
Diese gute Bauernfrau* aus Al-Khadr, dem Dorf/Vorort von Bethlehem – Yamina ihr Name – habe ich heute um die 7 Uhr morgens auf meinem Arbeitsweg durch die Felder unter der Containersiedlung entdeckt. Wobei, zunächst bin ich auf diese Eimer voller Früchte auf dem Pfad neben den Mandelbäumen und einem von einer Steinmauer umgebenden Feld gestoßen. Es stellte sich heraus, dass es sich dabei um Pflaumen handelte. Die Eimer standen vereinzelt auf dem Weg und wie ich weiterging, fand ich die Eigentümerin der Ernte, eine kleingewachsene, eher dickliche arabische

Bäuerin, die sich mit einem solchen Eimer und einer ebenso randvollen Kiste auf dem Weg Richtung Schnellstraße dahinquälte. Sonst war niemand in der Nähe.
Ich suchte mir die passenden Worte auf Arabisch zusammen und fragte, ob sie Hilfe brauche. „Ya reit!“, atmete die Frau schwer auf und lächelte. Ich wünschte! Ich fragte, wohin sie das Gut bringen sollte. „Zur Strasse dort drüben.“ Ein Auto sollte sie dort abholen, aber hierher würde es wohl nicht gelangen.
Sie zeigte mir auf die Eimer hinter ihr, ich machte mich auf, diese aufzusammeln. Tatsächlich, sie waren schwer. Ich fragte sie verwundert, „schleppst du das alles alleine?“ „Ah, lahali“ (Ja, alleine),

war die Antwort. Ob sie das öfter mache, habe ich nicht gefragt – die arabische Formulierung fiel mir nicht ein. Ich wusste dafür jetzt, wem die üppigen Pflaumenbäume auf dem benachbarten Feld gehoerten.
Wir schleppten mehr oder weniger gemeinsam die Eimer zur Strasse. Yamina wollte von mir wissen, ob ich aus Amerika sei oder „von hier“ und was ich mache. Ich erfuhr so auch ihren Namen und sagte ihr meinen. Er gefiehl ihr. (Dazu muss man sagen, dass „Chaya“ – die Lebendige bzw.Leben – auch im Arabischen ein Name ist.) Als wir die Straße erreicht hatten , umarmten wir uns. Zum Abschied gab sie mir ein paar Pflaumen. Sie blieb dort, in der aufsteigenden Hitze, um auf das Auto zu warten. Ich ging zur Kreuzung und zum Bus.
Was soll ich euch sagen, kein leichtes Leben. Warum um Allahs Willen muss die arme Frau aber diese schweren Eimer – fünf! – so ganz alleine schleppen?…
*Anmerkung: Tut mir leid, dass ich oft keine Gesichter der mit mir sprechenden Personen veröffentliche. Manches geschieht aufgrund des Wunsches, die Identität der Person zu schützen, aber meistens liegt es daran, dass ich es etwas unhöflich finde, bei jeder einfachen Unterhaltung sofort um ein Foto mit dem/der Gesprächspartner/in zu bitten. Ich möchte mich niemandem aufdrängen. Bitte habt Verständnis dafür.
wirklich schoen geschriebene geschichte
ahavti.
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Toda!
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Diese alltäglichen, friedlichen, zwichenmenschlichen Geschichten sind es, die das Leben lebenswert machen! Unabhängig von Herkunft, Religion oder gar politischer Überzeugung. Bitte mehr davon!
S. B.-H.
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Gern! Es gibt viele.
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Wäre es nicht toll, wenn man derzeit nicht anderes als solche Geschichten aus Israel hören würde? Bei all den schlimmen Vorfällen gerät leicht in Vergessenheit, dass alle Beteiligten, Juden wie Araber, auch noch sowas wie ein alltägliches Leben haben, das aus arbeiten, schwitzen, essen und Pflaumen schleppen besteht.
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Daher habe ich auch darueber berichtet. Ich bin kein Nachrichtensender und kein „Kriegsreporter“, ich liebe meinen Alltag und moechte auch andere darauf aufmerksam machen.
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Und genau deshalb lesen wir Deinen Blog. 😉
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„Als wir die Straße erreicht hatten , umarmten wir uns“
… schön, einfach schön.
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Ich freue mich über Deine Hilfsbereitschaft. Sehr verständlich, dass Du von solchen Begegnungen nicht immer Fotos von den Beteiligten machen kannst. Das ist eine Gratwanderung.
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Die Betonung der Anekdote liegt natuerlich nicht auf meiner Hilfsbereitschaft, sondern auf der Begegnung an sich.
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Guten Appetit!
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War schon lecker 🙂
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