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NEWS: Der Bus-Skandal

…Eigentlich könnte es noch gar nicht genügend Zeit für einen Skandal gegeben haben. Dafür sind die Entscheidungen der israelischen Regierung zu nah aufeinander gefällt worden – am Morgen das Ja, am Nachmittag das Nein.
Doch die Medien, die Nichtregierungsorganisationen und die sozialen Netzwerke sind heutzutage wohl in ihrer Schnelligkeit auf das Niveau von Spionageagenturen aufgestiegen, um darüber zu berichten, was der israelische Staat für neue Untaten betreibt.
Wem es also in der letzten Woche an Berichten über die Terrorattacke an der Alon Shevut-Kreuzung und heute mittag an Berichten über die Terrorattacke in Jerusalem gemangelt hat (welche Terrorattacke?! Na dann, siehe hier), so wurde das schleunigst mit dem Bericht über die neuen „Apartheid“-Busse in Israel „kompensiert“.


Worum es geht? Das Verteidigungsministerium, angeführt von Moshe (Bugi) Ya’alon, hat in den letzten Tagen die Entscheidung gefällt, dass palästinensische Araber, die keine Staatsbürgerschaft Israels, wohl aber eine Arbeitserlaubnis besitzen, von nun an für eine Testphase von 3 Monaten A) nicht mehr durch verschiedene Grenzübergänge ins israelische Kernland hinein- und wieder heraus gelangen können, sondern nur noch über 4 bestimmte Übergänge, und dieselben Übergänge, durch welche sie zur Arbeit gefahren sind, auch für die Heimfahrt nutzen müssen; B) sollen diese Arbeiter, die keine Bleibeerlaubnis in Israel haben, nicht mehr mit israelischen Linienbussen aus Judäa&Samaria heraus ins Kernland fahren, sondern lokale Busse der PA-Behörde u.ä. nutzen.Das Ministerium für zivile Belange in Judäa und Samaria (COGAT) sollte diese Anweisungen seit gestern Abend und heute Morgen in Kraft setzen.

Der Grund für die Gesetzesänderung wurde offiziell als Sicherheitsnotwendigkeit im Kampf gegen illegales Eindringen von Palästinensern ins israelische Kernland ohne Überwachung, das erhöhte Potenzial von Terroranschlägen durch diese.

Nach der Veröffentlichung dieses neuen „Pilotprojektes“ heute Morgen explodierten die israelischen Medien, die Updates von reihenweise NGOs und natürlich die auf der Lauer liegende internationale Presse. Sie berichteten in Schlagzeilen über das „Busverbot für Palästinenser“ und zitierten die offiziellen Statements. Manche hatten keine Skrupel, anstatt die trockene Meldung weiterzuleiten, diese mit schmackhaften Adjektiven und Nomen zu schmücken, so „Siedlerbusse“ (Die Welt) und „Siedlerrat“ (Spiegel, Wiener Zeitung und andere) . Übersetzung ins Fachhochdeutsche = israelische Buslinien innerhalb Judäa und Samaria,  israelische Regionalverwaltung von Judäa und Samaria. Mehr zu Siedler-Verkehrsmitteln findet ihr hier

Nach den großen Schlagzeilen und der Torpedierung seitens der medialen und politischen Öffentlichkeit, wurde eine neue Meldung durchgegeben: Regierungschef Netanyahu lud den Verteidigungsminister vor und befahl, das Projekt einzufrieren und (vorerst) nicht ins Leben zu rufen.

Das Update wurde leicht verspätet, aber bei manchen Nachrichtenseiten dennoch durchgegeben.

Irgendwo zwischendrin wurde bei manchen Berichten der erneute Autoanschlag auf 2 Polizisten im A-Tur-Viertel in Jerusalem angeführt, bei dem die Polizisten verletzt und der arabische Täter getötet worden war. DIE WELT beschreibt das Attentat als

„tödlichen Zwischenfall, bei dem zwei israelische Polizisten vom Auto eines Palästinensers erfasst wurden. Der Fahrer aus Ost-Jerusalem sei mit seinem Wagen ausgeschert und in die beiden Grenzschützer gefahren, ein weiterer Polizist habe den mutmaßlichen Angreifer daraufhin erschossen, sagte eine Polizeisprecherin. Die beiden Polizisten seien leicht verletzt worden. Ein Cousin des 41-jährigen Fahrers äußerte sich bestürzt und die Vermutung, dass es sich um einen Unfall gehandelt haben müsse, wie auch Augenzeugen des Vorfalls im Stadtteil A-Tur gesagt hätten. Denn der fünffache Vater sei ein ruhiger Mann gewesen.“

Bei der Frankfurter Rundschau hieß es „möglicher Anschlag“, die Tagesschau befand eine Erwähnung des Vorfalls als nicht relevant.


Ich würde zu den Berichten  meine persönliche Stellungnahme und einen Erklärungsansatz der Situation aus einer Sicht erklären, die mehr Einblick in den Alltag der jüdischen Bevölkerung an den Berührungspunkten mit der arabisch-palästinensischen Bevölkerung, aus der Sicht vieler jüdischer Israelis, vermitteln.

Es fallen dem aufmerksamen Beobachter mit etwas Hintergrundwissen nämlich einige Problemstellen in dieser Affäre auf.

Zunächst einmal passieren palästinensische Arbeiter aus den Gebieten unter PA-Kontrolle mit Arbeits-, aber ohne Bleibeerlaubnis auf dem Weg zu ihrer Arbeit täglich einen Grenzübergang, bei welchem ihre Papiere und das Tragen verbotener Gegenstände geprüft werden. Sie müssen laut Gesetz am selben Tag wieder heimfahren. Tun sie es nicht, halten sie sich illegal innerhalb israelischer Grenzen auf. Wird allerdings nicht kontrolliert, wer hinein- und wieder hinausgeht, kann es leicht vorkommen, dass derjenige in Israel trotz des Gesetzes bleibt, übernachtet, am nächsten Tag arbeitet, oder aber, wenn das Visum ausläuft, gesetzeswidrig innerhalb der Grenzen bleibt.
Das palästinensische Transportnetz existiert , vor allem in Judäa, aber es ist zeitlich mangelhaft aufgebaut und es existiert selbstverständlich nicht im israelischen Kernland.
Das bedeutet, dass sofern der Arbeitgeber (der palästinensische Mittelsmann oder der israelische Auftraggeber) seinen Angestellten keinen angemessenen Transport bereitstellt, der sie um die Uhrzeit X am Übergang oder am Haus abholt und um die Uhrzeit Y wieder zurückbringt, haben diese Menschen keine Wahl, außer nach dem Übergang entweder per Anhalter zu fahren, oder eben in israelischen Linienbussen, die von den Orten hinter zu den Orten vor der 67-Linie fahren.
Nur in Jerusalem gibt es innerpalästinensische Busse, die zwischen Ostjerusalem und Bet Lehem und südlicher pendeln. In diesen fahren keine Juden, wohl aber israelische Araber und Palästinenser.
Wenn die Arbeiter also nach dem Grenzübergang weiter nach Israel gelangen müssen, nehmen sie die regulären israelischen Busse. Darauf befinden sich alle möglichen Leute:  Israelis, Touristen, Juden und Nichtjuden, solche aus dem Kernland und solche aus den Siedlungen.
Seit der Aufhebung des Verbotes für Palästinenser ohne Bleibeerlaubnis, mit diesen Bussen zu fahren (es gab ein solches!), gab es hinreichend Beschwerden seitens Israelis, welche sich ängstigten, in einem Bus voller palästinensische Araber aus allen möglichen Dörfern zu fahren. Es wurden an die Polizei Beschwerden über sexuelle Belästigung von Frauen und Mädchen in Wort und Tat uebermittelt. Ebenso stieg dadurch die Gefahr des Hineinschmuggelns von illegalen Arbeitern ins Land, die keine Bleibeerlaubnis haben und durch die Busfahrt sich ins Landeszentrum begeben und sich dort unkontrolliert beliebig weiter aufhalten könnten. Dies erhöht die Gefahr fuer Terroranschläge in Israel, wie in der Vergangenheit bewiesen worden ist: Zahlreiche Terroranschläge in Israel wurden von sich illegal im Land aufhaltenden Palästinensern verübt.
All das hat dazu geführt, dass man jetzt ein neues Pilotprojekt starten wollte, um die Berührung zwischen den beiden Bevölkerungen, die zurzeit nicht aufeinander abgestimmt sind, zu reduzieren, und ebenso die Zahl der illegalen Eindringlinge und dasTerrorpotenzial zu mindern.
 Laut Berichten – was ich auch für durchaus logisch halte – hätte die neue Regelung den Arbeitsweg der Araber um ein Dopeltes, wenn  nicht gar ein Dreifaches verlängert. Aufgrund der Kritik und vor allem von Vorwürfen, zusätzlichen „Hass der Welt“ auf sich zu schüren (wie DIE WELT es so schön formulierte: Es ist „wie kaum ein anderes geeignet ist, Assoziationen an Apartheidsgesetze zu wecken“) , wurde das Projekt fürs Erste fallengelassen.
Welche Alternativen für die Gemeinschaft der palästinensischen Arbeiter angeboten wurden, und ob sie es wurden, ist mir unklar.
Ich halte also fest.
Es gab/gibt bei der gegenwärtigen Situation mindestens zwei Probleme:
1. Das Problem der palästinensischen Arbeiter, welchen es an Verkehrsmitteln und angemessenen Arbeitsbedingungen mangelt, um den Arbeiteralltag zu meistern. Es gibt keine Abkommen über Transport und keine Wege, um die Ankunftszeit bei der Arbeit und bei der Heimfahrt zu verringern.
2. Das Problem der jüdischen Bevölkerung mit der Bedrohung durch das Hineinschmuggeln von illegalen und potenziell gefährlichen Personen in das Land; und das Treffen auf die arabische Bevölkerung der Dörfer der PA-Gebiete unvorbereitet, wobei die Angst und die Gefahr vor Terroranschlägen, Konflikten, Spannungen und Belästigung geschürt wird.
Die Frage ist dabei, wie erreicht man ein passables Gleichgewicht in dieser komplexen Angelegenheit, ohne die eine oder die andere Gruppe erheblich zu beeinträchtigen und die Sicherheit, aber auch die Menschenwürde aller zu wahren.
Mir fällt momentan keine Lösung ein.

Nach dem Anschlag. Eine Mail.

Der Tatort auf der Karte.
Der Tatort auf der Karte.

Gestern, am 14.05.15, kurz nach 1 Uhr nachmittags (israelische Zeit) wurde an der Bushaltestelle in der Nähe des Einfahrtstores von Alon Shevut ein Attentat verübt . Ein palästinensischer Autofahrer raste in eine Gruppe wartender Jugendlicher am Straßenrand und fuhr dann im selben Tempo weiter. Kurze Zeit später wurde er von der Armee angehalten, die sofort nach der Nachricht Straßensperren errichtet hatte, und verhaftet. Der Terrorist gestand die Tat. Vier (entgegen den ersten Berichten über drei) der jungen Leute wurden verletzt, einer davon schwer (Arye) und der andere mittelschwer (Ido).

(⇒ Ich hatte in einer kurzen Meldung auf das Attentat auf meiner Facebook-Seite aufmerksam gemacht.)

Auf der Nachrichtenseite YNET wurde das Video des Attentats veröffentlicht, welches von der privaten Sicherheitskamera der Einwohner von Alon Shevut gefilmt wurde und das Attentat aufgezeichnet hatte. Einer der Leichtverletzten, Benjamin Frenkel (25),  berichtete den Journalisten von YNET: „Ich stand mit einem weiteren Menschen an der Haltestelle nach Bet Shemesh, da wir beide nach Hause fahren mussten. Er sah das Auto im Augenwinkel auf uns zukommen, griff mich und schrie ‚Weg!‘. Wir wichen zurück, aber das Auto traf uns doch. Ich flog etwa einen Meter weg, er noch weiter. Ich stand auf und meldete den Anschlag per Notruf. Ich lief dann dem Auto hinterher, aber der Täter flüchtete. Später kamen dann die Armee und die Ärzte und brachten uns von hier weg. Per Funk wiesen sie an, Straßensperren zu errichten.“

Auf derselben Kreuzung waren schon mehrere Attentate verzeichnet worden, die letzten waren die Entführung und Ermordung von Eyal, Gil-ad und Naftali im Juni 2014, zu deren Erinnerung an der besagten Bushaltestelle ein Mahnmal errichtet worden war. Genau gegenüber der Haltestelle ereignete sich im November 2014 ein Auto-Anschlag, bei welchem Dalia Lemkus angefahren und danach vom Terroristen erstochen wurde. Spätestens seit diesem Anschag wurden auf jeder Bushaltestelle entlang der Region von Zentral-Gush Etzion Soldaten zur Verstärkung platziert.


 

Nach dem Attentat meldete sich heute in der Rundmail der Siedlung Alon Shevut eine Frau namens Itta M. zum Thema, neben anderen, die baten, für die Genesung der Verletzten zu beten und mögliche Reaktionen auf das Geschehene besprachen. Hier ist, was sie schrieb:

Als jemand „Erfahrenes“ in der Umgehensweise mit Terroranschlägen seit der Zweiten Intifada, möchte ich mit euch einige „Tipps“ zum Umgang mit dem Geschehenen teilen:

Der gestrige Anschlag an der Kreuzung von Alon Shevut reiht sich in eine lange Liste von Vorkommnissen ein, die wir im letzten Jahr über uns ergehen lassen mussten – die Entführung der drei Jungen, der „Fels in der Brandung“-Krieg, Anschläge und versuchte Anschläge. Ein jedes solches Erlebnis hinterlässt seine Spuren, vor allem, wenn wir von Kindern und Jugendlichen reden. Das einfache existenzielle und natürliche Sicherheitsgefühl, das jedes Kind bei sich zu Hause und in seiner Umgebung verspürt, wird angegriffen. Jedes Vorkommnis schließt sich an die vorherigen an und holt von Neuem die Ängste und Befürchtungen an die Oberfläche. Der immerwährende Stress und der Frust führen zu einem Empfinden von Wut gegenüber der Armee und der Regierung, die nicht genug für unsere Sicherheit sorgen.

Wenn wir Kindern helfen wollen, damit umzugehen:

  • Bitte schaut aufmerksam hin, wenn ihr Kinder seht, die bedrückt, blass, verstört wirken. Jüngere Kinder könnten zum Bettnässen zurückkommen, sie könnten Angst haben, alleine zu bestimmten Orten zu gehen, wohin sie in der Regel immer allein hingegangen sind.
  • Verschafft ihnen die richtige Information. Es kann sein, dass sie sich von Gerüchten, z.B. von ihren älteren Geschwistern, nähren. Unterstreicht, dass es Sicherheitskameras an der Kreuzung gibt, dass die Soldaten und die Krankenwagen sofort gekommen sind, der Terrorist gefasst wurde. Stärkt in ihnen das Gefühl, dass die Situation unter Kontrolle ist.
  • Ein Kind, das Angst hat, alleine rauszugehen – sei es zum Spielplatz, zum Hobby, zur Bibliothek: Geht zusammen. Begleitet es, auch wenn es früher alleinen gegangen ist. Die Enthaltung von etwas ist ein typisches Verhaltens nach einem Trauma. Helft dem Kind, zu einer geregelten Routine zurückzukehren, die das Trauma unterbrochen hat.
  • Lasst Platz für Furcht, für Sorge, findet das, was das Kind beruhigen kann: Malen, Sport, Massage (ja, ja, sogar für Kinder), Schreiben, Essen, Psalmen lesen, Spielen mit den Freunden, Spaziergang zur Schule mit jemand anderem, Handyspiele etc.
  • Wenn euch Symptome für seelischen Notstand auffallen: Schwierigkeiten beim Einschlafen, Bettnässen, Enthaltung von alltäglichen Tätigkeiten, die länger als 3 Tage nach dem Attentat anhalten, holt euch professionelle Hilfe. Man kann sich an die psychologische Beratungsstellen in den Schulen wenden, an den Familienarzt, an die Psychologen in der Bezirksverwaltung.
  • Jugendliche empfinden nicht weniger Stress und Angst als Kinder. Sie übersetzen den Stress in wütende Reaktionen auf die gegenwärtige Situation, manche treten bestimmten Organisationen bei oder machen bei Demonstrationen mit. Bei manchen dieser Demonstrationen sind verbrecherische Elemente dabei, die ein Interesse daran haben, die allgemeine Stimmung zu radikalisieren.

Ich würde allen Eltern empfehlen, (insbesondere) jeden jugendlichen Sohn zu begleiten, aufmerksam das Verhalten zu beobachten und Grenzen zu setzen, die diesem dabei helfen können, auf sich selbst Acht zu geben. Es mangelt bei uns nicht an wunderbaren Menschen, bei denen ein Eintrag ins Führungsregister aus ihrer Jugendzeit in ihrem erwachsenen Leben gestört hat (und ich meine dabei nicht die bloße Organisation von Demonstrationen oder eine politische oder moralische Stellungnahme). Ich mache mir Sorgen um die wütenden und verbitterten Teenager, die sich ohnmächtig fühlen und Gefahr laufen könnten, nicht abgewägte Dinge zu tun, die sowohl der Gemeinschaft, als auch ihnen persönlich Schaden hinzufügen könnten.

Alles Gute

Itta M.

Für mich persönlich ist diese Mail an die Bewohner von Alon Shevut, vor deren Haustüren erneut ein widerlicher Angriff auf ihr Leben ausgeführt wurde, ein unglaublich starkes Beispiel an gegenseitiger Verantwortung, Glauben an das Wohl der Gemeinschaft…. und einfach persönlicher Fürsorge. Ich bin dankbar, Teil einer solchen Gemeinschaft zu sein.

Alon Shevut - am Horizont. Illustration.
Alon Shevut – am Horizont. Illustration.

NEWS: Abriss zweier Häuser in Teko’a

Heute morgen wurden 2 Häuser in der Siedlung Tekoa D vom israelischen Grenzschutz niedergerissen, eins davon aus Beton. Die Anweisung zur Zerstörung der Häuser kam vom Verteidigungsminister Moshe Ya’alon und wurde eine Woche vor dem Abriss an die Bewohner weitergegeben.

Hier eine Übersicht der Fotos vom Häuserabriss. Quelle: Daniel Brochin: 

Hier liegt Teko'a.
Hier liegt Teko’a.

Teko’a D ist die neueste der 3 Erweiterungen der Hauptsiedlung Teko’a, im Osten Gush Etzions, am Wadi Teko’a, welche am Rande der Judäischen Wüste liegt.
Die zerstörten Häuser gehörten den Familien Levy und Niro. Laut dem Statement des Vorstandes der Bezirksverwaltung Gush Etzion, Davidi Perl, wurden diese erst vor Kurzem zum Bewohnen freigegeben und daher sei es nicht verständlich, weshalb der Abriss durchgeführt worden ist.
Wie Channel 7/Israel National News berichteten,  war der Baugrund, auf welchem die Häuser errichtet worden waren, laut der zuständigen Behörde für Zivilverwaltung in Judäa und Samaria kein privatisiertes und bebautes arabisches Land, sondern seit langer Zeit nicht mehr berührter, unkultivierter Felsgrund. Mithilfe von Luftaufnahmen ließe sich dies leicht feststellen – so Bezirksvorstand Davidi Perl im Interview mit INN. Ebenso stellte er fest, dass dem neuen Prüfungsteam, welches in der Bezirksverwaltung zusammengestellt wurde, um Landbesitz- und Baufragen zu prüfen, keine Chance gegeben worden war, diesen Fall zu untersuchen;  die Häuser wurden noch vor dem abschließenden Ergebnis niedergerissen.

Einwohner von Teko’a und Umgebung, die von dem Vorfall erfuhren, zeigten sich bestürzt.
(Quellen – INN, privat).

NEWS: Verdacht auf Entführung in Judäa

ENTWARNUNG: 03.04.15, 00.47 Isr.Zeit:
Niv Asraf. Foto: Privat (Facebook)
Niv Asraf. Foto: Privat (Facebook)

Der am Abend des 02.04 verschwundene 22-jährige Israeli wurde ebend in der Nähe von der Siedlung Kiryat Arba gefunden, er hatte Konservenbüchsen und einen Schlafsack bei sich. Laut Medien- und Polizeiangaben hatte er sein Verschwinden gemeinsam mit seinem Freund, einem Soldat im Dienst, vorgetäuscht, offenbar wegen einer missglückten Liebesbeziehung oder „romantischen Gründen“. Die genauen Umstände werden ermittelt, die Fahndung ist beendet. Gegen die Verursacher der Operation werden offenbar rechtliche Schritte eingeleitet werden. In den Medien wird vom Großaufgebot der Einsatzkräfte und der Sorge der Familie des Verschwundenen berichtet, welche der 22-Jährige an der Nase herumgeführt hatte.
(IDF; Tazpit News Agency; Ynet)


 

02.04.15: Wie israelische und internationale Medien berichten (Ynet, Channel 2, Times of Israel), besteht der Verdacht auf Entführung eines Israelis in der Gegend um die Siedlung Kiryat Arba/Hebron, Judäa.
 UPDATES:

#4 Name des Verschwundenen: Niv Asraf, 22, aus Be’ersheva.

#3  22:28 Isr.Z. Pressestelle der israelischen Armee: „Wir behandeln diesen Fall als Entführungsfall. Aufklärungs- und Kampfeinheiten vor Ort sind kritisch in diesen Stunden.“ (Peter Lerner, Armeesprecher) Noch immer ist der verschwundene Israeli nicht gefunden, aber die Armee handelt in der Annahme, dass der Mann noch lebt.

Lokal: Über Gush Etzions dunklem Himmel schwirren unentwegt Hubschrauber. Die Etzion-Einsatzbasis der israelischen Armee befindet sich direkt gegenüber der Siedlung Alon Shevut.

#2 Israelische Sicherheitskräfte fahnden gemeinsam mit den Sicherheitskräften der PA nach dem Verschwundenen. Die PA-Sicherheitskräfte gehen sowohl von einem nationalistischen Tatmotiv als auch einem kriminellen aus. Ein Verwandter des Verschwundenen bittet die Öffentlichkeit, für diesen zu beten.

#1 Times of Israel – Unklar, weshalb der 22-Jährige in das Dorf Bet Anun gegangen ist. Anonyme Polizeiquellen werden zitiert, der Freund des Verschwundenen habe mehrere Versionen zu Protokoll gegeben; außerdem sei das angeblich beschädigte Rad des Fahrzeugs nicht beschädigt gewesen, wie anfangs behauptet. Das Mobiltelefon des Verschwundenen hat der Beifahrer beim Ausstieg im Wagen liegen gelassen.


 

Zur Ortskarte Kiryat Arba / Bet Enun
Zur Ortskarte Kiryat Arba / Bet Enun

Laut Berichten war um 16.15 Uhr nachmittags bei der Polizeistelle 101 eine Meldung eines israelischen Autofahrers eingegangen, dessen Aussage zufolge er mit einem Freund eine Autopanne auf der Schnellstraße 60 in der Nähe der Siedlung Kiryat Arba/Hebron, bei dem arabischen Dorf Bet Enun gehabt hatte. Nachdem der Beifahrer sich in das Dorf aufmachte, um Reparaturwerkzeug zu besorgen, sei er nicht mehr zu erreichen. Ein Großaufgebot an Armee- und Polizeieinsatzkräften wurde zur Fahndung in das Gebiet Kiryat Arba und Bet Enun ausgeschickt.

Laut Bericht der Times of Israel, handelt es sich bei dem Verschwundenen um einen 22-Jährigen aus Beersheva im Süden des Landes. Mit seinem Freund waren die beiden zu einem Besuch der Patriarchenhöhle nach Hebron gefahren. Der Freund des Verschwundenen wartete im defekten Auto ca. eine halbe Stunde auf den Beifahrer, bevor er die Polizeit von seinem Verschwinden alarmierte. Der Verschwundene war offenbar mit dem Areal vertraut, da er während seiner Armeezeit in dem Gebiet stationiert gewesen war.


Weitere Neuigkeiten: 

Zur Ortskarte Rosh haAyin/Oranit
Zur Ortskarte Rosh haAyin/Oranit

Heute morgen hatte ein palästinensischer Jugendlicher asu Tulkarem versucht, am Grenzübergang Oranit nach Samaria in der Nähe der israelischen Stadt Rosh haAyin einen israelischen Offizier bei einer Routinekontrolle mit einem Messer zu erstechen. Der Offizier , Yo’av Leitmann, neutralisierte den Angreifer und nahm ihn fest, wurde dabei leicht am Kopf verletzt. Der Terrorist hatte zusammen mit einer Gruppe versucht, illegal über die Grenze ins israelische Kernland zu gelangen.

(Ynet)

Adele sel.A. und ihre Geschichte

14.März 2013. Späte Nachmittagsstunde.

„Ich fuhr heim von einem Besuch bei meiner Mutter, wir verbrachten dort etwa anderthalb Stunden. Wir hatten viel Spaß gehabt und haben viel gelacht. Bei der Ausfahrt aus Ariel sah ich vor mir einen Lastwagen und in der selben Sekunde hörte ich einen Bumm und sah nur noch schwarz vor den Augen. Sonst sah ich nichts. Der Lastwagen begann zu bremsen – und mit einem Mal fand ich mich unter dem Fahrzeug.“ (Quelle: Channel 2 News)

So berichtete Adva Biton, Mutter von 4 Kindern aus Yakir, am Tag nach dem Attentat auf israelische Fahrzeuge auf der Autobahn 5 nahe der Stadt Ariel in Samaria. Von Steinen getroffen, welche auf vorbeifahrende Fahrzeuge geworfen wurden, wich ein Lastwagen von seiner Fahrspur ab und stieß mit dem Auto zusammen, in welchem Adva und ihre 3 Töchter saßen. Die jüngste davon, Adele, gerade mal 2 Jahre alt, saß bei der Mutter auf dem Vordersitz.  Die beiden wurden vom Zusammenprall mit dem Lastwagen unter der Armatur zerdrückt.

„Ich hielt ihr den zur Seite hängenden Kopf, um zu hören, ob Adele noch atmet und um die Luftröhre freizuhalten, in der Hoffnung, dass ich sie so rette“, beschrieb Adva die Minuten des Grauens. „Es waren sehr schwere Momente. Ich war unter den Trümmern eingeklemmt und konnte nichts außer der Hand bewegen.“ Adva und ihre zwei älteren Töchter, 4 und 6 Jahre alt, erhielten mittelschwere Verletzungen, fanden aber bald wieder die Gesundheit zurück.

Nicht so Adele. Die Ärtze stellten schwere Beschädigungen an Kopf und Körper fest, und Adele lag in verschiedenen Krankenhäusern über ein Jahr bewusstlos. Sie musste mehrere Operationen und Rehabilitationstherapien über sich ergehen lassen. Zeitungen schrieben über das kleine Mädchen, das dem Attentat zum Opfer fiel. Als das Krankenhaus, in welchem sie zuletzt behandelt wurde, den Eltern Adva und Rafi erklärte, das Rehabilitationspotential sei ausgeschöpft und Adele müsste den Behandlungsplatz freimachen und nach Hause zurückkehren, gingen die Eltern vor Gericht – und gewannen den Prozess. Es wurde landesweit über den Fall berichtet.11008393_1549224768694406_5057678746394095212_n

Erst nach weiteren Operationen und Therapien – Adele war zu diesem Zeitpunkt schon 3 Jahre alt und zu Bewusstsein gekommen – konnte sie zu ihren Eltern heimkehren, in die Siedlung Yakir. Das war im September 2014.

Direkt nach der Tragödie wandte sich Adva, die Mutter, an die israelische Öffentlichkeit, mit der Bitte, um die Gesundheit der kleinen Tochter zu beten. „Ich wäre bereit, an ihrer Stelle auf dem Operationstisch zu liegen, aber Gott hat mich unbeschadet gelassen“, sagte sie in einem Interview, „ich bin bereit, Adele zurückzubekommen, in jedem Zustand.“ In anderen Interviews wandte sie sich an Premierminister Benjamin Netanyahu und pochte auf das Recht aller israelischer Bürger, ihr Leben in Sicherheit zu gestalten. „Es kann nicht sein, dass auf einer vielbefahrenen, zentral gelegenen Autobahn Menschen um ihr Leben fürchten müssen. Hören Sie auf, sich mit Unsinn zu beschäftigen und helfen Sie uns, unser Leben zu leben“ (nach mako/Channel 2).

Fast 2 Jahre sind seit dem Attentat und dem Unfall vergangen. Adele lebte mit ihrer Familie und dem neu dazugekommenen Baby-Bruder daheim in der Siedlung Yakir. Ihre physischen und geistigen Fähigkeiten waren durch die Schädigungen erheblich gestört. Jede körperliche Schwächung versetzte den Körper in extremen Stress. Anfang dieser Woche fühlte Adele sich unwohl, und wurde mit Verdacht auf Lungenentzündung in das Kinderhospital „Schneider“ bei Petach Tikva eingeliefert. Am Dienstagmorgen ging die Nachricht um das Land: „Klein-Adele, Opfer des Terrorattentats von vor 2 Jahren, kämpft um ihr Leben“. Rachel, die Großmutter des Mädchens, rief die Öffentlichkeit zu Gebeten für Adele auf und beteuerte, „dieses Kind wird noch ein wandelndes Wunder werden“.10478235_1549224755361074_2782581703642700499_n

Das Wunder kam nicht. Adele, nun schon vier Jahre alt, erlag den Komplikationen der Lungenentzündung und starb noch am selben Abend.

„Es steht außer Zweifel, dass die Komplikationen der Lungenentzündung aufgrund der Schädigungen eingetreten sind, die Adele durch den Unfall erlitten hat“, erklärte die Mutter.

Nach Adeles Tod stellten die Eltern über die Regionalverwaltung den Antrag, dass Adele in ihrem Heimatdorf Yakir begraben werden könnte – obwohl es dem Landesverteilungsplan entsprechend keine Planung für einen Friedhof in der Siedlung gab. Da alle Bauprojekte in Siedlungen von J&S zurzeit unter einem Baustopp stehen (wohl noch immer als Folge der nichtexistenten Friedensverhandlungen), konnte offiziell gesehen kein Friedhof in Yakir eröffnet werden.

Die Anfrage wurde an das Büro des Premierministers geschickt, da die Behörde für bürgerliche Angelegenheiten in Judäa und Samaria den Antrag ablehnte. Yossi Dagan, stellvertretender Vorsitzender der Verwaltung von J&S erklärte  wütend: „Es kann nicht sein, dass ein Kind, das Opfer eines Terroranschlages geworden ist, nicht in dem Ort begraben werden kann, an dem sie gelebt hat, weil es ein bürokratisches Problem damit gibt. Wir fordern vom Premierminister im Namen der Familie Biton, sich unverzüglich einzumischen und das heilige Kind so schnell wie möglich begraben zu lassen.“

Nach jüdischem Gesetz muss ein Toter am selben oder spätestens am nächsten Tag, sofern es sich um Abend oder Nachtzeit handelt, begraben werden. Dieses Gesetz wird in Israel ausgeführt. Trotz des Widerstandes der Behörden wurde Adele heute am frühen Nachmittag (13.00 Uhr Ortszeit) in Yakir begraben, nachdem ein Rabbiner ein dafür speziell ausgesuchtes Gebiet für rituell erlaubt erklärt hatte. Zuvor rief Adeles Mutter die Öffentlichkeit dazu auf, zur Beerdigung zu kommen. „Sie ist das Kind der gesamten Nation. Kommt, um ihr die letzte Ehre zu erweisen.“ (YNET)

(Bilderquelle: YNET, NRG – Internet)


Wie genau sah die Strecke aus, auf welcher der Lastwagen, der mit Bitons Fahrzeug zusammenszieß, mit Steinen beworfen wurde? Es handelt sich um die Schnellstraße 5, welche ihren Anfang bei der Glilot-Kreuzung bei Herzelia nimmt und an Rosh haAyin und Kfar Kassem vorbei Samaria bis zur Stadt Ariel durchquert. Die Straße wird gleichermaßen von tausenden von israelischen und den palästinensischen Einwohnern der Region täglich befahren und stellt eine der Hauptverkehrsstraßen Israels dar. An der Giti-Kreuzung, an welcher die Steine yakirdsgegen die israelischen Fahrzeuge geworfen wurden, sollte die Familie Biton in Richtung der Siedlung Yakir abbiegen. In unmittelbarer Nähe der Kreuzung befinden sich die arabischen Ortschaften Khares, Dir Istiya, Sarta und Qira, sowohl die jüdische Ortschaft Barkan.

Die Attentäter, welche die Steine absichtlich auf die Fahrzeuge geworfen haben, waren arabische Jugendliche, welche einige Tage später nach dem Attentat gefasst und zu Gericht gebracht worden sind. Von etwaigem Schadenersatz seitens der Familien der Terroristen an Familie Biton ist mir persönlich nicht bekannt. Allerdings ist die mörderische Taktik der Steinewerfer keinem Israeli unbekannt, erst recht nicht Anwohnern von Judäa und Samaria oder lediglich Fahrern, welche regelmäßig die Straßen aufsuchen müssen, welche an arabischen Ortschaften vorbeiführen. Ob Autobahn oder Landstraße durch arabisches Dorf – Fahrzeuge mit israelischem Kennzeichen, in welchen Juden vermutet werden, werden regelmäßig Opfer von Steinewürfen und Molotow-Cocktails – Brandflaschen mit explosiver Füllung. Der letzte Fall, bei welchem ein jüdisches Kind von einem solchen Anschlag verletzt wurde, ist der von Ayala Shapiro, bei welchem das 11-jährige Mädchen aus Ma’ale Shomron am 25.12.14 Verbrennungen dritten Grades erlitt und noch immer in Behandlung ist.

Das Steinewerfen wird von Tätern aller Altersgruppen durchgeführt: Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen. Herkunft der Täter – Araber aus den arabischen Dörfern in Judäa, Samaria, und zu kritischen Zeiten auch aus den als israelisch geltenden Dörfern innerhalb der Waffenstillstandslinie von 1967. Die Zielscheibe? Israelische Fahrzeuge, jüdische Fahrer. Was wird unternommen? Zur Vorbeugung leider so gut wie nichts. Erst wenn Anschläge wie die gegen Adele und Ayala geschehen, geht ein Aufschrei durch das Volk, aber meist bleibt es bei einem kurzlebigen medialen Hype. Im Herbst des letzten Jahres bekamen auch Nicht-Siedler zu spüren, inwiefern Steinewerfen als lebensgefährlicher Angriff gelten kann – bei den Unruhen um die arabischen Dörfer herum im Zentrum, im Norden des Landes und in Jerusalem. Aber die meiste Zeit im Jahr bleiben jüdische Siedler mit der täglichen Gefahr allein oder mit einem sporadischen Eingriff der Armee. Leider im Nachhinein.

Aktuelles || Neues Hobby

Shalom, Freunde,

wünsche euch von Herzen eine gute Woche. Die Welt brodelt wie immer und vielleicht in den letzten Tagen ein wenig mehr, und vor allem die Kontinente Europa und Afrika. Europa? Es wird wohl keinen Menschen geben, der davon nicht gehört hat – der „11.September Frankreichs“ ist angebrochen, und dank der Erschütterung, welche die Attentate auf die Journalisten und auf die Juden in der westlichen Welt hervorgerufen haben, hatte die Presse auch viel darüber zu berichten. Über 3.7 Millionen gingen infolge der Terrorwelle auf die Straßen Frankreichs. Die westliche Welt liebt das Phänomen der Demos. Demonstrationen und Massenaufmärsche, insbesondere wenn sie mit dem Titel „Menschenaufgebot des Jahres/der Jahrhunderts/der Geschichte“ versehen werden, werden so zum allmächtigen Heilmittel gegen alle ideologischen Epidemien erklärt, welche Europa und Amerika in den letzten Jahrzehnten plagen.

So also gab es auch nach den Terroropfern von Paris die Riesendemo, auf welcher auch und vor allem Staatsfunktionäre, solche, die sich ja auch sonst sehr gut verstehen  – die Vorstände der EU, Benjamin Netanyahu, PA-Chef Mahmud Abbas – nicht fehlen durften.

Und warum sage ich Afrika?

Kaum einer hat’s gemerkt, denn vor lauter Erschütterung in Europa ist das neueste Massaker der islamischen Terrorbewegung Boko Haram in Nigeria an über 2000 Menschen – Frauen, Kindern, Alten – stumm an uns vorbeigegangen. Das heißt, es wurde darüber berichtet – z.B. hier. Aber erschüttert hat es die Öffentlichkeit offenbar nicht besonders. Nigeria ist zu weit, um politischen Nachhall zu verursachen. Auch wenn die Opferzahl bei weitem jeden 11.September, den der USA und den von Frankreich, schon seit Langem überschattet…..


Das als kurzes Statement zum Weltgeschehen.

Meinerseits habe ich dank dem Schnee eine kleine Blogpause eingelegt, und bereite mich auf die Interviewphase vor, damit ich euch außer der eigenen Reflektionen auch mit den Ansichten und Aussagen anderer konfrontieren kann, um euch ein breiteres Bild der „Siedler“-Gesellschaft bieten zu können.

Derweilen habe ich mir zwischen Schnee-Sperre, Arbeitssuche und Unterrichtsausfall (was ich lerne, kann man hier lesen) eine neue Beschäftigung gefunden: Wohnungen von Freunden renovieren. Bisher ist die Friedberg-Familie (Zwi und Leah) aus Neve Daniel, dem benachbarten Städchen neben Alon Shvut, mein einziger „Kunde“, und für die habe ich begonnen, das Zimmer einer ihrer Töchter zu renovieren. Das bedeutet im Großen und Ganzen, die Wand abzuschrubben, Spachtel anzubringen (was in Hebräisch übrigens ebenso ’spachtel‘ genannt wird), mit Silikon die Tür- und Fensterrahmen zu isolieren und die Farbe aufzutragen. Erfahrung im Métier dürfte ich spätestens seit der Streichung meines Karavans haben, den ich auch teilweise selbst in Stand gebracht habe.

Spaß macht es, muss ich sagen. Renovier- und Bauarbeiten sind, wie ich schon einem meiner vorherigen Beiträge (⇒hier) ausgelegt habe, sehr beliebt in Siedlungen; und obschon die meisten Häuser von arabischen Arbeitern aus der Gegend errichtet worden sind, ist dennoch rege Bautätigkeit unter den Juden in den Siedlungen zu verzeichnen. Jugendliche verdienen sich so ihr Taschengeld oder verbringen damit geschwänzte Schulstunden; Karavanviertel werden durch Eigeninitiative erweitert, und Grund zum Bau gibt es immer genug: Mal beantragt die Regierung den Bau von Wohneinheiten (und handelt sich damit die berühmten UNO-Resolutionen ein), oder sie verhängt Baustopp – dann erst recht.

Als „Dank“ für meine Mühe bat ich Zwi und Leah, mich weiteren Bekannten zu empfehlen. Das Geschäft – so wie jedes Geschäft in diesem Erdteil  – lebt vom Hörensagen, und wenn sich das rumspricht, kann ich noch ein bisschen mehr in der Branche aktiv werden, und sammle auch wertvolle Erfahrungen in einem Gebiet, zu dem man als Großstadtbewohner eher keinen Zugang hat.

Eins der weniger bekannten, aber gewaltigen Vorteile der Abgeschiedenheit des Siedlungslebens: Man sammelt außergewöhnliche Erfahrungen. Tag für Tag.

Gruß aus Neve Daniel! Der Schnee ist uns vorerst geschmolzen.

Chaya

Marke: Siedlerauto

Eigentlich, ich gebe zu, hatte ich vor, ein größeres Feature über die Gegend von Neve Daniel und die antike Hauptverkehrsstraße zur biblischen und römischen Zeit, bekannt als „The Patriarchs‘ Way“ oder „Weg der Vorväter“ zu machen, was schönes touristisch-kulturelles.

Aber da kamen mir doch tatsächlich „Die Zeit“ und die dort veröffentlichte Meldung der Nachrichtenagentur AFP dazwischen:

zeitdesiedler

Es handelte sich um eine Meldung bezüglich der Brandbombenattacke auf die 11-jährige Ayala und ihren Vater (siehe Beitrag von heute morgen).
Aber mich faszinierte die eher nebenher erwähnte Information.
Demnach gibt es also eine neue Automarke in Israel, die es wert ist, als solche von AFP und „Die Zeit“  beim Namen genannt zu werden: Das Siedlerauto!

Ich habe mich direkt auf die Suche nach der besagten Marke begeben. Taucht die etwa auch bei uns im Gusch Etzion auf?

Hier die Funde:

siedlerauto2
Siedlerauto massiv. Alon Shvut
siedlerauto3
siedlerauto3 Siedlerauto bei der Ausfahrt aus einer Siedlung
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Siedlerauto in dunkel – Tarnfarben?
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Siedlerauto mit erkennbarem Besitzer, der dem Namen erst den richtigen Geschmack gibt!
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siedlerbus Oh, ein Siedlerbus!?
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Siedlerauto… Das gelbe Kennzeichen verrät es….

 

Frage:
Welches von den abgebildeten Fahrzeugen ist ein ‚Siedlerauto‚?

Antwort:
Das, welches Siedler als Insassen hat.
Das ‚Siedlerauto‘ ist nämlich das einzige Auto der Welt, dessen Marke von den Wohngewohnheiten seiner Insassen bestimmt wird.

Frage: Wer ist ein Siedler?
Habt ihr eine Antwort?
Ich schlage die Folgende vor:
Eine/r, dem/der eine der gewohnten Bezeichnungen „Anschlagsopfer/Fahrer/Fahrzeuginsasse/Israeli/Jude/Buerger/Vater/Mutter/Tochter/Sohn/Mensch“ nicht zugestanden werden möchte.
Der wird zu einem Siedler.
Und diese fahren bekanntlich in…
Siedlerautos.

Dass deutsche Medien einem wieder einmal so schön den Appetit verderben können…