NEWS: Polizei verhaftet Minderjährige – Reaktionen

Am Morgen des 09.03.15 (Montag) berichtete das zentrale Radio ‚Kol Israel‘ von 4 Jugendlichen aus der jüdischen Siedlung Bat Ayin im Gush Etzion (Judäa), welche sich freiwillig der Polizei stellten, nachdem sie zuvor (ohne genaue Datumsangabe, wahrscheinlich den Tag davor) die Sicherheitskräfte in Bat Ayin attackiert und mit Steinen beworfen haben. Sie und  weitere Minderjährige, die am Tag zuvor (08.03) von den Polizeikräften festgenommen worden sind, stünden unter Verdacht, gegen Palästinenser in der Umgebung agiert zu haben.

Parallel dazu wurde im selben Bericht gemeldet, dass in der Nähe des jüdischen Vorpostens Givat Ronen in Samaria 50 Olivenbäume angezündet worden sind, nachdem es eine Auseinandersetzung zwischen den Bewohnern von Givat Ronen und den Arabern gegeben hat, als diese nac Absprache mit der bürgerlichen Verwaltung in Judäa und Samaria ihre Felder aufgesucht haben, um diese zu pflügen. Die Polizei ermttelt wegen nationalistischer Motive und nach einem Anhaltspunkt auf eine sogenannte „Price Tag“-Rachattacke.

Leider fand sich keine weitere zentrale Quelle außer ‚Kol Israel‘ für die Nachricht.

Die News von der Verhaftung Minderjähriger wurden im Email-Verteiler des benachbarten Alon Shvut diskutiert. Die Jugendlichen, so ergab sich aus der Mail, gehörten zur Jeshiva „Orot Etzion“, einer bekannten Schule für Jungen. Ein Mann wandte sich in einer Email mit dem Betreff „Erschütternd – gewaltsame Festnahme von Minderjährigen vor den Augen der Schulkinder von Bat Ayin“ an die Einwohner und berichtete von seinem Sohn, der an diesem Tag Zeuge der Verhaftungen von einer Gruppe Minderjähriger geworden war und am Abend von dem Ereignis, das ihn mitgenommen hatte, dem Vater erzählt habe.

„Diese (die Minderjährigen) können wohl noch nicht zwischen rechts und links unterscheiden. Inwiefern heiligt der Zweck, den „jüdischen Terror“ zu stoppen, alle Mittel im Staat Israel, während der arabische Terror wild um sich greift ohne etwas, das vor ihm retten könnte? Haben wir nicht die Pflicht zum Protest in solchen Fällen? Soll ein jeder, der Kinder in den Schuleinrichtungen in der Gegend hat, wissen, was heute passiert ist.“

Daraufhin antworteten ihm einige andere Bewohner. Einer schrieb, „welche Gewalttaten wurden denn angetan? Wenn jemand verhaftet werden musste, dann freue ich mich, dass er verhaftet worden ist, und besser früher als später“ und fügte hinzu, „haben wir nicht genug von populistischen und einseitigen Geschichtendarstellungen gehabt, die man, ohne die Details des Geschehenenzu prüfen, einfach in den Verteiler postet, um sich abzureagieren?“

Eine Frau schrieb, „ich bin nicht für Gewalt, aber vielleicht haben sie ein Verbrechen begangen, ich kenne solche Fälle…?“, und eine weitere reagierte entschieden: „Es gibt keine Rechtfertigung für Gewaltanwendung seitens Rechtsorganen, auch wenn Straftaten begangen worden sind. Die Polizei soll der Zivilbevölkerung das Gefühl von Sicherheit vermitteln. Polizeigewalt gegenüber Festgenommenen führt zu einem Gefühl der Angst bei der Zivilbevölkerung vor den Rechtsorganen.“

Die Diskussion ging im nächsten Verteiler weiter, zwischen denselben Protagonisten, wobei sich der Urheber der ersten Mail missverstanden fühlte, und ganze vier Gründe für sein Schreiben darlegte. Unter anderem bestritt er den ihm angehängten „Populismus“ und bestand darauf, dass ein solches Ereignis negativ auf die Seelen der Kinder einwirken und unvorhersehbare Folgen haben könnte, die sich jemand ohne Kinder im betreffenden Alter, und man solle dagegen wirken.

Der „Populismus“-Ankläger machte sich die Mühe, darauf zu antworten, und kritisierte vor allem die reißerische Überschrift.

Die Frau, welche die sozialpsychologische Sicht auf die Dinge vertrat, forderte hingegen, dass seitens der Zivilbevölkerung es einen Protest gegen Staatsgewalt geben sollte, und das „gleichgültig, ob in Bat Ayin oder in Tel Aviv“.

Es bleibt abzuwarten, was die nächsten Email-Verteiler uns zu erzählen haben. In den Nachrichten währenddessen gab es keinen besonderen Vermerk…

8 Kommentare zu „NEWS: Polizei verhaftet Minderjährige – Reaktionen“

  1. Liebe Chaya,
    mein „Gefällt mir“ bezieht sich nicht auf den Sachverhalt, sondern darauf, dass Du darüber informierst.

    Du hast über mehrere Vorfälle berichtet. So habe ich das verstanden.

    Der eine Vorfall: Jugendliche warfen Steine auf Sicherheitskräfte und stellten sich der Polizei.
    Es ist gut, dass sich die Jugendlichen der Polizei gestellt haben. Das zeugt von einer gewissen Reue und einem Unrechtsbewusstsein, dass sich strafmildernd, aber nicht strafbefreiend auswirken wird.

    Die anderen Vorfälle machen für mich deutlich, dass israelische Behörden gegen Palästinenser gerichtete Straftaten verfolgen.
    Das finde ich richtig und macht deutlich, dass Israel ein Rechtsstaat ist.

    Es wäre manches leichter, wenn die Palästinensische Autonomie ebenso handeln würde.

    Davon sind sie leider meilenweit entfernt. Das Gegenteil ist der Fall. Schwerverbrecher werden zu Nationalhelden.

    Herzlich, Paul

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  2. … aber was ist denn da nu passiert?
    Die Kommentare im Emailverteiler sind so grundsätzlich und theoretisch, nicht?, man sollte dies, man sollte das. Kommt ja nur drauf an, was wann wie passiert ist, und was die Passierer dazu sagen, warum sie was wie gemacht haben, und warum grad mal nicht anders.

    Andererseits: Ein paar Jugendliche haben da wohl irgendwas gemacht. Weltweit seit etwa der Altsteinzeit oder mindestens seit dem frühen Hadaikum machen ein paar Jugendliche immer irgendwo irgendwas 😉 , und die Catos schreiben dann sorgenvolle Emails in Verteilern, dass sie damit nicht einverstanden sind, weil das ja immer nich‘ sein dürfe.

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    1. Das ist es ja – es ist unklar, in was die Jungs verwickelt gewesen sind. Etwas gegen die benachbarten Araber. Das Stichwort des Events ist „Festnahme“, das besprechen die Leute in Alon Shvut, und zwar nicht nur die allgemeine Tatsache von Festnahmen bei Verdacht von „juedischem Terror“, sondern speziell diesen Fall, der wohl vor den Augen von anderen Kindern geschehen ist. Hier in Israel ist es anders als in anderen Laendern, hier sind Sicherheitskraefte generell Freunde der juedischen Bevoelkerung, und niemand hat Angst vor ihnen oder moechte dazu kommen, Angst zu haben…Wenn dieser Fall eintritt, wie beispielsweise von der Frau im Text beschrieben, ist das eine beklagenswerte Situation fuer uns in den Siedlungen…..in welchen auch schon so, aufgrund frueherer Raeumungen, die Haltung bei manchrn Bewohnern leider ambivalent ist…

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      1. Ja, Chaya. Wobei Polizisten dann auch einfach mal jemanden festnehmen können (müssen), der vielleicht eppes gemacht hat. Ihr kennt dann den Festgenommenen und den Polizisten, weil alles Nachbarn, und die kennen einander.
        Das wird schwierig 😉

        Weia, hierzulande in Rest- oder Rostdeutschland ist das so völlig anders, da ist der Polizist niemals a Jid oder wenigstens ein Nachbar, und als a Jid hat man erstaunliche Annäherungsprobleme gegenüber Polizisten (und gegenüber Nachbarn).

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  3. Als unbeteiligter bzw. Jemand der weder die Nachricht im Kol Israel mitbekommen hat, ist es nicht leicht nachzuvollziehen, wer welchen Standpunkt vertritt. Ggf. könnten Sie diesen Eintrag nochmal redaktieren und die jeweiligen Standpunkte deutlicher machen. Vielen Dank!

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    1. Shalom Michael, danke, wo genau sehen Sie die Ungenauigkeiten? Weisen Sie mich bitte genau drauf hin, damit ich ggf.entsprechend korrigieren kann. Gruss, Chaya

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