Jeden Tag eine gute Tat

Die letzte Woche vor dem Großfeiertag Pessach  (auch Ungesäuerten-Fest oder Frühlingsfest genannt) hat begonnen, die Menschen in ganz Israel zählen den letzten Putz-Countdown und schrubben sich wild, streichen Wände, wechseln Möbel, essen wie wild ihre gesäuerten Produkte und rennen in Einkaufzentren auf wilder Suche nach Geschenken für Freude und Familie. Eine wahnsinnige Symphonie der Erneuerung spielt von allen Ecken, noch viel mehr, als man das zum jüdischen Neujahr im Herbst erleben kann.

In der Woche zuvor, namentlich zwischen dem 20. und dem 27.März hat eine bezeichnende soziale Aktion in ganz Israel und speziell in Gush Etzion stattgefunden, nämlich „die Woche der Guten Taten“. Eigentlich existiert die Initiative schon seit 2007, ins Leben gerufen durch die Geschäftsfrau und Philantropin Sheri Arison, und beschränkt sich auf ein Großaufgebot an sozialen Aktionen in allen Lebensbereichen rund ums ganze Land an einem besonderen Tag. An diesem Tag werden alle möglichen freiwilligen Projekte, sei es im Bereich des Umweltschutzes, der Altenpflege, der kreativen Arbeit mit Kindern, Behinderten, im Tierschutz, der Verschönerung von öffentlichen Einrichtungen oder anderem sozialen Engagement, konzentriert und ausgeführt, in der Hoffnung, die freiwillige Beteiligung an der Verbesserung der eigenen Gesellschaft vor allem bei Kindern und Jugendlichen, aber eigentlich Mitbürgern jeden Alters zu fördern. Freiwilligenarbeit ist das Motto, und engagieren tun sich einzelne und organisierte Gruppen, Schulklassen, Jugendzentren, Hobbyvereine, Geschäftsleute, Sportler, Künstler und mehr.

Wie gesagt, seit 2007 gibt es das als „Tag der Guten Taten“ in Israel – dieses Jahr fiel es auf den 24.März. Laut der Facebookseite des Projekts Good Deeds Day engagierten sich an diesem Tag über 800.000 Israelis in über 260 israelischen Städten und 50 Gemeinden weltweit an der Aktion. Bildergalerien und anderes kann man sich auf der (hebräischsprachigen) Webseite hier anschauen.

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Quelle: Email-Verteiler der Bezirksverwaltung

In Gush Etzion, Judäa, beschlossen es die Verantwortlichen für Freiwilligenarbeit in der Verwaltung, es auf eine ganze Woche auszuweiten. Und so gab es in Gush Etzion die „Woche der Guten Taten“ – 20.-27.03. 15 ! Laut den Angaben, welche der Vorsitzende der Bezirksverwaltung, Davidi Perl, Ende letzter Woche veröffentlichte, waren an der Projektwoche über 3000 Einwohner von Gush Etzion in über 80 Projekten beteiligt, welche Grußkarten an Soldaten und Kranke, Hilfe für behinderte Kinder, Verschönerung öffentlicher Anlagen, Krankenbesuche, Putzaktionen, Vorbereitungen für Pessach und anderes mehr beinhalteten. Das Besondere an diesem Jahr – auch ältere Menschen, Rentner und kurz vor der Rente Stehende, wurden in die Tätigkeiten miteinbezogen, gemeinsam mit den Kleinsten und den Jugendlichen, um einen Austausch von Generationen zu ermöglichen.

Ich habe dazu den Sprecher der Bezirksverwaltung, Herrn Jehuda Shapira, befragt. 

Erzählen Sie mir ein wenig über die Aktion speziell auf Gush Etzion bezogen. 

 Die Aktion der „Guten Taten“ ist nicht unsere Erfindung, das war eine Initiative von Sheri Arison und es wird landesweit ausgetragen. Unsererseits haben an die 3000 Menschen teilgenommen – Ältere, Kinder, Jugendliche, Kindergärten und Schulen. Im Internet kann man sich das gesamte Programm für diese Woche herunterladen.

⇒ Wieso aber eine Woche lang?

Es fiel so einfacher, die verschiedenen Projekte zu koordinieren. Die Entscheidung wurde von der Beauftragten für Freiwilligenarbeit getroffen.

⇒ Was ist so besonders an dieser Aktion? Welche besonderen Projekte hat es gegeben?

Beispielsweise den Wohltätigkeitsmarathon, der am  letzten Tag, dem 27.03, für die Kinder des SHALVA-Verbandes für behinderte Kinder und Jugendliche organisiert wurde. Oder es gab auch die Krankenbesuche seitens Mitarbeitern der Bezirksverwaltung, welche gemeinsam mit der „Volume“-Soundfirma für die bettlägerigen Kinder in verschiedenen Krankenstationen gesungen haben. Es wurde in Gärten und öffentlichen Parks gearbeitet, Parkbänke wurden gefärbt…. All das waren spezielle Aufgaben, und nicht Teil der regulären Freiwilligenarbeit, die es gibt. Einige der Teilnehmer haben sich auch an Projekten außerhalb Gush Etzions beteiligt, so im Erlebnispark „Mini Israel“.

In diesem Jahr haben wir etwas Neues eingeführt, nämlich den Einbezug von Menschen im Alter von 50+ und Rentnern in die Aktivitäten gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen. Diese Menschen haben generell Zeit, und viel Lebenserfahrung, die sie an die Jungen weitergeben können. Sie wurden in verschiedene Erziehungsprojekte einbezogen, haben kleine Kurse und künstlerische Aktivitäten mit den Kindern durchgeführt und gemeinsam gelernt. Das ist wirklich etwas Neues, das wir vorher nicht hatten.

⇒ Wer entscheidet, welche Aufgaben man in dieser Woche erfüllen wird?

Die Jugendleiter, Gemeindeverwaltung, es gibt nichts Verpflichtendes, wir sind für alle Ideen offen. Hauptsache, dass es an diesem Tag oder in dieser speziellen Woche ausführbar ist.

⇒ Gab es auch Projekte, die beispielsweise den Ausbau von Siedlungen betrafen?  

Es wurden Parks oder Gärten oder generell das Aussehen von Vierteln verbessert, aber keine Vorposten gebaut, wenn Sie das meinen.

⇒ Gab es einen Einbezug der arabischen Bevölkerung in dieses Projekt?

Nein, was dieses Projekt angeht, so gab es da keinen Einbezug, von anderen Interaktionen müsste man getrennt sprechen.

⇒ Sind auch Gruppen von anderswo zur Freiwilligenarbeit nach Gush Etzion gekommen?

Nein, aber wir haben es auch nicht erwartet.

⇒ Gibt es im Rest des Landes Rückmeldungen zu eurem Aktivismus?

Auf Landesebene gibt es kein Feedback oder besondere Aufmerksamkeit dafür, aber auf lokaler Ebene schon, so auf der Webseite unserer Verwaltung oder in den sozialen Netzwerken, da werden Bilder geteilt, Jugendliche berichten von Erlebnissen usw. Es gab viel Begeisterung und Freude darüber.

3 Kommentare zu „Jeden Tag eine gute Tat“

  1. „die Menschen in ganz Israel zählen den letzten Putz-Countdown und schrubben sich wild, streichen Wände, wechseln Möbel, essen wie wild ihre gesäuerten Produkte und rennen in Einkaufzentren auf wilder Suche nach Geschenken für Freude und Familie.“

    Hahaha….Deine Erzählweise ist einfach köstlich, liebe Chaya!
    Ich habe mir gerade bildlich vorgestellt, was Du beschrieben
    hast und habe Tränen gelacht. 🙂

    Hast Du denn Deinen Wohnwagen auch schon gründlich
    aufgeräumt, liebe Chaya?

    Ich wünsche Dir ein schönes, besinnliches Pessachfest mit
    Menschen, die Dir lieb und teuer sind.

    Alles Liebe…

    Gefällt 1 Person

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