20.Sächsische Israelkonferenz – ein Rückblick

Am Sonntag, dem 22.05.16, ist meine viertägige, lange eingeplante und gutes Gewissens als Kurzurlaub einstufbare Sachsenreise zu Ende gegangen. Gleichzeitig fand auch die 20.Israelkonferenz der Sächsischen Israelfreunde e.V. ihr Ende, mit einer abschließenden

"Warum toben die Heiden?" (Psalm 2,1) Logo der Israelkonferenz. Wer wissen will, warum sie toben - einfach Psalm durchlesen.
„Warum toben die Heiden?“ (Psalm 2,1) Logo der Israelkonferenz. Wer wissen will, warum sie toben – einfach Psalm durchlesen.

Veranstaltung in der Sachsenlandhalle Glauchau, welche für diese Zwecke für 3 Tage gemietet worden war. Am letzten Tag kamen auch israelische offizielle Gäste der israelischen Botschaft in Berlin zum Event, aber diese musste ich leider vepassen – da saß ich schon im Flugzeug Richtung Heim, Richtung Israel, Richtung Judäa und meinen Wohncontainer auf dem Hügel.

Dem berühmten Wohncontainer, den mittlerweile schon dutzende Menschen besucht und wohl Hunderte über ihn erzählt bekommen haben müssten, ist es zu verdanken, dass ich nach Sachsen gelangen konnte, für ein Wochenende Ende Mai, und die Gelegenheit bekommen habe, christliche Gemeinschaften kennenzulernen, die ich bisher nie gekannt habe. Nicht in Deutschland und nicht anderswo. Und das war für mich eine hochspannende Erfahrung. Spannend, weil es neugierig gemacht hat, weil es mir neues Verständnis über Menschen und ihre Wertvorstellungen gegeben hat, weil es mir eine andere Perspektive über einen Teil Deutschlands ermöglicht hat – und auch weil das

Foto: W.H.
Foto: W.H.

Treffen ein nutzenswertes Potenzial in sich barg und birgt. Ich dürfte mittlerweile auch für die Leser meines Blogs als ein relativ offener, zumindest aber wagemutiger und neugieriger Mensch bekannt sein, und deshalb sollte es niemanden überraschen, dass ich mich auf eine religiöse, christliche Konferenz gewagt und dort gar einen Vortrag gehalten habe, als orthodoxe Jüdin. Und das auch noch am Shabbat*.


Worum es ging

Zunächst zur Konferenz. Veranstaltet wurde sie schon zum 20. Mal 20160520_181519.jpgvon dem Verein der Sächsischen Israelfreunde (gegründet in Dezember 1999). Der Verein versteht sich als proisraelisch, lehnt Judenmission gemäß Satzung und Verordnung ab; seine Mitglieder kommen aus verschiedenen christlichen Strömungen. Die Zentrale

Stand der Sächs. Israelfreunde
Stand der Sächs. Israelfreunde

befindet sich in Schönborn (Sachsen). Der Verein unterstützt israelische Aktivitäten, vermittelt ein positives Bild des Staates Israel, fördert Interesse am jüdischen Volk und Brauchtum, bestärkt den Bezug von Christen zu den jüdischen Heiligen Schriften neben  dem christlichen Neuen Testament und veranstaltet auch Reisen nach Israel, nämlich über den stellvertretenden Vorsitzenden und Reiseleiter Werner Hartstock

Werner Hartstock (links).
Werner Hartstock (links).

(israelreise.de). Er ist es, der mich durch meinen Blog irgendwann vor etwa einem Jahr „aufgetrieben“ hat und mir eine Zusammenarbeit vorschlug. Seitdem haben sich einige Reisegruppen bei mir gemeldet und sind zu meinen Führungen in Alon Shevut gekommen, und so entstand auch die Idee für meinen Vortrag bei der Konferenz.

Die Konferenz, zu welcher verschiedene weitere christliche und pro-israelische Organisationen und Vereine eingeladen wurden (unter anderem auch der Jüdische Nationalfonds KKL), fand zum zweiten Mal in der Großen Kreisstadt Glauchau statt, davor in den Jahren 2004 und 2006. (Glauchau ist ein sehr netter und freundlicher 20160522_060826Ort mit einem gemütlichen Landhotel, mehreren kleinen Wäldchen, vielen Wiesen und Kleinvieh und von der Gesamtfläche ist es sicherlich 20160522_060223um einiges größer als Alon Shevut. Dabei ist es bei weitem keine „Große Kreisstadt“, erst recht nicht nach deutschen Maßstäben. Man erklärte mir dazu, das liege an den vergleichsweise großen Fördermitteln, welcheWhatsApp-Image-20160522 (13) Glauchau bekommen würde.) Ansonsten hatte die Konferenz schon einige Orte und Gemeinden erreicht, es würden sich einige Organisationen immer wieder dazugesellen. Das Publikum, so

Leuchterausstellung vor der Bühne
Leuchterausstellung vor der Bühne

Werner Hartstock, der mich während dieser Zeit  unter seine „Fittiche“ genommen hatte, sei aber oftmals schon bekannt und käme zur Konferenz wie zu einem Familientreffen. Tatsächlich waren in den drei Tagen alle Altergruppen vertreten, von Kleinkindern bis zu Älteren. Ein Familientreffen ist natürlich auch nichts schlechtes, es bestärkt, fördert einen Zusammenhalt, Zusammenarbeit und ermöglicht es auch, sich gegenseitig auf dem Laufenden zu halten, was beim Thema Israel unbedingt notwendig ist, bei der Dynamik, mit welcher sich die Dinge im und ums Land verändern. Aber natürlich sollten sich auch junge Leute mehr zeigen und sich informieren, und  daran sollte man noch arbeiten. Ich habe mich eher überraschen lassen von der Anzahl der jungen Menschen (dazu gehören auch Mittvierziger), die zur Konferenz und auch zu meinem Vortrag gekommen waren. Sie hatten nicht ausgesehen, als fühlten sie sich fehl am Platz; im Gegenteil, sowohl beim musikalischen Teil des

Ensemble Route 77.
Ensemble Route 77.

Programms (u.a. der Gospelchor Voice Point und das Ensemble Route 77, die mit einer jungen Besetzung aufgetreten sind) als auch bei den Vorträgen  und Gebeten waren sie rege dabei.

Die Organisationen und Werke, welche sich mit ihren Ständen auf der Konferenz vorstellten, hatten in beinahe allen Fällen direkten Bezug zu Israel aufgebaut, die meisten richteten sich auf Vermittlung jüdischer/alttestamentarischer Werte an die christliche Gemeinschaft aus, und die Unterstützung von Israel und dem „außerwählten Volk Gottes“, wie wir Juden dort entsprechend der Texte der Tora genannt wurden. Die meisten kamen aus Deutschland, einige wenige schienen aus der Schweiz zu stammen.

Mitternachtsruf, Schweiz
Mitternachtsruf, Schweiz

Auch Produkte und Souvenirs aus Israel wurden massenhaft angeboten (Old Abraham, Israelweine, leider boten sie keine Produkte aus Judäa und Samaria an) und

Old Abraham - Israelprodukte. Vielleicht in Zukunft auch aus den Siedlungen?
Old Abraham – Israelprodukte. Vielleicht in Zukunft auch aus den Siedlungen?

offenbar auch vielfach gekauft. Mir kam  es ganz besonders zugute, da ich mir für den Shabbat koscheren Wein kaufen konnte, von dem ich dank der strengen Handgepäckbestimmungen im Flugzeug nicht zu träumen gewagt hatte.

Wer war dabei?

Was für Organisatonen waren denn nun vorhanden? Als größere Vereine traten natürlich die Sächsischen Israelfreunde, die Veranstalter, auf, welche verschiedene Projekte darboten – so die Israelreisen und das Handwerkerteam zugunsten Holocaustüberlebender in Israel (näheres siehe hier). Außerdem befanden sich auch das ICEJ (International Christian Embassy in Jerusalem) und das Christliche Forum Für Israel (CFFI), eine auf junge Leute ausgerichtete Organisation vor Ort. Weitere Infostände: Israel Connect, Feigenbaum, Ruf zur Versöhnung,

Das Martin-Bucer-Seminar.
Das Martin-Bucer-Seminar.

Martin Bucer Seminar, Zedaka und andere. Einige Vereine und Verlege („Bücherstube Gotter“ von Wilfried Gotter) eröffneten Stände mit einem großen Buchangebot. Unter den Autoren ließen sich aus der nichtchristlichen/religiösen Szene Bücher

Hashtags und Mikrophone. Glauben in moderner Form
Hashtags und Mikrophone. Glauben in moderner Form

von Ulrich Sahm, Doron Schneider, Hans-Peter Raddatz, Mosab Hassan Yousef („Sohn der Hamas“) und auch dem Rabbiner Yehuda Bohrer aus der Siedlung Bet El finden, welcher regen Kontakt zu den Organisatoren pflegt, den ich auch auf meine Besuchsliste gesetzt habe und hoffentlich auch bald über ihn berichten können werde. Ansonsten war natürlich viel Literatur zur christlichen Thematik vorhanden und selbst mir eher als Journalist und Reiseführer bekannte Johannes Gerloff entpuppte sich zu meiner  Überraschung als

Johannes Gerloff (c) W.H.
Johannes Gerloff (c) W.H.

Bibelkommentator mit einem entsprechenden Buch („Verflucht und von Christus entfernt, Eine Studie zu Römer 9-11“, SCM Hänssler). Offenbar war ich eine der Wenigen, die davon nichts gewusst hatten. Die deutsche Schuld am jüdischen Volk, der Wunsch, diese im Nachhinein zu kompensieren oder sie „erträglich“ zu machen, ob durch soziale Unterstützung oder das Einstehen für Israel auf der politischen Ebene, war ein wiederholtes, wenn auch kein hauptsächliches Motiv. Sogar ein speziell formuliertes Schuldbekenntnis lag  aus, aber der deutliche Aspekt bezog sich dabei auf das Religiöse, die Verantwortung als Christen für die Versäumnisse und Verbrechen der Nazizeit vor allem seitens der christlichen Gemeinden auf praktische Art und Weise zu „sühnen“.  Politik ließ sich dabei nicht erkennen, und auch nicht etwa die Schlussfolgerung, welche der Journalist Tuvia Tenenbom einst in seinem Buch „Allein unter Juden“ aufgeführt hatte: Aus Schuldgefühl gegenüber den Juden würden die Deutschen jetzt den Palästinensern helfen.

Kritisch oder suspekt?

Ein breites und offenbar neu hinzugekommenes Themengebiet machte die islamkritische Literatur aus. Bücher wie „Von Gott zu 20160520_171357Allah“ , „Islamismus Kurz und Bündig – Wenn Religion zur Politik wird“, „Mekka Deutschland – die stille Islamisierung“, „Allahs Frauen“ und andere ließen sich entdecken; natürlich ließ man auch das Thema Islamischer Staat nicht aus: eindeutig ein gutes Fressen für liberaldemokratische Konservativkritiker. Ich als vom israelischen Standpunkt aus kommende Betrachterin, mit einem relativ großen Vorwissen der islamischen und christlichen Geschichte, konnte mich  davon freilich  nicht sonderlich beeindrucken lassen. Populistische Botschaften sind zunächst einmal kein Alleinerbe religiöser Strömungen, 20160520_171255sondern gleichermaßen auch im säkularen und linksliberalen Sektor zu finden; und vom religiösen Standpunkt aus  – und um diesen ging es ja bei der Konferenz – ist die Sorge des modernen Christentums vor dem Islam mehr als gerechtfertigt; die Flüchtlingswelle hat Ängste ausgelöst, die zuvor nur geschlummert hatten, und IS ist ein Phänomen, das in allen Kreisen Beachtung verdient. Was mich doch eher überrascht hat, waren „praktische Anleitungen“, wie gläubige Christen Muslimen begegnen können – natürlich mit missionarischem Zweck. Ironie der Geschichte – die  beiden größten und machtvollsten monotheistischen Religion, die als einzige auf Mission ausgerichtet sind, schreiben für ihre Anhänger Bücher, wie man den jeweils anderen bekehren zu bekehren habe. Denn man sollte sich keine Illusionen machen – die Zielsetzung des Islams ist seine Verbreitung unter allen  Nichtmuslimen und Zwangskonversionen sind bis heute eine Regel im Islam. Da konnte sich unsereiner auch mal ein verschmitztes Lächeln erlauben und sich als der sogenannte Dritte „freuen“ – in der Satzung der Sächsischen Israelfreunde und der Konferenzveranstaltung ist festgelegt worden, dass Judenmission (mehr dazu – gut erklärt) nicht erlaubt sei. Tatsächlich, nach meinem persönlichen Ermessen und der Lektüre etlicher Flyer der Aussteller konnte ich nichts „Verdächtiges“ erkennen. Das Wort bzw. das Thema „evangelistisch“ fiel nur ein einziges Mal, nämlich im Zusammenhang mit einem angebotenen Büchlein eines entsprechenden Vereines, aber auch da mal wieder nichts zur Judenmission.

[Der folgende Absatz wurde nach Absprache und erneuter Recherche korrigiert.]

Eine Organisation, die mir als solche, trotz ihrer Ausführungen, doch suspekt erschien, war das Werk

Äthiopienarbeit Fassika - Stand
Äthiopienarbeit Fassika – Stand

„Äthiopienarbeit Fassika – Matthias Franke“. Ich hatte leider keine Zeit, über dieses ausführliche Informationen einzuholen. Weshalb es mir suspekt erscheint: Das eine ist eine proisraelische Thematik, in dessen Rahmen man sich mit israelisch-jüdischer Geschichte und Religion auseinandersetzt, etwas anderes ist finanzielle (oder geistige, und wenn ja, welcher Ausrichtung?) Hilfe für ahnungslose Hilfsbedürftige, welche ansonsten links gelassen werden – solche wie Juden in Äthiopien in ihren gottverlassenen Unterkünften, welche sich leider schnell überzeugen lassen von den einen oder anderen Ideen, um schnell an gute Lebensumstände oder in das Land ihrer Träume zu gelangen. Im Gegensatz zu Holocaustüberlebenden in Israel sind diese ein problematisches Publikum, und wenn jemand das ausnutzen wollte, um Missionierung zu betreiben, würde es demjenigen leicht fallen…

Ein Thema, das sehr ins Auge stach, war das der messianischen Juden (mehr dazu – gut erklärt).  In Israel selbst befinden sich etwa 80 sich als solche definierenden Glaubensgemeinschaften (Quelle: TIME, Stand 2008), welche als Juden vom Oberrabbinat und anderen orthodoxen und konservativen Strömungen nicht anerkannt werden. Einige davon sind Konvertiten oder Nachkommen von solchen, andere sind Juden, allerdings mit Partnern nichtjüdischer Herkunft verheiratet, andere definieren sich als Juden, sind es aber entsprechend des jüdischen Religionsgesetzes nicht. Mission welcher Religion auch immer ist in Israel per Gesetz verboten. Was diesen Gemeinschaften bleibt, ist offenbar nur die Unterstützung ihrer Brüder und Förderer im Ausland, und so erhalten sich die Gemeinden in Israel. Messianische Juden in Israel sind generell patriotisch eingestellt, zumeist religiös, dienen in der Armee. Während meiner Armeezeit durfte ich einige kennenlernen, und

Beit Sar Shalom-Stand
Beit Sar Shalom-Stand

selbst während meiner Arbeit bei der lokalen Sicherheit in Gush Etzion konnte ich die Bekanntschaft eines messianischen Sicherheitsmannes aus der Gegend machen. Bei meiner Nachfrage, weshalb messianische Juden und sie unterstützende Organisationen (wie Beit Sar Shalom) bei der Konferenz dabei wären, wurde dies beantwortet mit:

„Nach unserem Verständnis sind sie immer noch Juden. Wir mischen uns nicht in innerjüdische Angelegenheiten ein.“ Sei es drum, es war eine christliche Konferenz.

Die Atmosphäre

Die Besucher der Veranstaltung (bis zu 900 Teilnehmer ingesamt) brachten viel Lebhaftigkeit und gute Laune zur Veranstaltung mit. Es war für mich. auch im sozialen Sinne eine erfrischende Erfahrung, Menschen mit einem ganz anderen Charakter zu treffen, als ich es bisher von Deutschen im Land gekannt habe. Ich bin hierbei ehrlich und nehme auch kein Blatt vor den Mund – es fiel mir viel einfacher und es war auch viel angenehmer und entspannter, sowohl mit den Besuchern der Konferenz als auch im Allgemeinen innerhalb Sachsens zu kommunizieren, als ich es bisher in Großstädten in Deutschlands Westen erleben durfte. Natürlich waren auch

Ein Paar aus einer Ortschaft nahe Magdeburg kamen über Berlin mit einem Wohnwagen daher.
Ein Paar aus einer Ortschaft nahe Magdeburg kamen über Berlin mit einem Wohnwagen daher.

Besucher aus anderen Orten gekommen, solchen wie Kassel, München, Berlin und Magdeburg. Die Mehrheit machten allerdings sächsische Teilnehmer aus. Ich mag mich anhören, als würde ich eine anthropologische Studie schreiben wollen, aber das maße ich mir nicht an; ich gehe  nur von meiner Erfahrung aus, vergleiche diese und halte es hier fest. Ich habe selbst kein großes Verständnis von deutscher Politik und ihren Eigenheiten und kein Interesse, von innerdeutschen Ansichten beeinflusst zu werden. Es mag verstärkt aufkommenden Fremdenhass in Sachsen geben oder eine Attitüde, die als solche bezeichnet wird. Ich glaube an die Freiheit der Meinung und der persönlichen Einstellung einem jeden gegenüber, solange diese nicht auf Unwissen oder Indoktrinierung basieren. Auf dieser wie auch auf meiner vorherigen Reise durch Erfurt und Reichenbach durfte ich die Einwohner der neuen Bundesländer als humorvoll, selbst- und auch sonst kritisch, realitäts- und menschennah erleben, mit einem guten Spürsinn für staatliche Propaganda, mit einer einfachen Herangehensweise an das Gegenüber und mit einem Potenzial, sich politischer Korrektheit entgegenzusetzen. Natürlich ist die Herzlichkeit hier nicht annähernd der orientalisch-mediterranen ähnlich, aber ganz ehrlich – das erwartet auch niemand. Dafür kann man ja auch nach Israel fliegen! Ansonsten muss auch der religiöse Aspekt seine Rolle gespielt haben, denn außer der allerkleinsten gemeinsamen Nenner wie „Mensch“ oder „deutschsprachig“ konnte auch die Religiösität und ein mehr oder weniger gemeinsames Gottesverständnis als Grundbasis dienen. Und Gemeinsamkeiten verbinden.

Foto: W.H.
Foto: W.H.

Soweit zu meinen Gedanken.  Was meinen Vortrag betrifft, so wurde dieser im Rahmen der für jüngere Leute gedachten Vorträge seitens des CFFI (Theresia Ebert) eingerichtet, es kamen allerdings Zuhörer aus verschiedenen Altersgruppen. Meine Erklärungen und Erzählungen über die Welt der Siedler von Judäa und Samaria, die politischen Hintergründe zur „Westjordanlandproblematik“ und meinen Werdegang hatten die Vortragszeit leicht überzogen, dafür hatten die Zuhörer anschließend die Gelegenheit, mit mir persönlich

Foto: W.H.
Foto: W.H.

zu sprechen und diese Option wurde gerne genutzt. Besonders gefreut hatten mich die Fragen und Rückmeldungen der Jugendlichen und Studenten unter ihnen.

Mit dem Vortrag war meine eigentliche Mission auf der Veranstaltung zu Ende, ich hielt mich allerdings noch eine Weile des Spaßes halber auf dem Gelände auf; das Wetter war herrlich, die Landschaft grün und erfrischend und die Atmosphäre ähnelte sehr einem Volksfest. Wie schon erwähnt, war die Veranstaltung durchaus kinderfreundlich und viele brachten tatsächlich ihre Familien mit. Der nahegelegene Spielplatz neben einem kleinen

Mit Theresia Ebert (CFFI)
Mit Theresia Ebert (CFFI)

Tümpel kam dabei sehr zugunsten wurde gut genutzt.  Am Abend ging der Shabbat spät aus; was übrig blieb, war Packen, kurz draußen die frische Waldluft schnuppern und am Morgen früh zum Flughafen nach Prag fahren, über welchen ich nach Deutschland gekommen war. Der letzte Tag der 20.Israelkonferenz in Glauchau verging ohne mich.

Fazit

„Warum machst du es eigentlich?“, wurde ich von einigen gefragt – hier auf dem Blog, auch in meiner Umgebung. Dieselbe Frage habe ich an meine Gastgeber gestellt – warum macht ihr es eigentlich? Warum lädt ihr mich zu eurer Konferenz ein, was liegt euch an mir – der Siedlerin, an uns Juden und an Israel? Die simpelste Antwort, die ich bisher darauf bekommen habe, war: „Weil uns gefällt, was du machst, und wir wollen dich dabei unterstützen.“ Je mehr man sich in die Tiefe des Warum begeben würde, desto mehr Erklärungen und Interpretationen könnte man finden. Sie würden religiös, gesellschaftich, politisch ausfallen.  Manche davon würden mehr in das liberaldemokratische Schema passen, andere wären im konservativ-traditionellen Bereich angesiedelt. Nicht wenige würden wohl einen religiösen Standpunkt vertreten, den heute nur wenige in der postmodernen Gesellschaft teilen könnten. Zugegeben, bei den Sächsischen Israelfreunden und der ihnen Ähnlichen in den deutschsprachigen Ländern  handelt es sich um eine Randgruppe. Diese Randgruppe hat einige Stimmen, die sich nach außen äußern, aber im Mainstream scheint sie keine Bewegungen verursachen zu können – noch nicht, oder vielleicht ist sie gar nicht darauf ausgerichtet.

Auch das war ein Thema. Aufkleber von der Konferenz.
Auch das war ein Thema. Aufkleber von der Konferenz.

Die Aufklärungsarbeit der Israelfreunde und Co. ist Feldarbeit, es wird von Mann zu Mann (Frauen und Kinder inklusive) vermittelt, es sind kleine Kreise, die sich für diese komplexe und übermäßig belastete Thematik interessieren oder begeistern lassen, aber das Interesse ist ein Ergebnis wichtiger Vorgänge innerhalb der deutschen und christlichen Identitätsforschung und individuellen Selbstsuche eines jeden Einzelnen. Ich glaube, dass es in Deutschland nicht umsonst dieses Interesse gibt; es existiert bekanntlich eine Verbindung zwischen Deutschland und Israel, Deutschland und den Juden. In Kultur und Geschichte, im Guten wie im Schlechten sind Juden und Deutsche verbunden und aus der Geschichtsidentität des jeweiligen Landes nicht wegzudenken. Auch wenn ich mich lange Zeit dagegen gesträubt habe, es so zu sehen, leugnen lässt es sich schwer. Wie die weitere Entwicklung verlaufen wird, wo sich Deutsche, Christen und Juden treffen werden, was diesen Begegnungen entwachsen wird, kann man nicht voraussehen. Der Kontext aber, die Motivation und die Herangehensweise dieser Menschen an unsere Geschichte und Religion ist meines Erachtens hochspannend, gar faszinierend, und um dies näher zu verstehen, war mir dieser Besuch zweifelsfrei wert. Vielen herzlichen Dank an Wilfried Gotter, Theresia Ebert und Werner Hartstock für die Einladung und Durchführung.

Und jetzt geht es wieder zurück in den Siedleralltag, mit hoffentlich weiteren Reisegruppen vor Ort…

 


*Für diejenigen, die für eine Weile um die Authentizität meiner Einhaltung der religiösen Gebote gebangt haben (vielleicht habe ich mich ja von den „listigen Christen“ überzeugen lassen?), kann ich die Situation entschärfen. Ich habe, gemeinsam mit den Organisatoren der Reise (Wilfried Gotter, Werner Hartstock, Theresia Ebert), einige Anstrengungen unternommen, um den Shabbat möglichst koscher und orthodox zu gestalten. Das beinhaltete eine Absprache mit meinem Rabbiner, ein Hotel in unmittelbarer Nähe des Veranstaltungsortes, von mir selbst geprüftes und vorbereitetes Essen (oder eher vom REWE…) und auch die vollkommene Abwesenheit von Mikrofonen. Fotos wurden von Außenstehenden gemacht. Alles koscher also, ich kann mich nicht beklagen, sondern  – im Gegenteil – den Veranstaltern für die Annehmlichkeiten, die sie mir bereitet haben, von Herzen danken! Religiöse Menschen, so scheint es, verstehen sich mehr auf Respekt den anderen religiösen Menschen gegenüber, selbst wenn ihre Bräuche unterschiedlich sind. Sie wissen, wie notwendig das Seelenheil auf geistiger und physischer Ebene ist.

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12 Kommentare zu „20.Sächsische Israelkonferenz – ein Rückblick“

  1. Liebe Chaya,
    ganz lieben Dank dass Du bei unserer Konferenz dabei warst.
    Jetzt habe ich dich auch noch persönlich kennen gelernt und wenn ich auf deinem Block lese, habe ich dein nettes Gesicht vor mir.
    Schön, dich getroffen zu haben.
    Danke auch für diesen Bericht.
    Shalom Sieglinde

    Gefällt 2 Personen

  2. Liebe Chaya,

    viele meinen, der sogenannte Christliche Zionismus wäre als Unterstützung des Staates Israel nach dem Sechstagekrieg entstanden. Tatsache ist, dass der Christliche Zionismus auf die Englischen Puritaner zurückgeht. Und Arthur James Balfour, jener Balfour der gleichnamigen Erklärung, soll ein christlicher Zionist gewesen sein. Mehr dazu hier:

    https://en.wikipedia.org/wiki/Christian_Zionism

    Und 1919 wurde die British Israel World Federation gegründet: http://britishisrael.co.uk/

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  3. „Religiöse Menschen, so scheint es, verstehen sich mehr auf Respekt den anderen religiösen Menschen gegenüber, selbst wenn ihre Bräuche unterschiedlich sind. Sie wissen, wie notwendig das Seelenheil auf geistiger und physischer Ebene ist.“

    So ist es, liebe Chaya!
    Das sagt Dir eine „listige“ Christin. 🙂

    I AM. 365 Names of God

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  4. Ich habe mich auch sehr gefreut mnit einem Warentisch voller schöner Israelprodukte bei dieser Konferenz dabei gewesen zu sein und diese Konferenz einen besonderes Glanz damit gegeben zu haben. Jesus segne Dich. Herzliche Grüße vom Markus Büttner, dem Inhaber vom Israelladen En-Gedi aus Hof. siehe auch http://www.israelladen.de

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  5. Hallo liebe Chaya, danke für deinen ausführlichen Artikel zur sächsischen Iraelkonferenz. Ich persönlich gehöre zu Route 77, dem Chor und der Band, die am Samstag für die Musik und den Lobpreis verantwortlich waren. An einer Stelle würde ich dich gern korrigieren wollen: Dein Artikel zeigt ein Bild von uns, aber du hast uns dort als Chor Voicepoint vorgestellt. Nicht schlimm… Liebe Grüße und Shalom nach Judäa. Marco

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  6. Liebe Chaya,
    wieder ein sehr guter, objektiver und ausgewogener Bericht. gefällt mir ausgesprochen gut!
    Liebe Grüße aus Hamburg
    Friedrich

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  7. Tja, liebe Chaya, den Termin habe ich leider verpasst – keine Zeit. Dafür besuche ich den Israel-Kongress in Frankfurt am 19.6., was hoffentlich auch viele spannende Gespräche ergibt. Der israelische Botschafter kommt, Alex Feuerherdt und Tuvia Tenenbom wird ja da sein…das wird sicher ein Spaß! Ich werde berichten.

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