischen Bürger und Menschen mit Einwohnerstatus einziehen.

Die Frage danach, ob Araber in jüdischen Siedlungen wohnen dürfen, taucht häufig auf, wenn sich Menschen ohne Vorkenntnisse über das Leben in Siedlungen dafür interessieren. Die Frage ist als solche durchaus legitim, nur weist sie darauf hin, dass der Fragesteller eher wenig Ahnung vom Aufbau und Funktionsweise der israelischen Gesellschaft besitzt. In Israel, wie auch insgesamt im ganzen nahöstlichen Milieu, leben die verschiedenen ethnischen und Religionsgemeinschaften zumeist unter sich. Das liegt an den ähnlichen traditionellen Auffassungen der jeweiligen Gemeinschaften, das hat praktische Gründe aufgrund der verschiedenen Gesetze, welche diese haben, Gewöhnungsgründe und andere mehr. Es gibt trotz vieler unterschiedlicher Kulturen in Israel keine Tradition des „Multikulti“ innerhalb der Gemeinschaften, obschon es durchaus die Kenntnis von der Kultur des jeweils Anderen gibt. So können Anhänger verschiedener Religionen – bsp. Juden und Drusen – zusammen arbeiten, gemeinsam in der Armee dienen, einander zu Hochzeiten einladen. Man wird allerdings selten Städte oder Dörfer finden, in welchen beide zusammen wohnen. Mit Rassismus hat es gänzlich nichts zu tun – sondern es liegt an der gängigen Praxis in diesem Erdteil. Jeder bevorzugt es mehrheitlich, unter sich zu leben, damit die verschiedenen Lebensweisen statt Bereicherung nicht in einem Zusammenstoß enden.

Israelisch-arabische Frau wählt. Quelle: i24
Israelisch-arabische Muslimin wählt. Quelle: i24

So gibt es relativ wenige „gemischte Städte“ in Israel – wie Ramle, Nazeret, Jaffo, Akko und Haifa, in welchen Muslime, Christen und Juden auf engem Platz miteinander wohnen. Selbst in solchen Städten konzentrieren sich die jüdischen, muslimischen und christlichen Bewohner meist auf bestimmte Viertel. Es gibt Städte mit Minderheiten innerhalb von Mehrheiten – so Tel Aviv, Ashdod, Netanya mit einer kleinen Anzahl an muslimischen und christlichen Einwohnern. Jerusalem  hat eine große muslimisch-christliche Minderheit, die sich ebenso in bestimmten Vierteln wiederfindet. In den Städten Umm al-Fahm, der Stadt Fureydis, Baq’a al-Gharbiya, Taibe leben keine Juden, und meines Wissens keine bis nur wenige arabische Christen.

Genauso verhält sich das mit den jüdischen Siedlungen in Judäa und Samaria. Diese, wie übrigens auch reguläre Kibbutzim und Dörfer „innerhalb der Grünen Linie“, richten sich nach der Zusammensetzung ihrer Einwohner, nach ihrer gesellschaftlichen und religiösen Ausrichtung, nach den Vorlieben in ihrer Lebensweise. Kleinere Ortschaften haben Aufnahmekommittees, welche entscheiden, je nach Charakter der Ortschaft, wer in die Gemeinschaft aufgenommen wird. Diese Aufnahmekommittees haben jahrelang existiert und auch viel Kritik von den eigenen Leuten und von Außenstehenden geerntet, sind allerdings noch immer gang und gäbe. In großen Orten – wie oben erwähnt – so Efrat und Ariel – sind diese abgeschafft worden. Allerdings unterliegt die Zusammensetzung dieser Orte noch immer den ungeschriebenen Gewöhnungsgesetzen.

Und wer dies kennt und versteht, der weiß auch die Frage zu beantworten, ob in jüdischen Siedlungen Araber leben. Nein, es leben zu 99,9% keine Araber in Siedlungen von Judäa und Samaria. Kein einziger muslimischer Araber lebt dort; in Ariel gibt es einen minimalen Prozentanteil an arabischen (oder wie viele sich selbst nennen, aramäischen) Christen. Es gibt in größeren Orten auch einen kleinen Prozentanteil an nichtjüdischen Menschen (so aus der ehem. Sowjetunion). Ansonsten sind alle Einwohner der Siedlungen in Judäa und Samaria jüdisch. Araber gelangen in jüdische Siedlungen als Arbeiter, Handwerker, Geschäftsleute (bsp. im Baumilieu) u.ä. Dabei sind dies in  den meisten Fällen Araber mit palästinensischem und nicht israelischem Pass. Araber mit israelischem Pass mögen in bestimmte Ortschaften gehen, um einzukaufen, würden sich allerdings keine Wohnung mieten oder ein Haus kaufen – selbst wenn es rechtlich gesehen keine Widerstände dagegen geben würde.

Dieser hervorstechende nationale und religiöse Gemeinschaftsbezug innerhalb Israels erscheint euch befremdlich? Nun, das ist eine der Charakteristiken des Nahen Ostens, welche es viel lohnenswerter und einfacher ist, als solche hinzunehmen und zu akzeptieren, anstatt zu versuchen, sie anzuprangern oder zu verändern. Wenn jemand behauptete, getrenntes Leben führt zur Entfremdung, so führt ein gezwungenermaßen ineinander verwobenes Zusammenleben zu Zusammenstößen und unliebsamen Vorfällen, die davon herrühren, dass die Verschiedenheit der jeweiligen Gemeinschaften nicht respektiert wird. Auch spielt der Sicherheitsaspekt eine große Rolle in dieser Trennung. Gerade in den letzten Wochen wird es deutlich, wie sehr die Nähe zwischen zwei einander nicht freundlich gesinnten Gesellschaftsgruppen zu Gewalt führen kann. Kann eine komplette Trennung von Juden und (muslimischen) Arabern die Lösung für den Konflikt im Nahen Osten sein? Ich glaube nicht daran, wenn ich auch selbst dabei bemerken muss, dass eine Separierung momentan keinen größeren Schaden anrichten würde, als schon angerichtet worden ist.

Generell gilt für mich speziell – ich muss nicht mit jemandem zusammenleben, um diesen zu respektieren oder ihm Wohl zu wünschen. Dass Menschen sich als Mitbewohner lieber diejenigen auswählen, denen sie sich nah fühlen, ist nichts Befremdliches oder gar Rassistisches – es ist etwas sehr Menschliches. Daher wundert sich in Israel auch kaum jemand über die Abwesenheit arabischer Einwohner in Kiryat Arba oder Efrat oder die Abwesenheit jüdischer Einwohner in Jassar a-Zarka oder Umm al-Fahm. Viel verstörender ist es dagegen, wenn jüdische Israelis sich aus Angst vor Übergriffen auch für Gelegenheitsbesuche nicht in arabisch-israelischen Ortschaften zeigen können, wobei auf der Gegenseite dies bei Weitem nicht der Fall ist….

Mehr Terror. Das Übliche.

Ich weiß, es scheint schon zu langweilen. Bei uns steht das Übliche auf dem Tagesplan. Noch immer und immer weiter Terror, in den „besetzten Gebieten“ und auch im gar nicht mehr so sicheren Rest von Israel.  Und weil es nichts Neues mehr ist, findet es daher wohl auch keine Erwähnung mehr auf der Welt außer in einigen jüdischen Journallien.

Gestern (21.10) war ein Tag durchsiebt von Attentaten seitens arabisch-muslimischer Terroristen auf jüdische Israelis – Soldaten wie Zivilisten – in Judäa und Samaria.

  • Jugendliche Terroristin, mit Messer bewaffnet, versuchte am frühen Morgen, in die Siedlung Yitzhar in Samaria einzudringen, wurde angeschossen und von der Armee zur medizinischen Behandlung überwiesen.
  • Ein Polizist wurde nahe der Siedlung Ofra in Süsamaria angefahren und leicht verletzt.
  • Zwei Terroristen attackierten junge Soldatinnen auf dem Adam-Kreisverkehr in Südsamaria (Binyamin-Region) – eine von ihnen wurde mit einem Messer schwer verletzt, die andere, ihre Freundin,  erschoss einen der Angreifer.

    Dikla, 19, Soldatin der Heimatfront-Brigade, wurde schwer verletzt (Bild: YNET)
    Dikla, 19, Soldatin der Heimatfront-Brigade, wurde schwer verletzt (Bild: YNET)
  • Eine Brandbombe wurde auf einen Bus in der Gush Etzion-Region (Judäa) geworfen.
  • In einem arabischen Auto nahe der Jerusalemer Vorstadt Ma’ale Adumim wurden Sprengsätze gefunden.
  • Am Abend wurde ein Autoattentat auf Soldaten bei der Stadt Bet Ummar (Judäa) verübt, nachdem diese zuvor mit Steinen beworfen wurden. Vier Soldaten wurden überfahren, zwei davon wurden schwer verletzt.

Am 20.10, vorgestern, forderte ein Attentat auf einen jüdischen Autofahrer südlich von Hevron den Tod des Fahrers, Avraham Asher Hasno, und das unter unklaren Bedingungen: Hasno wurde zunächst mit Steinen beworfen, und als er am Straßenrand anhielt, erfasste ihn ein palästinenisch-arabischer LKW und tötete ihn. Der Fahrer stellte sich kurze Zeit später der palästinensischen Polizei und behauptete, es handele sich um einen Unfall. Ergebnisse einer Unersuchung wurden bisher noch nicht veröffentlicht.

Am frühen Abend desselben Tages schließlich versuchte ein Attentäter aus dem Dorf Bet Awwa auf der Gush Etzion-Kreuzung (ca.400 m Luftlinie von meinem Haus entfernt), an der Bushaltestelle stehende Soldaten und Zivilisten zu überfahren und zu erstechen. Es gelang ihm, einige der Schutz-Betonklötze am Straßenrand niederzureißen und einen Zivilisten und einen Soldaten leicht zu verletzen, bevor er von Sicherheitskräften erschossen wurde.

Die Gush Etzion-Kreuzung in friedlicheren Tagen. Heute stehen dort noch mehr Betonklötze.
Die Gush Etzion-Kreuzung Richtung Jerusalem in friedlicheren Tagen. Heute stehen dort noch mehr Betonklötze.
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Gush Etzion-Kreuzung Richtung Hevron.

Das Ganze erlebte ich persönlich als äußerst surreal, da ich trotz meiner relativen Nähe zum Tatort nichts davon mitbekommen hatte und selig meine Zimmer streichte, bis ich endlich den Blick vom Farbeimer ins Handy richtete – und siehe da, von zwei Attentaten erfuhr, eins davon unmittelbar auf meinem Arbeitsweg…

Trotz der vorhandenen Bedrohungen und der allgemeinen Anspannung fahren die Menschen weiterhin zur Arbeit, warten auf den Bushaltestellen (auch wenn die Betonklötze vor den Haltestellen sich erneut vermehrt haben). Auch in den Siedlungen selbst wurden wieder arabische Arbeiter gesichtet.

 

 

(News-Quellen: IDF; Ynet, 0404, Times of Israel)

Vorübergehend kein Zutritt

In fast ausnahmslos jeder Stadt in Israel werden Araber mit palästinensischem Pass und/oder israelischer Einwohnerkarte beschäftigt. Sei es als Bauarbeiter, Handwerker, Bauunternehmer, Angestellte, Gärtner, Klempner, Müllmänner. Es gibt Arbeiten in vielen Sektoren, die große Abnahme bei den palästinensischen Arabern und auch Arabern mit israelischem Pass finden. Dazu muss man sagen, dass viele dieser Berufe und Beschäftigungen als unbeliebt in der jüdisch-israelischen Bevölkerung gelten. Palästinensisch-arabische Dienstleister – Firmeninhaber, Verkäufer – welche Geschäfte mit Juden aus Israel betreiben, verlangen deutlich geringeres Geld  als ihre israelischen Counterparts. Arabische Arbeiter sind schnell, geübt, verlangen wenig, sind ausdauerfähig. Für viele dieser Menschen ist die Arbeit auf israelischem Territorium (incl.Zone C in Judäa und Samaria) die einzige Einkommensquelle für die Familie. Nicht alle der Arbeiter stammen jedoch aus Orten, die der jüdischen Bevölkerung wohlgesinnt sind, sondern können in allen möglichen arabischen Dörfern und Städten wohnen, die israelische Juden aufgrund von der ihnen dort drohenden Lebensgefahr nicht betreten dürfen – beispielsweise Hevron, Bet Fajjar, Shchem (Nablus), Bet Ummar, Zurif, Jenin.

Aus denselben Orten stammen auch die zahlreichen Funktionäre der verschiedenen Terrorkampfgruppen wie der Hamas, den Al-Quds-Brigaden, der Fatah etc., und ebenso aktive Terroristen und ihre Lehrlinge, welche entweder Stein- und Brandbombenwürfe auf israelische Autos verüben, Soldaten und Polizisten attackieren, Zivilisten in Großstädten niederstechen, niederschießen oder sich selbst in die Luft sprengen.  Alle sie leben auf engstem Raum nebeneinander, sind Teil derselben Gesellschaft, und allzu häufig kreuzen sich ihre Wege – und aus einem simplen Bauarbeiter oder Techniker wird ein mordlustiger Terrorist, wie das neueste Attentat in Jerusalem (13.10.15) anschaulich darlegt.

Nun dient diese Einleitung dazu, um die Reibung zwischen den beiden – einander von nicht besonders bis auf den Tod nicht wohlgesinnten – Bevölkerungsgruppen in Israel im regulären Alltag aufzuzeigen. Das Aufeinandertreffen sowie die das Niveau der Feindseligkeiten zwischen der jüdischen und der arabischen Bevölkerung sind in Judäa und Samaria noch erheblich größer als im offiziellen Staatsgebiet Israels. Die auf den Erfahrungen vor allem der letzten 30 Jahre basierenden Befürchtungen der Juden  vor den unvorhersehbaren Terrorattacken lokaler Araber, welche bei Juden arbeiten, führen dazu, dass viele gegen eine Beschäftigung von Arabern in jüdischer Umgebung protestieren. Was nur in wenigen Fällen anschlägt, da das gesamte Bauunternehmen, die Gastronomie und die Instandhaltung der Infrastruktur der Siedlungen auf den arabischen Arbeitern basiert. Auch glauben viele daran, dass das Aufrechterhalten der wirtschaftlichen Beziehungen und einer ökonomischen Balance stabile nachbarschaftliche Beziehungen fördern kann, was auch sich auch an einigen Beispielen erkenntlich zeigt, so die Kooperation zwischen den Bewohnern der Stadt Beitar Illit und der Stadt Hussan, welche direkt gegenüber liegt, und ebenso zwischen der Siedlung Efrat und den umliegenden arabischen Dörfern.

Hier liegt Efrat
Hier liegt Efrat

Jetzt sind aber Krisenzeiten angekommen. Tagtäglich finden in Jerusalem Attentate statt, und auch im Rest des Landes, durchgeführt von israelischen oder palästinensischen Arabern. Die Straßen innerhalb Judäas und Samarias werden durch Steine und Brandbomben und in einigen Fällen auch Schießereien und Entführungsversuche unsicher gemacht. Aufgrund der aufgeheizten Situation und der Besorgnis um die Sicherheit der Bevölkerung entschlossen sich Bezirksvorsitzende in Judäa und Samaria –

Hier liegt Beitar Illit
Hier liegt Beitar Illit

namentlich in Gush Etzion, in der Region der Südhevronberge und in einigen Regionen von Samaria, für arabische Arbeiter vorübergehend keinen Zutritt zu gewähren. Das Verbot gilt seit etwa zwei Tagen. Auch die ultraorthodoxen Städte  Beitar und Modi’in Illit haben beschlossen, zurzeit keine arabischen Arbeiter mehr hineinzulassen, obwohl sich diese Städte nicht als Teile der Siedlerbewegung zählen. Nach einigen Attentaten auf ultraorthodoxe Juden jedoch wurde diese Entscheidung dennoch getroffen.

Den Arbeitern, welche am Morgen des Verbots zur Arbeit gekommen waren, wurde ein Flyer in Hebräisch und Arabisch ausgehändigt, auf dem u.a. geschrieben stand:

Sehr geehrter Arbeiter/Unternehmer,

wir sind bestürzt über den vorübergehenden Schaden, der eurem  Einkommen zugefügt wird. Wir danken euch für Ihre treue Arbeit in unserer Siedlung. In der letzten Zeit werden wir, eure jüdischen Nachbarn…, welche mit euch auf denselben Straßen fahren, von Terroristen, die aus Ihren Dörfern stammen, angegriffen. Sie bewerfen uns mit Steinen und Brandbomben. Als Nachbarn, welche hier schon 40 Jahre leben und so Gott will noch viele Jahre leben werden, ist uns klar, dass dies nicht eure Art und Weise ist. Als Menschen, die ihr Einkommen von uns beziehen und uns kennen, wissen wir, dass ihr dies verurteilt. WIr fordern daher von euch, dass ihr von den Vorstehern eurer Dörfer verlangt, dieses ernstzunehmende Phänomen zu beenden, denn so können wir nicht weiterleben.“

(Quelle des Textes: 0404.co.il, Flyer der Gemeinschaften der Südhevronberge)

Heute, so berichtete mir der Bezirksvorsitzende von Gush Etzion, Davidi Perl, soll eine Sitzung stattfinden, in welcher die Sicherheitslage ermittelt und entschieden werden soll, das Verbot zu belassen oder aufzuheben.

Was noch einen unmittelbaren Treffpunkt zwischen Juden und Arabern betrifft – die Großsupermarktkette Rami Levy, in welcher sowohl die einen als auch die einen angestellt sind – , so ließ der Besitzer Rami Levy in einem Interview neulich verlauten, er würde als Sicherheitsmaßnahme die Bewachung an den Eingängen verdoppeln und Messer aus dem Sortiment entfernen. Allerdings weigerte er sich, die arabischen Angestellten zu vermindern und durch jüdische zu ersetzen – auch nicht an Reibungsorten wie Gush Etzion.

 

NEWS Updates: Terrorwelle

Leider keine „News“ mehr, sondern eine sich in alle Richtungen ausbreitende Entwicklung.
Heute wieder Terrorattacken „innerhalb“ und „außerhalb“ der Grünen Linie. Die Terroristen machen keinen Hehl daraus, dass die sog.“Grüne Linie“ eine Farce ist, denn ihre Zielobjekte sitzen auf beiden Seiten dieser Linie und nennen sich Juden. Und auf diese haben es muslimisch-arabische Terroristen mit „Palästinenser“-Etikett abgesehen.
So gab es heute und gestern Anschläge in Tel Aviv, Petach Tikva, Kiryat Gat. Steine auf reguläre Verbindungsstrecken nach Norden und Süden. Jetzt (Stand 19:27 Uhr) erreicht uns auf YNET eine Meldung über ein mögliches Messerattentat in der Nordstadt Afula. Alles Orte, die nichts mit „Siedlern“ zu tun haben – im internationalen Sinne. Aber alles jüdische Orte, welche legitime Ziele darstellen für Ideologen und ihre Anhänger, deren Idee darin besteht, Juden zu töten.
Und natürlich waren auch Jerusalem, die Straßen und Orte in Judäa und Samaria wieder Ziele für mordlustige muslimische Araber.

Me'ir Pavlovsky
Me’ir Pavlovsky

Heute wurde ein junger Mann namens Me’ir Pavlovsky in der Stadt Kiryat Arba bei Hevron niedergestochen. Me’ir ist ein entfernter Bekannter von mir und ist Teil derselben Lernbewegung für Russischsprachige in Israel und Ukraine wie ich, „Midrasha Zionit“ (das zionistische Lernhaus). Er wurde schwer verletzt und in das Shaarey Tzedek Hospital in Jerusalem eingeliefert. Wir beten für seine Gesundheit.

Heute flogen Steine auf israelische Autos auf der Autobahn 60 in Gush Etzion, bei Hevron, es gab Zusammenstöße in Samaria zwischen gewalttätigen arabischen jungen Männern und der Polizei bzw. der Armee.

In Jerusalem wurde ein 25-jähriger Jeschiwa-Student auf der Straßenbahnhaltestelle „French Hill“ niedergestochen und ebenso schwer verletzt. Der Täter – ein arabischer Israeli aus Shu“afat, Jerusalem. Gestern wurden in der Altstadt, dort, wo zuvor Rabbi Nehemia Lavi und Aharon Bennett getötet wurden, von einer arabischen Terroristin zwei Passanten angegriffen. Einer von ihnen schaffte es, auf die Angreiferin zu schießen und schwer zu verletzen.

In Tel Aviv wurde eine Soldatin niedergestochen, ein Offizier eilte ihr zur Hilfe und rannte dem Terroristen hinterher. In Petach Tikva stach ein Araber aus Hevron (wie kam er nach Petach Tikva?!) einen jungen Passanten nieder. In manchen Fällen werden die Terroristen getötet, in anderen verletzt und verhaftet.

Wer noch immer meint, eine „Intifada“ würde erst dann ausbrechen, wenn ein ranghoher Politiker sie als solche benennt, irrt. Eine „Intifada“ ist dann ausgebrochen, wenn sich ein jüdischer Mensch in Israel nicht mehr sicher sein kann, wenn er weiß, dass um ihn herum potenzielle Mörder herumlaufen, die sich der Idee verpflichtet haben, Juden zu töten.

Eigentlich nennt man das auch gar nicht „Intifada“. Vielmehr passt der Begriff „Bürgerkrieg“. Nur dass die andere Seite zumeist keine Staatsbürger sind, sondern eine fremde feindliche Bevölkerung darstellen. Dann kann man das „Bürger“ getrost weglassen, und bei „Krieg“ verbleiben. Würden die israelischen Führungskräfte das einsehen, würden sie vielleicht entsprechend reagieren. Aber darauf kann man, wie die Geschichte beweist, lange warten.

 

„Mein Baby schrie“ – Bericht

Unsere Nachrichten sind in den letzten Tagen erstaunlicherweise voll. Voll von Meldungen ueber Gewaltakte in Judäa und Samaria. Von Steinwürfen, Brandbomben, Schüssen hier und dort, auch in Jerusalem und auch in Lod – einer Stadt mit gemischter arabsich-jüdischer Bevölkerung, weit weg von jeder gruenen oder sonstigen Linie.
Mit einem Mal sind Berichte über arabischen Terror gegenüber Juden „populär“ geworden. Dafür hat es vier grausige Morde innerhalb der letzten 2 Tage gebraucht. Was sonst regelmäßig übergangen und interessenlos zur Behandlung an die Sicherheitskräfte übergeben wird, bekommt auf einmal Namen. Wohlbemerkt, in der israelischen Presse, nicht in der internationalen.

Ich möchte mit euch einen Bericht von Erica Chernovsky teilen.  Sie wurde vor einigen Tagen von Steinewerfern in Gush Etzion angegriffen, und hat das Erlebnis niedergeschrieben. Auf Englisch.

http://blogs.timesofisrael.com/suddenly-i-heard-my-children-scream/

Status-Update Jerusalem

Etwas off-topic, da ich im Blog generell nicht das Thema Jerusalem behandle (mögen die Stadtteile Gilo, Har Homa, Armon Hanatziv, die Jerusalemer Altstadt  und etwaige andere noch so sehr von außenstehenden Betrachtern zu „Siedlungsgebieten“ erklärt werden. Im Unterschied zu Judäa und Samaria wurde Jerusalem wurde offiziell annektiert, und für meine Betrachtung reicht das israelische Recht aus, um dies als völlig geltend zu betrachten).

In den letzten Tagen und Wochen ist der gewalttätige Terror seitens arabischer Bewohner (mehrheitlich junger Männer) der von Arabern bevölkerten Jerusalemer Stadtteile gegen Juden in der Stadt stärker zu spüren geworden. Dazu gehören nicht nur Auseinandersetzungen mit der Polizei, Stein- und Brandbombenwürfe auf dem Tempelberg in der Jerusalemer Altstadt (wohl, um die „muslimische Heiligkeit“ dieses Ortes noch mehr zu verstärken, dafür sind Waffen und Kämpfe wohl das beste Mittel, gell?). Dazu gehören auch das Attentat auf den Israeli Alexander Levlowitz sel.A., der am Rosh Hashana-Abend (13.09) von einem Steinwurf und dem darauffolgenden Unfall getötet wurde – auf einer Straße im Jerusalemer Armon Hanatziv-Viertel. Dazu gehören Brandattacken auf jüdische Gärten in den Randbezirken Jerusalems, Steinwürfe gegen Feuerwehrautos, Steinwürfe gegen Fahrer, so wie während des Yom-Kippur-Fastentags (23.09) in Jerusalem, und anderes mehr. Viele dieser Meldungen werden kurz in einer Zusammenfassung durchgegeben und dann wieder unsichtbar gemacht. Die Nachrichtenseiten wollen – per Anordnung von oben oder durch eigene Linie – die Aufmerksamkeit des Bürgers nicht auf diese Vorgehen lenken.

Eine schwarze islamische Flagge mit ungemeiner Ähnlichkeit zu den IS-Fahnen, an einem Fenster der Jerusalemer Altstadt.
Eine schwarze islamische Flagge mit ungemeiner Ähnlichkeit zu den IS-Fahnen, an einem Fenster der Jerusalemer Altstadt.

Zu diesem Thema teile ich einige prägnante Zitate aus einem Beitrag von Anke Hernroth-Rothstein, Israel Hayom 17.09.15, übersetzt von Herbert (heplev). Sie treffen den Nagel auf den Kopf, mehr als es lieb ist:

Meine Freunde sagten mir, ich solle nicht alleine durch Jabel Mukaber gehen, aber ich machte es trotzdem. Nicht, weil ich übermütig bin, nicht um wie ein Depp zu handeln, sondern weil ich nicht akzeptieren konnte, dass sich einen Personenschützer brauchen, nur um von einem Abendessen nach Hause zu gehen. Die von mir und uns, den Juden, die die Straßen Jerusalems zu Fuß entlang gehen, getroffenen Vorsichtsmaßnahmen sind bereits zu zahlreich und zu akzeptiert; sie verwandeln langsam in Normalität, was alles andere sein sollte. Während viele Länder und viele Städte Gegenden haben, die man nicht unbedingt betreten sollte, ist Jerusalem einzigartig: Wir haben Gegenden, in die Juden nicht gehen können ohne ihr Leben zu riskieren, während unsere Angreifer solchen Einschränkungen nicht unterliegen. Was ihrs ist, ist ihrs und was unser ist, ist auch ihres. (…)

Ein zehnminütiger Fußmarsch sollte kein Statement sein, genauso wenig wie auf dem Tempelberg zu beten kein Aktivismus sein sollte. Aber sie sind es und wir gestatten ihnen das zu sein, wobei wir vergessen, dass Menschenrechte auch für Juden gelten (….).

Ein Mann starb diese Woche, wie andere vor ihm, durch die Hände des Terrorismus und Selbstgefälligkeit. Weil Terrorismus nicht nur der Anschlag ist; er ist auch das Hinterher, das zu einem rutschigen Hang von der Normalität zur Anpassung wird. Die Normalität aufzugeben bedeutet das Leben aufzugeben und die Freiheit zu beeinträchtigen, um einen Krieg zu vermeiden, bedeutet, dass man sich bereits in einem solchen befindet und ein endloses Spiel Nachziehens spielt, um das eigene Leben zu retten.

NEWS: Frau mit Kind im Auto gesteinigt

Foto: Ynet
Foto: Ynet

Heute morgen (20.09) waren eine junge Mutter und ihr einjähriges Baby aus der Ortschaft Tekoa (Osten Gush Etzions) in ihrem Auto unterwegs nach Jerusalem, als kurz vor dem Sicherheitsübergang nahe des Jerusalemer Außenbezirks Har Homa an den Straßenrändern, neben einem dort gelegenen arabischen Dorf ca.15 vermummte arabische Männer auftauchten. Diese begannen, das Auto mit Steinblöcken zu bewerfen. Die Windschutzscheibe wurde eingeschlagen, einige der Blöcke landeten neben dem vorne angebrachten Kindersitz, andere auf der Rückbank. Die Frau kam von der Straße ab, konnte jedoch im letzten Moment die Kontrolle über den Wagen wiedergewinnen und erreichte den Grenzübergang, wo sie Soldaten in Empfang nahmen.

Wo liegt die Strecke?
Wo liegt die Strecke?

Der Ehemann, welcher in einem zweiten Wagen hinter seiner Frau fuhr, wurde Zeuge des Attentats. „Meine Frau und das Kind waren von Glassplittern überschüttet, als sie ankamen. Es ist ein Wunder, dass meine Frau nicht gegen einen Strommast gefahren ist. Das war eindeutiger Mordversuch“, berichtete er der Presse.

Foto: INN
Foto: INN

Die Frau und das Kind wurden von den Splittern leicht verletzt.

 

 

Leider war die Meldung es den Redakteuren des Onlineportals YNET nicht wert, um noch bis zum Abend in den aktuellen Nachrichten gelassen zu werden.

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Foto: YNET
Foto: YNET

Die Gedenktafel zum Andenken an Dani Gonen, einen jungen Mann aus der Stadt Lod, welcher am 19.06 dieses Jahres am Wasserreservoir von Dolev in der Binyamin-Region von einem Araber erschossen wurde, ist mit arabischer Schrift beschmiert worden. Die Mutter des Ermordeten äußerte sich: „Es macht mich sehr traurig, aber es überrascht nicht. Wer in der Lage ist, jemanden an einem Wasserbecken zu ermorden, ist auch in der Lage, Gedenktafeln zu schänden.“
(Quelle: YNET)
Fotos: INN,  YNET

Die verlogenen Landkarten @ „abseits vom mainstream“

001_Shany_Mor_Palestinian_Propoganda_MapWer kennt sie nicht, die dramatischen „Landverlust-Karten“, die stets im Argumentationskampf gegen Israel-Unterstützer eingesetzt werden?
Der folgende Beitrag, aus dem Blog „abseits vom mainstream“ entnommen, ist immer aktuell, sehr relevant und lesenswert, detailliert und mit ausreichenden Ausführungen auch für weniger Bewanderte.

Avatar von heplevabseits vom mainstream - heplev

Antiisrael-Aktivisten benutzen oft manipuliert Landkarte, um Israels angebliche Vergehen im Verlauf des letzten Jahrhunderts zu zeigen. Solche Behauptungen werden von Leuten aufgestellt, die im besten Fall keine Faktenkenntnis, im schlimmsten Fall keinen moralischen Kompass haben.

Shany Mor, The Tower Magazine, Ausgabe 22, Januar 2015

Dieser Tage kann man nicht auf einem amerikanischen oder europäischen Universitäts-Campus nicht weit gehen, ohne irgendeiner Version der Landkarten zu „Verlust von palästinensischem Land“ zu begegnen. Diese Serie von vier – gelegentlich fünf – Landkarten gibt vor zu zeigen, wie räuberische Zionisten fortlaufend auf palästinensisches Land übergegriffen haben. Davon kann man zur Verteilung Postkarten kaufen und sie sind in bezahlten Werbeanzeigen auf Bussen in Vancouver wie in Bahnhöfen in New York dargeboten worden. Die Antiisrael-Blogger Andrew Sullivan und Juan Cole haben Versionen davon gepostet und sie schleichen sich gelegentlich in angeblich seriöse Medienquellen wie Al-Jazira English ein.

In der Tat erschienen sie gerade als „Grafik des…

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Aufruf zum Gebet in Gush Etzion

Sonntag früh (02.08.15)  erreichte die Posteingänge der meisten Bewohner des Gush Etzion-Blocks eine Mail mit dem Aufruf zu einer Solidaritätskundgebung. Die Kundgebung sollte schon am Abend des selben Tages stattfinden. Der Text an die Bewohner besagte Folgendes:

„Aufruf zum Gebet und Aufschrei

Alle Einwohner von Gush Etzion und der Hevron-Gegend sind eingeladen zur Kundgebung des Gebetes und des Aufschreis.

Wir sind erschüttert und voller Schmerz über den gemeinen Mord, der im Namen unseres Volkes am letzten Freitagmorgen begangen worden ist. Aus dem Gefühl der Verpflichtung heraus, unseren Protest gegen diesen verbrecherischen Mord  im Dorf Duma herauszuschreien, und im Angesicht der gewaltigen Schändung des Gottesnamens, drängen wir dazu, gemeinsam aufzustehen und mit lauter Stimme zu rufen, „Entferne das reine Blut aus Deiner Mitte“ (5.Buch Moses, 21, 9). Wir werden gemeinsam für die Genesung der Verletzten der Familie Dawabshe beten.“

Als Versammlungsort war die zentrale Gush-Kreuzung angegeben, Uhrzeit 18:00 Ortszeit, und es wurde gebeten, Psalmenbücher mitzunehmen.

Wer waren die Organisatoren dieser Kundgebung? 

roots2Es handelt sich um die Mitglieder und Aktivisten des Vereines „Shorashim-Roots-Judur“ (zu Deutsch: Wurzeln), eines Verbandes aus israelischen und palästinensischen Freiwilligen, aber nicht etwa eine der vielen Organisationen im Namen des Friedensstiftens im Nahen Osten, deren Namen man im In- und Ausland nur zu gut kennt. Dies ist ein Verband/eine Bewegung, welche sich speziell an jüdische Siedler und ihre arabischen Nachbarn in Judäa und Samaria richtet. Die Initiative ist vor etwas mehr als einem Jahr auf der Basis der Ideen des Rabbiners Menachem Froman (hier zum Nachruf auf Rabbi Froman von Ulrich Sahm) aus der Siedlung Teko’a entstanden. „Shorashim/Judur“ gründet auf dem Verständnis, dass die Juden und die Araber/Palästinenser gerade in Judäa und Samaria viele Gemeinsamkeiten teilen, und durch gegenseitige Annäherung und Vertrauensaufbau eine Basis für einen authentischen Frieden bilden können – im Gegenteil zu den misslungenen Friedensbemühungen auf politischer Ebene. Jüdische Siedler und ihre arabischen Nachbarn haben, so das Leitmotiv der Organisation, eine tatsächliche und praktische Chance, durch Zusammenarbeit positive und dauerhafte nachbarschaftliche Beziehungen aufzubauen, Verurteile dagegen abzubauen und ein friedvolles Nebeneinander zu entwickeln.

Von links nach rechts: Ali Abu Awwad, Rav Hanan Schlesinger, Shaul Judelman. Quelle: friendsofroots.net
Von links nach rechts:
Ali Abu Awwad, Rav Hanan Schlesinger, Shaul Judelman.
Quelle: friendsofroots.net

Der Verein wird zur Zeit von Rabbi Hanan Schlesinger, einem amerikanisch-israelischen Rabbiner aus Alon Shevut, dem Friedensaktivisten (und ehemaligen Fatah-Mitglied) Ali Abu Awwad  und dem Aktivisten Shaul Judelman aus dem benachbarten Efrat geleitet. Zu den weiteren zählen sich Geistliche wie Rabbiner aus den lokalen Lernschulen der Siedlungen, der Sheich Ibrahim Abu al-Hawa und Bewohner einiger arabischer Städte und jüdischer Siedlungen.

Die Organisation, die sich als Bewegung verstanden haben will, hat ihren Sitz in Gush Etzion und organisiert Gespräche und Treffen auf lokaler Ebene, ebenso kleinere Aktivitäten für jüdische und arabische Kinder. Die letzte Aktivität war ein gemeinsames Fastenbrechen von Juden und Arabern, welches schon das zweite Mal  in diesem Rahmen durchgeführt wird – während des jüdischen Fastentages 17.Tammuz und des Ramadan-Monats der Muslime.

Die Idee einer zentralen Kundgebung – das erste größere öffentliche Event dieser Art seitens „Shorashim/Judur“ – kam schon am Freitagnachmittag nach dem Attentat auf die Familie Dawabshe auf und wurde in der Mailingliste und auf Facebook exzessiv diskutiert. Die Schwierigkeit lag bei der Verfassung eines Aufrufs, welcher das Kollektiv von Gush Etzion ansprechen und zu einer Teilnahme bewegen könnte, ohne die üblichen Klischees, Ausdrucksweisen und politische Einstellungen zu bedienen, welche in den Massenkundgebungen in Tel Aviv und Jerusalem  in den letzten Tagen vorherrschten. Bei der Kundgebung sollten sowohl Araber als auch Juden anwesend sein, Rabbiner und Journalisten, Personen öffentlichen Lebens. Die Kurzfristigkeit der Aktion ließ keine große Bekanntmachung zu. Die Information wurde über Mailinglisten und private Nachrichten verbreitet, die Kundgebung bei Polizei und Armee angemeldet.

wpid-20150802_180624.jpgAn Ort und Stelle erschienen im Verlauf des Abends mehr als 200 Personen (Times of Israel sprach sogar von 300), davon eine beträchtliche Anzahl an Journalisten: Reuters, CNN, AFP, Walla News, Jerusalem Post, i24 waren präsent, um nur einige zu nennen. Unter den Anwesenden befanden sich zahlreiche junge Leute, die meisten von ihnen religiös. Einen Teil davon machen Aktivisten der „Shorashim/Judur“-Initiative aus, ebenso interessierte Passanten und solche, die sich zeitig über die Veranstaltung informiert hatten.

Begonnen wurde die Kundgebung mit emotionalen Ansprachen. „Wir sind für einen Aufschrei hierhergekommen. Wir sind aber auch gläubige Menschen. Wir beten. Und wir sind auch Optimisten, wir lassen uns durch Verzweiflung und Zorn unseren Glauben nicht zerstören“, begann der Veranstaltungsleiter Rabbiner Sarel Rosenblatt. „Im Angesicht der Zerstörung und der Bosheit wollen wir der Welt Gerechtigkeit und Liebe hinzufügen.“

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Links nach rechts: Rav Yaakov Katz, Rav Dov Singer, Rav Yaakov Nagen, Rav Yaakov Madan, Yair Lapid

„Der Frieden wird nicht von den Politikern herrühren, sondern er kommt von unten, von den Menschen vor Ort, die tagtäglich Schulter an Schulter zusammenarbeiten. Hier vor Ort gibt es Coexistenz“, Rabbiner Ya’akov Madan, Leiter des Yeshiva-Gymnasiums in Alon Shvut und nationalreligiöser Lehrer und wpid-20150802_182136.jpgGeistlicher, ergriff das Wort. „Unser Festhalten an diesem Land hat drei Ursprünge, auf welche es sich beruht. Der erste – ist Gott und seine Vorsehung. Ich kann nicht glauben, dass Gott eine Legitimierung für den Mord am Kleinkind geben könnte. Der zweite – der gute Wille des jüdischen Volkes und der israelischen Regierung, welche hier verbleiben möchten.  – Diese Tat entwurzelt das Volk von hier. Und der dritte Ursprung – unsere Standhaftigkeit hier. Eine Standhaftigkeit, die auf den Werten der Reinheit, der Stärke, des Gewissens, der Wahrheit beruht.“

Während seiner Rede erschien in der Menge der Scheich Ibrahim Abu al-Hawa, bekannt für seine Aktivitäten im interreligiösen Dialog in der Gegend. Die Presse stürzte sich auf den alten Mann, der einige der Initiatoren der Kundgebung herzlich umarmte.wpid-20150802_182636.jpgwpid-20150802_182651.jpg„Jeder von uns kennt jemanden, der jemanden kennt, dem jemand bekannt ist, der vielleicht mit dieser Tat etwas zu tun haben könnte. Auf uns liegt die Pflicht, solche Sachen an die Sicherheitskräfte weiterzuleiten! Und wenn wir davon wissen, dass eine ähnliche Tat bevorsteht, und wenn es keinen anderen Weg gibt, diese zu verhindern, so müssen wir auch das melden!“, rief Rabbiner Madan mit lauter Stimme und fügte anschließend hinzu: „Man muss den Unterschied kennen. Bei uns sind es die Randgruppen der Randgruppen, die so etwas tun können, und welche wir verurteilen. Bei der anderen Seite werden die Terrorakte im Namen des ganzen Volkes verübt, und bei ihnen werden die Terroristen zu Helden. Wir werden niemals auf dieser Ebene stehen.“

„Als Siedler, der an unser Recht auf dieses Land glaubt, als Israeli, der die strategische Wichtigkeit dieser Gegend für die Sicherheit des Staates sieht, sage ich – der Mord an einem Baby wird unserem Volk keine Erlösung bringen. ‚Zion wird mit Gesetz erlöst und Jerusalem mit Gerechtigkeit‘ (Jesaja 1, 27). Ein jeder, der uns nichts zuleide tun wollte, verdient unseren Schutz.“ So wandte sich der Rabbiner und Vorsteher der Religionsschule in Otni’el, südlich von Hevron, Rabbiner Benny Kalmanson, an das Publikum. „Wir haben wunderbare nachbarschaftliche Verhältnisse. Wir könnten zusammen den Gush Etzion  zu einem Beispielort für alle machen.“

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Rebbetzin Hadassah Froman am Mikrofon

Zugegen war auch der ehemalige Finanzminister Yair Lapid, der ausnahmsweise mit einer Kippa auf dem Kopf aus der Tora zu zitieren beschloss, um sein religiöses Publikum besser anzusprechen. Hadassah Froman, die Witwe des „Friedensrabbis“ aus Teko’a, wurde mehrfach von der Presse interviewt. Vor den Versammelten erinnerte sie mit schmerzerfüllter Stimme daran, dass das letzte Mal ein solches Zusammenfinden im Sommer 2014 stattgefunden hatte, zur Zeit der Entführung der 3 Jugendlichen durch Terroristen. Dieser folgte die Verbrennung des arabischen Teenagers aus Jerusalem. „Wie kommt es dazu, dass erneut ein Kind verbrannt wird?!“

Wie es bei interreligiösen Treffen üblich ist, wurden als Teil des gemeinsames Gebetes Psalmen aufgesagt – so der Psalm 130, 127 und 133, und es wurde ein gemeinsames Gebet für die Gesundheit der Verwundeten gebetet – die Familie Dawabshe, aber auch die letzten Opfer eines Autoanschlags an der Kreuzung von Alon Shevut vor einigen Monaten. Die Anwesenden wiederholten die Psalmen gemeinsam mit den Vorbetern.

Hier kann man sich einen kurzen Eindruck von der Kundgebung machen: Gemeinsames Psalmenlesen und Beten für Genesung;

http://www.youtube.com/watch?v=I2xrqXDSYl0

Die Anwesenden warteten gespannt, wann würde ein arabischer Teilnehmer sich äußern? Tatsächlich waren unter den Versammelten kaum Palästinenser zu erkennen – außer selbstverständlich des 73-jährigen Scheichs, welcher vor dem

Scheich Ibrahim abu al Hawa
Scheich Ibrahim abu al Hawa

Publikum eine flammende Rede in Arabisch hielt (mein Arabisch war leider nicht gut genug, um alles zu verstehen). „In diesem Land sollte man 4 Sprachen sprechen – Hebräisch, Arabisch, Russisch und Englisch“, witzelte der Scheich und fasste seine Rede dann in gebrochenem Englisch zusammen: „Ich bin kein Bürger von keinem Staat. Ich bin Palästinenser, ich gehöre hierher. Aber dieses Land gehört nicht den Juden und niemand anderem. Dieses Land gehört Gott“ und „Wir sind alle Gäste in diesem Land. Wir müssen zusammenleben. Mein Haus ist immer offen für alle“, und sagte auch, „ich möchte meine Gefühle mit den Müttern teilen, die als Einzige wirklich verstehen, was Babies bedeuten.“ Der Scheich erhielt den lautesten Applaus von allen Rednern.

Zum Abschluss gab Rabbiner Schlesinger bekannt, dass ein Fonds zur Unterstützung der geschädigten Familie Dawabshe eröffnet wurde. „Diese Versammlung von ‚Shorashim‘ ist das Mindeste, das wir tun können“, stellte er fest. Er las aus einem Brief seines arabischen Partners vor, Ali Abu Awwad, der nicht zur Veranstaltung kommen konnte: „Diese Kundgebung gibt uns Palästinensern Hoffnung und wird ein Beispiel für jeden darstellen, der ein Friedenspartner sein will. (…) Vor allem ist die moralische und die religiöse Aussage hinter der Kundgebung wichtig.“ Ein weiterer Redner wurde konkreter: „Wenn keine Taten folgen, ist es schade um das ganze Gerede. Wir wissen, dass es Rabbiner und wpid-20150802_184139.jpgAnführer gibt, die diese radikalen Ideologien unterstützen. Solange sie nicht dagegen sprechen, müssen wir sie aus unserer Mitte verbannen!“

Der letzte schließlich war ein arabischer Aktivist, Ziad Sabateen, der sich lange Zeit nicht traute, vorzutreten. Offenbar war er kein Fan großer Reden.  „Diese Kundgebung hätte in Duma stattfinden sollen“, sagte er, „ich selbst wurde zu einer anderen Kundgebung eingeladen, aber meine Nachbarn waren mir wichtig, also bin ich hier. Die Mütter sind diejenigen, die den Kindern als erste Essen geben, und sie auch erziehen. Wir müssen unsere Mütter schützen.“ Er wünschte sich auch eine ebenso strenge Behandlung der israelischen Täter wie die gegenüber den palästinensischen.

Nach der Kundgebung löste sich die Versammlung schnell auf, Menschen unterhielten sich noch, andere gingen im Supermarkt „Rami Levy“ nebenan einkaufen – ein bekanntes „Symbol der Koexistenz“ für sich.

Was meine allgemeine Skepsis für öffentliche Kundgebungen dieser Art angeht, so muss ich zugeben, dass diese Veranstaltung eindeutig einen weitaus mehr authentischen und respektvolleren Charakter besaß als alle ihr vorangegangenen seit dem letzten Freitag. Bleibt nur zu hoffen, dass alle Redner auch ehrlich und aufrichtig in dem gewesen sind, was sie den Anwesenden mitzuteilen hatten.



 

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In Zukunft werde ich mehr über diese Organisation berichten. Bleibt dran!