Erst vor einigen Tagen hatte ich mich mit der Journalistin Jennifer Bligh vom Jugendmagazin des Spiegels, bento, darüber unterhalten, wie wir unter ständiger Anschlagsgefahr unseren Alltag bestreiten. Ich hatte ihr von unserem Supermarkt des Magnaten Rami Levy erzählt, der in ganz Israel, so auch in Judäa und Samaria Zweigstellen seines Riesendiscounts stehen hat und seine Leitlinie dabei ist, diesen für alle Bevölkerungsgruppen offen zu halten und auch dort arbeiten zu lassen. Daher haben auch die arabischen Einwohner von Judäa und Samaria keinerlei Probleme, in diesen Supermärkten zusammen mit der jüdischen Bevölkerung einzukaufen und auch zu arbeiten. So ist das hier in Gush Etzion, so ist das auch in Südsamaria, unweit Jerusalem, im Industriegebiet Sha’ar Binyamin.
Ich habe ihr auch von einem Terroranschlag erzählt, der vor einigen Monaten, noch zu Beginn dieser „Messerintifada“, wie man sie heute nennt, sich ereignet hatte; auf dem Parkplatz vor dem ‚Rami Levy‘-Supermarkt hier in Gush Etzion. Am 28.10.15 hatte dort ein Terrorist eine Frau angefallen und in den Rücken gestochen. Die Frau wurde nicht schwer verletzt. Auch im anderen großen und wohlbesuchten ‚Rami Levy‘, dem in Südsamaria-Binyamin, ereignete sich einige Wochen danach ein Anschlag – wieder stach ein Terrorist auf einen jüdischen Anwesenden vor dem Geschäft ein, verletzte ihn mittelschwer und flüchtete. Das war am 06.11.15. Was für Sicherheitsvorkehrungen dort danach getroffen wurden, weiss ich nicht. Bei uns hat sich die Mitarbeiterlandschaft im Geschäft etwas verändert, offenbar wurden einige arabische Mitarbeiter durch andere ersetzt, nach welchen Abwägungen auch immer. Geschäftsinhaber Rami Levy selbst soll seitdem Messer aus den Verkaufsregalen entfernt haben; was den Zutritt für arabische Einwohner betrifft, so wurde dieser meines Wissens nicht beschränkt, arabische Kunden aus den Dörfern kommen weiterhin zum Einkaufen. Eine Zeit lang hatten die jüdischen Einwohner bei uns Bedenken, wieder zum Geschäft zu gehen; die Lage hatte sich aber wieder entspannt, Zeit verging und die Normalität kehrte in die Gemüter ein.
Das war der Vorspann, und jetzt die eigentliche Geschichte:
Gestern, 19.02.16 drangen drei 14-jährige arabische Jungs aus dem Dorf Baitunya bei Ramallah in den ‚Rami Levy‘-Supermarkt im Industriegebiet Sha’ar Binyamin (Südsamaria) ein. Dem Sicherheitsbeamten, welcher vor jedem größeren Supermarkt in Israel, so auch vor diesem steht, kam einer der Jungen suspekt vor, er folgte ihm (so die Berichte der israelischen Medien und die Aufzeichnungen der Sicherheitskameras im Geschäft) hinein und hielt ihn schließlich an,

führte hinaus und überprüfte, ob er eine Waffe bei sich trug. Der Junge war unbewaffnet. Während der Beamte ihn prüfte, wanderten die anderen zwei von Regal zu Regal und fingen schließlich an, zu schreien, riefen einen großen Tumult hervor und in diesem stachen sie auf zwei Menschen ein – einen 32-jährigen Kunden und einen weiteren, einen 21-jährigen Soldaten, der sich mit seiner Frau und der viermonatigen Tochter im Geschäft befand. Der

Soldat, Yannai Tuvia Weissmann, war gerade auf Urlaub und unbewaffnet, rannte jedoch zum Tatort, als er Schreie zwischen den Regalen hörte.
Die jungen Terroristen versuchten zu flüchten, wurden aber von anderen Kunden aufgehalten, unter anderem von einem, der eine Waffe bei sich trug und auf einen der Täter schoss. Sicherheitsbeamte und Soldaten eilten herbei und schossen auch den anderen an. Einer starb an Ort und Stelle, der andere wurde evakiert.
Yannai Tuvia, der 21-jährige Sergeant und Vater aus der Siedlung Ma’ale Michmasch in Südsamaria, wurde lebensgefährlich verletzt und zusammen mit dem anderen Verletzten evakuiert – doch die medizinischen Bemühungen, ihn zu retten, fruchteten nicht. Er verstarb kurze Zeit später an seinen Verletzungen.

Yannai, erst 21 Jahre bei seinem Tod, wuchs in derselben Siedlung wie seine junge Frau Ya’el auf – Ma’ale Michmasch, in den Hügeln von Südsamaria, im Umkreis von Jerusalem und Ramallah. Freunde und Bekannte berichteten bei seiner Beisetzung auf dem Armeefriedhof auf dem Herzl-Berg in Jerusalem (heute, 19.02), er sei herzlich, hilfsbereit, freundschaftlich und mutig gewesen, habe großen Wert auf Aufrichtigkeit und Wahrheit gelegt, wollte seinem Dienst in der Armee in der Nahal-Brigade gerecht werden. Erst vor etwa zwei Jahren – da war er noch 19 – heirateten sie mit Ya’el. Vier Monate vor dem Attentat wurde den beiden das erste Kind geboren – ein Mädchen, Netta. Am Tag des Attentates befand sich Yannai im Kurzurlaub vom Dienst. Da er in einer Kampfeinheit diente, sah er die junge Frau und das Baby meistens nur am Wochenende. Das erzählte Ya’el bei der Beisetzung, heute morgen in Jerusalem, als sie sagte:
„Mein Geliebter, wer hätte gedacht, dass ich dir schreiben würde, und du würdest nicht mehr mit mir sein. In der wenigen Zeit, die wir zusammen an den Wochenende hatten, hattest du dafür gesorgt, alles wieder aufzuholen. Du hattest gehört, dass ertwas passiert sei, und ranntest hin und ich hatte auf dich gewartet. Du warst immer bereit, zu geben, unaufhörlich. Wärst du nicht hingelaufen, wärst du nicht der Yannai gewesen, den ich kenne und in den ich mich verliebt habe. (…) Ich danke dir für unsere Netta.“ (NRG)
Einige hundert Menschen versammelten sich bei der Beisetzung. Die Nachrichten widmeten gestern die Schlagzeilen dem Anschlag. Laut den ersten Polizeiermittlungen wurde von einer Nachlässigkeit in der Sicherheitsüberprüfung am Eingang gesprochen; die Polizei, so hieß es in den Berichten, drohte gar, die Zweigstelle vorerst zu schließen, bis die Sicherheitsfragen gelöst und die Überwachung verstärkt werden würde. Der Geschäftsinhaber Rami Levy wurde am kommenden Sonntag zu einer Anhörung bei der Polizei vorgeladen.
Und das Nachrichtenportal NRG veröffentlichte währenddessen ein Video, das Tränen aufkommen ließ – das Hochzeitsvideo von Yannai und Ya’el. Das Lied „Am Anfang der Welt“ von Shlomi Shabbat spielte im Hintergrund, die Worte des Refrains begleiteten die Aufnahmen der emotionalen Momente, als der Bräutigam an die Braut herantrat, ihr den Brautschleier über das Gesicht zu legen, sie beide unter dem Traubaldachin, der Huppa, die Trauungszeremonie durchgingen; das bescheidene Lächeln und den ernsten Blick von Ya’el, die Tränen von Yannai.
Nein, das ist kein Zufall
Gott webt und verbindet
mit goldenen Nähten zwischen uns.
Das, das ist die Art des Schöpfers,
die Gegenwart zu heiligen
Mit dem Sternenbaldachin über uns.
Meine gute Freundin Michal, welche heute unweit von mir in der Siedlung Karmey Tzur bei Gush Etzion lebt, veröffentlichte heute morgen auf Facebook einen Beitrag, der mich, trotz aller alltäglichen Verpflichtungen, innehalten und nachdenken ließ. Sie fasste mit ihrem Text zusammen, was vielen in diesen Monaten durch den Kopf geht. Ich meine, sie schaffte es auch, mit diesem kurzen Text die Tragik der Attentate und ihrer Opfer, täglich, wöchentlich neu dazukommend, zu erfassen. Hier ihr Text, von mir übersetzt:
Es gibt Gesichter, die in uns wie eingraviert sind, sie sind ein Teil von den Gesichtern von uns allen. Ich schaue auf die Bilder von Tuvia Yannai Weissmann (soll Gott seinen Tod rächen) und stelle mir vor, was für ein erfülltes Leben er gehabt hat und was für ein junger Mann und Mensch er gewesen ist… gewesen ist…
Und gleichzeitig steigen in mir andere Bilder auf, die von Hadar Cohen und von Dafna und von Na’ama und Eytam und von Avraham und Ezra und Ya’akov und Netanel und von noch einem Ya’akov und noch einer Hadar und von Dalia und von Shalom und von Naftali, Gil-ad und Eyal und von noch mehr und noch mehr; und ich nehme an, dass es durchaus sein kann, dass ich sie einmal irgendwo gesehen und sie flüchtig getroffen habe, irgendwo draußen, unterwegs, und wenn nicht, dann hätte es passieren können, dass ich an ihnen vorbeigegangen war, ohne es zu bemerken – und es war auch nicht nötig, sie zu bemerken, denn wir alle gehen aneinander vorbei, jeder seinen Aufgaben nach.
Und jeder Einzelne von uns hat seine Aufgaben, sein Leben, und ihre Gesichter sind mein Gesicht, unser Gesicht. Und ihr Leben ist mein, unser Leben. Und es gibt Tage, da kann ich einfach nicht aufhören, das zu lesen, was man über die Ermordeten, die „Opfer, schreibt und erzählt, um zu verstehen und ein wenig ein Gefühl dafür zu bekommen, wer sie gewesen sind – denn mit einem Messerstoß und einem Drücken auf den Abzug sind sie nicht mehr, und auch wir sind nicht mehr das, was wir waren, als sie noch waren.
Gott, gib deinem Volk Stärke und segne uns mit Frieden, Vollkommenheit, auf dass wir vollständig seien und uns an nichts mehr fehlen möge.
Upps, habe wohl irgend etwas falsch gemacht. Alsohier mein erneuter Versuch!
Animiert und als beispielhaft vorgestellt, werden Jugendliche zu judenmordende Ungeheuer herangebildet. Kein Wort davon in den Medien. Wie überhaupt der Antisemitismus als ovens der „Palästinenser“ weder wahrgenommen noch th von sogenannten Nahost-Experten noch von der Thematisiert wird, weder von sogenannten Nahostexperten noch von der Bundesregierung. Stattdessen wird eine längst obsolete 2-Staatenlösung beschworen. Obsolet, weil in der Tat es bereits zwei arabische Staaten gibt, in den Gebieten und im Gazastreifen.
Jüngst hatte der Vositzende der Avoda, Herzog eine interessante Variante vorgestellt: Abtrennung von den Gebieten unter einschluss der großen Diedlungsblöcke, Bau eines Sicherheitszaunes und völlige Trennung von den Gebieten.
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Die antisemitischen Mordattacken seit 2015 und die Reaktion der Bundesregierung und der hiesigenMedien lassen mich vor Wut in die Tischkante beißen.
Friedensprozess anstoßen, Unser Außenministerdarsteller tourt durch den nahen Osten, hofiert das iranische Regime – zum Wohle der deutschen Exportwirtschaft und mahnt Israel. Das brüllende Schweigen zum Antisemitismus der Araber, zur Mordhetze in den Medien Ramallahs und Gazas ist kaum noch zu ertragen. Schlimm wird es, wenn Menschen hier (Wildeshausen) sich über Israel aufregen und allerlei …. ausscheiden.
Von der 2 Staatenlösung habe ich mich verabschiedet. Die ist Realität: Es gibt zwei arabische Administrationen, Gaza und Ramallah.
Kürzlich hatte der Vorsitzende der Avoda, Herzog einen interessanten Friedensvorschlag: Den Bau des Sicherheitszaunes fortsetzen, die größeren Siedlungsblöcke übernehmen. Ansonsten eine strikte Trennung zwischen Israel und den Gebieten.
Ich gestehe: Inzwischen fällt es mir schwer ungezwungen mit „Palästinensern“ ob nun Christen oder Moslems umzugehen.
Frage: Gilt die Aussage noch, dass Judenmission antisemitisch ist? Wenn ja, wie kommt es, dass Israel ausgerechnet zu evangelikalen Christen und „Messianischen Juden“, deren Gesellschaftsbild nun wirklich nichts mit der israelischen realität übereinstimm, gute Beziehungen unterhält?.
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Auch ich bete:
Gott, gib deinem Volk Israel Stärke und segne es mit Frieden und Vollkommenheit, auf dass es vollständig sei und es ihm an nichts mehr fehlen möge. Amen
Paul
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Passend zum Thema gibt es einen Artikel von Caroline Glick. Siehe hier:
http://robertrickler.blogspot.de/2013/10/4-kolumne-von-caroline-glick-ins.html
(Inhalt: Drei jüdische Kinder) Caroline Glick ist eine mutige internationale Journalistin, die brisante Themen aufgreift. Sie ist in Deutschland kaum bekannt.
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Hat dies auf psychosputnik rebloggt.
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