In den Hügeln – Wanderung

Für die Vorbereitung meines Exkurses über den Patriarchenweg im Gusch Etzion, der in biblischer Zeit bis ins römische Imperium hinein eine Hauptverkehrs- und Pilgerstrasse zwischen Hebron und Jerusalem darstellte, bin ich heute mal diesen Weg nachgegangen, auf einem Pfad, den mir vor zwei Tagen ein sehr guter Freund, Zwi Friedberg, aufgezeigt hatte. Der Pfad verläuft parallel zum Patriarchenweg, nur einige Terrassen tiefer.

20141229_161032Das Wetter fiel heute ausgesprochen gut aus; sonnig, angenehm. Außer in Ferientagen ist diese Wanderstrecke generell nicht sehr bevölkert; hier und da fahren einzelne Autos entlang, oder man trifft auf einen Jogger und es ist still, wenn man von weiter entfernten Geräuschen von Stimmen aus dem Kibbutz Rosh Tzurim absieht, der sich auf dem Berg gegenüber dem Patriarchenweg befindet, mit einer imposanten Steinmauer umgeben, wie eine kleine Festung.

Ich war erst am späten Nachmittag aus dem Haus gegangen – später Nachmittag heißt vier Uhr nachmittags, hier geht die Sonne recht früh unter.
Das Gras leuchtete grün im untergehenden Licht. Auf meinem Weg passierte ich antike Ausgrabungen aus der Zeit des Zweiten Tempels – noch ein Hinweis auf die zentrale Bedeutung dieser Straße (dazu später mehr).

10888663_10153119501066842_7881095325648908074_nDie Sonne erreichte schon schnell die Berghänge – letzte Gelegenheit für’s jüdische Nachmittagsgebet, Mincha. Natürlich Richtung Jerusalem, das man hinter den hohen Hügelabhängen nur vermuten kann.

Die raren Bäume, die die Terrassen auf den Hügeln schmücken, sind Eichen.
Eichen? Auf Hebräisch „Alon אלון“ genannt, sind diese Eichen gänzlich anders, als man sie von Europa gewohnt ist. Klein, buschig, stachelig, und eines der wenigen Baumarten, die zu diesem Klima und zu dieser Landschaft ursprünglich gehören.

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20141229_165650Je tiefer ich die Terrassen heruntersteige, desto strenger wird der Geruch. Wieso?
Der Pfad wird allgemein von Ziegenherden genutzt, die hier mit ihren Hirten aus den arabischen Ortschaften drumherum vorbeiziehen.
Leider keine angetroffen auf meinem Weg.Mond über den Felsen

Kurz bevor ich am Ende des Pfades, am Einfahrtstor zur Siedlung Neve Daniel, ankomme, erklingt noch etwas sehr Charakteristisches für diese Gegend: Der Mu’ezzinruf, aus Nahalin und Beyt Zakariya, zwei arabischen Dörfern, die sich in Sichtweite von mir befinden.


20141229_170107Zwei Jungs aus Efrat sitzen oben auf dem riesigen Kreidefels und fragen, ob ich auch tatsächlich die ganze Strecke zu Fuß gelaufen bin…
Klar doch, ist ein Kinderspaziergang! 😉

Heim nimmt mich eine Fahrerin aus Neve Daniel mit.
Ach, diese ‚Siedlerautos‚ mal wieder…

12 Kommentare zu „In den Hügeln – Wanderung“

  1. Klar wenn die da ihre Ziegen und Schafe weiden lassen, da wächst nicht viel mehr. Die Viecher verbeißen das junge Grün im Frühjahr und so ein Baum sieht nach 20 Jahren immer noch aus wie ein Bonsai.

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    1. Hehe, das junge Gruen kommt im Winter und es gibt genug davon. Ob die Ziegen auch die Eiche abfressen, weiss ich nicht, aber diese Sorte von Eichen wird weder hoch noch besonders breit, du siehst ja die Blattform auf der Nahaufnahme….

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  2. Ja, die Verbotsschilder kenne ich. Als ich im vergangenen Jahr mit dem Auto durch die Gebiete gefahren war, waren sie mir das erste Mal bewusst aufgefallen. Wohl auch deshalb, weil ich mal einen anderen Weg von Jerusalem nach Eilat nehmen wollte als gewöhnlich. Das war eine insgesamt aufregende Fahrt. Ich war vor Gusch Etzion abgebogen und in eine riesige Fahrzeugkolonne geraten, die sich langsam einen Berg hinaufbewegte. Ich hatte vermutet, sie alle, viele Hunderte, würden ein Volksfest besuchen. Es war tatsächlich die Beerdigung eines sehr bekannten Rabbiners.

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    1. Hi, es gibt Kontakte, meist zufällig – so wie solche Hirten oder Plantagenbesitzer, oder Arbeitskontakte, wenn Bewohner der Dörfer irgendwo in den Siedlungen arbeiten, oder beispielsweise im zentralen Supermarkt. Generell gibt es keinen „Besucherverkehr“, weder von der einen, noch der anderen Seite, es sei denn, es sind private Kontakte. Aber es herrscht für Israelis/Juden auch Eintrittsverbot in die meisten der als A-Gebiet abgehandelten Ortschaften; was auch deutlich mit einem Schild vor der Einfahrt gemacht wird. Das gibt es übrigens bei jüdischen Ortschaften nicht, obwohl man in einige als Araber nicht mit Auto hineinfahren darf, sondern von der Sicherheit gebeten wird, vor dem Eingang zu parken und zu Fuß weiterzugehen.

      Bei uns beispielsweise gibt es die Plantagenbesitzer, die einige von meinen Nachbarn kennen, und die schon jahrelang hier ansässig sind, und es eine Art Bekanntschaftsgrad gibt, aber es gibt keine aktiven Austauschbeziehungen.

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  3. Konntest Du darauf vertrauen, dass schon ein Siedlerauto vorbeikommen wird? Oder wärst Du sonst in der Dunkelheit zurück gewandert?

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    1. Hey, ‚Siedlerauto‘ in Anführungszeichen, noch immer, ich wollte keine neue Marke ins Leben rufen 😉
      Es fahren auch um 3 Uhr nachts Autos auf der Straße, die dich ggf. mitnehmen können, natürlich auch um die normale Abendzeit.

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      1. Auf dem Golan war das nicht immer so sicher, dass man mitgenommen wird. Da gab es allerdings auch kaum ‚Siedlerautos’… ich habe auch meistens Anhalter mitgenommen – bin allerdings auch ein paar Mal ganz schön reingefallen… steht ein junger Mann da, ich halte an, kommen noch fünf aus dem Gebüsch und quetschen sich in meinen Kleinwagen…. bergauf war das dann schon ein Problem…

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